Trehyrna

Nach der Ankunft war natürlich in meiner Hütte erstmal noch nicht alles betriebsbereit. Der Wasser-Absperrhahn ist unter der Spüle, nachdem ich den angedreht hatte, haben sich Warmwassertank und Klospülung gefüllt. Nur das Warmwasser wollte irgendwie nicht heizen, merkwürdig. Für diesen Fall hatte ich ja Werkzeug dabei, wobei hier eigentlich nur ein Sackmesser nötig war. Die Steckdose selbst hatte Spannung, alle Zuleitungen waren aufgedreht, also blieb mir nur mal das Aufschrauben der Ansteuerung übrig. Auch da sah eigentlich alles gut aus, nur dass die Anschlüsse alle etwas versalzen/verrostet waren. Nach dem Wieder-Zuschrauben (erfolglos) hab ich das erstmal dem Vermieter gemeldet. Da kam aber grad keine Antwort. Also fiel mir zehn Minuten später ein, dass ich noch nicht alles geprüft hatte (Spannungsprüfung per Zahnbürsten-Ladestation), hab’s nochmal aufgemacht. Und tatsächlich, das Teil hat eine Übertemperatur-Abschaltung, die man offensichtlich manuell zurücksetzen muss, wenn sie mal angeschlagen hat (oben unter der sechseckigen Mutter im Bild) — macht ja Sinn, denn über 100°C geht das Teil sonst eigentlich nicht. Ich vermute, sie haben die Hütte winterfest gemacht und erst alles Wasser abgelassen aus den Leitungen und dann den Boiler nicht abgeschaltet. Gibt dann halt Kernschmelze ohne Sicherung 🙂 Sicherungspin reingedrückt, Stecker rein, dann ging alles wieder. Der graue NDB-Van mit VD-Kontrollschild hat auch tatsächlich hier campiert. Vorhin kam mir noch ein ZH-Wohnmobil entgegen, also bitte, Leute 😉

Zum Erklettern hatte ich mir auf der Karte den Trehyrna ausgesucht, also den mit 620m höchsten Steinhaufen von drei etwa ähnlich hohen, nur 8km Anfahrt, Wanderung-Start 09:30 Uhr, nach 1:45 oben und 12:30 wieder unten. Erst ging’s am Trinkwasserreservoir vorbei, später durch einen Baumbestand und am Ende waren nur noch Felsen, gerne auch mal auf allen Vieren zu erklettern. Hier scheint es mit TellTur so eine Art Gipfelbesteigungs-Logbücher zu geben. Wahrscheinlich hat es nichts mit dem Wilhelm zu tun. Die Wanderrouten sind hier manchmal eine Art OL, es gibt kaum Markierungen und nur wenn man Glück hat, sieht man den Weg, den andere schon gelaufen sind. Weiter oben in den Felsgebieten gibt’s dann aufgestapelte Felshaufen als Markierung, das geht wieder. Meine Route war beim Aufstieg eine andere als beim Abstieg: https://ridewithgps.com/trips/91019903

Inzwischen war’s schon 100% sonnig, da bin ich noch bis Nykvåg gefahren, 6km weiter nördlich. Da stand einerseits mal ein Windrad, und andererseits haben sie da wegen des Golfstroms ein Kunstwerk aufgestellt, bestehend aus einer isländischen Basaltsäule und Treibgut vom lokalen Strand. Von da irgendwo könnte ich sicher auch die Mitternachtssonne anschauen gehen. Auf dem Berg oben sollte es vermutlich sogar jetzt schon gehen, die Höhe verschiebt ja den Horizont weiter nach Norden.

Ungefähre Luftlinienabstände zu ausgewählten Ländern/Gebieten: Spitzbergen 1000km, Island 1400km, Grönland 1500km, Russland 700km, Schweiz 2400km.

