Eingelebt, Spital getestet

Nachdem ich meine akute Kreislaufschwäche, bedingt durch dreiwöchigen Schlafmangel und Jetlag, mit 40h Schlaf von 48h halbwegs auskurieren konnte, habe ich gestern gleich noch das Spital in Wil von innen angeschaut, genauer die Notfallaufnahme und die Chirurgie. Ich nähe zwar gern, aber eine tiefe Schnittwunde am rechten Zeigefinger näht sich einfach selbst ziemlich schwierig. Meine Tippgeschwindigkeit mit Verband ist auch um deutlich mehr als die zu erwartenden 10% gesunken, aber die Lernkurve ist steil und mit meiner Kinesis-Tastatur kann ich auch mit dem rechten Mittelfinger neun weitere Tasten bedienen. Gibt ja Leute, die das im Adler-Suchsystem immer so machen. Immerhin ist es nicht weit zum Spital und eine Blutspendeabteilung scheint es dort auch zu geben, da muss ich nicht immer nach St. Gallen fahren.

Das Einzige, was in der Wohnung noch fehlt, ist der Internetanschluss. Als ich bei der Thurcom im Laden war, meinte ich noch salopp, dass ich ja bei Cablecom bestellen würde, aber die leider auf dem lokalen Netz nicht verfügbar sind. Der Mitarbeiter meinte noch “zum Glück”, was wohl heissen sollte, dass die Thurcom durch die Konkurrenz sonst Beine gemacht bekäme. In Uzwil hat’s damals von Donnerstagabend (Online-Bestellung) bis Samstagmorgen gedauert mit dem Kabelmodem, hier schon über eine Woche. Lokale Wertschöpfung hin oder her, die Dienstleistung muss trotzdem stimmen.

Korrektur des letzten Absatzes: bereits am Montag wurde mir das Kabelmodem zugestellt. Mein Briefkasten hat zwei Fächer, eins für die Briefe und eins für kleine Pakete, wie auch in Uzwil schon. Seit Montag wartet da also schon das Kabelmodem drin und langweilt sich, weil’s nichts zu tun hat. Dem kann jetzt abgeholfen werden 🙂

Umgezogen

Blick nach Süden auf dem Arbeitsweg
Blick nach Süden auf dem Arbeitsweg

Der Umzug lief reibungslos und hat grad mal 3.5h gedauert, Hebebühne und Möbellift lohnen sich eben doch. Mit dem Velo war ich heute fast genauso schnell im Büro wie mit dem Postauto, ich kann halt nur nebenbei keine NZZ lesen. Dafür hab ich zum Bäcker genau anderthalb Minuten, hin und zurück zusammen.

Neue Adresse: Konstanzerstrasse 4, 9500 Wil SG. Immer noch dasselbe Land mit der quadratischen Flagge.

Bierausbeute

Damit mein Besuch hier nicht immer Quöllfrisch oder Klosterbräu saufen muss, gibt’s zur Abwechslung mal australische Biersorten, frisch eingeflogen. Preislich liegt das bei ungefähr 8 Franken pro Liter, und das sind da in Adelaide ganz normale Preise gewesen. Das Lemon, Lime & Bitters ist zwar nicht so gut wie selbstangerührt, aber doch gekühlt ganz gut zu gebrauchen. Ich glaub, nach meinem Umzug am Samstag werde ich auch die Flasche Angostura wiederfinden, dann kann ich wieder zum Selbstmischen schreiten, obwohl es in der kalten Jahreszeit gar nicht so gut ist wie die letzten zwei Wochen am Stuart Highway.

Eine unrepräsentative Auswahl von australischen Biersorten.
Eine unrepräsentative Auswahl von australischen Biersorten.

Der Artikel in der Lokalzeitung ist auch online: 20131017-wilerzeitung-solarchallenge.pdf

Ade Adelaide

Teamfoto nach der Zieleinfahrt (Offizielles Ende der Zeitnahme)
Teamfoto nach der Zieleinfahrt (Offizielles Ende der Zeitnahme)

Nach den vielen Erfahrungen der fünf Renntage ist die wichtigste aus Strategiesicht, dass man einfach genau diese Erfahrungen braucht, um ein Gefühl für das Fahrzeug und die Strategie zu bekommen. Eine hochgenaue Batteriestandsschätzung braucht es gar nicht, viel wichtiger sind kurzfristige (5min) und langfristige (30min) Trends sowie der Tagesverlauf an Sonnenenergie und das Hintergrundwissen (eben: Erfahrung), wieviel Energie noch reinkommt, wie weit man die Batterie entladen sollte, wie hoch die Verbräuche sind und was der Motor leistet. Dazu kommt dann noch die Abschätzung, wo man am besten campieren sollte oder wo es mit dem Anhalten zum Renntag-Ende um 17 Uhr am besten passen würde. Im Prinzip bin ich die ganze Zeit gedanklich am Rechnen gewesen und das Modell, was sich da gebildet hat, kann ich gar nicht spezifizieren. Ein paar Testfahrten reichen zumindest nicht, um ein Gefühl für ein fünftägiges Rennen oder auch nur für die nächsten fünf Minuten zu bekommen.

