Lochsuche

Vielleicht hätte ich mich neulich nicht im Büro eine halbe Stunde mit Nadel und Faden hinsetzen sollen, um dem Kollegen einen Knopf wieder an- und das Innenfutter wieder zusammenzunähen. Dass der Reissverschlussläufer nach dem Zusammenbiegen mit der Zange auch wieder funktioniert hat, war die dritte kleine Reparatursache. Das spricht sich scheinbar rum. Jedenfalls nehme ich jetzt auch weitere externe Reparaturaufträge an, so zum Beispiel ein Loch im Kaschmirpullover. Ist das so schwierig zu bewerkstelligen?

Such das Loch...
Such das Loch…

Nach dem ersten Stopfen des Lochs mit dunkelgrauem Faden konnte man es aus 2m Entfernung schon noch erkennen. In dem Foto aber nicht mehr, das ist schon die Endversion. Das Loch wäre in etwa in der Mitte des Bildes zu finden.

Jetzt ist es aber doch erkennbar aus der Nähe.
Jetzt ist es aber doch erkennbar aus der Nähe.

Also hab ich mit hellgrünem Faden noch ein bisschen die normale Webstruktur versucht nachzubilden, was in der Farbmischung der beiden Fäden auch ganz gut die olivgrüne Farbe erreicht. Wenn man natürlich näher rangeht, sieht man’s immer noch.

Kommentar zu selbstfahrenden Autos

Der Kommentar stammt von Franz Alt: Ach, Herr Dobrindt: Wo bleibt die Freiheit und die Lust? (ja, eigentlich müsste es bleiben heissen).

[…]
Hinzu kommt: Zumindest auf Fernstrecken ist der Zug schon lange schneller als das Auto. Und da künftig eher mehr als weniger Autos unterwegs sein werden, bleibt das Stauproblem grundsätzlich auch morgen, beim Selbstfahren wie beim Gefahrenwerden im Auto. In der Bahn kann ich schon heute mehr und intensiver arbeiten, zwischendurch essen gehen, Kaffee trinken, flirten und mir die Beine vertreten. Das geht beim Gefahrenwerden im Auto alles gar nicht oder nur unter schwierigen Umständen. […]

Natürlich lassen sich Verkehrsströme mit autonom fahrenden Autos besser lenken und Staus leichter umfahren. Warum aber Autos umweltfreundlicher werden sollen, nur weil ich gefahren werde, statt selbst zu fahren, leuchtet mir gar nicht ein. […]

Das trifft in etwa auch das, was ich hier zu E-Autos und hier zum GA geschrieben habe (letzter Absatz).

Jetzt, da ich das Velo im Zug einfach mitnehme, ist meine Haustür-zu-Büro-Pendelzeit schon unter eine Stunde gesunken. Jetzt müssten die SBB nur noch die obligatorische Reservierung für den ICN während der Sommerzeit abschaffen.

Schwarz ohne Beschriftung

Andere Leute trinken ihren Kaffee schwarz, ich hab nur die schwarze Tastatur. Und demnächst auch ohne Beschriftung auf den Tastenkappen. Da wollte ich grad den Kinesis-Support anschreiben, mit dem ich ja 2012 schon sehr guten Kontakt hatte, und mal nachfragen, ob die mir sowas als Sonderanfertigung machen könnten und hab festgestellt, dass es das doch tatsächlich im Shop schon gibt. Da ich sowieso ständig die Tastatur-Layouts zwischen Deutsch/QWERTZ und Englisch/Dvorak hin- und herschalte, sind unbeschriftete Tasten die ganz zwingende Konsequenz.

Oper und Kultur

Vier Aufführungen von La Traviata sind schon gespielt, mit unterschiedlichen Besetzungen, immer wieder gut. Es passiert nur immer wieder das Gleiche, wie ärgerlich 🙂

Zur Abwechslung war ich gestern bei Polizeiruf 117 im Theater am Hechtplatz — zwei Stunden sehr abwechslungsreicher Komödie, ab und an vorhersehbare Pointen und ein etwas nachlassender Schluss, aber sehr lohnenswert. Vorteil: ich kann mir jetzt die Polizei-Telefonnummer endlich merken. Nicht dass ich sie mal brauchen wollen würde, aber es kann nicht schaden. Wenn dann natürlich, wie in der Komödie, auch nur der Anrufbeantworter rangeht und ich über die Ziffernwahltasten auswählen soll (“Für Einbruch — die 1, für Unfall — die 2, …”), wär das nicht so spassig wie gestern abend.

Morgen folgt der Besuch bei Kabarett Sauvignon im Migros-Hochhaus. Für Mitarbeiter gratis, aber sicher nicht umsonst. Am Montag war ich in demselben Saal, in dem dann das Kabarett läuft, zur Blutspende, leider kommt da der Zapfdienst nur zweimal im Jahr ins Hochhaus. Aber ab April kann ich ja dann wieder zum Blutspendedienst in St. Gallen gehn. Meine quasi-vegetarische Ernährung seit November hat zumindest auf meinen Hb-Wert keinen Einfluss gehabt, aber vielleicht zeigt sich das auch erst auf längere Sicht.

