SASOL 2018, Tag 2

Noch zu gestern abend: das Wetter hatte sich nach dem heftigen Sturm noch lange nicht beruhigt, also gab es die Option, im Massenlager in einer Veranstaltungshalle zu übernachten:

Wettergeschütztes Massenlager.

Das wollte ich mir aber nicht antun, aussen an der Schule waren tolle Gitter zur Befestigung meines Zelts und ich war unterm Dach wassergeschützt. Das war auch nötig, weil es direkt über uns in der Nacht noch ziemlich krachte und regnete. Nach dem Sturm hat nur das Gestänge meines Zelts nicht mehr durchgängig denselben Radius, ansonsten scheint tatsächlich alles unbeschädigt.

Inzwischen wieder trockenes Zelt, draussen aufgestellt.

Morgens habe ich noch den zweiten Sitz der letzten Sitzreihe im Fortuner ausgebaut, so dass es jetzt deutlich komfortabler ist, im Chase Car zu sitzen. Start war wie gehabt 07:30 Uhr, aber kurz danach haben wir erstmal angehalten, weil keine Telemetriedaten kamen:

Elektronikprobleme.

Danach ging das dann aber problemlos und heute hat sogar die Uhrzeit vom Bordcomputer mit der tatsächlichen Uhrzeit übereingestimmt, was die Datenanalyse und das Nachdenken deutlich vereinfacht.

Ab 08:34 Uhr sahen allerdings die Verbrauchswerte wieder komisch aus. Es stellte sich heraus, dass der Kilometerzähler, der ja gestern schon gesponnen hatte, heute auch wieder keine verlässlichen Werte liefern wollte. Heute musste ich mit 1.60934 multiplizieren statt dadurch dividieren. Ganz grosses Kino. Später wurde es noch lustiger, weil dann gar keine vernünftigen Werte mal kamen, die ich irgendwie hätte konsistent korrigieren können. Wenn ich den zweiten Sitz im Fortuner nicht schon ausgebaut hätte, hätte ich den jetzt vor Wut aus dem Fenster werfen können. Immerhin bekam ich noch die Info, dass ich die Batteriespannung nicht vom Bordcomputer, sondern vom Batteriemanagementsystem holen sollte.

Aber ich hatte immerhin Zeit, mir neue Schnürsenkel einzuziehen, weil ich die gestern weggeworfenen Zelte einfach nicht unausgeschlachtet im Müll liegen sehen konnte. Die alten waren schon ziemlich durch und wenn man dazu jetzt predictive maintenance sagt, klingt es ganz toll, ist aber einfach nur Mit- und Vorausdenken. Mit einer solchen Schnur haben wir auch gleich noch den Feuerlöscher im Chase Car so befestigt, dass er nicht rumpurzelt.

Neue Schnürsenkel.

Tobias fuhr bis 09:08, ab 09:13 Uhr war Selina dran. Ab 09:30 Uhr hatte ich sogar mal Livedaten vom Bordcomputer, also keine mehrminütige Verzögerung. Auch das macht die Analyse viel angenehmer. Unser Chase-Car-Fahrer hat derweil die Chance zum sonnigen Speeddating mit der Observerin fleissig genutzt. Good job. Später wurde ich dann gleich direkt angefragt, wann wir denn am Kontrollstop wären, damit das Essen da parat stehen könne. Auch das konnte ich halbwegs zufriedenstellend beantworten. Immer dieser function creep. Ich brauch einen anderen Heckscheibenaufkleber:

Chief Scientist 🙂

Die Strecke war gut hügelig und ist es eigentlich die ganze Zeit schon. Kein Vergleich zu Australien. Da merkt man gut, wie das Auto leicht rollt: 55km/h sind eingestellt, aber es rollt einfach bis 85km/h schnell den Berg runter.

Ufe, abe, ufe, abe, ufe, abe …

Im Tagesverlauf konnte ich auch die bereits früh geäusserte Frage, ob sich die Dreckschlacht beim gestrigen Sturm auf die Panels ausgewirkt hätte, beantworten. Nein, keine Schäden, bzw. die gleiche Leistung wie gestern auch schon.

