Postauto von Bellinzona nach Chur

Ich muss ja nicht gleich alle Pässe mit dem Velo fahren, es gibt ja auch Postautolinien. Nach diesem Motto war ich am Samstag mit kurzem Abstecher ins Tessin unterwegs. Von Locarno zu Fuss nach Ascona, an der touristischen Standpromenade in Ascona Pizza gegessen, später dann den Weg zum Bus und zurück nach Locarno. Von dort mit dem Stadler-Flirt nach Bellinzona und Umstieg aufs Postauto, was in diesem Fall ein Reisebus/Reisecar ist, mit notwendiger Reservierung. Das Postauto fährt direkt bis nach Chur, mit Pause in San Bernardino und Splügen. Vom tiefsten Punkt des Landes also bis auf gut 1600m (die Passhöhe ist untertunnelt): San-Bernardino-Pass. In Chur dann noch schnell in die Migros und mit dem REX wieder heim nach Wil.

Noch vernebelt und regnerisch nördlich der Alpen.
Noch vernebelt und regnerisch nördlich der Alpen.
Der alte Gotthardtunnel bei Göschenen.
Der alte Gotthardtunnel bei Göschenen.

Der neue Gotthardtunnel kommt in einem knappen Jahr, die Werbekampagne dafür ist grad angelaufen: Gottardo2016.

Ascona, 26°C, Sonne, Pi(a)zza.
Ascona, 26°C, Sonne, Pi(a)zza.
Weg durch die Gassen zum Bus nach Locarno.
Weg durch die Gassen zum Bus nach Locarno.
Postauto nach Chur in Bellinzona. Sogar mit Reservierung.
Postauto nach Chur in Bellinzona. Sogar mit Reservierung.
Zwischenstop in San Bernardino.
Zwischenstop in San Bernardino.

Postauto-Kurs Nummer 171 von Bellinzona nach Chur.

Velotour Schwyz-Wil

Ein heisser Sonntagnachmittag, trotzdem eine Velotour von Schwyz bis (geplant) nach Wil, abgebrochen aber dann in Lichtensteig. Die ersten 13km ging es kontinuierlich, aber doch mit recht dankbarer Steigung, bergauf, recht lange auch parallel zur Strecke des Voralpenexpress. Die Abfahrt von Biberegg bis Pfäffikon SZ hat es in sich: in aufrechter Haltung war ich bei 57km/h, in Untenlenkerhaltung wären es deutlich über 60km/h gewesen. In Biberbrugg wäre da sogar ein Blitzerfoto drin, wenn ich es denn drauf anlegen würde. Ab Pfäffikon ging es über den Damm nach Rapperswil, dort war grad ein Triathlon und dementsprechend viel Menschenauflauf. Ich bin also auf meinem Monathlon weitergefahren Richtung Toggenburg, aber die Länge der Strecke war doch gefühlt grösser als errechnet. Alle Höhenmeter hatte ich aber schon noch geschafft bis Ricken und Wattwil, bin dann in Lichtensteig aber kurzerhand in die S-Bahn nach Wil gestiegen, weil ich auf Gegenwind dann keine Lust mehr hatte. Dem Gewitter in der Innerschweiz bin ich davongefahren, aber in der Nacht krachte es auch daheim noch ganz ordentlich.

Fahrstrecke: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=xgzwquktkmyvgtxa

Bahnhof Arth-Goldau, im Hintergrund die zwei Mythen.
Bahnhof Arth-Goldau, im Hintergrund die zwei Mythen.
Panorama über Schwyz: links Schwyz SZ, im linken Tal dann Brunnen und der Vierwaldstättersee, rechts der Lauerzersee.
Panorama über Schwyz: links Schwyz SZ, im linken Tal dann Brunnen und der Vierwaldstättersee, rechts der Lauerzersee.
Auf der Auffahrt nach Ricken, notwendige Wassernachfüllpause.
Auf der Auffahrt nach Ricken, notwendige Wassernachfüllpause.

