Während nebenbei ein weiteres Faltvelo entsteht, flatterte mir heute vom Amt für Gemeinden und Bürgerrecht aus St. Gallen eine Notiz zu meinem Einbürgerungsverfahren in den Briefkasten. Auf Stufe Bund ist alles in Ordnung, abschliessend wird die Regierung des Kantons SG über mein Gesuch befinden. Es ist vorgesehen, mein Gesuch am 22.08.2023 der Regierung des Kantons zur Beschlussfassung vorzulegen. Ungefähr zwei Wochen nach der Beschlussfassung werde ich schriftlich orientiert, also in der Woche vom 04.-10. September.
Ach ja: Rechnung wie budgetiert 700 Fr., mit ID- und Passbestellung (Aktionsangebot wenn man beides nimmt!) sind es dann am Ende die eingeplanten 3’500 Fr. Immerhin kam der Brief heute mit A-Post. Von Gesuchstellung bis Reisedokumentenerhalt wären es dann 15 Monate, mit passend liegendem Staatskundekurs und besserem Sitzungstakt kriegt man’s vielleicht in 18 Monaten durch.
Der Verfügung über das Gemeinde- und Ortsbürgerrecht kam am 04.10.2022. Heute, nur fünf Monate später, kam die Rechnung vom Staatssekretariat für Migration SEM über die 100 Fr. für die Einbürgerungsbewilligung des Bundes. Ich vermute, die Rechnung vom Kanton kommt dann auch demnächst, weil die ja hintendran jetzt alles erledigen und nur dem Bund Bescheid geben bzw. Informationen holen. Bisher ist alles im geschätzten Zeitplan. Vor dem Fenster liegen heute 3cm Neuschnee und ich hab gestern die Spikereifen vom Patria abgebaut 🙂
Im Einbürgerungsgespräch Ende August wurde mir abschliessend der weitere Zeitplan eröffnet: Ende September die Sitzung der Kommission, danach wird mir dann die Verfügung zugestellt. Diese kam pünktlich am 04.10. mit der Post und beinahe zeitgleich hänge ich mit einer Reihe anderer Gesuchsteller am Rathaus in Postkartengrösse aus.
Heute hab ich mir mein eigenes Gesuch mal vor Ort in der Stadtkanzlei angeschaut. Da braucht’s keine Anmeldung, einfach Zimmer 21 und fragen gehn, dann werden einem die in gelbe Klarsichthüllen gesteckten Dossiers vorgelegt. Ich hatte mich ja noch gefragt, ob ich überhaupt mein eigenes Dossier würde anschauen können, denn am unteren Ende der Personenliste steht ja “Wer in der Stadt Wil stimmberechtigt ist…” und das bin ich ja noch nicht. Ist ein bisschen wie Write-Only Memory. Das öffentliche Gesuch enthält den von mir ausgefüllten Mantelbogen mit Stichpunkten zu Lebenslauf und Wohnort, mein handschriftliches Gesuch und die Verfügung der Stadt, die mir auch zugestellt wurde (die wiederum einen zusammengefassten Lebenslauf enthält). Ich würde sagen, die 1800 Fr. Gebühr sind durchaus kostendeckend 😉
Laut Auskunft der Sachbearbeiterin kommt äusserst selten jemand die Gesuche anschauen. Üblicherweise bleibt der Stapel während der Auflagefrist unangetastet.
Ende Juni hatte ich mein Einbürgerungsgesuch gestellt, Anfang August kam die Einladung zum Einbürgerungsgespräch für heute 24.08. — ich war minutengenau auf 08:05 Uhr bestellt, man ist ja pünktlich 🙂
Der Einbürgerungsrat besteht aus drei Personen der politischen Gemeinde und drei Personen der Ortsgemeinde/Ortsbürger. Von letzteren kennen mich alle drei persönlich, so war es dann keine grosse Überraschung und auch keine Aufregung meinerseits. Dass ich schlecht geschlafen hatte, lag eigentlich nur daran, dass ich entgegen alltäglicher Homeoffice-Gepflogenheiten zur Sicherheit meinen Wecker stellen musste.