Was mir meine Haut aber schon mal mitgeteilt hat, habe ich jetzt schwarz auf weiss bzw. in den Telemetriedaten: bei Wolkenreflektion und etwas diffusem Licht kann die ankommende Sonnenenergie locker um 20% ansteigen. Nicht dass ich nicht schon bei normaler Sonne bei 35° südlicher Breite ein ziemliches Problem hätte 😉 Auch sehr interessant ist, dass bei optimaler senkrechter Panelausrichtung bereits etwa 1-1.5h nach Sonnenaufgang schon 80-90% vom Tagesmaximum an Sonneneinstrahlung erreicht werden. Mein persönliches Ziel, ohne Sonnenbrand zurückzukehren, habe ich zumindest erreicht. Bei dem Rennen ist man auf Gedeih und Verderb dem Wetter ausgeliefert und Sonne ist nun mal notwendig, um ins Ziel zu kommen.

Jetzt sind noch zwei Tage in Adelaide angesagt, mit Packen und Aufräumen ist zu rechnen und natürlich Geocaching sowie Feiern. Die Stadt gefällt mir soweit sehr gut, ist mir nur noch zu weit nördlich. Was ich insgesamt nicht vermissen werde, ist roter Sand. Und was immer wieder faszinierend ist (auch ohne Astro-Kenntnisse), ist der funkelnde Sternenhimmel, sobald man weit von jeglicher Zivilisation weg ist. Einfach nur im Moskitozelt liegen und in den Himmel gucken.

Energiesammeln. Der mit dem weissen Hut sammelt Daten.
Energiesammeln. Der mit dem weissen Hut sammelt Daten.

Fast letzter Renntag

Nach einem nervenaufreibenden Energiebilanzrechnungstag haben wir pünktlich um 17 Uhr an diesem 10. Oktober bei Kilometer 2984 angehalten und haben uns nicht mehr bis zum Ziel gequält. Das Ziel von heute war eigentlich, bis zum Ende der offiziellen Zeitnahme bei Kilometer 2998 zu kommen, aber dadurch, dass wir einen halben Tag fast gar keine Sonne hatten, hat auch das Losfahren mit etwa 80% Batteriekapazität nicht gereicht, um bis ins Ziel zu kommen. Unglaublich, wie schnell die Energie rausgeht, wenn man noch dazu Gegenwind hat. Gestern mit 10 Wh/km praktisch dahingesegelt und heute mit 20 Wh/km dahingequält. Aber so genaue Entscheidungen beim Fahren treffen zu können, geht auch nur, wenn man die Informationen dazu hat und nicht nur Rohdaten, sondern ein klitzekleines bisschen verarbeitete Daten und Grafiken.

Viel spannender war aber am heutigen Tag das vor uns liegende Team, das immer langsamer wurde und das wir 90km vor dem jetzigen Stop überholen konnten und das danach immer noch langsamer wurde, so dass wir einen Vorsprung von etwa 30km haben und selbst nur noch 14km bis zur Ziellinie. Das können sie nicht aufholen, so dass wir morgen sicher als Fünftplazierte über die Ziellinie fahren werden, solange uns das Fahrzeug über Nacht nicht hops geht.

Also: morgen früh Zieleinfahrt in Adelaide, Ziel unter die ersten fünf Teams erreicht. Die Feier könnten wir glatt schon vorziehen. Die anderen Topteams vor uns waren eh unerreichbar.

Das Wetter: perfekt (für meine Verhältnisse), 18-20°C, sonnig und leichter Wind, kaum Luftfeuchtigkeit. Mal schauen, was ich die nächsten dreieinhalb Tage von Adelaide sehe.

Zwischenstop Coober Pedy

09.10.2013, 13:00

Es geht recht schnell vorwärts, da die Sonne ordentlich strahlt. Gestern abend sind wir mit einer zeitlichen Punktlandung am fünften Kontrollstop angekommen, mussten dort heute morgen mit perfekter Sonnenausrichtung der Panels noch eine halbe Stunde warten und sind unterwegs zum siebten Stop, Coober Pedy, auf der längsten Etappe der gesamten Challenge. Unter Umständen ist auch noch der achte Stop (Glendambo) in der Reichweite, aber das hängt von der Wetterprognose für morgen ab. Wenn da starker Gegenwind und Regen angesagt sind, sollten wir vielleicht lieber eher stoppen und die Batterie noch voll aufladen, um auch bei bedecktem Himmel noch fahren zu können. Bisher war die Rennstrategie aber eher, soviel Energie wie möglich zu verbraten, weil extrem viel Sonnenenergie reinkommt und wir schon zweimal das Luxusproblem hatten, nicht alle eingestrahlten Wattstunden mitnehmen zu können.