Badgehalter-Eigenbau

Problem: die Durable-8118-Badgehalter unterliegen bei meiner Nutzung in der Gesässtasche einem erhöhten Verschleiss, d.h. sie halten nur etwa fünf Monate, bevor sie zerknacken und dann gleich noch meine Einlass- und Bezahlkarte freigeben. Nachdem ich diese jetzt kürzlich aus diesem Grund verloren, aber wiedergefunden hatte, musste ein neuer Badgehalter her. Lange Suche, kein Ergebnis. Die Lösung: ein stabilerer Eigenbau muss es sein.

Durable 8118 ist nicht dauerhaft.
Durable 8118 ist nicht dauerhaft.

Die Japanspachtel bzw. deren Blech hatte ich schon hier bei der Navi-Halterung als Basismaterial verwendet, also war das Blech des nächstgrösseren Geräts jetzt zum Zerlegen dran.

Japanspachtel Nummer zwei als Basisblech.
Japanspachtel Nummer zwei als Basisblech.

Damit das Ganze etwas leichter wird, hab ich es mit Löchern versehen, abgeschliffen und die Kanten abgerundet.

Landestypisch mit Löchern versehen.
Landestypisch mit Löchern versehen.

Danach hab ich es das Lochblech aufs Leder geklebt, dann das Leder auf der Vorderseite gelocht, zugeklappt und dann zugenäht plus die Kanten noch gegen Ausfransen verklebt, was aber bei Leder eigentlich kein Problem darstellt. Viel besser wäre ja noch, wenn ich den Badge (eigentlich nur ein Nahfunk-Chip) gar nicht rausnehmen müsste, aber für Email-Verschlüsselung und ähnliche Sachen muss ich ihn leider in den Laptop-Kartenleser einstecken. Ansonsten wär ja ein funkender Schlüsselanhänger wesentlich praktischer.

Blech verklebt und mit Leder ummantelt zugenäht. Fertig.
Blech verklebt und mit Leder ummantelt zugenäht. Fertig.

Ich gehe davon aus, dass diese Eigenbaulösung jetzt deutlich länger hält als der Plastikmüll von Durable.

Katzenjammer in Zürich

Katzenjammer im Kaufleuten, 2015-03-18
Katzenjammer im Kaufleuten, 2015-03-18

Am Mittwochabend war Katzenjammertag in Zürich, so dass ich bei der Gelegenheit gleich noch einen anderen (grösseren) Saal des Kaufleuten kennengelernt habe. Ich bin ja sonst nur zu Giacobbo/Müller im Gebäude. Zuletzt hatte ich sie vor zweieinhalb Jahren in Dornbirn gesehen.

Dem NZZ-Artikel ist eigentlich nichts hinzuzufügen, ausser der Korrektur, dass diejenige, die drei Instrumente gleichzeitig gespielt hat, nicht Marianne, sondern Anne Marit war.

Männer geben Bands mit weiblicher Besetzung gerne den Frauenbonus, dank dem musikalische Mittelmässigkeit zur kreativen Virtuosität hochstilisiert wird. Entgegen ihrem Namen besteht bei Katzenjammer dazu keine Veranlassung. Die vier Norwegerinnen sind Vollblutmusikerinnen und lassen ihre Darbietungen am Mittwochabend im ausverkauften Kaufleuten nie zu langweiligem Geplänkel verkommen. Verwurzelt im Folk-Rock, bedient sich die Band verschiedener Einflüsse wie Country, Jazz, Swing, Tango, Wave, keltischer Musik und haufenweise Pop.

Jeder Song erinnert an bereits gehörte. So klingen die Jammerkatzen bald nach PJ Harvey, Amy Winehouse, The White Stripes oder, für diejenigen, die sich noch daran erinnern mögen, der deutschen Filmband Bandits. Doch vermag die Band diesen Anleihen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, so dass der aufkeimende Vorwurf des Plagiats im Halse steckenbleibt.

Jede der Musikerinnen beherrscht mindestens sechs Instrumente, angefangen beim Standard-Repertoire Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier, hin zu ausgefallenerem Handwerkzeug wie Banjo, Akkordeon, Mundharmonika, Ukulele, Mandoline und Trompete. Nach jedem Lied werden die Instrumente munter weitergereicht beziehungsweise ausgetauscht. Den Höhepunkt der Materialschlacht markiert der gleichzeitige Einsatz dreier Instrumente, nämlich Akkordeon, Mundharmonika und Xylofon, durch Bandmitglied Marianne SveenAnne Marit Bergheim. Selbst ihre Mitmusikerinnen applaudieren ihr bei soviel Koordinationsvermögen.