Für die zwei Loops, die wir gefahren sind, hätte es eventuell auch eine energetisch deutlich teurere Alternative gegeben, noch einen weiteren Loop anzuhängen, aber sinnlos Energie verbraten können wir am Ende der Challenge noch, wenn die Batterie geleert werden muss.

Deutliche Verschattung durch die Haube bereits am frühen Nachmittag.

Zwischendurch ist mir eingefallen, dass man dieses Etappenformat im Prinzip auch mit dem Laden genauso gestalten kann wie in Australien (morgens, Kontrollstop, abends): man hält einfach vorm Ziel an und lädt nach. Das hatte ich für heute auch geplant und der Plan ist wie berechnet aufgegangen. Wir waren 15:45 Uhr ein paar hundert Meter vorm Ziel, haben direkt vor einer Kaserne angehalten und dort noch 600Wh Energie mitgenommen:

Ladestop vor einer Kaserne.

Dann folgte eigentlich nur noch das Ins-Ziel-Fahren, parc fermé, Duschen, Abendessen, Zeltaufbau (heute aus Erfahrung erst spät), Solarautoselbstverlad und Schlafen.

Daisies.
SER3-Selbstverlad.
Vorbereitetes Essen für morgen, Tag 3.
Lagerfeuer.

Mein Optimierungsziel ist irgendwie immer noch, soviel Energie wie möglich aufzusammeln. Das bedeutet auch gar keinen Stress bei irgendwelchen geplanten oder ungeplanten Stops. Ruhe, Sicherheit, lieber zwei Minuten länger stehen, solange das Auto in der Sonne steht und Energie einsammelt.

Weiter zur Statistik Tag 2
Weiter zu Tag 3

SASOL 2018, Tag 1, Statistik

Update 22:22 Uhr: die nachgereichte semioffizielle Tagesstatistik, da die Datensammlung auf der SD-Karte im Auto funktioniert hat 😀

Energie PV in [Wh]:
3943.751
Motorenergie out [Wh]:
5753.507
Motorenergie rekuperiert [Wh]:
-276.0554
Energie Batterie in [Wh]:
-1533.7
Gesamtstrecke [km]:
427.7841
Gesamtverbrauch ohne Rekuperation [Wh/km]
13.44956
Gesamtverbrauch mit Rekuperation [Wh/km]
12.80424

Und ja: das kommt direkt aus der R-Shell, geprüft und plausibilisiert, aber es kann immer noch Bereinigungen und Diskussionsbedarf geben, nicht zuletzt bei den Vorzeichen der Energiemengen. Ausserdem entstanden vorher durch fehlende Daten bei Kontrollstops und die niedrige Abtastfrequenz der Telemetrie verfälschte Verbrauchswerte, schliesslich hatte ich am Ende des verschifften ersten Renntagcampings etwas von 15Wh/km beim Verbrauch geschrieben.

Das Odometer hat auch noch einen unerklärlichen Sprung drin, so dass eventuell die Gesamtstrecke nicht ganz passt. Wenn ich mir aber die Statistik auf der offiziellen Facebook–Seite der Challenge anschaue, haben sie uns doch nur die 417km angerechnet und nicht die 427, die wir durch das verpasste Abbiegen gemacht haben. Unser Mehrweg war recht genau 10km.

SASOL 2018, Tag 1

4 Uhr aufstehen, 5 Uhr Abfahrt, 06:30 Uhr in Pretoria Autos aufstellen, 07:30 Uhr Start. Das war der Plan. Der hat insoweit gut funktioniert, als wir eine halbe Stunde später gestartet sind, weil die Bremse nochmal geprüft wurde.

Mein Arbeitsplatz ist eng, aber machbar und wenn ich was zum Nachdenken und Programmieren habe, stören die Knieschmerzen auch nicht sehr. Rein überschlagsmässig war ich vor dem Start schon in vier Tagen 20 Stunden im Auto. Da kommen jetzt noch etwa 72h dazu.

Teamfoto auf dem Times Square vorm Casino. Die Schweizer Flagge von gestern hab ich komischerweise jetzt im Gepäck.

Das Auto rollte vom Start relativ leicht und problemlos los und die Daten kamen auch zuverlässig über die Telemetrie, auch wenn sie das mit einer Verzögerung zwischen 5 und 8 Minuten taten und immer noch tun.

Das Lineup der Solarautokarawane.
Start für alle war hier.

