Im Südzipfel Graubündens waren noch ein paar Bahnhöfe ohne Foto (und eins war falsch, wie sich herausstellen sollte). Bis dahin ist es von Wil aus ungefähr die längste Fahrzeit im Inland, die man noch ohne Kreise und Umwege zu fahren, hinbekommt. Meine Marschtabelle war wie folgt: Abfahrt 05:56 ab Wil, 11:25 Ausstieg in Cadera, hinablaufen bis Poschiavo, weiterfahren bis Campocologno, von dort wieder retour laufen bis Miralago und wieder heimfahren. Ein gutes Buch (David Baldacci: Zero Day) hatte ich dabei und die Strecke kannte ich eh schon aus 2016 (Sommer / Winter) und vorher.
In Wil waren es 4°C, auf dem Weg zum Bahnhof hab ich ein Zehnernötli gefunden, bis Chur wurde es auch nicht viel wärmer. In den morgendlichen Zügen am Wochenende sind immer übernächtigte Partygänger zu finden.
Allegra links und Schnee hinten. In Pontresina aber trocken und schneefrei.
Ab Bergün/Bravuogn lag gut Neuschnee und das ging bis zum Albulatunnel weiter so mit dem Schnee. Danach im Oberengadin war es schon ein rechter Frühling ohne Schnee, weiter hinauf bis Ospizio Bernina hatte ich mich geärgert, die Sonnenbrille vergessen zu haben. Ab Alp Grüm war es blauer Himmel und sonnig, sogar warm, aber windig.
Zack, bei Alp Grüm kehrte das Wetter komplett ins Gegenteil. Wie immer, wenn ich hier bin.
Der Lago di Poschiavo von weiter oben gesehen.
Am Lago Poschiavo war ich sonst immer nur vorbeigefahren, heute hab ich da sogar noch einen Cache gesucht, wurde aber nicht fündig. Steinmauern, igitt, egal welche Grösse die Steine haben. Zwischendurch kamen mir zwei Wanderer entgegen, fast die einzigen Menschen, denen ich heute begegnet bin. Ich meinte “buongiorno”, sie meinten “grüessech”. Die Zivilisation verfolgte mich also, wenn auch langsam 😛 Item, in Le Prese hab ich festgestellt, dass da jemand anderes ein falsches Bahnhofsfoto hochgeladen hatte. Das wäre einfach zu erkennen gewesen, weil schon das Schild an der Farbgebung eindeutig SBB war und nicht RhB. Also hab ich das auf Twitter gemeldet und kurze Zeit später konnte ich das korrekte Foto hochladen. Eins mehr in meiner Sammlung 🙂
Val di Poschiavo, beim Abstieg.
Weil’s so schön war. 1kV Gleichspannung oben und Meterspur unten und der Lago di Poschiavo hinten.
Hm. Scheint fischgeeignetes Wasser zu sein hier.
Schlittschuhe vergessen in Le Prese.
Beim Abstieg von Cadera lief ein grösserer Hund mit mir mit, ohne dass ich ihn drum gebeten hätte. Ich hab ihm am Anfang deutlich gezeigt, was ich von ihm halte, dann kam er mir nicht mehr zu nahe. Lustigerweise hab ich nach einem halben Kilometer Pfiffe von hinten gehört, die dem Hund galten, die nur dieser nicht hören wollte. Ein paar Minuten später kam der Hundehalter mit dem Auto (klar, wie sonst) angefahren und hat den Hund eingesackt.
Da ich fix unterwegs war, hab ich sogar noch einen Rückzug eher geschafft als geplant. Gleiche Strecke, gleiche Umstiege, einfach ein paar Seiten weiter im Buch. Zu Hause zu lesen wäre ja langweilig.
Lago di Poschiavo von Norden.
Lago di Poschiavo von Süden.
Blauer Himmel, Schneegipfel, Palmen. Wie im Tessin, aber doch noch irgendwie anders.
Ich schwöre, ich hab NICHT auf den Zug gewartet. Aber wenn er schon mal über das Viadukt fährt, dann mach ich das Foto auch.
Wer mal wissen will, wie stark der neue FV-Dosto schaukelt, kann einfach (bis 2021 noch) im alten Albulatunnel fahren, das ist ziemlich genau dasselbe Fahrgefühl. Arbeiten am Laptop ist sehr lästig, aber eine Quöllfrischdose fällt zumindest nicht um.
Der grobe Plan: von Morges am Lac Léman nach Le Brassus hinten im Val de Joux, Übernachtung dort irgendwo, am nächsten Tag weiter bis nach Neuchâtel und von dort wieder umsteigefrei heim.
Das sieht ein bisschen chaotisch aus, hat aber wieder Bahnhofsfotos dahinter.
Tags zuvor hatte ich noch ein airbnb-Zimmer am Lac de Joux angefragt, aber die haben sich nicht innert nützlicher Frist gemeldet, also hab ich auf Zelt umgestellt, dem Zeltplatz in Le Rocheray Bescheid gegeben, dass ich komme und mich für den nicht ganz so warmen Schlafsack entschieden, also nicht den von der Islandtour im Camper.
Die NZZ hatte ich gleich ganz im Briefkasten vergessen, aber ansonsten hat nichts gefehlt. Laut Wettervorhersage war Schnee angekündigt, also war ich auch mental darauf eingestellt, aber rein technisch nicht weiter vorbereitet.
07:04 war ich im Dosto, hatte mir vorher noch Frühstück am Bahnhof geholt und hab erstmal festgestellt, dass die Stellplätze unterschiedlich lang zu sein scheinen. Aber immerhin erstklassig. Nervig war (ist mir in Wil noch nie passiert), dass der Zug statt auf Gleis 2 auf Gleis 4 abfuhr. Da hat man einmal den Rohloffrollkoffer dabei und dann sowas. Das ebenfalls anwesende Militär musste auch verlegen und hat auch geflucht. Bier ist halt schwer im Koffer.
Die Stellplätze im FV-Dosto kamen mir eigentlich länger vor. Aber passt ja trotzdem und ist erstklassig.
Umstieg in Zürich, ein anderer Liegevelofahrer war da auch grad am Umsteigen, man lächelt sich wissend zu, obwohl man sich nicht kennt.
Ab Neuchâtel wurde es sonnig und in Morges bin ich etwa gegen 10:30 Uhr gestartet, nachdem ich mich (wie schon öfter hier) im Coop eingedeckt hatte. Es wurde sehr schnell ländlich, war aber weiterhin belebt. Die Landi hatte eine Einbahnstrassenregelung, die sich auch am Samstag wirklich anzubieten scheint, weil die Leute mit Kind und Kegel das komplette Sortiment dort rausgeschleppt haben. Später bog ein Misttransporter direkt vor mir ein und bei dessen Duft habe ich mir das Windschattenfahren gespart. Es wurde sonnig warm, von Schnee und überhaupt Niederschlag war nichts zu ahnen.
