Am 17.05. ist Norwegens Nationalfeiertag und dieses Jahr war das Wetter beim Umzug zumindest trocken, wenn auch mit etwa 5°C recht frisch. Im letzten Jahr war’s ja ziemlich verregnet und nur knapp über der Nullgradgrenze. Letztes Jahr hatte ich vor den Festlichkeiten mal in die Lofothallen reingeschaut, dieses Jahr hab ich mich auch danach mit reingetraut. Geschätzt mindestens 1000 Personen (bei 3’500 Einwohnern (ja, das Tausendertrennzeichen stimmt)), es gibt eine kurze Begrüssung, dann die Nationalhymne und erst danach (!) gibt’s Kaffee, Kuchen, Brötchen und sonstige Verpflegung. Da ich kein Vipps (das hiesige Twint, aber für Ausländer nicht zugänglich) habe, musste ich doch tatsächlich buntes Bargeld aus dem Automaten ziehen.
Und weil ich eh schon Downtown herumgefahren bin, hab ich sicherheitshalber mal den Busfahrplan gecheckt und festgestellt, dass der frühe Bus, mit dem ich am 26.05. Anschluss auf die Fähre Moskenes-Bodø hätte haben wollen, nicht fährt. Alternative Taxi (200 Fr.) oder eine Fähre eher und in Bodø übernachten oder nachts im Hellen die 70km mit vollem Gepäck von Leknes nach Moskenes fahren. Vielleicht entscheide ich das wetterabhängig.
Bei der letzten Runde im Staatskundekurs war schon von vornherein klar, dass inhaltlich nicht mehr viel kommen würde, nachdem wir letzte Woche schon Budgets und ähnliches besprochen hatten. Es waren heute noch sechs Teilnehmer übrig, die jeweils einen Vortrag halten mussten und hinterher wollten/sollten wir noch in die Altstadt gehen zur Verabschiedung.
Alles dabei und infrastruktur-strategisch gut positioniert 🙂
Schwierige Entscheidung, wer am wenigsten nicht zu mir passt.
Meine Handykamera bewirkt seltsame Auflösungseffekte an den Rändern der Bundesverfassung.
Als Lesematerial gab es heute das, was man eigentlich schon am Anfang hätte austeilen sollen, find ich. Das Heftchen Der Bund kurz erklärt lag in einer älteren Version (und in drei anderen Sprachen) auch schon bei mir daheim rum. Bei den vielen Ämtern und Inspektoraten gefällt mir am besten das Eidgenössische Starkstrominspektorat und natürlich das Amt für Metrologie. Bei letzterem wäre dann der erste Satz nach der Begrüssung immer “nein, wir kümmern uns nicht ums Wetter”. Schöne Startseite haben sie zumindest:
Es folgten sechs Vorträge (einer von zwei Personen) über eine Etikettendruckfirma in Bazenheid, eine Autoteilefirma (Druckguss, DGS, kenn ich vom Bühler) in St. Gallen, die Heidi-Geschichte und das Heidiland, den Wiler Turm, das Alleeschulhaus und “Türkisch für Anfänger”. Es war zumindest sehr abwechslungsreich. Danach haben wir in die Altstadt verlegt — natürlich alle anderen mit dem Auto. Und dann haben sie sich wieder alle gewundert, dass ich mit dem Velo schon lange dort war. Wir haben dort noch eine Schnitzeljagd angefangen, aber ich hab meine Gruppe schnell verloren, weil ich permanent Einheimische zum Quatschen auf dem Wochenmarkt getroffen habe 🙂
Daheim ist das Zigbee-Smartgrid schon recht schnell eskaliert mit inzwischen 30 Geräten, davon 15 im permanenten Mesh. Die Sonoff-Relais sind super: günstig, einfach zu verbauen, klein und (bisher) zuverlässig. Und nachdem ich gestern in einer fünfstündigen Aktion eine Deckensteckdose (3x, 1x mit Licht geschaltet) Unterputz (!) montiert und beschaltet hatte, fiel mir heute morgen noch ein, dass die Dreifach-Wechselschaltung in der Küche doch nur eine Kreuzschaltung sein dürfte. Beim Studium erklärt einem sowas ja niemand. Das hat dann nur noch eine Stunde gedauert, bis ich entsprechend Drähte gezogen und alles ordnungsgemäss und sicher (!) und bei Bedarf einfach rückbaubar verdrahtet hatte. Jetzt funktionieren alle drei Schalter wie vorher und ich kann zusätzlich die Deckenlampe auch noch über Zigbee schalten/abfragen, mit welchem Taster/Schalter/Aktor/Skript auch immer.