Etwa eine halbe Stunde nach dem Start haben wir die PV-Panels auch eingeschaltet. Die Batterie war ja beim Start voll und da können die gar nichts laden. Nach dem Einschalten waren sie gleich bei 350W, was jetzt der Sollwert zu sein scheint für diese Tageszeit.

Von 8-9 Uhr gab es ziemlich massiven Rückenwind, so dass wir mit etwa 11Wh/km schnell vorangekommen sind.

Witzig und lästig und etwas spät bemerkt: das Odometer gibt mir einen Zahlenwert, der km * 1.60934 bedeutet, die Geschwindigkeit bekomme ich als Zahlenwert in Meilen pro Stunde. Na kann man ja umrechnen.

Da ich die Karte mitlaufen lasse, kann ich auch bei Überholmanövern oder anderen Fahrmanövern gleich ansagen, dass wir z.B. sowieso gleich von der Autobahn runter müssen und sich das Überholen erst danach lohnt.

Das Kühlen der Panels beim Kontrollstop hat die Leistung von 500W auf 630W erhöht, wobei da auch noch eine leichte Anstellwinkeländerung mit hineinspielt.

Vor dem Kontrollstop haben wir uns verfahren, sind auf der Autobahn also bis zur nächsten Abfahrt und wieder zurück, etwa 10km zuviel. Aber interessanterweise wurde das trotzdem gewertet, so dass es gar kein Problem war. Am Ende sind wir ja tatsächlich diese Strecke mit dem Solarauto gefahren, das ist ziemlich fair so.

10:45 waren wir also am Kontrollstop, mussten 30min stehen und haben danach noch 20min am Auto Wartung durchgeführt. Während des vorgeschriebenen Stops darf man keine Arbeiten durchführen.

11:36 Uhr war Abfahrt in den ersten Durchlauf der Schleife, die uns wieder zum Kontrollstop zurückführen würde. Es gab einige Baustellen und Umleitungen, aber es war alles gut zu finden und markiert. Zudem wurden wir den ganzen Tag von Marshals von ThinkBike begleitet, die uns zuverlässig und sicher durch den Verkehr gelotst haben. Die sind wirklich eine grosse Hilfe und kennen den Verkehr hier viel besser.

Die Thinkbike-Marshals am Start in Pretoria.
Lead Car, Marshal, Solar Car, Marshal, Chase Car.

Im ersten Loop springt das Odometer plötzlich von 200 auf -200km und zählt aber dann wieder Richtung Null. Musste ich also korrigieren, kam zum Glück sonst auch schonmal vor. Auch witzig und lästig: der Fahrer im Solarauto sieht die Geschwindigkeit bei sich in Meilen pro Stunde, was den Funkverkehr lästig macht, weil man erst umrechnen muss. Ich finde es auch ein Sicherheitsrisiko, aber es scheint keine Priorität zu haben.

Lustig war auch, dass wir die Autobahnmaut bezahlen mussten und das mit dem Solarauto auch ging. Aber dann haben sie glatt die Spur geschlossen, wo wir standen, so dass wir mit dem Chase Car nebenan anstehen mussten. Fair ist die Maut schon, wenn man sich unseren Begleittross an Fahrzeugen so anschaut. Die zahlen zwar alle extra, aber ich find ja Autofahren eh immer zu billig.

Autobahnmaut mit dem Solarauto.

Zwischendurch hab ich auch nochmal vorgeschlagen, dass ein Tempomat, der den Motor auf konstante Leistung regelt, mal nützlich wäre. Die Velofahrer im Team wussten, was ich damit meine 🙂

Mein Klugscheisserarbeitsplatz. Beim nächsten Mal bitte einen VW T7.

Nach dem zweiten Loop kam beim kurzen Stop noch eine Reifenpanne, so dass wir länger als geplant standen. Da die Sonne schien und wir die Energie mitnehmen konnten, kein Problem. Der erste Tag war laut meiner Strategie sowieso so gedacht, dass wir die Batterie in einen Bereich entladen, wo sie sowohl geladen als auch entladen werden kann.

Team Nuon überholt. Ganz andere Liga als wir.

