Solarpanels senkrecht

Die Solarpanels auf dem Kellertreppendeckel laufen problemlos seit Frühling 2022. Eins der Panels war aber schon von Anfang an eigentlich dazu gedacht, an den Fensterladen montiert zu werden. Weil es aus Symmetriegründen aber besser aussieht, wenn beide Fensterläden vorm Arbeitszimmer Panels dran haben, hab ich vor zwei Wochen per ÖV noch ein baugleiches Panel (Offgridtec 100W-OLP) am anderen Ende des Landes zwischen Thun und Bern abgeholt. Wechselrichter hatte ich insgesamt auch schon drei Stück (einen pro Panel), da war eigentlich nur noch das Befestigen und Verkabeln nötig, das hat etwa 2h gedauert. Die Alu-Fensterläden sind schön leicht, mit vier zurechtgebogenen Winkeln, M5-rostfrei-Befestigungsmaterial und ein paar Blechschrauben war das problemlos zu befestigen und sogar die Kabel liessen sich noch gut rausführen.

Die Wechselrichter habe ich auf einem Brett verschraubt, vielleicht ersetze ich die zwei WR später noch durch einen stärkeren mit Serienschaltung der Panels, das gibt weniger Verkabelungsaufwand und braucht weniger Platz. Die Stromdurchführung nach innen geht per kleinem Bohrloch in der Ecke des Fensterrahmens, da ist es trocken und geschützt. Drin wird der Strom per Tasmota-Sonoff entgegengenommen und gemessen, die Daten in die influx-DB abgekippt. Die WR werden noch mit einem unauffälligen grauen PE-Rohr (oder Dachrinnenende) verkleidet zwecks Spritzwasserschutz.

Die Läden lassen sich auch noch bequem schliessen, obwohl das Panel auf der Seite etwas übersteht. Und falls sich jemand beschweren sollte, ist alles auch innerhalb von sehr kurzer Zeit fast rückstandsfrei rückbaubar.

Sämtliche Verdrahtung funktionierte auf Anhieb. Insgesamt ist das eh nur Spielerei, aber bei etwa 300 Fr. für Panels, Wechselrichter und Zubehör wird sich das sicher amortisieren. Die grosse Anlage fürs Dach ist inzwischen bestellt und kommt 2023.

Insurance Innovators Summit 2022

Business-Dress 🙂

Die letzte Business-Konferenz ausserhalb der Schweiz, auf der ich war, war Insurance Innovators Counter Fraud im März 2019. Mittwoch/Donnerstag war ich mal wieder in London auf einer Veranstaltung desselben Veranstalters, aber ohne Spezialthema Betrugsbekämpfung, sondern allgemein ein “Insurance Innovators Summit”. Laut Werbung waren 75% der Teilnehmer C-Level oder höher (also Management), dementsprechend gab’s wenig Inhaltstiefe für Leute wie mich. Vermutlich wäre ich da sonst auch nicht hingefahren, aber sie hatten mich für eine Paneldiskussion eingeladen, die wiederum vom Thema Betrugsbekämpfung handelte. Das war ganz witzig, bisschen mit Mikrofon rumzulaufen und praktischerweise das Konzerthemd vom Sonntag gleich nochmal anziehen zu können. An die Diskussion anschliessend gab es auch ein paar nette Kontakte, aber nichts Weltbewegendes. Ansonsten gab’s halt wieder den üblichen kapitalistischen Blödsinn zu hören, und insbesondere bei der Autoversicherung jede Menge davon. Auch ganz sustainable ist natürlich, dass man inzwischen Holzbesteck nutzt und wegwirft und aus ökologisch produzierten Pappbehältern isst, die man hinterher wegwirft; anstatt dass sie im Catering in einem extrem grossen Konferenzzentrum mal vernünftiges waschbares Geschirr und Besteck nutzen würden.