Verlegung nach Norden

Genug Lofoten, jetzt geht’s weiter nördlich und die Landschaft wird etwas schroffer, hab ich den Eindruck, und der Schnee liegt noch weiter unten. Luftliniendistanz der zwei Unterkünfte: 55km, Fahrdistanz 210km, also ungefähr Wil-Zürich via Lindau und Friedrichshafen. Unterwegs hab ich noch eine polnische Anhalterin mitgenommen, die meinte, es gäbe viele Direktflüge von kleineren norwegischen Flughäfen nach Gdansk. Oh, und noch ein fun fact von der Einheimischen: hier werden schon jahrelang landesweit Jodtabletten verteilt, aber nicht wie bei uns für den Fall eines KKW-Problems, sondern weil die russischen U-Boote vor der Küste rauf und runter fahren. Der jetzige NATO-Jens weiss halt warum und an seine eindrückliche Rede nach den Anschlägen 2011 kann ich mich auch noch erinnern.

Heute war also eher Asphaltfresserei angesagt, in Sortlandet hab ich Zwischenstop gemacht mit vier Caches, aber da war heute auch gar nichts weiter los, nur der eingeschränkte Sonntagsverkauf im Bunnprix.

Zwischendurch gab’s eine Safety-Car-Phase mit vorgängiger Rennneutralisierung über eine halbe Stunde. Der Ryggedalstunnel wird saniert und da der die einzige Verbindung nach Westen/Bø darstellt, muss man halt warten und fährt hinter dem Safety-Car durch, das sich allerdings nicht an die ausgeschilderte Höchstgeschwindigkeit gehalten hat.

Führungsfahrzeug, folge mir 🙂

Angekommen bin ich in einer Bucht (das ist ein ähnlicher Hinweis wie “der Cache liegt unter einem Stein”, siehe Bildkoordinaten) in einer kleinen Hütte am Wasser, https://www.airbnb.com/rooms/553975828771943608. Grundfläche etwa 16qm für Bad, Schlafzimmer, Küche, winziges Obergeschoss mit U-Boot-Feeling als Schlafplatz, plus 10qm Veranda und die Hügel gehn gleich hinter der Hütte los. Kurz nach meiner Ankunft kam ein grauer Van mit getönten Scheiben und Kontrollschild VD angefahren. Bestimmt meine unauffälligen Freunde vom NDB, die tatsächlich mit dem Eigentümer des Platzes französisch gefachsimpelt haben zur Tarnung.

Need more sleep

Mein Zeitgefühl ist komplett im Eimer. 21 Uhr Essen gehn (bis Mitternacht), fünf Uhr morgens schlafen gehen, 11 Uhr wieder aufstehen. Aber hey, es gab Tørfisk, also quasi das, was draussen zum Trocken rumhängt, wieder hydriert. Und als Vorspeise ein Wal-Carpaccio — dasselbe wie im Original, nur halt mit Scheibchen von einem grossen Meeressäugetier statt von einem grossen Landsäugetier. Da könnte ich mich glatt dran gewöhnen.

Erstmal lief die Waschmaschine. Morgen ist Weiterreise Richtung Vesterålen, das liegt etwa 55km weiter nördlich und die Fahrtstrecke sind etwa 220km, wenn ich nicht ab Fiskebøl mit der Fähre abkürze. Das reicht mir dann als Fahrt für den Tag, also hab ich heute schon mal die Dörfer/Städte auf der Strecke abgeklappert. Ziel Svolvær, bin aber schon in Kabelvåg hängengeblieben, weil hinter irgendeiner Ecke plötzlich die Wolken verschwunden waren.

Ich wusste, dass in Svolvær um 18:30 Uhr die Hurtigruten anlegen würde, da hab ich mich mal nach einem Stadtspaziergang am Hafen hingestellt. Viel zu viele Leute, viel zu viele Touristen, viel zu viele Deutsche. Dann haben sie die Fahrgäste der Hurtigruten auch noch in bereitgestellte Tourbusse gestopft und die kamen mir dann alle in Henningsvær wieder herumlaufend entgegen. Ganz schöner Stress.

Die Kombination aus Wasser im Vordergrund, Häusern, Touristen und hinten schneebedeckten Bergen könnte auch St. Moritz (minus 1800m und minus Fischgeruch) sein, die Preise stimmen ja auch überein. Nur der Schiffsdiesel stinkt hier deutlich mehr. Nach dem kurzen Abstecher nach Henningsvær ging’s wieder heim, bisschen aufräumen und packen.