Ab 16 Uhr kamen schon dunkle Wolken ins Sichtfeld und es wurde Regen/Hagel vorhergesagt. Später sprang das Odometer mal witzig um 60km nach oben. Okay, also filtere ich auch positive zu grosse Sprünge zwischen zwei Messpunkten…

Nach 2h Fahrzeit muss der Fahrer des Solarautos gewechselt werden. Da wir 14:50 am Kontrollstop abgefahren waren, hatten wir bis 16:50 Zeit, haben also kurz vorm Ziel noch mal das Panel aufgestellt, den Fahrer gewechselt und waren ohne Zeitstrafe pünktlich im Ziel.

Ende der Etappe um 17:01

Danach folgte das Aufstellen der Zelte, während das Solarauto unzugänglich im parc fermé stand. Das Zeltaufstellen war voreilig, denn ein böses Unwetter fegte ungefähr 90% der Zelte vom Rugbyfeld der Schule, das wir als Zeltplatz hatten. Das betraf auch alle Teams.

Das war noch vor dem apokalyptischen Unwetter.

Wie es jetzt weitergeht, werde ich morgen schreiben. Von den Daten habe ich noch nichts weiter ausgewertet als das, was ich auf der Strecke live gemacht habe. Sah aber gut aus bisher, Verbrauch im Tagesschnitt etwa 15Wh/km über gut 400km. Das wird in den nächsten Tagen deutlich weniger und wir werden langsamer fahren.

(gesendet durchnässt aus dem Begleitfahrzeug, Zelt gerettet, nur Schlafsack nass, restliche Sachen trocken, Elektronik in Ordnung, ich wäre jetzt lieber an einer Hochzeitsfeier in CH -> Grüsse und alles Gute!)

Weiter zur Statistik Tag 1
Weiter zu Tag 2

Nochmal Testfahrten ohne Daten

Testfahrten den ganzen Tag lang.

Heute gab es wieder den ganzen Tag Testfahrten, aber ich war nur kurz dabei. Ich hatte eigentlich gehofft, dass die Daten von den Testfahrten am Ende des Tages ganz normal auslesbar wären, aber es scheint wohl so, als ob die SD-Karte kaputt wäre. Da ist einfach nichts zu holen. Jetzt am Abend haben wir noch die SD-Karte mit der Software für den Bordcomputer gewechselt und getestet, ob es jetzt auch vernünftig schreibt. Dem scheint so zu sein, also hoffe ich, dass es morgen abend klappt.

Was mir jetzt also immer noch fehlt, sind nur so essentielle Daten wie Verbrauchswerte und Solarzellenleistung. Beim letzten Mal hatte ich die wenigstens vor dem Rennen, diesmal darf ich mir die noch beim Rennen zusammenbasteln.

Während einige Leute am Testfahren waren, war eine kleine Delegation von uns in Prätoria an einer Ausstellung aller Solarautos, die morgen auf die Strecke gehen. Wir haben kein Auto, aber dafür immerhin Flagge gezeigt. Den Start morgen früh haben wir auch schon begutachtet, sieht tatsächlich alles aus wie auf Google Earth.

Hauptsache Flagge zeigen, auch ohne Auto.

Auf dem Heimweg sind wir auch noch an Slums vorbeigefahren, wo man unwillkürlich einfach den Verriegelungsknopf für die Türen im Auto drückt. Schon merkwürdig.

Slums nicht weit weg vom Bühler-Gelände.

Nach Pizza und Planbesprechung für morgen gab’s eben noch Debugging der Software sowie Metallbearbeitung, Elektrik, Elektronik und reguläre Wartung.

Metallbearbeitung am Abend.

Morgen früh 06:30 Uhr werden die Autos am Times Square beim Casino in Prätoria aufgestellt, um 07:30 Uhr ist Abfahrt, der erste Tag geht bis 17 Uhr und ich vermute, wir werden nur einen Loop fahren. Genaueres kann ich morgen nach der Obduktion der Daten sagen.

Testfahrten mit SER3 bei Johannesburg

Nach der gestrigen Verlegung nach Johannesburg waren wir heute auf Testfahrt auf einem nicht fertig gebauten Autobahnstück in der Nähe unterwegs. Ein paar Probleme kamen dabei noch zum Vorschein, hauptsächlich elektrischer und elektronischer Art.