Ihren stärksten Ausdruck findet die Band allerdings in ihrem Gesang. Im zumeist vierstimmigen Gesang setzt jede Tonlage eigene Akzente und bricht zeitweise Harmonien auf, ohne dabei dissonant zu klingen, um sich später wieder in den Melodieverlauf einzufügen. Es verwundert nicht, dass das bewegendste Stück des Abends a cappella vorgetragen wird, nur von einer Trommel begleitet. Auch solo ist jede der Stimmen derart gewaltig, dass sie sich nicht im Chor zu verstecken braucht.

Die Band legt auf der Bühne eine Natürlichkeit an den Abend, welche das Publikum zu schätzen weiss. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird mitgesungen und getanzt, so gut es im überfüllten Konzertsaal halt geht. Die Zürcher lieben Katzenjammer, selbst dann noch, als Bandmitglied Solveig Heilo dem Publikum weismachen will, dass man «Jungs» in Zürich als «Giele» bezeichne.

Zurück zur Zivilisation

Nach der letzten sturmumtosten Nacht im Windschatten eines “zu vermieten”-Gebäudes an der N1-Tankstelle in Borgarnes bin ich gleich früh die Ringstrasse weitergefahren und bis nach Reykjavik gekommen. Auf der Fahrt hab ich mich auch entschlossen, für heute Abend noch eine feste Unterkunft zu suchen. In dem Hotel, wo ich morgen sein werde, ist aber nichts mehr frei gewesen, also hab ich per App in Hafnafjördur ein Zimmer gemietet, da ich morgen hier sowieso in der Nähe das Auto abgeben muss.

Von Reykjavik hab ich schon ein paar Sachen gesehen, aber nichts besonders Aufregendes. Eine recht weitläufige Metropolitanregion mit einem Stadtkern, einer berühmten Kirche und ansonsten vielen kleinen Häusern und weiter unten am Meer auch höheren Häusern. Hier wird doch tatsächlich die Strasse gesalzt, damit hatte ich fast nicht mehr gerechnet. Trotzdem liegt noch genügend Schnee herum, dass man auf den Parkplätzen schön herumrutschen kann. Das Wetter scheint mir aber doch signifikant anders zu sein, vielleicht hat es einen Grund, dass die Stadt genau hier liegt.

Die Parkgebühr von 1 Franken pro Stunde spottet ja jeder Beschreibung. WiFi fliegt auch überall herum, wenn auch nicht unbedingt das, was man grad möchte.

Erstmal aufm Parkplatz direkt im Netz der Nationalbank gewesen.
Erstmal aufm Parkplatz direkt im Netz der Nationalbank gewesen.

Es gab Velospuren mit Spikeabdrücken im Schnee. Könnten von mir sein.

Die Küstenstrasse mit Bergblick.
Die Küstenstrasse mit Bergblick.

Die Kirche Hallgrimskirkja steht etwas erhöht auf dem Hügel und ist ziemlich zugebaut, wenn man direkt in der Nähe steht, aber trotzdem weithin sichtbar. Der Kirchturm wurde als Dual-Use-Technologie anfangs auch als Sendeturm für den Rundfunk konzipiert und ist daher heute mit dem Lift befahrbar, um von oben die Aussicht geniessen zu können.

Die Hallgrimskirkja, Bauzeit 1945-1986.
Die Hallgrimskirkja, Bauzeit 1945-1986.

Den Lift hab ich ignoriert, weil von drinnen Orgelmusik ertönte. Vier Manuale, 72 Register (ich hab mal versucht nachzuzählen) und der Organist war in Ganzkörperbewegung unterwegs, um alles zu bedienen. Hat doch mal mehr Tasten als meine Tastatur.

Imposante Johannes-Klais-Orgel. Viele Knöpfe für den Organisten.
Imposante Johannes-Klais-Orgel. Viele Knöpfe für den Organisten.
Gespielt wurde Bach.
Gespielt wurde Bach.