Vufflens-Le-Château, ganz überraschend und ausserdem relativ warm.
Irgendwo bei Reverolle.
Kühe, ne Bahnstrecke, wie überall halt.
Wo krieg ich Ketten her? Sonst passt das doch schon ganz gut.
Der Waffenplatz Bière scheint recht bekannt zu sein, für mich sah das eher aus wie ein Waffenplatz (= eine Kaserne plus TrÜbPl in meinem Verständnis) plus ein angegliedertes Dorf. Es war alles extrem leer dort am Samstagmittag, Geschäfte geschlossen, kaum jemand zu sehen. Merkwürdige Stimmung, aber sei’s drum. Windschattenfahren nach vorherigem Überholenlassen durch ein Rennvelo ging auch, mein Vehikel hat ungefähr die fünffache Masse. Die Aussicht war immer gut 🙂
Gute Aussichten nach Bière aus der Verfolgerperspektive (Schuhe vorn beachten).
Bière-Casernes.
Wehrmänner. Das ist diskriminierend. Ich will auch Wehrmännerinnen da sehen.
Sobald sich der Himmel zuzog, wurde es jeweils wieder kalt. Wie soll man denn mit zu kalten Fingern und nur einer Hand eins der sechs gekochten Ostereier schälen, gopfertaminomol? Hinter mir gab es wie immer eine Krümelspur und natürlich sind gekaufte gekochte Eier viel effizienter durch Massenverarbeitung.
Über mir stieg kurz vor L’Isle ein Segelflieger in den Himmel. Bzw. eigentlich wurde er ja gestiegen und war daher auch gar nicht so geräuschlos. Ich war schon die ganze Zeit im Regionalen Naturpark Waadtländer Jura (Parc naturel régional Jura Vaudois) unterwegs, hab es nur gar nicht gemerkt, aber vielleicht war es ja drum so still. Vielleicht gibt es Lärmvorschriften für Menschen. Ab Apples bis L’Isle war alles flach, dort war ich 14:15 und habe 20 Minuten Pause eingelegt, inklusive einem warmen Zopf (9 Fr. für 540g) und Himbeerkonfi (6 Fr.) vom lokalen Beck. Nein, ich habe ihn nicht gleich ganz aufgegessen, aber er war sehr gut. Pause war im Schlosspark, auch dort so gut wie keine Menschen.
Warmer (!) Zopf, huusgmachti Komfi und ein koffeinhaltiges Süssgetränk.
Hier war Mittagspause (Velo sichtbar).
Ein Kanal in die andere Richtung, Angeln verboten.
Danach kam geplant der Col du Mollendruz auf 1184m hoch, innerhalb von anderthalb Stunden war ich gemütlich hochgefahren mit etwa 400 Höhenmeter pro Stunde, auch sehr verkehrsarm, trocken und sonnig. Nebenbei gleich die ersten Bahnhofsfotos hochgeladen.
Hö! Wo stell ich jetzt das Ottermobil ab? Aber Verbote gibt’s ja nur da, wo das Selberdenken häufiger mal aufgehört hat. Wer hat denn hier mal Panzer parkiert?
Zack. Auf Passhöhe, sonst nix los hier.
Oben dann Jacke drüber und wieder runtergerauscht, in der Erwartung, dass es ja unten wieder wärmer werden würde. Aber nix da, in Le Pont war es noch deutlich kälter als oben. Irgendwie fiel mir da auch entfernt wieder ein, dass der See (auf 1004m) wegen seiner Lage in einem abgeschlossenen Hochtal im Winter immer zufriert (SRF-Video). Grosses Kino, das versprach ja schon angenehme Temperaturen zum Zelten. Die Stimmung in Le Pont war aber schon sehr schön, in der späten Nachmittagssonne, die aber auch nicht mehr wärmen konnte, an der Uferpromenade.
Und schon wieder unten in Le Pont am Lac de Joux.
Brrr, kalt hier.
Am Nordufer ging’s weiter bis ans westliche Ende des Sees und noch weiter, dahin, wo viele teure Uhren hergestellt werden (Blancpain, Jaeger-LeCoultre, etc.) Aber da Samstag war, war auch dort alles leer und tot, nichts tickte. Zwischendurch hatte ich unterhalb meines Campingplatzes* schon die Stimmung am See genossen, in fast absoluter Ruhe, mit einem leichten Wellenplätschern und dem extrem lauten Echo des Rufs eines Wasservogels.
*auch toll, wenn man beim Fahren denkt “ach, hier könnte ich doch eigentlich gut das Zelt aufstellen?” und dann ein Schild kommt “Camping verboten”
Rechts hinterm Hügel der Lac de Joux, hier die 7er-Veloroute. Ideal zum Zelten eigentlich.
Jawoll, fast Totenstille hier, keine Menschenseele weit und breit. Gleich am Campingplatz.
In Le Sentier gab’s einen riesigen Kebab, der viermal so teuer war wie das Bier dazu. Hm. Die ticken doch nicht richtig hier im Tal.
Der Campingplatz war bei meiner Ankunft schon geschlossen, es war aber alles gut zu finden und auch die Preise waren vorher klar. Gegen Mittag hatte ich per Mail schon eine Bestätigung über meinen Besuch bekommen — danke an Ursula Bachmann, deren Name sicher nicht aus dieser Region kommt.
Es wurde kälter. Zelt aufgestellt, Duschen, ins Bett und Notizen machen und dann schlafen. Tagesbilanz 6.5h Fahrzeit, 90km, 1400 Höhenmeter. Das geht schon in Ordnung mit 14kg Gepäck plus/minus Essen. Beim Zeltaufstellen (Zelt zuletzt bei der Solar Challenge in Südafrika benutzt) kamen gleich noch Erinnerungen hoch: ich musste mir doch den Wecker stellen, weil ja kein Team Nuon mit ohrenbetäubender Musik wecken würde.
Okay, es waren doch noch andere Camper da.
Morgens: Frost überall.
Gegen 04:30 wurde es unangenehm kühl, gegen 06:30 Uhr bin ich dann doch aufgestanden und erstmal für die Morgenstimmung zum See runtergelaufen, auch um warm zu werden.
Super-Morgenstimmung am Lac de Joux, bevor die Sonne über den Hügel rechts kommt.