Aber vorher noch ein Bild vom Schlafraum, wo vermutlich auch schon andere Leute in Meetings irreguläre Nickerchen gemacht haben:

Endlich mal ganz regulär in einem Bühler-Konferenzraum schlafen.

Der Morgen war sonnig und angenehm kühl, auch tagsüber war es nicht so heiss wie in Bela Bela.

Bühler Johannesburg.

Solarautobegleitfahrzeug rechts.

Bei den Testfahrten konnte ich auch die Telemetrie komplett aufbauen/verkabeln und testen. Funktioniert, Reichweite passt, Daten kommen an.

Der Fokus liegt auf der Antenne für die Telemetrie. Funktioniert.

Beim Warten auf Reparaturen kann man ja auch mal überlegen, was es denn energetisch bedeutet, von 1600hm auf Meereshöhe mit SER3 hinunterzufahren. Rein von der potentiellen Energie her sind das 230kg (Auto + Fahrer), was auf den Höhenunterschied gerechnet recht genau eine Kilowattstunde ausmacht, also aus meiner Sicht nicht unbedingt viel.

Ein nicht weitergebauter Autobahnstummel als Teststrecke.

Wichtiger ist die PV-Leistung und da kommt nicht soviel wie erwartet. Es scheint eventuell noch Verschaltungsprobleme zu geben, die die Effizienz vermindern. Heute hatten wir im Maximum 650W und es sollten eher so um die 750 Watt sein. Ich hab meine Kurven mit der Energieberechnung entsprechend mal auf diese 650W angepasst und da kommen dann nur 5kWh Energieeinnahme pro Tag raus. Wenn man denselben Verbrauch wie bei SER2 annimmt, wären das bei 50km/h etwa 12.5Wh/km, dementsprechend sind 400km am Tag innerhalb des Zeitlimits zu schaffen. Viele Extrarunden können wir da gar nicht drehen.

Wenn genauere Messwerte kommen, ändert sich das Bild vielleicht, spätestens am achten Tag der Challenge wissen wir Genaueres 🙂 Lästig war heute, dass ich damit gerechnet hatte, von der SD-Karte im Auto hochauflösendere Daten von der Testfahrt herunterzuladen. Daraus wurde nur nichts, die Daten waren nicht fertig geschrieben worden, d.h. es hat die Hälfte gefehlt.

Noch ein klassischer Fehler: die Systemzeit des MiniPC, der meine Telemetriedaten empfängt, hat nicht gestimmt. Ich hab ewig nach einer Datei mit dem heutigen Datum gesucht, aber das geht natürlich nicht, wenn der auf den 28.08. eingestellt ist. Synchronisierte Systemzeiten haben doch ziemliche Vorteile.

Ein Team-Suchbild, mit Hautfarbenberücksichtigung bin ich einfach zu finden:

Unser SER3-Team.

Von Bela Bela nach Johannesburg

Wichtig: Grössenvergleich.

Der zweite Teil des Scrutineerings heute war auch erfolgreich, also sind wir für die Challenge zugelassen. Daten habe ich neuerdings auch und die sehen sogar halbwegs korrekt aus:

Hehe, Daten, dafür bin ich da 🙂

Witzig und neu: den Batteriestrom kriege ich nicht direkt geliefert, sondern berechne ihn als Resultierende aus PV-Strom und Motorstrom (die Spannung ist überall gleich). Und gleich als ungefähre Ansage “kannst mal noch 10W pauschal für die Elektronik abziehen”. Sowas macht meine Summenberechnungen über den Tag gleich viel genauer.

Der Tag bestand also mehr oder weniger aus Warten, Zeltabbauen und dann der Fahrt nach Johannesburg zum Bühler-Standort.

Ein machbarer Arbeitsplatz, nicht so komfortabel wie sonst, aber okay.

Unser trockenes Zeltlager nach dem Abbau (Warmbath Forever Resort):

Unser Zeltlager bzw. die Reste davon.

Schon interessant, dass man mit einem SG-Kontrollschild am Hänger auf der Welt unterwegs sein kann.
Fahrt in den Sonnenuntergang.

Bei Bühler Johannesburg gab es Pizza und dann weitere Arbeit am Auto, Vorbereitungen für Testfahrten morgen. Dann seh ich auch, ob die Telemetrie tut, wie sie soll. Nur noch einen Wechselrichter fix im Auto verkabeln, Antenne verlegen, MiniPC und Router irgendwo festkleben und dann sollte es gehn.