Ballstad

Sogar zu den popeligen Aussichtspunkten geht’s mal gleich 150 Höhenmeter steil rauf, das sah doch auf der Cache-Karte deutlich einfacher aus. Das Wetter zog sich langsam zu, wie angekündigt. Wenn ich auf einen der anderen zahlreichen Gipfel gelaufen wäre, hätte es mich da mit Wind und Regen erwischt. Daher war’s quasi ein Pausentag, nur noch Essen gehn in Leknes.

Nach der gestrigen Wanderung kenne ich jetzt auch die Berge, wo Anfang Januar die Rückkehr der Sonne nach totaler Abwesenheit über mehrere Wochen gefeiert wird. Interessantes Konzept und witzige Tradition.

Zwei Hügel pro Tag

Wenn das Wetter schon mal trocken und sonnig ist, muss man die Zeit auch draussen nutzen. Hab mich kurz mit dem Rasenmäher unterhalten, der fand auch, dass er mal rauskommen müsste.

Für den Abend hatte ich schon abgemacht, der Vormittag war noch zu haben — also los zum Offersøykammen, dort waren auch zwei Caches zu haben. https://coord.info/GC7YJ50 liegt da seit 2018 und hat erst zehn Logs. Weil ich keine Lust hatte, denselben Weg hoch und runter zu laufen, bin ich also erst zu dem tieferen Punkt gestiefelt, entlang der Isohypse. Karten mit Höhenmetern sind da sehr praktisch. Danach dann auf dem Kamm weiter zum Gipfel auf 436moh. Insgesamt doch eine recht feuchte Wanderung, da das jetzt der erste sonnige Tag nach mehreren Wochen Regen und Schnee war. Aber gute Aussichten.

Auf dem Gipfel waren doch tatsächlich noch mehr Leute, aber die waren alle später losgelaufen. Die Belgier, die ich erst mit ihrer GoPro fotografiert hatte, hatten sich gewundert, dass ich schon so früh (11 Uhr? Früh?) oben war, aber ich war auch erst 09 Uhr losgelaufen. Sie hatten mich dann auch fotografiert und ich meinte nur im Spass “na eigentlich braucht man da am besten eine Drohne dafür”. Zack, hat er tatsächlich eine ausgepackt und meinte, dass er das Ding immer nur rumschleppen, aber viel zu selten benutzen würde. Leute gibt’s — wenn ich schon so ein Teil da mit raufschleppe, dann doch bitte nicht nur als Ballast.

Nach dem Abstieg bin ich zum Mittagsschlaf erstmal wieder heimgefahren und dann 17:30 Uhr wieder los, um 18:30 Uhr gemeinsam auf den Holandsmælen zu wandern. Local Knowledge: auf der Sonnenseite und dann oben mit Sonne von vorne. Die Reflexion der Sonne im Wasser bringt echt nochmal 5-10°C mehr, es war super warm oben und Sonnencreme war nötig und am Mann (auch angebracht).

Nach dem Abstieg ging’s wieder heim und, ähm, huch, es ist 01:22 Uhr und immer noch taghell 🙂 Immer schön sind hier die Hinweise bei Caches, die da lauten: unter einem Stein. Und selbst wenn’s jetzt die nächsten zehn Tage nur noch schifft, hat es sich doch nach heute schon gelohnt.

Ein fremdes U-Boot vor meinem Strand? 23:30 Uhr.