Ich hatte mich noch gefreut, dass immerhin keine Feuchtigkeit vom Zelt tropfte. Ja Kunststück, war ja auch komplett gefroren, das nasse Handtuch vom Vorabend konnte ich bequem in die Ecke stellen. Der Rauhreif bröselte nur so vom Zelt, vom Liegesitz und von vielen anderen Sachen. Naja, Nacht überstanden.
Sieht wärmer aus, als es ist. Gleich rechts dahinter die Bahnstrecke.
Weil die Strecke von Le Pont bis Rocheray jetzt nicht so speziell war, bin ich planmässig auf den ersten Zug um 07:44, der mich dann bis nach Vallorbe gefahren hat (wo in den Kalkstein-Grotten ein Grossteil des Seewassers, das den See unterirdisch verlässt, wieder raufkommt). Im Zug war’s warm und los ging die Fahrt abwärts bis Bussigny kurz vor Lausanne.
Die Orbe in Vallorbe. Frostig kühl hier morgens um 08:15.
Abfahrt nach Bretonnières, sehr angenehm zu fahren.
Routing im Tal, hinten/oben Cossonay (mit Funiculaire/Standseilbahn).
Interessant war die doppelgleisig ausgebaute Strecke und auch, dass es da Regio-Züge und S-Bahnen gibt, die von Vallorbe bis nach Villeneuve (am oberen Ende des Genfersees) durchfahren. Warum mich das interessiert hat? Für ein Meeting in Rom hatte ich in Erwägung gezogen, den italienischen Nachtzug Thello von Rom zurück in die Schweiz zu nehmen, nur hält der nach Mailand erst wieder in Dijon, durchquert aber wohl die Schweiz (Domodossola, Simplon, Martigny und dann eben bis Vallorbe, meine Vermutung).
Das Fahrgefühl war wie in Neuseeland, leicht hügelig und leer und ich hab mir zum Aufwärmen mehr Steigung gewünscht. Nur der TGV, der rechts auf der Strecke an mir vorbeifuhr, hat mich aus meinen Illusionen gerissen, die ich durch Linksfahren auch mal perfektioniert hatte.
In Croy-Romainmôtier gab’s aus dem Lavazza-Automaten erstmal einen “Kaffee”. Kann man machen, in letzter Zeit sind Selecta, Lavazza und ich eh schon zu dicken Freunden geworden. Bis Arnex bin ich dann spontan auch mal im Stadler mitgefahren und habe mich über ein Feld auf eine eigentlich nicht für Velos gedachte Nationalstrasse geroutet. Viel weniger Höhenmeter und gar kein Verkehr und Platz ohne Ende.
Endlich angekommen in Bussigny gab’s dort in der erbarmungslos niederbrennenden Sonne eine lange Mittagspause mit Kaffee aus dem Migrolino, bevor ich eine der langsamen S-Bahnen genommen habe. Hier wäre Kurze-Hosen-Wetter gewesen.
Bis Yverdon ging es fix weiter, so dass ich von dort gleich noch den Bonustrack bis Six-Fointaines (Richtung Sainte Croix) abgefahren bin. Zurückzu dann auf Betonwegen durch lauschige Wälder, nur unterbrochen von (wie immer) scheuenden Pferden und einem friedlichen Hund, der mich etwa auf Kopfhöhe begutachtete und beschnupperte und erst durch ein energisches reste! zur Raison gebracht wurde.
Schon die ganze Zeit wusste ich, dass der harte Teil bis Neuchâtel noch kommen würde — Höhenmeter und Gegenwind. Ich hab’s überstanden, die Aussicht hat teilweise entschädigt, aber nicht vollständig.
Gegenwind am Lac de Neuchâtel.
Bahnlinie (links Neuchâtel, rechts Yverdon), See und eine Datenbohrinsel vom Bundesamt für Statistik, weil Daten ja das neue Erdöl sind.
Aber so sieht der Neuenburgersee wie ein Meer aus. Vom Wind her stimmte es auch.
Das Ende der Tour war 17:20 in Bevaix, weiter mit dem Zug nach Neuchâtel und dann ab 17:59 nonstop heim, 20:25 in Wil. Regen ab Olten! Schnee daheim! Da hab ich doch die spontane Tour genau richtig gemacht. Im Zug waren noch zwei Rennvelofahrer, die im Tessin zwei Tage herumgekurvt sind.
Bei mir am Sonntag: 100km, 700 Höhenmeter, 06:06h Fahrzeit heute, ich bin immer gemütlich unterwegs, was mich aber nicht von >60km/h Spitzengeschwindigkeit abhält. Es fährt sich mit soviel Gepäck einfach sehr stabil.
Der Trainingszustand ist genau dann akzeptabel, wenn nach 3h Zugfahrt die letzten Meter hinauf in die Wiler Altstadt auch nicht mehr stören.
Man suche… (der Erdhaufen auf der Strasse kommt von meinem Einschlag).
Es gibt echt so Deppen, die sind zu faul, direkt neben ihrer Weide Pfosten für den Elektrozaun in den Boden zu schlagen. Stattdessen knüpfen sie ihren Elektrodraht direkt an die Strassenbegrenzungspfosten zwischen Strasse und Fuss-/Veloweg (Tüfrüti bis Gähwil). Das ist schon schick, wenn man da mit 35km/h vom Veloweg links nach rechts auf die Strasse wechseln will und dann tangential in den unsichtbaren Draht reinfährt, der zu stabil ist, um aus diesem Winkel zu reissen. Die Notbremsung wurde ein Stoppie und ausser einer Knieabschürfung ist zum Glück nichts weiter passiert.
Nach ein paar Minuten kam ich nochmal zurück und hab den Draht einfach erstmal abgenommen und auf den Boden gelegt, das reduziert mindestens das Risiko. Fotos entsprechend auch gemacht.
Nach der Heimkehr hab ich gegen 11:30 Uhr die Gemeinde Kirchberg mit Fotos angeschrieben, mit der Bitte, dass sie den entsprechenden Landwirt/Betrieb kontaktieren sollen. Da sollte normalerweise gar kein Draht sein und wenn es absolut nötig ist, dann bitte mit Hinweisschildern und vor allem flächig sichtbarem Draht. Woanders haben sie dazu einfach Stoffknoten an die Drähte gemacht oder (300m weiter) gelb leuchtende Flachband-Drähte genommen. Falls der Draht nicht weg kommt, hätte ich entsprechend Anzeige erstattet.