Anwesend war noch die Sachbearbeiterin des Einbürgerungsrats fürs Protokoll. Dario Sulzer (Stadtrat SP) hat das Gespräch geführt, Hansruedi (zeitweise Cello-Pult-Gspändli) hat Ergänzungsfragen gestellt. In meinem zuoberst auf dem Stapel liegenden Papier(!)-Dossier (sicher auch mehrfach kopiert) waren einige Punkte markiert. Zuallererst, wie bei Bewerbungsgesprächen üblich, durfte ich kurz meinen Werdegang erzählen. Ich musste kurz überlegen, wo ich mich im Baronenhaus befand, aber konnte dann die Richtungen zu meinen zwei vergangenen Wohnungen in der Konstanzerstrasse (“da rechts durchs Stadttor raus”) und der Kirchgasse richtig zeigen. Zum Job wurde ich dann kurz gefragt, was ich denn als Data Scientist bei der Mobiliar mache, hab das mit der Betrugsbekämpfung kurz erläutert und dann war’s auch schon wieder gut. Integration lief bei mir zu >80% übers Orchester.
Wichtig war natürlich: meine Motivation für die Einbürgerung. Ob es da eine richtige Antwort gibt, weiss ich nicht, aber mit “ich hätte gern das Wahlrecht und das Stimmrecht, denn alles andere hab ich ja schon” waren sie zufrieden und meinten “ja, und die meisten Pflichten haben Sie ja auch schon”.
Mein Dialekt wurde mir sehr wohlwollend bestätigt und auch gesagt, dass das die meisten Deutschen, die sich einbürgern lassen wollen, nicht können oder nicht wollen. Was ich dazu immer sage: wenn man zu weit aus dem Norden kommt, ist Mundart wie eine Fremdsprache und dann kann man es/ihn/sie auch so lernen, nur eben zumindest hier in der Region nicht per Kurs, sondern nur im Alltag. In einem grösseren blauweissen Kanton gibt’s da tatsächlich Kurse dafür, aber den Dialekt möchte man ja nicht 🙂 Generell ist die Sprachvielfalt ja ein grosser Pluspunkt (wie die Flagge).
Im Lebenslauf hatte ich auch noch das Solarauto erwähnt, dazu durfte ich kurz was erzählen, aber im Wesentlichen waren es wegen der Kürze des Gesamtgesprächs immer nur leichtverdauliche money quotes statt wirklicher Tiefe.
Witzig war auch die Frage, was mir denn an Wil gefalle und was man noch verbessern könne. Dazu kam nur meine Standardantwort, dass einfach alles funktioniere, dass es natürlich auch Geld koste, dass die Stadt(-verwaltung) persönlich und sehr gut erreichbar sei und dass ich mich einfach wohlfühle. Natürlich konnte ich mir aus Gewohnheit nicht verkneifen, zu sagen, dass ich (wegen n=1) nicht wisse, ob das nicht woanders auch so sein könnte. Die Transparenz in vielen Dingen (immer im Vergleich zum grossen Kanton) finde ich nach wie vor super, insbesondere auch bei Geldflüssen. In einem Nebensatz murmelte ich noch “ah, ja, die Steuern könnte man natürlich schon senken” (bei genau diesem Stadtrat-Gegenüber etwas frech), was ich aber gleich mit “es ist mir aber lieber, wenn alles funktioniert” ergänzt habe.
Zum Militärdienst im Bundeswehr-Kammerorchester wurde ich auch noch kurz befragt — ob ich jetzt in CH nochmal Militärdienst leisten müsse, konnte mir in der Runde niemand beantworten, aber da bin ich meines Wissens oberhalb der Altersgrenze, über der ich noch dienen oder die Ersatzabgabe zahlen müsste. Und ich würd’s eh machen 🙂
Hansruedi hat mehr im Spass noch gefragt, wann sich denn meine Kinder einbürgern lassen. Dazu konnte ich nur sagen, dass es ihnen hier gefällt (in den Ferien), dass sie schon sehr viel gesehen haben, aber dass sie natürlich alle Fristen selber erst erfüllen müssten — wenn sie denn irgendwann hier leben wollten.
Zum Abschluss, wie in jedem Bewerbungsgespräch, das weitere Prozedere: Ende September tagt der gesamte Einbürgerungsrat, dort wird über alle Gesuche entschieden (ich gehe mal davon aus, dass in meinem Fall eine positive Empfehlung abgegeben wird). Danach liegt das Gesuch noch 30 Tage öffentlich auf; in dieser Zeit können andere Stimmbürger begründet Einsprache erheben. Dann bekomme ich eine Verfügung (Gemeinde=okay) und das Gesuch geht an den Kanton weiter, der holt das OK/ACK vom Bund und abschliessend wird dann im Regierungsrat SG noch über mein Gesuch entschieden. Dass das alles eine Weile dauert, wusste ich vorher schon, drum hab ich in der Runde noch gemeint “ja, also dann vermutlich beim übernächsten Bürgertrunk” (im Februar 2024) 🙂
Nach insgesamt einer Viertelstunde war alles vorbei und ich war 08:25 Uhr schon wieder daheim, wo die Kinder noch beim Frühstück sassen.