Reinebringen / Sonne

Nach sehr verregneten 24h hat es heute gegen Mittag aufgehört und die Wettervorhersage bewahrheitet sich gerade (Sonne bis 23:30 und dann wohl wieder ab 02:30 Uhr). Ich bin erst nach dem Mittagessen abgefahren und hab mir Zeit gelassen bis nach Reine (80km), war noch in Leknes einkaufen, u.a. Imprägnierspray für die Schuhe. Das macht schon Sinn, dass man die an der frischen Luft einsprühen und auslüften lassen soll und die nicht ins Auto stellt. Aber nach 20km mit offenen Fenstern ging’s auch wieder. In Reine bin ich erst gegen 17 Uhr losgelaufen, weil die Sonne laut Plan ja auch erst ab 18 Uhr rauskommen sollte. Der Gipfel war noch in den Wolken. Auf dem Weg hatte ich schon wieder einige Brückenbauwerke bewundert.

Etwa 1600 Stufen waren es bis zum Aussichtspunkt, man schlängelt sich so hoch und es kamen mir auch Leute entgegen. Das streitende deutsche Seniorenehepaar hatte ich schon während meiner Wartezeit unten im Auto aus ihrem Camper aussteigen und loslaufen sehen. Ein französischsprechendes Paar hab ich grinsend mit bonjour begrüsst, dann kamen noch einige einheimische Jogger (!) hoch und wieder runter. Die Aussicht war immerhin sensationell, auch wenn natürlich noch eine Wolkendecke drüber hing.

Ewig wollte ich aber oben auch nicht auf die volle Sonne warten, also bin ich wieder runtergestiefelt, natürlich nicht ohne zwei Cache-Logbücher zu signieren. 100% Steigung und wieder runter macht doch etwas weiche Knie bei den vielen Stufen. Danach ging’s wieder heim, um die Spätabendsonne am Privatstrand zu geniessen und noch ein paar Fotos von unterwegs zu machen.

Morgen geht’s gleich mal am Vormittag schon wandern, man muss ja die Wolkenfreiheit ausnutzen, scheint selten zu sein 🙂

Nasjonaldag / Grunnlovsdag

Bei der Buchung der Ferien Ende März hatte ich das gar nicht berücksichtigt, aber heute ist der norwegische Nationalfeiertag, an dem das Grundgesetz von 1814 gefeiert wird, also 11 Jahre nach der Gründung des Kantons St. Gallen und 12 Jahre vor der Mobiliar. Unnützes Wissen — wieso wurde SchüGa (1779) ein Jahr vor der NZZ (1780) gegründet, besteht da ein kausaler Zusammenhang? Apropos Alkohol: Bier gibt’s im Supermarkt, aber für Höherprozentiges muss man hier zum Denner Vinmonopolet. Mal schauen, ob die Abstimmung bei der Migros für oder dagegen ausfällt, nun doch endlich auch überall Alkohol zu verkaufen — oder ob es regional unterschiedlich wird, weil einige Genossenschaften dafür, andere dagegen abstimmen.

Aber zurück zum Nationalfeiertag: bereits auf der Fahrt nach Leknes war jede einzelne Strassenlaterne schon beflaggt. Leknes ist hier das lokale Oberzentrum (mit gut 3000 Einwohnern) und da gibt’s einen Umzug quer durch die Stadt von der Schule zur Lofothallen. Der Umzug startet 11 Uhr, ich war natürlich schon 09 Uhr da und die Stadt war leer und ruhig. Also bin ich doch erstmal zur Lofothallen (eine riesige Festhalle Typ Flugzeughangar) gefahren und habe festgestellt, dass dort alles festlich gedeckt ist. Ein Plan des Umzugs war online nicht zu finden, auch nicht bei der Kommune, vor deren Rathaus ich direkt parkiert hatte. Also hab ich mir die Umzugsroute aus älteren Presseberichten zusammengereimt und, old habits don’t die, bin zur Schule gelaufen, wo sich schon eine ansehnliche Menschenmasse versammelt hatte. 3°C, Regen, sowas kennt man ja von der Fas(t)nacht in Wil 2018, nur die ist im Februar. 11 Uhr ging der Umzug tatsächlich los, die GuggenmusikKinderkapelle spielte und gab den Takt vor. Mein Tempogefühl trügte nicht: nur 112bpm, wo ich doch eher exakte 114bpm gewohnt bin von der Militärmusik 🙂