Die Antwort kam schon 15:30, dass man über den Werkhof den Betrieb kontaktiert hätte, dass das auch aus Sicht der Gemeinde grobfahrlässig und so nicht zu tolerieren sei. Der Draht sei entfernt. Na geht doch, es reicht auch wirklich, wenn einer auf die Fresse fliegt. Bei Grobfahrlässigkeit zahlt bestimmt deren Betriebshaftpflicht nicht oder geht dann in Regress 🙂
Und nebenbei: wenn man vor der Fahrt den Ausleger am Liegevelo nur um einen halben Zentimeter rauszieht, gibt das heftigen Muskelkater hinterher. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich hatte zwar gestern geschrieben, dass die TB Wil jetzt die ganze Altstadt “zwangsverglasen” und sie uns deswegen anschliessen würden, das stimmt aber so nicht. Das ist nur das, was die Elektriker wussten. Die werden von den TB Wil beauftragt, aber letztere machen das wohl mitnichten so. Zumindest ist das der letzte Stand, den ich grad vom Vermieter erfahren habe. Ich hatte mich zuvor bei der Verwaltung gemeldet, dass ich schon mal gern Glasfaser hätte (mehrfach), die haben das an den Eigentümer weitergeleitet, der hat es wiederum kurz danach bei den TB Wil beauftragt und diese haben dann die In-House-Verkabelung durch die Elektriker in Auftrag gegeben. Also alles so, wie es zu erwarten ist 🙂 Vielen Dank an den https://finnshop.ch unten im Haus.
Ich hatte jetzt schon eine ganze Weile bei meinem Vermieter lobbyiert, dass wir endlich Glasfaser/FTTH in die Wohnung bekommen. Die TB Wil haben die gesamte Stadt und auch die Altstadt inzwischen erschlossen, nur eben noch nicht in die Wohnungen.
Ankündigung per Anschlag und Einwurf.
Letzte Woche kam der Hinweis per Türaushang und Briefkasteneinwurf, dass es Di/Mi diese Woche angeschlossen und verlegt werden sollte. Da ich der Einzige bin bei uns im Haus, der so flexible Arbeitszeiten hat, bin ich halt daheim geblieben und hab die Elektriker (eigentlich ja Glaser?) überall reingelassen, weil ich die Schlüssel der Nachbarn bekommen habe.
Am Dienstag waren sie schon früh nach meiner Velorunde vor der Tür (statt erst 13:30 Uhr) und ich hab sie gleich da schon eingelassen. Was tut man nicht alles für Bandbreite. Vor ziemlich genau sechs Jahren hatte ich in Uzwil schon FTTH bekommen, 2010 in Trondheim hatten sie das grad verlegt, als ich da gewohnt habe, 2005 in Australien und 2006 in England musste ich selbst aktiv werden, um die Vermieter zu Breitband zu bewegen. Hier in Wil geht die Verkabelung wohl von den Technischen Betrieben aus, weil die das Koaxkabel abschalten wollen und drum alles “zwangsverglasen”.
Drei Elektriker am Schauen.
Nach der Mittagspause haben sie tatsächlich um 13:29:58 wieder geklingelt 🙂 Ihre Arbeit ist ziemlich nervig in den Altbauten: Zugdraht einführen in jegliche Löcher in der Wohnung und schauen, wo der wieder rauskommt, dazu noch nach Zitrone riechendes Schmiermittel.
Das alte Koaxkabel kann weg.
Verkabelung im Flur.
Es war genügend Faser da.
Auf der langen Glasfaserrolle haben sie ein Kabel (?) mit vier Glasfasern drin, an einem Ende schon fertig mit der Dose verbunden. Das andere Ende wird dann im Heizungskeller noch im Hausanschluss angeklemmt, der jetzt auch neu ist.
An einem Ende sind die Faserspulen gleich mit einer Dose vorkonfektioniert — sehr dünne Fasern, gleich vier davon.
Alle Löcher in der Wohnung wurden ausprobiert.
Ich war froh um meine Dual-WAN-Konnektivität (Kabel und 4G), da konnte ich nämlich unterbrechungsfrei weiterarbeiten. Die Techniker hätten auch Kurzfilme synchronisieren können vom Text her: “äs isch nüme wiit”, “s chunnt grad”, “i has”, “bi grad fertig” und häufiger ein erleichtertes “joo”, zwischendurch mit Gleitmittelverwendung.
In der Wohnung in der 1. Etage, die ich jetzt auch zum ersten Mal gesehen habe, hatten sie grössere Probleme bei der Verlegung. Also dass die 1639 beim Hausbau nicht einfach Leerrohre verlegt haben? Das ist doch Zukunftssicherheit?
Am Mittwoch um 07:28 wurde wieder geklingelt. Sie haben sich sogar entschuldigt, dass sie so früh schon da seien, aber wer mir Bandbreite bringt, ist doch jederzeit willkommen 🙂
Preislich ist das ganze auch okay: 90 Fr. für einen Gigabit-Anschluss im Monat (gegenüber 60 Fr. für 40 MBit/s jetzt) sind angemessen. Das ist nicht das günstigste Angebot auf dem Markt: Salt wirbt mit 10GBit/s für 40 Fr. im Monat. Aber: ich habe ja gar keine Wahl, sondern muss den lokalen Monopolisten nehmen. Andererseits: das Geld bleibt in der Region, die TB Wil liefern ja jedes Jahr Millionen an Gewinn an die Stadt Wil ab*– von dem her spielt es für mich keine Rolle, ob ich das als Steuern oder als Umweg über den Netzbetreiber zahle. Solange es so problemlos funktioniert, zahl ich das gerne. Ansonsten würde es an die Swisscom gehen oder an UPC (Liberty Global) und da wäre das Geld lokal aus der Region verschwunden. Die Gebühr für das Standard-TV-Angebot von 17 Fr. im Monat ist da auch noch mit drin.
*die Komponenten kommen z.B. von optonet.ch, einem mir bisher unbekannten Opto-Komponentenverteiler aus dem nächsten Dorf Zuzwil; 2017 hat die Stadt Wil 5 Mio Fr. Gewinn gemacht, dazu hat TB Wil 6.6 Mio Fr. beigetragen, siehe Geschäftsberichte.
Jedenfalls läuft es jetzt einwandfrei. Ping 2ms, 40 MBit/s symmetrisch und TV dazu geht auch. Upgrade auf mehr Speed folgt wohl noch 😀
Also ein bisschen anders war das Ziel heute doch, aber nicht weit von Zweisimmen entfernt. Nach 75km hatte ich keine Lust mehr, wie gestern angedeutet noch nach Zweisimmen zu fahren.