Den Terminblocker für das Einbürgerungsgespräch in Wil hab ich jetzt tatsächlich schon per E-Mail bekommen: 24.08. (2022 🙂 ) vormittags. Sobald alle anderen Abklärungen durch sind, kommt die genaue Uhrzeit noch per Post. Keine Ahnung, ob das schnell oder langsam ist. Abgegeben hatte ich alles Ende Juni, das sind also rund vier Wochen bisher.
Mit sechs Wochen Verzögerung zum geplanten Termin am 02.05. hab ich es heute doch noch geschafft, alle Unterlagen korrekt für das Einbürgerungsgesuch abzugeben. Die Sekretärin des Einbürgerungsrates hat sich über meinen Dialekt gefreut und dass ich alles parat hatte. Ich war quasi genauso vorbereitet wie bei der Erneuerung des deutschen Reisepasses/Personalausweises bei der deutschen Botschaft — das lief dort nur deutsch-unfreundlich-korrekt ab, wohingegen es heute sehr unterhaltsam und nett war. Sie hat mich noch zum Staatskundekurs ausgefragt und mir dann den weiteren Ablauf erläutert. Im Nachhinein hätte ich vielleicht doch eine Tonaufnahme mitlaufen lassen sollen, aber die meisten Sachen sind halbwegs logisch.
Die schnelle Sichtung der Unterlagen war gut, jetzt schaut sie das nochmal genauer an, es sollte aber alles stimmen. Auch sie fragt sich bei einigen Vorgängen, warum es Familienurkunden oder Geburtsurkunden braucht, die nicht älter als drei oder sechs Monate sind. Puh, bin ich nicht der einzige 🙂
Als erstes, bevor überhaupt irgendwas weiter passiert, kommt, tadaaa…. Vorkasse von 1800 Fr. als Gebühr der Gemeinde. Hoffentlich mit QR-Rechnung.
Danach holt sie Abfragen aus dem Strafregister, vom Steueramt und vom Sozialamt ein. Da dürfte nur N/A oder OK als Antwort auf ihren Request kommen.
Dann macht sie eine Zusammenfassung meines Dossiers für den Einbürgerungsrat. Der setzt sich aus drei Ortsbürgern und drei Mitgliedern der politischen Gemeinde zusammen. Daraufhin wird ein Termin zum Gespräch mit mir gemacht: da geht es nicht um faCHliCHe/saCHliCHe Fragen, sondern nur darum, dass der Einbürgerungsrat mich mal persönlich gesehen hat. Hier könnte ich zumindest mal auf Ratsseite bald Bescheid geben, dass mein Gesuch jetzt eingereicht ist 😀
Wenn die dann wiederum das OK geben, wird mein Gesuch öffentlich aufgelegt, als Zusammenfassung meines Lebenslaufs und mit noch ein paar Informationen. 30 Tage Einspruchsfrist laufen (hoffentlich ungenutzt) ab. Werd ich mir sicher mal anschauen gehen.
Weiter geht das Gesuch dann an den Kanton, der wiederum eine Rechnung schickt. Sehr praktisch, mit den Rechnungen weiss man immer, wo man im Prozess ist. Der Kanton holt noch Informationen vom Bund ein (der dann auch wieder eine Rechnung schickt). Wenn das alles gut ist, kann das kantonal an einer der 4-5 Sitzungen im Jahr abgehandelt werden (ich werde informiert, wann mein Gesuch dran ist).
Mit anderthalb bis zwei Jahren Dauer für das gesamte Verfahren wäre ich auf der sicheren Seite. Immerhin: 2012 war die Mindestfrist bis zur Antragstellung noch “12 Jahre im Land”, da komme ich jetzt vielleicht sogar mit den zwölf Jahren insgesamt hin.