Campsite in Kulgera am Abend.
Campsite in Kulgera am Abend.
Bisher noch keinen Sonnenaufgang verpasst...
Bisher noch keinen Sonnenaufgang verpasst…
Der Pfau wollte auch Frühstück.
Der Pfau wollte auch Frühstück.
Übergang vom Northern Territory zu South Australia. Zwei Drittel geschafft.
Übergang vom Northern Territory zu South Australia. Zwei Drittel geschafft.

Kontrollstop Alice Springs (Halbzeit)

Nach zwei Reisetagen (am dritten Tag) sind wir inzwischen schon im Ti Tree Control Stop durchgefahren und schaffen mit etwas Glück auch noch Alice Springs (sicher am Mittag) und den insgesamt sechsten Control Stop in Kulgera bei Kilometer 1766. Bisher läuft’s sehr gut, die erwartet guten Teams sind weit vorneweg. Momentan haben wir auch null Energieprobleme, da hab ich mich leicht verkalkuliert, weil wir heute morgen eine halbe Stunde vor Abfahrt etwa wieder eine randvolle Batterie hatten. So war das eigentlich nicht gedacht, aber wir verbrauchen deutlich weniger als geschätzt und die Sonne und die Lage der Control Stops sind uns auch wohlgesonnen. Zudem ist die Fahrgeschwindigkeit durch die Batteriespannung limitiert und da diese mit der Länge der Etappe sinkt, kann man a) langsamer fahren und b) damit auch weniger Energie ausgeben.

Die 42km lange Geradeausstrecke war auch nicht sehr spannend, aber ich kriege eh nicht viel mit von draussen, weil ich die ganze Zeit meine Auswertungen beobachte. Spannend ist es aber, andere Teams mit einer Differenzgeschwindigkeit von wenigen Kilometern pro Stunde zu überholen, nachdem man den Overdrive-Knopf gedrückt hat. Die Road Trains, die vorbeiziehen, produzieren ordentlich Wind, in beide Richtungen.

In der Mittagssonne ist es bereits sehr angenehm draussen, weil die Sonne fast vollständig auf dem Hut landet. Inzwischen hab ich aber eh lange Hosen und Jacke an, weil wir im Auto etwa 18°C haben, das reicht dann als Unterkühlung für die heissen Kontrollstops (39°C) für eine halbe Stunde. Morgens und abends ist aber die Sonne nicht zu verachten. Es wird auch nachts immer angenehmer, wenn nicht grad Ameisen im Zelt sind. Heute morgen war es sogar schon zum Frösteln. Generell ist es bei trockener Luft viel angenehmer, das war schon beim allerersten Kontrollstop so, als wir dann 300km von Darwin entfernt waren. Zum Glück hatten wir in Darwin in dem verlassenen Workshop zwei Klimakammern zum Schlafen, sonst wäre für mich an erholsamen Schlaf nicht zu denken gewesen.

Unser Observer sitzt vorne links im Fahrzeug, beobachtet alles, versiegelt abends die Batterie, fragt uns sehr interessiert aus, schreibt sein Logbuch und wird wohl beim nächsten Kontrollstop gewechselt. Einige heikle Situationen hatten wir auch schon, gleich am ersten Tag bei den vielen Überholmanövern (nicht durch uns provoziert) und sind wohl auch schon mehrmals knapp einer Zeitstrafe entkommen.

Wenn das Fahrzeug hält (die Sonne tut’s ja offensichtlich), sollten wir locker am Freitag im Ziel ankommen.

Dem Waldbrandrauch sind wir entkommen.
Dem Waldbrandrauch sind wir entkommen.
Perfekte Ausrichtung zur Sonne am Kontrollstop und andere Fahrzeuge.
Perfekte Ausrichtung zur Sonne am Kontrollstop und andere Fahrzeuge.
Devil's Marbles in der Nachmittagssonne.
Devil’s Marbles in der Nachmittagssonne.
Sonnenaufgang, das Fahrzeug war schon am Sonnensammelplatz.
Sonnenaufgang, das Fahrzeug war schon am Sonnensammelplatz.
Grössenvergleich der Geräte, die hier durch die Gegend fahren auf dem Stuart Highway.
Grössenvergleich der Geräte, die hier durch die Gegend fahren auf dem Stuart Highway.
Spätabends Elektro- und Mech-Reparaturen.
Spätabends Elektro- und Mech-Reparaturen.