Noch was zu Uhren

Das, was ich gestern geschrieben habe, hat die NZZ heute passend ergänzt: NZZ-Zwischenruf vom 21.01.2015 (Astronauten-Kost).

Fängt so an:

Zum Erstaunen seiner Freunde trug der Sammler vom einen Tag auf den anderen eine einfache Quarzuhr aus China am Handgelenk. Warum er plötzlich ein solches Unding anhabe, wollten sie wissen? Denn sie waren der festen Überzeugung, dass wertvolle und komplizierte mechanische Uhren das einzig Wahre seien, um die kostbare Zeit adäquat anzuzeigen. Dies, obwohl auch sie zugeben mussten, dass moderne Anzeigen bisweilen verlässlicher waren als die seit dem 18. Jahrhundert etablierte Messtechnik aus Zahnrädern und Spiralfedern. Was er da aber an batteriebetriebenem Plastic an seinen Rist gebunden habe, sei weit entfernt von einer echten Uhr und vermittle höchstens Kulturbanausen einen entfernten Anschein einer solchen, kritisierten sie seine neue Wahl scharf. […]

Uhren-Grenznutzen

Als Beispiel für eine Ingenieurmeinung, die ich genauso vertreten würde, hier mal zwei Zitate aus Ingenieure bauen die Schweiz. Rein technisch sind mechanische Uhren einfach schon lange ausgereift.

Seite 356:

Doch schon Ende der 1980er-Jahre war die Schweiz der nun chinesisch gewordenen Konkurrenz im Bereich der preiswerten Quarzuhren nicht mehr gewachsen. Sie verzog sich darum in den Hoch- und Höchstpreissektor, wobei die Herrenmodelle fast ausschliesslich mit äusserst luxuriösen und kostspieligen mechanischen Werken ausgestattet sind. […] Bei der kostspieligen mechanischen Uhr spielt der instrumentelle Aspekt heute kaum noch eine Rolle. Vordergründig ist er irrational-emotioneller Schmuck- und Repräsentationsaspekt. Die Innovation in der Mikromechanik dient heute primär der Ästhetik und ist rückwärtsgerichtet. Sie stützt sich auf Technologien, die Ende des 18. Jahrhunderts voll beherrscht wurden. Das simpelste, weit unter einem Franken kostende Quarzwerk ist dem schönsten und teuersten mechanischen Chronometerwerk in Bezug auf Genauigkeit um eine Grössenordnung überlegen.[…]

Seite 376:

Jedenfalls war die horologische Mikromechanik ab den 1990er-Jahren trotz oder gerade wegen hoher Preise und schlechter Leistung plötzlich wieder in. Man kaufte für vier- bis sechsstellige Beträge Technologie von vorgestern, das heisst des 18. Jahrhunderts, […] Die Schweizer Uhrenindustrie ist heute zumindest im Bereich des Marketings sehr stark auf den Mann ausgerichtet. Man hat es ihm beigebracht, sehr schöne und komplizierte, wenn auch technisch obsolete Mikromechanik so zu lieben, dass er bereit ist, dafür fünf- oder sechsstellige Beträge auf den Ladentisch zu legen. Von den horrenden Folgekosten für Revisionen oder Reparaturen wird nicht gesprochen. Man weiss genau, dass sich die allermeisten Frauen niemals für folgendes Konzept erwärmen können: “Warum einfach und preiswert, wenn es kompliziert und teuer auch geht.”

Passend zum Thema kamen in der NZZ tatsächlich doppelseitige Anzeigen einiger Uhrenhersteller auf den Seiten 2/3. Völlig inhaltsleer.

Seite 2/3 der NZZ vom 19.01.2015
Seite 2/3 der NZZ vom 19.01.2015

Bei Leuten, die obiges Buch lesen, dürfte die Werbung also eher nicht verfangen.

Eine Uhr ist ein Gebrauchsgegenstand. Die Zeit muss stimmen, sie muss gut ablesbar sein, fertig. Wenn sie noch gut aussieht: nett. Meine Mondaine Night Vision kann genau das und ist überdies schwach radioaktiv, so dass ich sie auch im Dunkeln ablesen kann. Halbwertszeit 25 Jahre, das sollte als Lebensdauer erstmal ausreichen. Noch witziger wäre ja die neue stop2go, die den klassischen (technisch bedingten) Minutenschlag der Bahnhofsuhren nachbildet, d.h. der Minutenzeiger hat genau 60 diskrete Positionen und springt zur vollen Minute genau um eine Position weiter, während der Sekundenzeiger für zwei Sekunden auf der senkrechten oberen Position verharrt. Aber schon da wär es mir den Preis nicht wert, zumal ich die andere geschenkt bekommen habe und die stop2go nicht beleuchtet ist.