In der Storgata (die Hauptstrasse) hatten sich jetzt auch schon Zuschauer versammelt, aber der Umzug war grösser als das Publikum. Alle festlich gekleidet, mit ihren speziellen norwegischen Trachten, an denen man sogar erkennen können soll, woher jemand kommt. Zum Regen mischte sich inzwischen noch Schnee, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Der Wetterbericht für die nächsten Tage zeigt konstant nur graue Wolken. Aber ich hab den Eindruck, die sagen da einfach die häufigste Wetterklasse voraus (Palo Alto –> Sonnenschein/klar) und ändern das einfach ein oder zwei Tage vorher, wenn sie’s genauer wissen. Morgen nachmittag bis Donnerstagnachmittag sollte es hingegen sonnig/klar sein.

Nach dem Umzug bin ich noch im Vikingmuseum vorbeigekommen (und auch reingegangen). Das Museum war eigentlich nur mit Smartphone vernünftig nutzbar, weil man dann einen Audioguide einstellen kann. Ist zwar nett, aber ich hätte lieber gern mehrsprachige Informationstafeln, da lerne ich mehr draus. Im Wesentlichen ist der Aufbau der Mythologie mit drei Sphären hängengeblieben, in der Mitte https://de.wikipedia.org/wiki/Yggdrasil. Jetzt weiss ich zumindest, wo ich einige Begriffe ein(n)ordnen muss.

Danach heim und eine grosse Portion Rømmegrøt gekocht und dem Regen gelauscht, der so runterkommt. Dazu Mittagsschlaf und dann ein Buch. Ferien 🙂 Und nachher ist das Badewasser wenigstens nicht so salzig.

Rund um Vestvågøy

23 Uhr “nachts” war ich doch noch baden. Kühl, hinterher heiss geduscht. Nach dem Ausschlafen hab ich mich mal mit der Umgebung beschäftigt und zwei Geocaches auf die Liste gesetzt. Und einen Hügel, der sich später als Berg entpuppte. Erstmal war ich nördlich auf Sandøya, da führen auch nicht viele Wege hin, nur ein schmaler, einspuriger aufgeschütteter Damm. Dann wieder querfeldein über Moos, Gras und mit viel Wasser von unten gelaufen. Tagsüber war’s von oben heute meist trocken.

Sandøya, direkt neben dem höchsten Punkt (24moh)

Einkaufen will hier gut geplant sein, wenn der nächste Supermarkt zwischen 10 und 30km entfernt ist. Ich hatte mich aber eh verfahren und war erstmal in Stamsund gelandet statt in Leknes. Na egal, geh ich da einkaufen, dachte ich. Der erste Supermarkt wollte keine meiner Kreditkarten — war aber auch kein Wunder, weil deren Internetanbindung ausgefallen war. Ja blöd, bin ich halt zum Coop drei Strassen weiter, da ging’s dann. Rømme, Rømmegrøt, Trockenfisch, Fischsuppe, alles was das Herz begehrt. Es gibt echt so Sachen, die gibt’s nur hier. Trockenfisch würde ich irgendwo zwischen Pernigotti und Vegemite einsortieren, und da ich letzteres mag…

Diese Zapfsäule ist schwarzstartfähig 🙂

Ein weiterer Cache erwartete mich unterhalb des später anvisierten Bergs, hat auch Historie dazu und zu dem Weg dorthin. Die ganze Anlage ist ein lost place.

Auf dem Rückweg kam ich dann durch Leknes durch, was trotz seiner 3400 Einwohner viel grösser und weitläufiger wirkt als so ein Dorf, was man eigentlich erwarten würde. Langsam hatte ich Hunger, hab dann also erstmal aufgetankt und dann drei Stunden Mittagsschlaf gemacht. Eine Wanderung hatte ich noch im Kopf, aber da es ja eh nicht dunkel wird, kann man die auch erst um 17 Uhr anfangen 🙂

Gegeben die steilen Felswände und dass da weiter oben eh Schnee liegt, hatte ich mir schon gedacht, dass der Aufstieg zum Haveren (808moh) nichts werden würde (Schneeschuhe vergessen!), aber dass es für den Litlhaveren (471m) grad so noch reichen würde. Also los, erstmal durch die pflutschnassen Wiesen, dann über einen mehr als einen Hops breiten Fluss und in den steilen Aufstieg.