Die anderen beiden Gäste, die gestern noch im Hotel ankamen, haben sich natürlich für das Liegevelo interessiert, es war ja auch sonst niemand da zum Quatschen. Hab ihnen das also so gut wie möglich auf Französisch erklärt und sie haben natürlich auch dieselben Fragen gestellt wie alle anderen Leute auch (confort? visibilité? long parcours? etc.) Als ich meinte, dass ich nur cent kilometres heute gemacht hätte, haben sie etwas ungläubig geschaut, aber ich hab ja nicht gelogen.
06:50 klingelte der Wecker, mit lautem cleats-klack-klack-klack bin ich die 50 Stein-Treppenstufen hinuntergelaufen und hab mir ein rudimentäres Frühstück eingeworfen. Reguläres Frühstück wäre erst ab 08 Uhr möglich gewesen.
Abfahrt frühmorgens in Lavey-Village, sehr gute Unterkunft.
Fahrt morgens Richtung Bex.
07:34 war ich schon in Massongex (hatte noch kein Bahnhofsfoto, was will man sonst da?) und bin dann das brouter-Routing ignorierend über die laut Karte und Realität vorhandene Rhône-Brücke gefahren, dabei 2km kürzer als das Routing. 07:45 war ich in Bex und dort ging um 08:04 der Zug Richtung Villars-sur-Ollon. Skifahrer stiegen ein und stellten ihre Ski/Boards hin, während ich ja schon drin war. Genug Platz war vorhanden. Ab Bévieux ging es als Zahnradbahn weiter, rauf von etwa 400m bis auf 1250m nach Villars.
Schönes Grün 🙂
Pah, wer geht denn Skifahren zum Col-de-Bretaye?
Kurzer Umstieg, erstmal gefragt, ob ich mit dem Velo in die Bahn nach Col-de-Bretaye kann und als das mit “oui, naturellement” zu meiner (erwarteten) Zufriedenheit beantwortet worden war, hab ich noch meinen SwissPass gezeigt (Sichtkontrolle! Ha! er hatte RFID-Augen?) und bin eingestiegen. Kurz danach merkte ich, dass mein Routing so noch nicht möglich war: Schnee statt Wege und ich hatte weder breite Pneu noch Spikes. Aber halb so wild, die Bahn fährt ja im Viertelstundentakt, also hab ich oben das Bahnhofsfoto gemacht und bin dann gleich wieder runtergefahren. Die Stationen an der Strecke gingen auch mit Tele sehr gut, so dass die Panoramafreiheit kein Problem sein sollte. Die Fotos dürfen wegen Lizenzgründen nicht von Bahngelände aus gemacht werden.
Ups. Das wäre meine Route gewesen. Keine Spikes drauf.
Aber hey, gute Aussicht vom Col-de-Bretaye.
Die Abfahrt ab Villars war dann schnell erledigt und auch teilweise recht steil, aber sehr schön. Ich bin abseits der Strasse direkt zum Fluss runtergefahren und dort im Tal abwärts. Zwei unabhängig funktionierende und standfeste Bremsen sind absolut notwendig bei teilweise >25% Gefälle über längere Streckenabschnitte. Ohne Bahnhofsfotos wär ich hier niemals auf die Idee gekommen, durch das Tal zu tingeln.
Abfahrt nach Bex, Fotostop.
Aussicht ins Tal. Keine Ahnung, wie der Berg heisst.
Ha! Gestern schon Fichtenmopeds gehört.
Abfahrt nach Fontannaz-Seulaz, mehrere Kilometer mit teilweise >25% Gefälle.
In Bex rief mich um 11 Uhr die Nachbarin von daheim an wegen ein paar Abklärungen. Es gibt am Dienstag Glasfaser 🙂
Der Spruch zum Wallis “Ins Herz gemeisselt” trifft es recht gut, klasse Werbekampagne. Irgendwo hatte ich aber eh schon eine ganze Weile vorher die Kantonsgrenze VS-VD überschritten, was wiederum für die mehrheitlich gesprochene Sprache noch keinen Unterschied machte. Die Hunde bellten immer noch bonjour und hatten zwar erst Anlauf auf mich zu und dann am Ende doch Schiss, die letzten 50cm noch zu machen.
11:56 ging’s in Aigle aufwärts nach Les Diablerets auf etwa 1200m. Ich hab ab 11:35 Uhr noch den Coop Pronto erleichtert und war dann gut verpflegt unterwegs. Immer wenn die Hunde kamen, hatte ich aber grad kein Würstchen parat, das muss ich mal noch anpassen.
Relativ verkehrsarm hier zwischen Bex und Aigle.
Wieder mal wegen Sonne vollvermummt unterwegs.
Weil ich wieder Höhenmeter vermeiden wollte und den Fahrplan kannte, artete das Fotospielchen für den Bahnhof Les Echenards in Stress aus. Erst 50 Höhenmeter aufwärts und dann 70 abwärts, immer mit der Uhr im Blick, weil der Zug zurück nach oben um 13:37 fahren sollte. Aber 70 Höhenmeter abwärts in zwei Minuten sind kein Problem. Zug erwischt und wieder rauf bis Les Nicolets und von dort die Panoramaroute nach Saanen (mit noch ein paar Bahnhöfen am Ende).
Wunderschön ruhig, am Anfang 300 Höhenmeter hinauf, dann auf 1445m auf der Passhöhe eine Pause gemacht. Es war alles da: Cabrios, Motorräder, Rennvelos, Liegevelo und hinter mir parkierte grad ein Raupenfahrzeug auf der geschlossenen Schneedecke laut piepend aus. Merkwürdige Kombination von Mobilitätsbedürfnissen insgesamt.
Schon gut, mein Routing, verkehrsfrei und idyllisch.
Ja, es hat noch Schnee.
Col des Mosses. War ja nur Kleinkram.
Weiter ging es flott abwärts bis Château-d’Oex. Dort hab ich noch ein bisschen weiter geplant und bin dann drauf gekommen, dass es eigentlich bis nach Saanen reicht. Die Temperaturen gingen wieder runter, die Nachmittagssonne war schon schwächer und mir haben die 75km auch gereicht. Also gemütlich das Tenue in Saanen gewechselt, in den Zug und heim via Zweisimmen, Bern, Zürich. Lockere 4h und die erste Veloreservierung im IC5 für dieses Jahr gelöst 🙂
Kleines Rad vorn, grosses hinten, kann ich auch. Siehe hier 2017 in NZ.
Kurz vor Saanen kommt mir der Goldenpass entgegen. Kannte ich schon.
Quöllfrisch beladen kurz vor der Heimfahrt, hinter mir der Saanen-Airport.
Sion bis Martigny und drei weitere Bahnlinien im Rhôneknick.