Frankenreich

Seit Donnerstag ist klar, dass es ziemlich viele waghalsige Leute gegeben hat, die im Ausland Fremdwährungskredite in Schweizerfranken aufgenommen haben, um z.B. Immobilien zu finanzieren. Dabei ist ihnen wohl das Wechselkursrisiko nicht bewusst gewesen, sondern sie haben nur auf die niedrigen Kreditzinsen des Franken-Kredits geschaut. Am Donnerstag hat sich dann mal eben die Rückzahlungssumme um 20% erhöht, als die Schweizer Nationalbank die Wechselkursuntergrenze CHF/EUR aufgegeben hat. Pech gehabt, wie das eben bei Geldspekulationen so ist. Bei Privatpersonen stehen diese immerhin selbst für ihr Risiko ein, wie sich das auch gehört. Leider haben das auch etliche deutsche Gemeinden so gemacht und das ist dann mal ganz und gar nicht in Ordnung. Dass sie Kredite aufnehmen, um laufende Ausgaben tätigen zu können, zeigt eigentlich nur noch, dass sie pleite sind.

Mich betrifft der neue Kurs grad weniger, ausser dass jetzt Nicht-Schweizer noch blöder gucken als vorher, wenn ich meine normalen Lebenshaltungskosten in Euro angebe. Geh ich halt jeden Tag für elf EUR in der Kantine essen statt für neun, meine Bio-Rohmilch kostet 2,20 EUR, der Döner zehn, die Miete 1’900 und die NZZ 60 EUR im Monat. Ich werd ja zum Glück in CHF entlöhnt. Die Leute, die Grenzgänger sind (in der richtigen Richtung), haben allerdings tatsächlich schlagartig eine ordentliche Gehaltserhöhung bekommen. Aber genauso kann es auch wieder in die andere Richtung gehen. Also nach dem Euro-Crash natürlich erst.

Viel interessanter ist doch da die Lektüre eines doppelt guten Buches: Ingenieure bauen die Schweiz. Jeder Beitrag ist anders geschrieben, alle aber spannend, abwechslungsreich, mit persönlichem Standpunkt und auch persönlichen Meinungen. Da das alles im Herzen Ingenieure sind, die da mitgeschrieben haben, merkt man ihre Begeisterung für alles Technische, für Basteleien, Erprobungen und Problemlösungen, den Stolz auf ihre Kunstwerke und die Verachtung für jegliche Verwaltung und Politik, weil sie nichts zur Sache beiträgt. Das kommt mir doch persönlich ziemlich bekannt vor. Bevor ich unzählige Meetings, Arbeitsstunden und Streitereien in irgendein Kompetenzgerangel investiere, damit mal eine andere Abteilung ein Problem für mich löst, das ich klar definieren kann, mach ich das lieber selbst in fünf Minuten, auch wenn letzteres nicht der offizielle Weg sein mag. Wenn ich damit anecke, gerne doch — aber ich bin damit wesentlich schneller und zufriedener. Manchmal komme ich mir schon vor wie in diesem Video, natürlich in der Rolle des Experten.

La Traviata in Wil

Die Premiere von La Traviata nähert sich, am Freitag folgt der heutigen Hauptprobe noch die Generalprobe und dann wird scharf gespielt. Da wir genügend Cellisten sind (keine 12, aber 7, vier sind jeweils besetzt), hatte ich heut Pause und konnte mir den Durchlauf mal aus Zuschauerperspektive anschauen. Vom Orchester sieht man quasi gar nichts, man hört’s nur, also wirklich wie eine Art Jukebox mit Dirigent. Aber ohne Orchester wär’s auch wieder doof. Das Bühnenbild ist tatsächlich sehr einfach gehalten, aber nicht minder effektvoll. Besonders der Schluss, als Violetta (nach gefühlt stundenlangem Dahinsiechen) endlich stirbt, lohnt sich, drum hab ich davon auch kein Foto, sonst wär ja die Überraschung weg. Der Besuch bei der Regiebesprechung damals hat sich gelohnt, da weiss ich zumindest, was sich die Regisseurin dabei gedacht hat. Und auch ohne die Erläuterungen wär es selbsterklärend gewesen.

Die ganze Story mit der kranken Kurtisane erinnert mich doch irgendwie an meinen Lieblingsmusikfilm Moulin Rouge, wo Nicole Kidman dahinstirbt, irgendwie ist es da noch mit Teilen aus La Bohème vermischt. Die hiesige Oper ist aber deutlich ernster und weniger schnulzig-kitschig.

Tickets gibt’s beim Musiktheater Wil. Lohnt sich.

Ein Haufen Leute auf der Bühne.
Ein Haufen Leute auf der Bühne.
Violetta am Flügel.
Violetta am Flügel.
Alfredo und Annina am Bett.
Alfredo und Annina am Bett. Sieht hier aus wie ein Bühnentechniker, ist aber der saugute Solist.
Ungefähr zwei Höhenmeter über meiner sonstigen Perspektive.
Ungefähr zwei Höhenmeter über meiner sonstigen Perspektive.