Ausladen von SER3 bei Bühler Johannesburg (BHJB).
Schöne grosse Werkhalle, am Freitag mit Auto-Vorstellung.

Scrutineering Tag 2

In der Nacht hat es gut abgekühlt und die Luft ist generell sehr trocken. Das führt bei einigen zu Nasenbluten, aber im Gegenzug fühlen sich die 38°C auch nur wie 30°C daheim an. Ein medical information sheet musste ich noch ausfüllen, hatte natürlich wieder nichts anzugeben bei Allergien und dergleichen. Hab nur gefragt, ob ich draufschreiben soll, dass ich Sonne nicht so mag. Das fanden die Organisatoren irgendwie urkomisch.

Sonnenaufgang im Warmbath Resort

Heute war also der nächste Tag vom Scrutineering, morgen folgt noch einer mit dynamischen Fahrtests (Slalom, Bremstest, Wendekreise). Ich war zwischendurch mal in der “Stadt” nebenan, die ist ja gleich dort, wo man aus unserem Resort rauskommt. Begräbnisse scheinen hier ein Markt für Versicherungen zu sein:

Sterbe-/Begräbnisversicherungen.

Die “Innenstadt” von Bela Bela.

Neben unserer Boxengasse gibt es ein riesiges Schwimmbad mit Rutschen und Erlebniswelten, das auch tagsüber gut gefüllt war (sowohl mit Wasser als auch mit Menschen).

Tiere gibt es auch einige, die grössten heute waren die hier direkt neben dem Zelt:

Friedliche Zeltbesucher.

Durch die langsamen Testfahrten hätten eigentlich noch Daten gesammelt werden sollen. Eigentlich. Der Bordcomputer schreibt die auf eine SD-Karte, aber nur, wenn da auch das entsprechende Verzeichnis vorhanden ist. Wenn nicht, schreibt er nichts. Als ich mir dann schön die Daten am Ende des Tages abholen wollte, war da leider nichts. Schade.

SER3 am Abend auf einer kurzen Strecke innerhalb des Resorts.
Durch die Vollverschalung der Fahrerwanne machen solche kurzen Speed Bumps Probleme, weil SER3 da aufsetzt.

Andere Solarautos und -teams sind auch inzwischen da, mit witzigen Konstruktionen teilweise:

Zweistufige Solarautos.

Lustige andere Solarautos.

Gut angekommen, schön warm

Pünktlich landete der Flug, das Gepäck hat ewig gebraucht, bis es ankam, war aber alles da. Dann ging’s weiter auf der Strasse Richtung Norden bis Bela Bela, wo wir bis Ende der Woche sein werden.

Die Autobahnen sind bemautet, aber für unsere Verhältnisse lächerlich günstig. Trotzdem kann man nur cash zahlen, aber von vier Leuten hatte niemand Cash dabei. Hinter uns wurde gehupt, aber davon ging es ja auch nicht schneller. Erst als dann eine Frau von hinten ausstieg und unsere Gebühr übernahm, ging es weiter.

Es war ziemlich viel ungesicherte Ladung auf der Autobahn zu beobachten. Die hier hatten gut gesichert, aber wenn da was aufs Auto kracht, sind die Solarzellen auch Matsch.

Andere Solarautos auf der Autobahn.

Wohngebiete sind überall abgezäunt, mindestens elektrisch mit Jurassic-Park-Zäunen, meist auch noch mit gutem Natodraht. Das ist irgendwie beklemmend.

Ein Vogel auf einem riesigen leeren Casinoparkplatz.
Kühe, Ziegen, ist ja wie daheim.

Beim static scrutineering haben sie schon ein paar Sachen geprüft, u.a. die Fahrer-Ballastgewichte (jeweils auf 80kg normiert) und ob die Fahrer schnell genug aus dem geschlossenen Fahrzeug rauskommen.

Das Solarauto, das Verdeck wird von Gasdruckfedern gehalten.
Selina zeigt, wie sie innerhalb der vorgeschriebenen Zeit Verdeck aufklappt und aussteigt.