Eigentlich sollte es ja heissen “Sion-Zweisimmen mit Halt an allen Unterwegsbahnhöfen”, aber ich weiss ja noch nicht, ob ich morgen den Rest schaffe 🙂
Nachdem ich mich gestern kurz nach Betriebsschluss unseres IT-Servicedesk mittels mehrfach falscher Passworteingabe bis Montag früh 07:30 Uhr zwangsweise aus meinem dienstlichen Laptop ausgesperrt habe, war ich wenigstens früh im Bett nach der Tourplanung. Abfahrt um 09:30 Uhr in Sion, quasi um diese Tour vom letzten August fortzusetzen. Demnach früh in Wil los, nur warum ich die S-Bahn um 05:48 statt den IR13 um 06:04 genommen habe, erschliesst sich mir nicht ganz. In Wil am Bahnhof kamen mir mehrere schwankende Gestalten entgegen, zusätzlich auch noch deutlich übernächtigte Personen. Ab Winterthur bis Visp dann in der leeren 1. Klasse NZZ leergelesen und mich mit Kalorien und (nutzlosem?) Wissen befüllt, in Visp perrongleich Richtung Sion und von dort ging’s los.
Wieso so früh? Hm.
Nicht viel andere Velofahrer mit drin, mehr so Skifahrer und Kofferroller.
Prototypisches Bild hier in der Gegend.
Auftanken.
Wegen manchmal witzigem Routing (teilweise älteres Kartenmaterial) kam ich auch mal durch Baustellen oder bei einer Art Kuhauktion vorbei (wie ich dachte). War aber keine, das war das Stechfest / Stächfäscht in Coteaux du Soleil https://www.valais.ch/de/events/veranstaltungen/top-events/agenda-der-ringkuhkampfe, sowas wie ein Ringkuhkampf. Ich wurde darauf von einem ehemals talaufwärts Ansässigen aufmerksam gemacht.
Stechfest, ein. e Art Ringkuhkampf, hier in Coteaux du Soleil.
Es sieht alles immer sehr trocken aus, die Strassen winden sich die Berge hoch, oben liegt noch Schnee — so ungefähr würde ich diese Landschaft beschreiben. Immerhin wurde ich heute nicht von einem Velomobil überholt, die Gefahr besteht sonst durchaus in dieser Gegend.
Jaja, lange Hosen, ich weiss. War noch erträglich warm, aber unerträglich sonnig.
Martigny Downtown.
Martigny kannte ich schon, heute bin ich da dreimal aus verschiedenen Richtungen reingefahren. Der McD war derjenige, der bei meiner Nachttour Martigny-(Genève)-Lausanne keine kalorienreichen Getränke hatte. Für ein Menü hat es aber gereicht. Dann weiter mit dem Zug rauf bis nach Orsières (mit Umstieg in Sembrancher), von dort runter und wieder rechts rauf nach Le Châble und dann fotografierend wieder hinab nach Martigny.
Le Châble mit einem entgegenkommenden Zug.
In Le Châble stand ein FV-Dosto unterirdisch versteckt.
Na ich hoffe, die SBB finden den FV Dosto wieder, er steht in Le Châble unterirdisch. Ist aber auch bisschen grösser als ein Panzer, sonst halt beim Militär fragen, die kennen sich aus mit sowas.
14:10 Uhr war ich wieder in Martigny, 20min eher als geplant, also wieder zum McD für den Kaffee. Während der Wartezeit auf den nächsten Zug Richtung Vallorcine (weiter Richtung Chamonix) kamen zwei Zeugen Jehovas vorbei (bzw. Témoins de Jéhovah). Die haben echt ein klasse Corporate Design, das muss man ihnen lassen, man erkennt sie schon von ganz weit weg.
Bei der Auffahrt nach Le Châtelard-Frontière hatte ich noch gedacht, dass ich eigentlich noch bis nach Vallorcine auf der französischen Seite weiterfahren könnte und von dort laut Höhenmetern einfach abwärts rollen könnte. Nur dummerweise hatte ich übersehen, dass die Passstrasse, die ich bei der letzten Tour gefahren war, nicht in der Nähe der Bahngleise war. Das Dorf Finhaut war quasi eine Sackgasse (von oben) und das nächste Dorf Le Trétien war eine von unten. Also hab ich schnell noch umdisponiert, bin in Finhaut raus, von dort bis zur Grenze gerast/gerollt und dann in den gleichen Zug in umgekehrter Richtung wieder eingestiegen und in Le Trétien wieder raus, um von dort nach Martigny hinabzuheizen. Vor der kurvigen Abfahrt von 1000 auf 500 Höhenmeter hab ich aber doch noch sehr schöne Dörfer und Häuser gesehen, bin öfter mal stehenliegengeblieben, hab gelauscht und mein Zeitplan war mir inzwischen wurscht, es würde eh bis ins Ziel reichen.
Keine Halterung, na dann einfach senkrecht hingestellt.
Abstieg von Le Tretien nach 50 Stufen tragen. U-Turn ahead in zwei Zügen machbar 😀
Idyllisch hier.
Der Rhoneknick, links unten zum Genfersee, Bildmitte Martigny, links oben im Tal dann Richtung Sion bzw. ins Wallis hinauf.
Man kann die Stimmung wohl am besten mit serene beschreiben: Vogelgezwitscher, quasi verkehrsfrei, da Sackgasse, in der Nähe wurden Bretter gestapelt, in der Ferne röhrte ein Fichtenmoped und dann fiel ein Baum. Nach der Abfahrt knisterte unten im Tal eine Hochspannungsleitung recht bedrohlich. Weiter ging die Fahrt noch bis Saint Maurice, von dort rechts rüber nach Lavey, wo ich jetzt in einem Zimmer in einem ehemaligen collège untergekommen bin. Gestern auf airbnb gebucht, das Velo konnte ich direkt reinstellen und ich hab zwar keine Dusche im Zimmer, aber da bei geschätzt 20 Zimmern nur zwei belegt sind, spielt das eh keine Rolle.
Schicker Parkplatz, stilecht.
Genau das Richtige, mehr ist nicht nötig. Etagendusche.