Links die Deckensteckdose, Kabelverlegung vieradrig vom Wandverteiler oben links zur Lampe und dann zur Dose.
Wago-Klemmen kommen im Nützlichkeitsranking knapp hinterm GA und sind im Schmerz-beim-Drauftreten-Ranking ebenbürtig mit einem 1×1-LEGO-Stein.
Es ist schon echt anstrengend, jede Woche genau einen fixen Termin zu haben, zu dem man tatsächlich mal aus dem Haus muss. Aber es ist ja bald vorbei, heute war Lektion 5 von 6 dran. Offenbar kann man sich nicht mal für eine Lektion krankmelden, sondern muss dann die verpasste Lektion in einem anderen Kurs bzw. zu einem anderen Zeitpunkt nachholen. Am Dienstag kam ein Mail rum, dass für den Staatskundekurs jetzt Zertifikatspflicht gilt, man braucht also vorher das Covid-Zertifikat (leider auch per Test möglich), damit man hinterher das Kurszertifikat bekommt.
Es ging wieder mit einer Repetition los. Bei 3. musste ich wirklich überlegen, was gemeint war, im Prinzip alles, was mit dem Suffix “rat” aufhört und nicht mit “Bundes” oder “Ständer”* anfängt. Nationalrat, Kantonsrat, Gemeinderat, Stadtrat. Wieso duzen die mich überhaupt in dem Arbeitsheft?
Bei den Aufgaben des Kantons reicht es eigentlich, wenn man die Ämter weiss, die dazugehören, da sind die Aufgaben dann selbsterklärend. Gesundheitsamt, Schulamt, Strassenverkehrsamt, Steueramt. Und Kantonspolizei.
Der Kursleiter schweifte wieder ab und hat offensichtlich auch Steuersatz und Steuerfuss nicht verstanden. Drum muss er sich die Steueroptimierung mit Teilauszahlung der 2. Säule auch von einem Profi (nicht von mir) erklären lassen.
Bei “Was ist eine Initiative?” hab ich spasseshalber mal gefragt, ob die Anforderungen für ein fakultatives Referendum genauso hoch seien wie für eine Initiative. Antwort: ein klares weiss nicht, immerhin zugegeben, aber schade für einen Lehrer in so einem Kurs. Für die Initiative braucht es 100k Unterschriften, für ein fakultatives Referendum “nur” 50k (oder acht Kantone), natürlich beides auf Bundesebene verglichen — in Kantonen/Gemeinden sind es andere Zahlen. Ich wusste es aber da auch noch nicht und werd’s wohl auch wieder vergessen.
Im Ankreuzbogen rechts waren die Antworten nicht immer sehr klar anzukreuzen. Schon allein das mit der Gemeindefeuerwehr in der letzten Zeile: ich zahle mit der Steuerrechnung explizit eine Feuerwehrabgabe, die ich vermeiden könnte, wenn ich mich in der Gemeindefeuerwehr engagierte. In diesem Sinne werde ich dann doch dafür bezahlt.