Das ewig lange Team-Briefing ab 17:30 war im Wesentlichen eine Besprechung der kompletten Route auf Google Earth. Das hätte man entweder per Videokonferenz machen können oder, noch besser, lieber abends vor dem nächsten Renntag. Was nützt es mir, wenn sie mir jetzt schon erzählen, was nächste Woche Samstag auf dem Plan steht und ob ich links- oder rechtsherum in den Kontrollstop fahren soll?

Was aber nützlich war: egal ob wir aus eigener Kraft fahren oder das Auto auf den Anhänger laden, wir müssen 17 Uhr am Etappenziel sein, sonst gibt es ab 10 Minuten zu spät Strafkilometer. Wenn dann alle Autos da sind, gibt es parc fermé, so dass alle Autos an Ort und Stelle sind und bei Bedarf auch Beschwerden an die Rennleitung geprüft werden können. Diese Randbedingung mit der Uhrzeit macht natürlich die tägliche Planung noch etwas aufwendiger, aber zur Not kann man ja einfach vorm Ziel nachladen und verpasst auch nicht viel, wenn man sonst sowieso keine ganze Extrarunde (die loops) geschafft hätte. Der erste Renntag wird jedenfalls aus meiner Sicht sehr spannend und nervenaufreibend.

Die Fragen zu Tempolimits, die auch gestellt wurden, wurden absolut korrekt kurz und knapp abgebügelt: dran halten, fertig. Wer eins übersieht und erwischt wird, hat Pech gehabt und wird disqualifiziert.

Die Boxen, wo man am Auto arbeiten kann.
Gegensätzliche Welten: links zwei vom Team Nuon, hinten ein lustiges bootförmiges Solarauto, rechts Gartenarbeiter).
In den Boxen am Abend.

Unser Zeltlager ist aufgestellt. Bei den Duschen hab ich eine Tüte LEDs gefunden — da wir bei uns keine in dieser Art verbaut haben, hab ich nebenan beim anderen Solarteam gefragt und ja, die hatten welche vermisst.

SASOL2018, Nachmittagsszenario verbessert

Vorgestern hatte ich noch die Sonnenenergie relativ stark vereinfacht angenommen. Am späten Nachmittag würden bei der Fahrt etwa 250W an PV-Energie reinkommen, wohingegen man bei perfekt ausgerichteten Panels im Stand etwa 800W einnehmen können würde. Darauf hatte ich die letzte Berechnung ausgerichtet und war bei etwa ausgeglichener Energiebilanz auf eine erreichbare Strecke zwischen 62 und 70km gekommen (bei 50 respektive 90km/h). Hier nochmal die Grafik:

Optimierungskennfeld.

Die Neuberechnung mit tatsächlichem Sonnenstand ergibt: je nachdem, wie die tatsächlichen Messwerte der Panels von SER3 ausfallen, habe ich mich nicht massiv vertan bei der Schwankung der erreichbaren Strecke. Viel mehr kann ich realistischerweise nicht sagen als Dateningenieur 🙂 Die einzig tragbare Aussage dazu: bei der gleichen Geschwindigkeitsbandbreite (50-90km/h) schwankt die bei einer ausgeglichenen Energiebilanz erreichbare Strecke zwischen 74 und 80km, wenn ich die veränderliche Sonneneinstrahlung am Tagesrand mit einbeziehe. Typischerweise kämen jetzt zu der Aussage noch fünf Stufen Hierarchie und Management über mir, jedesmal würden die Powerpoints inhaltsleerer und buzzword-voller und am Ende käme heraus, dass wir nur 5Wh/km brauchen, keine Stickoxide ausstossen, das Adblue selbst trinken können und noch 42 Mio Fr. Gewinn damit machen 😀

SASOL2018, Energiebilanz von 15-17 Uhr abhängig von der Länge der Fahrdauer (Rest Ladezeit mit ausgerichteten Panels)

Allerdings würde es auch zu mir passen, dass ich mal wieder sehr konservativ rechne und lieber mit weniger eingenommener Energie plane. Die Messwerte werden es dann schon zeigen 😀

Vielleicht rechne ich noch ein Szenario über den gesamten Tag durch, aber das ist schon fast wieder Overengineering, weil am Ende eh erstmal die Hardware zuverlässig funktionieren muss, bevor meine letzten 3% Optimierung zum Tragen kommen.