Bøvatnet

Ab etwa 400 Höhenmeter gab es Schnee, zum Glück nur von unten. Wenn mal kein Wind pfiff, war es sogar recht angenehm.

Nach ein paar Überquerungen von steilen Schneefeldern musste ich am Ende doch noch auf allen Vieren die letzten zehn Höhenmeter durch Heidelbeerbüsche kraxeln, weil der Weg vor mir vereist war. Danach war ich auf der Hochebene und für den Ausblick hat es sich gelohnt. Über dem Meer braute sich schon wieder dramatischer Niederschlag zusammen, den ich aber erst in Form von Graupelschauern zu spüren bekam, als ich wieder in der Dose sass. Wanderroute: https://ridewithgps.com/trips/90314901

Unterwegs fiel mir auf, dass man sonst immer so vom Tageslicht bestimmt wird. Das fällt hier weg (im Winter auch, ist ja eh dunkel). Man muss sich nur merken, dass die Supermärkte 8h am Tag geschlossen haben, ansonsten ist das eine 24h-Gesellschaft hier 🙂

Bodø-Moskenes-Vestvågøy

Witzig: in der Nacht war es nicht dunkel. Aus Trondheim 2010 kannte ich schon, dass man im Sommer noch um 23 Uhr draussen beleuchtungsfrei lesen konnte, aber dann wurde es trotzdem noch dunkel — bin ja auch acht Zugstunden weiter nördlich. 07:30 Uhr hatte ich Hunger, hab schon einen Teil des Gepäcks ins Auto verfrachtet und war dann erstmal frühstücken. Früher hatten sie Gudbrandsdalen noch en bloc mit einem Käsehobel. Entweder ist das jetzt, weil es die Hotellerie so wollte, oder wegen Corona: jede Käsescheibe ist einzeln eingeschweisst. Da wird man ja nie satt.

Um 09 Uhr hab ich schon ausgecheckt und wollte die Regenlücken noch für ein paar Spaziergänge und Geocaches in der Umgebung nutzen. Das Hotel ist offiziell cash-free, aber Bargeld hab ich in Norwegen schon länger nicht mehr gebraucht. Die zwei Typen von Hertz gestern meinten, dass ich bei der Fähre einfach mit reinfahren soll, ohne Reservation, das würde dann direkt an Hertz gehen und käme mit auf die Rechnung. Praktisch gemacht.

Auf der Nyholms Skandse (wie die kleine Schanze in Bern, nur mit Meer drumrum) lag ein Geocache, jetzt hab ich die 3000 voll. Das Militär sponsort immer die besten Aussichten, siehe auch Gletscherblau und flüssig in Island.

Das Wetter war stürmisch, regnerisch, verschneeregnet, zwischendurch auch mal wieder sonnig. Fünf Minuten draussen, durchgefroren, wieder aufgewärmt. Bin froh, dass ich nicht mit dem Velo hier bin. Um die 5°C und häufiger Niederschlag plus Wind machen eine Tour nicht besonders angenehm. Und Höhenmeter hat die E10 auch genügend, mal über den Fjord, mal unter dem Fjord. Es scheinen auch schon recht viele Velowege entstanden zu sein, die sogar besseren Belag haben als die Nationalstrasse selbst. Unterwegs gab’s auch mal Affichen mit “Fusswege und Velowege jetzt!”. Die Jogger, die so unterwegs waren, hat das Wetter aber nicht gestört, die haben auf ihre Uhr geschaut und sind weitergerannt.