Ob die Kirche als Phallussymbol gedacht war, sei mal dahingestellt. Die vielen Säulen erinnern an die Basaltsäulen vulkanischen Ursprungs, von denen ich in der letzten Zeit ja genug gesehen habe.

Sieht schon aus wie ein Phallussymbol.
Sieht schon aus wie ein Phallussymbol.

Ob das jetzt mit dem Phallus-Museum was zu tun hat, weiss ich auch nicht. Ich bin zufälligerweise direkt daran vorbeigelaufen und wenn es sich anbietet, gehe ich vielleicht mal rein.

...vielleicht gibt's drum auch dieses Museum hier.
…vielleicht gibt’s drum auch dieses Museum hier.

Morgen vormittag gebe ich erstmal das Auto ab nach gut 2200km, dann geht’s ins Hotel in die Innenstadt und am Donnerstag via Genf wieder zurück. Genug gefahren, die letzte Schneesturmfahrt hat wirklich angestrengt. Aber so eine Automatik hat schon was 🙂 Die Maisstärke ist schon entsorgt. Ich hatte kurz überlegt, ob ich die in eine durchsichtige Plastiktüte abfüllen sollte und dann das so in die Reisetasche stecke, um den Zoll in Genf zu testen, aber man muss es ja nicht drauf anlegen. Nachher ist dann tatsächlich anderes weisses Pulver drin. Draussen stürmt’s und schneit’s wieder und das, was heute tagsüber an- und weggetaut war, gefriert jetzt schön zu Eisflächen.

Einen Tag zurück.

La Traviata in Wil

Die Premiere von La Traviata nähert sich, am Freitag folgt der heutigen Hauptprobe noch die Generalprobe und dann wird scharf gespielt. Da wir genügend Cellisten sind (keine 12, aber 7, vier sind jeweils besetzt), hatte ich heut Pause und konnte mir den Durchlauf mal aus Zuschauerperspektive anschauen. Vom Orchester sieht man quasi gar nichts, man hört’s nur, also wirklich wie eine Art Jukebox mit Dirigent. Aber ohne Orchester wär’s auch wieder doof. Das Bühnenbild ist tatsächlich sehr einfach gehalten, aber nicht minder effektvoll. Besonders der Schluss, als Violetta (nach gefühlt stundenlangem Dahinsiechen) endlich stirbt, lohnt sich, drum hab ich davon auch kein Foto, sonst wär ja die Überraschung weg. Der Besuch bei der Regiebesprechung damals hat sich gelohnt, da weiss ich zumindest, was sich die Regisseurin dabei gedacht hat. Und auch ohne die Erläuterungen wär es selbsterklärend gewesen.

Die ganze Story mit der kranken Kurtisane erinnert mich doch irgendwie an meinen Lieblingsmusikfilm Moulin Rouge, wo Nicole Kidman dahinstirbt, irgendwie ist es da noch mit Teilen aus La Bohème vermischt. Die hiesige Oper ist aber deutlich ernster und weniger schnulzig-kitschig.

Tickets gibt’s beim Musiktheater Wil. Lohnt sich.

Ein Haufen Leute auf der Bühne.
Ein Haufen Leute auf der Bühne.
Violetta am Flügel.
Violetta am Flügel.
Alfredo und Annina am Bett.
Alfredo und Annina am Bett. Sieht hier aus wie ein Bühnentechniker, ist aber der saugute Solist.
Ungefähr zwei Höhenmeter über meiner sonstigen Perspektive.
Ungefähr zwei Höhenmeter über meiner sonstigen Perspektive.

Mustergültige Überreaktion

Ich finde, da sollten einige M-Entscheider mal zum Militär gehen, um den Begriff Verhältnismässigkeit aufzufrischen. Wenn man einen Sprayer in der Unterführung erwischt, wird der doch auch nicht gleich erschossen.
https://community.migros.ch/m/Top-Themen/Unverzeihlich-Hitler-und-Mussolini-auf-Kaffeerahm-Deckeli. Über Napoleon oder Stalin hätte sich sicher niemand beschwert, sondern milde darüber gelächelt. Und genau das hätte man hier auch tun sollen.