Besser war eigentlich das Drumherum: beim letzten Mal hatte ich (bzw. der Arbeitgeber) für eine Nacht im Hotel 480 Fr. gezahlt. Dieses Mal hatte ich lieber ein airbnb gemietet für 650 Fr. für drei Nächte, und auch noch für drei Personen, weil ich aufgrund meiner Speaker-Tätigkeit gratis noch Arbeitskollegen mitnehmen konnte. Bei Konferenzgebühren >1200 EUR pro Person macht das schon was aus. London scheint leiser geworden zu sein, und die Luft scheint auch besser zu sein, seit sie viele Strassen durch Velorouten ersetzt haben. Ist immer noch nicht so, dass ich da aus freien Stücken hinfahren würde, aber es ist erträglich — und es sind extrem viele Bromptons unterwegs. Vielleicht ist mir das ohne eigenes Faltvelo vorher aber nur nicht aufgefallen.

Was richtig gut ist: bei der Tube und allem, was von Transport for London kommt, kann man sich das Kaufen von Tickets jetzt komplett sparen. Man kann an den Ein- und Ausgangsschranken, wo man eine Oyster-Card oder seine Fahrkarte einlesen muss, jetzt einfach mit irgendeinem seiner kontaktlosen Bezahl-Geräte durch. Also z.B. Kreditkarte auflegen und beim Rausgehen wieder auschecken, fertig. Keine Regstrierung notwendig, kein Tarifwirrwarr: man bekommt am Ende einfach den günstigsten Tarif berechnet. Wenn man mehrmals am Tag fährt, ist der Preis halt bei der Tageskarte gedeckelt, je nach Zonen etc.

Wenn man schon mal unterwegs ist, kann man ja auch ins Theater gehen. Ich hatte noch drei Plätze für “Phantom of the Opera” gekriegt, Balkon erste Reihe, perfekte Sicht auf die Bühne und in den Orchestergraben, in dem höchstens 20 Leute waren, jedes Instrument vermutlich nur einmal besetzt und verstärkt. Ich hatte das noch nie live gesehen und es lohnt sich. Viele schöne Effekte, durchdachtes Bühnenbild, bunte und düstere Szenerie, dafür sind 140 CHF nicht zuviel, zumal das damals in Milano im Teatro alla Scala ähnlich teuer war.

Her Majesty’s Theatre, Phantom of the Opera, 2022-11-17

An- und Abreise finden unter Ausnutzung des noch gültigen Interrailpasses statt. Etwa 10h und 1250km Tür-zu-Tür, mit dem extrem nervigen Eurostar dazwischen. Die Planung für das ganze System müssen sie irgendeinem Flugzeugdeppen gegeben haben, weil das genau die negative Benutzererfahrung widerspiegelt, die man beim Fliegen auch hat, nur langsamer. Gepäckscan, Menschenscan, ewig eher vor Ort sein, lange im Terminal rumsitzen, zweimal Passkontrolle (okay, dafür kann nur UK was) und dann zahlt man ja auch noch massiv mehr als für den Flug, und zwar allein für die Reservationen. Ein Flug Zürich-LondonCity hätte etwa 120 EUR gekostet, allein mit den Zwangsreservierungen für Basel-Paris und Paris-London und retour bin ich schon bei 120 EUR. Ohne den Interrailpass hätte dieselbe Fahrt etwa 800 EUR gekostet. Mehrmals umsteigen, jedesmal potentiell Anschlussbruch, Wanderung oder anderer Transfer in Paris (Gare de Lyon -> Gare du Nord oder Est->Nord), da muss man echt gern Zug fahren, um da nicht den Flieger zu nehmen. Reservationspflichten im Zugverkehr sind sowieso das Dümmste, was es gibt, das macht das komplette offene System kaputt. Die Möglichkeit einer Reservation ist hingegen praktisch, dann kann man ohne Stress einsteigen. Und trotzdem stehen die Leute ab 10 Minuten vor Ankunft fast alle im Gang, das ist eine spannende Sozialstudie. Die Internetgeschwindigkeit ist umgekehrt proportional zum Fahrtempo, hab ich so den Eindruck.

Langfristig Solarstrom eingekauft

Noch im Sommer, bevor die neuen Strompreise der TB Wil rauskamen, hab ich entschieden, mich am Bürgerbeteiligungsmodell tbw.solar.wil einzukaufen. Für 250 Fr. bekommt man 20 Jahre lang 80kWh Stromgutschrift im Jahr. Ich hab direkt 1000 Fr. investiert und bekomme jetzt dafür 320 kWh jedes Jahr gutgeschrieben. Was wichtig ist: ich bekomme die Menge gutgeschrieben und nicht irgendeinen fixen Preis pro kWh. D.h. bei steigenden Strompreisen wird meine Investition mehr wert.