Wil Trivia
Freitextfragebogen
Ankreuzbogen
Danach sind wir die drei herkömmlichen Sektoren kurz durchgegangen (Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistung), und jeder im Kurs durfte mal sagen, in welchem Bereich er arbeitet. Wir hatten 5 Teilnehmer für Industrie und 8 für Dienstleistung, wobei die Abgrenzung auch nicht immer ganz klar ist. Viel mehr in die Tiefe sind wir aber nicht gegangen. Es folgte das Bildungssystem, aber in einer sehr stark vereinfachten Version. Die Vollversion der Grafik gibt’s unten, aus dem wunderschönen Graphisch-statistischen Atlas der Schweiz vom BfS (für Leute wie mich ist das wie ein Asterix-Comic, den man immer wieder neu lesen kann und immer noch was Neues findet). Die Maturaquote ist nicht hoch und das ist gut so. Dafür ist das System in alle Richtungen sehr durchlässig und offen.
Ein bunter und sehr informativer Bildungsflowchart
Weiterhin kamen wir auf eine beispielhafte Lohnabrechnung und dann, viel wichtiger, ein Budget, also hier die Verteilung aller (unterschiedlich häufig anfallenden) Ausgaben auf einen Monat. Wir sollten uns die Zahlen anschauen und dann überlegen, was stimmt oder was zu hoch bzw. zu tief sein könnte. Dass man aber von 5500 Fr. brutto (steht links daneben, abgeschnitten) als Familie mit einem Kind nicht besonders gut leben kann, war eh klar. Wohnungsmiete zu günstig angenommen (und mit Tippfehler), Steuern passen, Krankenkasse plausibel bei tiefer Franchise, Fahrtkosten ÖV, hm. Die Miete geht eigentlich nur auf, wenn man irgendwo auf dem Land wohnt, dann dürfte aber der ÖV teurer kommen. Ein Auto soll diese Familie nicht haben. Aber was die so für Bekleidung ausgeben? Wow. “Unvorhergesehenes” reicht grad so, um alle zwei Jahre ein neues Velo in den Fuhrpark aufzunehmen.
Ob die Summe stimmt, hab ich nicht geprüft.
Der Moment, in dem der Kursleiter bei mir komplett untendurch war, war, als er meinte “die wollen immer, dass wir mit dem ÖV fahren und dann zahle ich 20 Franken bis Zürich — mit dem Auto bin ich da viel billiger”. So einer war mal Kantonsrat und kann nichtmal Vollkosten und Grenzkosten auseinanderhalten. Und das direkt nachdem wir oben ein sehr sinnvolles Budget mit allen Kosten aufgestellt haben. Aber da ja inzwischen eh schon alle wussten, dass ich das GA hab und kein Auto, war der Kurs jetzt klar gespalten und ich wieder da, wo ich sonst auch immer bin: bei der Minderheit 🙂 Aber witzig: man muss mir die Enttäuschung und den Widerspruch auch hinter der FFP2-Maske klar angesehen haben. Böser Blick funktioniert super.
In der Pause hab ich den Beamer mal ordentlich justiert, danach kam ein Vortrag zu Wissenschaftlern und Nobelpreisträgern. Komische Balkengrafik-Statistiken, wenn man Nobelpreisträger pro Land zählt, wo doch die meisten von denen eh mehrere Staatsbürgerschaften haben. Ich hab mich auf Passivität beschränkt und hab mich auch nicht mehr sonderlich aufgeregt, als etwas von Carl Splitter als Nobelpreisträger geschrieben stand. Der heisst https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Spitteler und ich hab den Olympischen Frühling schon lange im Bücherregal stehen, aber es ist irgendwie nicht angenehm zu lesen und recht umfangreich.
Ein netter und tatsächlich stimmiger Hinweis: “Wenn Sie Schweizer kennenlernen wollen, gehen Sie in einen Verein.” Ja, richtig, nur wenn da im Kurs Leute sitzen, die sich einbürgern lassen wollen, sind die alle schon mindestens zehn Jahre da, da kommt der Hinweis etwas spät. Das wäre eher ein Hinweis, den man direkt nach der Zuwanderung in einem Kurs geben sollte.
