Katzenjammer in Zürich

Katzenjammer im Kaufleuten, 2015-03-18
Katzenjammer im Kaufleuten, 2015-03-18

Am Mittwochabend war Katzenjammertag in Zürich, so dass ich bei der Gelegenheit gleich noch einen anderen (grösseren) Saal des Kaufleuten kennengelernt habe. Ich bin ja sonst nur zu Giacobbo/Müller im Gebäude. Zuletzt hatte ich sie vor zweieinhalb Jahren in Dornbirn gesehen.

Dem NZZ-Artikel ist eigentlich nichts hinzuzufügen, ausser der Korrektur, dass diejenige, die drei Instrumente gleichzeitig gespielt hat, nicht Marianne, sondern Anne Marit war.

Männer geben Bands mit weiblicher Besetzung gerne den Frauenbonus, dank dem musikalische Mittelmässigkeit zur kreativen Virtuosität hochstilisiert wird. Entgegen ihrem Namen besteht bei Katzenjammer dazu keine Veranlassung. Die vier Norwegerinnen sind Vollblutmusikerinnen und lassen ihre Darbietungen am Mittwochabend im ausverkauften Kaufleuten nie zu langweiligem Geplänkel verkommen. Verwurzelt im Folk-Rock, bedient sich die Band verschiedener Einflüsse wie Country, Jazz, Swing, Tango, Wave, keltischer Musik und haufenweise Pop.

Jeder Song erinnert an bereits gehörte. So klingen die Jammerkatzen bald nach PJ Harvey, Amy Winehouse, The White Stripes oder, für diejenigen, die sich noch daran erinnern mögen, der deutschen Filmband Bandits. Doch vermag die Band diesen Anleihen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, so dass der aufkeimende Vorwurf des Plagiats im Halse steckenbleibt.

Jede der Musikerinnen beherrscht mindestens sechs Instrumente, angefangen beim Standard-Repertoire Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier, hin zu ausgefallenerem Handwerkzeug wie Banjo, Akkordeon, Mundharmonika, Ukulele, Mandoline und Trompete. Nach jedem Lied werden die Instrumente munter weitergereicht beziehungsweise ausgetauscht. Den Höhepunkt der Materialschlacht markiert der gleichzeitige Einsatz dreier Instrumente, nämlich Akkordeon, Mundharmonika und Xylofon, durch Bandmitglied Marianne SveenAnne Marit Bergheim. Selbst ihre Mitmusikerinnen applaudieren ihr bei soviel Koordinationsvermögen.

Ihren stärksten Ausdruck findet die Band allerdings in ihrem Gesang. Im zumeist vierstimmigen Gesang setzt jede Tonlage eigene Akzente und bricht zeitweise Harmonien auf, ohne dabei dissonant zu klingen, um sich später wieder in den Melodieverlauf einzufügen. Es verwundert nicht, dass das bewegendste Stück des Abends a cappella vorgetragen wird, nur von einer Trommel begleitet. Auch solo ist jede der Stimmen derart gewaltig, dass sie sich nicht im Chor zu verstecken braucht.

Die Band legt auf der Bühne eine Natürlichkeit an den Abend, welche das Publikum zu schätzen weiss. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird mitgesungen und getanzt, so gut es im überfüllten Konzertsaal halt geht. Die Zürcher lieben Katzenjammer, selbst dann noch, als Bandmitglied Solveig Heilo dem Publikum weismachen will, dass man «Jungs» in Zürich als «Giele» bezeichne.

Weißwurstäquator vs. Röstigraben

Im St. Galler Tagblatt habe ich vorhin einen Artikel über eine Frau gelesen, die aus der Französischschweiz in die Deutschschweiz gezogen ist. Da wurde der Röstigraben erwähnt, den mir die Kollegen dann auch gleich passend erklären konnten, da einer aus der Französischschweiz kommt und der andere aus der Deutschschweiz. Er ist nicht nur eine sprachliche Grenze, sondern inzwischen auch eine starke kulturelle und politische Grenze, die sich beispielsweise ganz klar im Abstimmungsverhalten bei Volksabstimmungen äußert. Auf Französisch nennt sich das ganze barrière de röstis, also ist es da schon kein Graben mehr, sondern eher ein Zaun oder eine Mauer. Diese Barriere scheint also so ähnlich zu sein wie der deutsche Weißwurstäquator. Der Freistaat Bayern macht ja auch immer gerne sein eigenes Ding, was man ja schon an der CSU sieht.

Übrigens gehen SEPA-Überweisungen vom deutschen aufs Schweizer Konto und umgekehrt deutlich schneller als Inlandsüberweisungen in Deutschland, wie ich festgestellt habe. Außerdem ist die Formel1 im Schweizer Fernsehen viel angenehmer zu sehen, weil der Kommentator nicht so neunmalklug besserwisserisch daherkommt wie die RTL-Pappnasen Waßer/Danner.

Bei Amazon kann man einige Sachen wie z.B. Bücher auch in Deutschland versandkostenfrei in die Schweiz bestellen. Was daran witzig ist: beim Warenkorb wird ein “Geschenkgutschein” angezeigt, der ungefähr die Mehrwertsteuererstattung beträgt. Eine Schweizer Landkarte, die ich bestellt habe, hat laut Amazon-Preis 12,90 EUR gekostet. Auf der Rechnung steht nur der Nettopreis von 12,06 EUR (also die 12,90 EUR brutto abzüglich der enthaltenen 7% MwSt. auf Bücher). Bezahlt habe ich am Ende nur 10,32 EUR, also 20% weniger als der ursprüngliche Preis. Das wird wohl nicht bei allen Sachen gehen, aber interessant ist es schon.