Nachdem jetzt der erste Monat mit einer entsprechenden Gutschrift abgelaufen ist und ich eine Rechnung habe, sehe ich auch, wie es technisch umgesetzt wird. Was laut Reglement schon vorher klar war: die Gutschrift erfolgt vorrangig im Hochtarif HT, dann (falls im HT nicht genügend Verbrauch) im Niedertarif NT und wenn man gar nichts verbraucht, verfällt die Gutschrift. Auf der Rechnung (ich war den ganzen September nicht da, darum so wenig) sieht das dann wie folgt aus:

Die Gutschriftmenge von 26kWh pro Monat wird mit dem Bruttopreis des HT-Stroms multipliziert. Gleichzeitig gibt es für dieselbe Menge noch einen “ökologischen Mehrwert” dazu, der willkürlich festgelegt werden kann und (böse gesagt) dazu genutzt werden kann, die Verluste der TBWil mit dem Beteiligungsmodell zu begrenzen.

Als ich den Strom gekauft habe, war mir klar, dass die Gutschrift zu aktuellen Preisen nicht so hoch sein würde wie das, was ich bezahlt habe.

  • (8.72+4.5) Rp./kWh * 20 Jahre * 320kWh = 846.08 Fr. (alles Hochtarif, investiert habe ich 1000 Fr.)

Aber es war ja absehbar, dass die Preise stark steigen würden. Damit sieht die Rechnung ganz anders aus, weil der Hochtarif von 8.72 auf 16.16 Rp./kWh steigt und auch der Niedertarif von 7.65 auf 12.92 Rp./kWh stark ansteigt.

  • (16.16+4.5) Rp./kWh * 20 Jahre * 320kWh = 1322 Fr. (Hochtarif)
  • (12.92+4.5) Rp./kWh * 20 Jahre * 320kWh = 1115 Fr. (Niedertarif)

Selbst wenn der ökologische Mehrwert ganz entfallen sollte, lande ich im HT bei 1034 Fr. und im NT bei 827 Fr., also nicht wesentlich schlechter als bei den alten Tarifen. Im besten Fall kommt da eine jährliche Rendite von 1.4% raus. Abgerechnet wird am Ende und eigentlich müsste man die allfällige gesparte Vermögensteuer und die Inflation auch noch mit einbeziehen.

Ganz spannend wird’s aber im Zusammenhang mit der bestellten Solaranlage. Die ist ja auf möglichst wenig Netzbezug mit Speicher konzipiert und da dürfte es grad in den Sommermonaten vielleicht schwierig werden, tatsächlich 26kWh pro Monat aus dem Netz zu holen, ohne das Haus per Klimaanlage einzufrosten. Da muss ich vielleicht mal airbnb-Gäste mit Elektroauto laden lassen, aber auch damit können die ja nicht mal 200km fahren.

Cliffhanger: vielleicht wird die Abrechnung aber auch quartalsweise (wie der Rechnungszyklus) gemacht, d.h. ich bekomme pro drei Monate 80kWh gutgeschrieben; das würde es einfacher machen, in diesen drei Monaten mal in einer Sonnenflaute sowieso benötigten Strom aus dieser Gutschrift zu verbrauchen. Da würde es sich dann aber auch direkt lohnen, auf Jahresrechnung umzustellen, um das Optimierungsproblem ganz elegant zu umgehen 🙂

Update mit den neuen Stromtarifen ab 2024:

  • (18.92+4.5) Rp./kWh * 18 Jahre * 320kWh = 1349 Fr. (Hochtarif)
  • (15.67+4.5) Rp./kWh * 18 Jahre * 320kWh = 1162 Fr. (Hochtarif)

D.h. obwohl es zwei Jahre weniger sind (18 statt 20), steigt die Rendite weiter 🙂 (falls die 4.5 Rp./kWh für den ökologischen Mehrwert so bleiben). Bisher (2022+2024) habe ich schon 80 Fr. rückvergütet erhalten, d.h. im Hochtarif macht das jetzt schon eine jährliche Rendite von 1.8% und im NT sind es 1.09%.