Rennfertig

Hm, aus dem Auto gebloggt hatte ich auch noch nie. Den Jetlag habe ich überwunden (wie immer: etwa 1h Zeitverschiebung kann ich pro Tag abbauen). Wir sitzen jedenfalls in der Nähe des State Square in Darwin, seit 06:30 Uhr früh, die Sonne ist draussen und jetzt wird’s schon ungemütlich warm und feucht bis zur Abfahrt. Selbige wird etwa gegen 08:45 Uhr sein, also etwa in anderthalb Stunden. Die Datenanalyse ist soweit prinzipiell fertig programmiert, und Ad-Hoc-Anfragen aus den zwei Sitzreihen vor mir dauern dann vielleicht mal ein paar Minuten. Die Live-Daten kommen über die Telemetrie direkt in den Rechner (als .csv-Datei) und die kann ich dann mit R periodisch durchrechnen und Statistiken erstellen. Sieht dann möglicherweise so aus:

Ein paar Statistiken der letzten halben Stunde (Daten von gestern)
Ein paar Statistiken der letzten halben Stunde (Daten von gestern)

Ich denke, im Tagesverlauf wird das noch etwas bunter und spannender.

Heat and Humidity in the Hundreds

Zu dem Wetter hier fällt mir nur der Spruch von Tom Clancy (oder auch John Grisham, bin mir nicht mehr sicher) ein in einem seiner Romane: heat and humidity in the hundreds. Passt natürlich nur, wenn man die Temperatur in Fahrenheit misst, dann sind Luftfeuchte und Temperatur um die 100(%). Vor Sonnenaufgang ist es noch halbwegs erträglich bei 25°C, dann heizt es sich langsam auf und beginnt sehr unangenehm feucht zu werden und ab dem Mittag geht es dann wieder besser, vielleicht auch deswegen, weil man sich etwas daran gewöhnt hat. Da freue ich mich glatt aufs Rennen, weil ich im Begleitfahrzeug sitze und mir Telemetrie-Daten anschaue und vorausplane. Mein Lieblingsgetränk hierzulande (Lemon, Lime & Bitters) ist abgehakt und die Mango, Typ Kensington Pride, ebenfalls. Die Preise sind auch extrem hoch inzwischen.

Heute war im Hidden Valley Racetrack das Qualifying. Drei Zahlen gibt’s zum Energiebedarf: normalerweise braucht man auf der Runde etwa 40Wh, gestern war Sylvia mit der schnellsten Runde bei etwa 60Wh und heute (sechs Sekunden schneller bei 2:23min Gesamtzeit) bei etwa 90Wh. Da sieht man wieder, wie ein aggressiver und schneller (leider euphemistisch als “sportlicher”) Fahrstil den Verbrauch hochtreibt und bei der Zeit nicht sehr viel bringt. Eine platte Stelle am Reifen vom obligatorischen Bremstest gab’s noch, andere Fahrzeuge sind mit knapp 130km/h vorbeigerauscht und bei uns waren es deutlich weniger. Das Rennen startet morgen früh in der Reihenfolge, die nach dem Qualifying feststeht und bis dahin ist noch Aufräumen und Einpacken angesagt.

Strategiemässig ist es sehr günstig, die obligatorischen Kontrollstops mit jeweils einer halben Stunde fixer Standzeit in die Tagesrandzeiten (8-9 Uhr und 16-17 Uhr bei offizieller Fahrtzeit von 8-17 Uhr) zu verlegen oder sie möglichst so anzusteuern, weil man in dieser Zeit die Panels optimal zur Sonne ausrichten kann und dadurch deutlich mehr Sonnenenergie reinholt, als wenn man in dieser Zeit fahren würde. Meine Berechnungen zeigen, dass das Optimum an Fahrzeit bei etwa 7h pro Tag liegt, wenn man dann morgens/abends die Kontrollstops legen könnte. Dass das nicht immer klappt und die ganze Tour wetterabhängig ist, ist sowieso klar, aber das trifft dann wohl sowieso die meisten Teams gleichmässig.

Im Vordergrund SER-2, im Hintergrund das sogenannte "Badewannenauto", was aussieht wie ein Amphibienfahrzeug.
Im Vordergrund SER-2, im Hintergrund das sogenannte “Badewannenauto”, was aussieht wie ein Amphibienfahrzeug.
Teilweise plattgebremster Reifen.
Teilweise plattgebremster Reifen.
Darwin, Supreme Court, mit Palmen und ungeheuer lauten bunten Vögeln in den Bäumen drumherum (nicht abgebildet).
Darwin, Supreme Court, mit Palmen und ungeheuer lauten bunten Vögeln in den Bäumen drumherum (nicht abgebildet).