Morgen früh geht’s dann nach Bex und von dort zum Col-de-Bretaye. Mal schauen, wie’s mit dem Veloselbstverlad aussieht 🙂 Heute waren es lockere 100km in gut 9h Gesamtzeit, aber zwischendurch eben auch Zugfahrten, Pausen und meistens eh bergab. Vmax so etwa 65, dann kam eine Kurve. Jedesmal wieder 😀
Beim Eröffnungsvortrag heute fühlte das sich fast an, als ob ich bei der Betrugsbekämpfung “auf die dunkle Seite der Macht” wechseln würde. Aber das Gefühl ging doch schnell wieder weg. Es hat kaum jemand was zum Brexit gesagt, die Abkürzung AI ist aber leider viel häufiger aufgetaucht. Na es dauert halt bis es alle mitbekommen, dass das gar nicht so häufig geht, wie sie denken. Lustig war der Vortrag von Paul Brandstätter von der UNIQA aus dem benachbarten Österreich — sehr ähnliche Datenprobleme, sehr ähnliche Vorgehensweise, sehr heterogener Markt (bei ihnen ganz Osteuropa), da konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Rein technologisch scheinen wir bei der Mobiliar ganz gut aufgestellt zu sein, wenn ich so sehe, was die anderen einsetzen oder was ihnen noch alles fehlt. Man darf sich nur nicht mit dem UK/US-Markt vergleichen, das ist ein ganz anderes Umfeld, schon allein sprachlich, rechtlich und regulatorisch.
Zwischendurch kamen mir wieder ganz lustige Ideen, die alle auf zwei A4-Blättern Platz hatten. Die Gedanken kommen mir irgendwie immer, wenn ich anderen Leuten zuhöre. Kurz vor meinem eigenen Vortrag hab ich noch mit zwei schwedischen Studenten ein Interview fertiggestellt zum Thema AI, Daten, etc. Ja, sicher kann man aus Audio-Aufnahmen (=Telefonanrufen der Kunden) mindestens mal das Gefühl der Kunden erkennen und möglicherweise auch noch mehr in Richtung Betrug. Ob sich das finanziell lohnt, sowas auszuprobieren, ist die andere Sache. Wir sind ja nun mal sowieso in der Fläche mit den Generalagenturen vertreten und kein Direkt-/Digitalversicherer.
Alles in allem hab ich mich vor allem mit den Leuten von INFORM angefreundet, deren Produkt wir ja auch einsetzen. Caroline war etwas pikiert, dass ich mir bei der Konkurrenz von shift T-Shirts, bei carpe data noch Socken und bei friss Schokolade geholt hab. Aber hey, wenn man schon mal im Bühler-T-Shirt da ist…
London ist noch immer nicht mein Fall, aber für die Konferenz hat es sich doch recht gut gelohnt. Nach meinem Vortrag kamen auch ein paar gute Fragen und ansonsten kochen die anderen auch alle nur mit Wasser. Das Bällebad im Hilton war heute gesperrt. Hm.
Am lustigsten sind eh die skurrilen Betrugsfälle, die auftreten. Von NFU Mutual hat einer erzählt, dass da in Nordirland mal Familienfehden aufgetreten sind, wo die Leute sich gegenseitig die Schafe geklaut haben. Ja lustig, wenn man beide Gegenparteien versichert und dann jedesmal zahlen soll 🙂 Kann ja mal schauen, ob wir sowas bei der Mobiliar im Appenzell oder irgendwo im Berner Oberland auch haben 😀
Jetzt noch mit LX455 retour fliegen. *gähn* Die NZZ von heute und NZZ Geschichte sollten reichen für die Flugdauer.
Erstmal steigt man in Zürich nichtsahnend in den Flieger nach London-City und trifft da die eigene Ex-Chefin vom MGB — nicht schlecht, kurz geschwatzt, alles wie immer. Und ja, ich hab noch genügend Kontakte zu den Data-Science-Leuten und lade die auch immer regelmässig an meine eigenen Meetups ein. Das ist doch unternehmensunabhängig, uns interessieren immer nur die Daten.
Danach wollte ich eigentlich von LCY bis zur Tower Bridge laufen, aber weil ich doch noch Shortbread für den Nachwuchs kaufen sollte, hab ich die Zonenkarte für TfL gelöst und bin durch die Gegend gefahren. Ist ja wie das GA daheim, ähnliche Verkehrsdichte, nur alles lauter und dreckiger. Aber London scheint Fortschritte im Kampf gegen das Auto zu machen, es ist nicht mehr ganz so extrem nervig. Vielleicht wird es ja irgendwann doch noch angenehm hier. Nach dem Abklappern der drei grossen Retailer Tesco, Sainsbury’s und Marks&Spencer hatte ich ein Kilo Shortbread in verschiedensten Variationen beisammen. Das sollte bis kurz nach Ostern reichen.
Aber ich bin ja zur Konferenz hier: https://marketforcelive.com/insurance-innovators/events/counter-fraud/, also geht’s um Versicherungsbetrug, das ist ja auch genau mein Thema. Morgen darf ich dazu was erzählen, aber ich hab natürlich meine datengestützte Sichtweise. Wenn mir hier einer mit Machine Learning kommt, metzel ich den mit Argumenten nieder. Bei uns geht’s (noch) nicht und wenn’s gehen würde, hätte ich es schon gemacht. Gibt viel bessere Betrugserkenner, nämlich Menschen. Die muss man so gut wie möglich unterstützen und ihnen soviel wie möglich langweilige Arbeit abnehmen, das ist das, wofür ich mich einsetze. Dann können sie nämlich ihre Kernkompetenz einbringen und sich auf komische Verhaltensmuster von Kunden konzentrieren.
Der Klassiker, auf den ich immer wieder angesprochen werde, ist immer Machine Learning auf Schadenstexten, also auf der kurzen Beschreibung, die man im System vom Schadenmitarbeiter oder vom Kunden oder von wem auch immer erhält. Viel weiter als bis zur Erkennung, was das vielleicht für ein Schaden sein könnte, kommt man da maschinengestützt (mit Sicherheit!) nicht. Viele Landessprachen haben in diesem Fall auch mal Nachteile. Irgendjemand hat mich noch gefragt, ob man nicht gleich aus dem Anruf eines Kunden alles komplett automatisiert erkennen kann, das sei doch trivial. Klar. Wenn man nur Oxford-Englisch spricht oder eine andere Variante einer weltweit verbreiteten Sprache mit vielen Milliarden Beispieldatensätzen zum Trainieren. Wenn man aber vier Landessprachen hat plus zig verschiedene Dialekte, wo es eben keinen vernünftigen Korpus zum Trainieren von Spracherkennung gibt, fällt das einfach mal (vorerst noch) aus. Obwohl ich es mir noch lustig vorstelle, wenn man dann Dialekt transkribieren würde und es am Ende aussähe wie ein Buch von Pedro Lenz — “Liebi Mobiliar, di schöni Fanny het mis natel gschlisse” (klassischer Haftpflichtfall, erkennt man sofort, aber persönliche Beziehung vom Geschädigten zum Verursacher ist auch erkennbar).