Anderthalb Stunden vor Abfahrt der Fähre stand ich also in einer der Wartespuren, etwa 12:30 Uhr konnte ich auf die Fähre fahren. kjøre ned, meinte der Einweiser, also ab ins untere bildekk. Es hatte einigen Seegang auf den 3.5h und 95km bis nach Moskenes, aber nicht soviel, dass es mich gestört hätte. Voll war es auch nicht. Hinter mir die Berner waren etwas penetrant, aber ich hab nicht zu erkennen gegeben, dass ich sie verstehen würde. Erst am Ende haben sie mein Solarauto-Teamshirt gesehen 🙂

Norwegen hat ähnliche Luxusprobleme wie die Schweiz, nur dass sie schon in der NATO drin sind. Hab ein bisschen Aftenposten gelesen, während der Fährüberfahrt. Nach dem Anlanden bin ich noch bis Å ganz im Süden gefahren, aber danach einfach mit Fotostops Richtung Norden zum angemieteten Haus gerollt. Und das ist tatsächlich ein ganzes Haus, mit eigenem Strand. Die Enkel scheinen das Haus der Grosseltern zu vermieten, die nicht mehr drin wohnen. Alles noch original eingerichtet, älterer Standard, funktioniert. Ich glaub, ich sollte mal ins Meer gehen. Ist ja eh hell, da kann ich auch nachts gehn. Sehr merkwürdig mit dem Tageslicht um 22:25 Uhr. Draussen machen die Möwen Lärm, der Wind pfeift ums Haus und der Regen prasselt manchmal. Aber sobald die Sonne rauskommt, wird alles sehr schön bunt und warm.

Auf den Reinebringen kommt man momentan nicht hoch. Ab so etwa 500moh (Meter über Meer) liegt überall Schnee, teilweise auch bis auf Meereshöhe.

Bodø

Ich hatte mal wieder Restferientage vom Vorjahr abzubauen, und Mitte bis Ende Mai liegen da natürlich die Lofoten am nächsten. Weil ich aber doch nicht gleich drei Tage Anreise und Abreise und ein Mehrfaches des Flugpreises zahlen wollte, bin ich seit langem mal wieder geflogen, ZRH-OSL-BOO. Die Swiss-Lounge hat ihr Menü nochmal nach oben geschraubt. In Oslo musste ich natürlich den Koffer erst abholen und dann raus aus dem Sicherheitsbereich und nochmal einchecken, obwohl der Koffer schon sein Gepäcklabel bis nach BOO hatte. Ging aber gut, der Flughafen ist ja nicht gross, aber doch noch grösser als Bodø, wo man quasi direkt übers Rollfeld läuft.

Anflug auf Bodø, 2022-05-14

Den Mietwagen hatte ich schon eher als meinen Koffer. Damit bin ich erstmal zum Comfort Hotel gefahren und hab die wegen eines Parkplatzes gefragt. Sie haben kein eigenes Parkhaus, also hab ich in der Strasse oberhalb den Parkomat mit der Mastercard gefüttert. Dann rein in den REMA1000 und erstmal alles an Lebensmitteln aufgestockt. Daheim hatte ich es ja tatsächlich mit einem kleinen Rösti-mit-Fonduekäse-Marathon geschafft, den Kühlschrank und den Tiefkühler leerzufuttern. Supermarktpreise wie daheim, und für Dezimalsystemgewohnte auch ein praktischer Umrechnungskurs von 1CHF:10NOK.

Danach ging’s gleich auf eine Wanderung mit zwei Geocaches. Hab lange keine Caches mehr gemacht, aber der Zähler steht jetzt bei 2997 — angefangen hab ich das vor 12 Jahren in Trondheim, da passt das mit dem Jubiläum ja. Die Wanderung zum Linken (Funkturm) war anfangs trocken, aber recht bald sehr nass, von oben und von unten. Dazu stürmische Winde, schroffe Felsen und immerhin nur einmal ausgerutscht. Die Barfussschuhe haben echt guten Grip auf nassen Felsen.

Blick Richtung Norden, vom Linken/Funkturm aus

Die Häuser sind wegen des bevorstehenden Nationalfeiertags am 17.05. schon flaggenmässig dekoriert und im Supermarkt gibt’s auch jede Menge Norge-Fanartikel, so wie bei uns vorm 01. August. Morgen geht’s dann um 13 Uhr mit der Fähre rüber nach Moskenes und in die erste airbnb-Unterkunft.