Wieder eine Woche später kam jetzt der Auszug aus dem Zivilstandsregister, den ich wiederum mit dem Einbürgerungsgesuch abgeben muss. Ich mag ja Papier. Ich bin direkt nach dem Erhalt gleich mit dem kompletten Stapel Unterlagen ins Rathaus geeilt, aber die Kollegin, die die Gesuche annimmt, ist nur Mo bis Mi dort und heute ausnahmsweise nicht. Na dann halt nächste Woche. Der Kostenzähler steht jetzt schon bei 580 Fr. für alle Unterlagen und den Staatskundekurs. Ich hab auch das Gefühl, dass die Geschäfte im Rathaus immer teurer werden, je höher man in der Etage muss. Unten sind so Sachen wie die Anmeldung und verschiedene Register, im 1. OG das Steueramt, für die Einbürgerung musste ich jetzt in die 2. Etage und Grundbuch und Standesamt sind noch weiter oben.
Hinterher durfte ich noch einen neuen dienstlichen Laptop in Oerlikon holen gehen, weil meine geliebte Virtualbox mit einem ordentlichen Debian drin nach dem letzten Windows-Update nicht mehr läuft — die hat acht verschiedene Laptops seit 2014 mitgemacht und wäre nach wie vor perfekt eingerichtet. Offiziell natürlich kein Support 🙁
Tatsächlich, es hat nur eine Woche gedauert, bis heute die drei Papierformulare kamen, auf denen alle ins Zivilstandsregister aufgenommenen Daten vermerkt stehen. Inklusive Antwortcouvert (wie immer hier), das ich 2h später gleich wieder befüllt beim Rathaus eingeworfen habe. Hinweis: “Sie erhalten das Dokument zusammen mit der Rechnung nach dem eidgenössischen Gebührentarif.” 🙂 Mal schauen, wie lange der nächste Schritt geht.
Die drei Rückflüge BOO-OSL-FRA-ZRH waren langweilig. In FRA gingen fast in jedem Laden die Kreditkartenterminals nicht und in der Lufthansa-Lounge gab’s null Catering. Na dann brauch ich auch keine Lounge 🙂 Und mein Plan ging auf: 17:25 Ankunft in ZRH, mit Gepäckausgabe ist der 17:53-IC zu kriegen (inklusive Bundesrat-Maurer-Begleitung) und so hat es noch genau 18:50 für den Denner in Rossrüti gereicht, um meinen Kühlschrank wieder zu befüllen. Ab 22 Uhr hab ich die Dunkelheit bewundert.
Daheim lagen jede Menge Dokumente, Rechnungen und Geburtsurkunden. Wenn ich schon mal beim Standesamt bestelle (macht man ja generell viel zu selten), dann richtig und zwar alle verfügbaren Varianten. Heute war ich pünktlich beim Zivilstandsamt und hab Einbürgerung — Dependencies II voraussichtlich gelöst. Schön langsam alle Urkunden in der Reihenfolge vorgelegt und ich hoffe, dass keine Rückfragen kommen. Ich bekomme dann Post, darf alle Einträge nochmal prüfen und bestätigen und dann gibt’s Form 7.13*, mit der ich dann beim Einbürgerungsantrag weitermachen kann. Auf meine Nachfrage, wie lange das denn dauere, meinte sie “naja, hmm (Blick auf den Kalender, hier rechnete ich schon mit Monaten)…, wird wohl nächste Woche” 😀
Jedenfalls fällt grad mein Zug Richtung Bern aus und ich komme zu spät zum Hackathon, hab mich aber eh als verspätet angemeldet. Wer lässt denn einen Hackathon zu normalen Bürozeiten um 09 Uhr beginnen? Der kann gern um 09 Uhr aufhören.
Im Nachhinein hätte ich es mir natürlich denken können — ich brauche noch Original-Geburtsurkunden der Kinder und eine Kopie der Reisepässe der Kinder. Also beschäftige ich gleich das Standesamt Magdeburg nochmal für 30 EUR pro Kind (1x Geburtsurkunde, 1x mehrsprachige GU, 1x beglaubigte Abschrift, irgendwas wird schon ausreichen). Jetzt ist nur die Frage, wie lange die brauchen, bis das bei mir ist, und ob dann nicht andere Dokumente schon wieder abgelaufen sind. Inzwischen kann ich mir gut vorstellen, dass Einbürgerungswillige mit anderen Nationalitäten bei solchen Formalitäten und vor allem Fristen abgeschreckt werden. Wenn der Heimatstaat nicht halbwegs technobürokratisch unterwegs ist, kann es da echt zu Schwierigkeiten kommen.