Lustige Leute hab ich auch schon beim Pre-Conference-Event (in CH = ein Apéro) getroffen, nämlich zum Beispiel zufällig die, die unsere Scoring-Software herstellen. Nach einer regelgesteuerten Bewertung werden die Fälle manuell geprüft und das ist auch gut so, weil dann nämlich am Ende ein Mensch die Entscheidung trifft. Dauert länger, kostet eventuell mehr, aber ich find das prinzipiell sehr gut. Stichproben, Zufallstreffer, Bauchgefühlverdachtsmomente, alles drin. Genau wie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen (auch wenn die noch mehr “false positives” akzeptieren, wenn sie dafür auch wirklich keinen “true positive” verpassen). Und: ich schau zu, dass ich das Regelwerk dahinter verbessere, dass also mehr Betrüger gefunden werden und gleichzeitig weniger ehrliche Kunden “verdächtigt” werden. Ganz klassisches Vorgehen in der Branche, ist auch alles Allgemeinwissen mit teilweise sehr lustigen Fällen: https://www.bernerzeitung.ch/die-frechsten-versicherungsbetrueger/story/27006987 oder auch hier im Kassensturz.
Hotel, naja, Hilton halt. Hochpreisig, kann eigentlich auch nicht mehr als mein Schlafzimmer daheim und hat keine so gute Aussicht. Immerhin ein Bällebad. Rückflug gleich morgen abend.
Heute morgen in Wil war natürlich alles ruhig. Kein Wunder, am Sonntag, obwohl ja eigentlich die Fasnachtswoche ist. Den heutigen Fasnachtsumzug um 14:01 Uhr verpasste ich jedenfalls. Ganz im Westen der Schweiz gab’s noch Bahnhöfe und ich hatte eine recht ehrgeizige Planung gemacht. Die sieben Bahnhöfe im Stadtgebiet von Genf (bis zum Rhone-Abfluss an der französischen Grenze). Es gibt morgens um 05:33 Uhr noch einen Zug, der bis Genf durchfährt (2012 gab es davon noch mehr).
Ähem, der Weg von FA nach 1 war lang.
Nach diversen Korrekturarbeiten, System-Update, Herunterladen von Torrents und Anschauen der Tour war ich schon fast in Genf und konnte wieder sechs Wagen in die andere Richtung laufen.
Arbeitsplatz für knapp 4h.
Auf der Emmental-Tour hatte ich die Kamera aus der unverschlossenen Jackentasche verloren, beim Aufprall auf die Strasse fielen einige Teile ab. Reparatur etwa 150 Fr., neu/gebraucht 100 Fr. auf tutti. Also hab ich jetzt noch eine TZ61. Rechne ich das auf die Kilometerkosten drauf?
In Zürich stiegen zuvor Skifahrer ein, ein weiteres Velo war um 05:33 auch schon drin. Wir blickten uns wortlos und wissend an (war aber kein Liegevelo). Nach Winterthur Kontrolle, nach Zürich auch. Im System ist auch immer noch mein alter Velopass sichtbar, was manchmal bei der Kontrolle für Verwirrung sorgt. Ich sag dann nur “ja, aber der neue ist auch drauf, sie müssen da einfach drauftippen”.
Vom selben Kontrolleur wie nach Zürich wurde ich auch nach dem Überfahren der Sprachgrenze nochmal kontrolliert, diesmal auf Französisch. Er hat dann erst, nachdem er auf seinem Display meine zwei aktiven und ein abgelaufenes Abo gesehen hat, realisiert, dass er mich ja schon mal hatte und musste grinsen 😀
Die Bahnhofsfotos gingen danach flott von der Hand, die Route passte, das Wetter stimmte auch (Sonnencreme diesmal nicht vergessen). In Genf war ich schnell durch und bin weiter am (rechten) Seeufer gefahren, war dann auch recht fix in Nyon, und mit genügend Zeit, dass ich noch Essen besorgen konnte. Geplant hatte ich dort die Strecke in den Waadtländer Jura hinauf nach La Cure — rauf mit dem Zug, runter mit dem Velo.
Zwischendurch kam mir noch ein ausparkierendes Auto in die Quere, der hat mich gesehen und ignoriert. Ja gut, es ging für mich bergauf, also hab ich mich bequem mit dem rechten Fuss an seiner Seitentür abgestützt und als er dann immer noch weiterfuhr, konnte ich mein Pedal gar nicht mehr wegdrehen und es gab richtig schöne flächige Lackabschürfungen an seiner Seitentür. Hab ihn darauf hingewiesen, war ihm egal. Also weiter, nicht mein Problem, keine Schäden bei mir.
Recht weit westlich von Genf.
Die Berge auf der anderen Seeseite sind schon wirklich schick.
Dahinten kommt die Grenze, unten das ist die Rhone.
Da bin ich vorher auch schonmal durchgekommen.
Jetzt nicht falsch abbiegen.
Bis La Cure wurde ich hinauf geFLIRTet, bin dann am Endbahnhof kurz raus, Foto machen, und gleich wieder eingestiegen. Der Zug fährt ja umgehend wieder zurück. Da oben lag noch ordentlich Schnee, die Leute waren alle am Skifahren oder Schlitteln. Für mich ging’s bergab, aber wie üblich waren natürlich die Bahnhöfe immer nur mit Höhenmetern zu erreichen. Ganz besonders lästig war La Chevrerie-Monteret, aber nur weil ich danach eine Abkürzung ™ auf einem Waldweg fahren wollte.
Igitt, nasser Tiefschnee. Umkehren war notwendig.
Pustekuchen. Nachdem das Vorderrad noch deutlich mehr als nur bis zur Hälfte im feuchten Tiefschnee versank, musste ich doch noch umkehren. Tragen ging nicht ohne Schneeschuhe. Nun ja, ich hab’s geschafft, nur nasse Füsse hatte ich dann halt. Der Ausblick war auch häufiger mal sehr anschaulich.
Immer wieder See und Berge.
Okay, kein See, aber Berge und Schnee.
Ein lustiges Schild (mal mit dem RAW rumgespielt).
Bahnlinie Nyon-Le Cure, See, Berge.
In Nyon wieder angekommen, ging es gleich in den Zug Richtung Nordosten, Foto gemacht, ein Stück gefahren, wieder in den Zug, noch ein Foto, und fertig. Rückfahrt war ab Morges, Tenuewechsel in demselben Bahnhofsklo wie schon im Dezember. Acht Stunden Zugfahrt, acht Stunden Velofahrt (bzw. netto nur sechs), gute Mischung. Und so etwa 40 Bahnhöfe fotografiert. Damit sind wohl nur noch weniger als 300 übrig in CH 🙂