Weil die anderen Leute so schlau waren, sich nicht beizeiten für ihren eigenen Vortrag anzumelden, haben wir nächste Woche in der letzten Lektion also fünf Vorträge, damit ist der Kurs schon halb fertig, wenn wir gegen Ende noch in die Altstadt gehen wollen. Immerhin hab ich dann das Fahrzeug am Mann.
*eine Feder im Pletscher-Ständer war wohl gebrochen, das hab ich daheim gemerkt — natürlich hat man exakt so einen Ständer mit KSA18-Aufnahme am Lager und muss den nur noch schnell mit der Flex kürzen. Könnte missverständlich ausgesehen haben, als ich mit Velohose, blauen Einweghandschuhen, einem Stück Pizza in der einen und der Flex in der anderen Hand aus dem Keller kam. Eine Tiles-Tour für max-square=15 von Frauenfeld nach Weinfelden folgte. Und meine Briefkastenklappe schickt mir jetzt via zigbee und nodeRed ein Email, wenn was eingeworfen wird, sehr cool 😀
Wie letzte Woche angekündigt, ging es heute um das Sozialversicherungssystem, aber nicht ohne vorherige Repetition, diesmal als 4×4-Tic-Tac-Toe getarnt. Zwei Gruppen (eine rot, eine grün), man wählt einen Begriff, muss den erklären und bekommt das Feld für sein Team. Wer zuerst eine Vierer-Reihe hat, hat gewonnen. Das hätte nach Kollaboration und Optimierung geschrien, denn dann wären wir nach sieben Begriffen fertig gewesen. Vielleicht kann man das Spielfeld auch mit <7 Begriffen so blockieren, dass keiner mehr eine Viererreihe bekommen kann, dann wäre es auch vorbei. Das sind aber theoretische Betrachtungen, denn wir hatten es tatsächlich geschafft, dass keine Viererreihe mehr möglich war und mussten trotzdem noch bis zum Ende alle Begriffe erklären. Pff, da ist die ganze Spielfreude weg. Ich hab den Föderalismus erklärt, das fand ich am einfachsten. Und natürlich wusste der Kursleiter nicht, dass die Obere Bahnhofstrasse am Bahnhof anfängt und nicht erst am Schwanenkreisel Richtung Altstadt. Die Untere Bahnhofstrasse geht auch am Bahnhof los, aber via Ilgekreisel und Jupiterkreisel bis zur Rudenzburgkreuzung. So genau muss man dann schon sein.
Danach Sozialversicherungen: erst alle Kürzel und dann ein bisschen Durcheinander mit dem Erklären und vor allem gleich der tiefe Abstieg in die Steueroptimierung beim (Vor)bezug von Vorsorgegeldern. Für die meisten war das gleich viel zu hoch und für einige (also alle anwesenden Deutschen) war das wieder viel zu flach und allgemein. Das eine Land hat eine Beitragsbemessungsgrenze, das andere einen Koordinationsabzug. Easy. Und der Suchbegriff “AHV Liste 44” war mir neu, da gibt’s die AHV-Tabelle je nach Alter: https://www.ahv-iv.ch/de/Merkbl%C3%A4tter-Formulare/Diverse-Listen/Rentenskala-44
Wir bekamen noch alle einen Musterauszug der St. Galler Pensionskasse. Puh. Nichts Neues hier, ich schau mir meinen sogar jeden Monat an und kann die Zahlen alle halbwegs auswendig herleiten. Die interessanteste Zahl ist der Umwandlungssatz bei Alter 65, der ist bei der SGPK 5.2%. Bei der Mobiliar-PK ist der nur 4.62%. Oder andersherum: bei identischem Altersguthaben kriege ich bei der SGPK schon mit etwa 60 Jahren die gleiche Altersrente wie bei der Mobiliar erst mit 65. Klar, das Altersguthaben unterscheidet sich auch noch etwas, weil in der freien (?) Wirtschaft die Löhne etwas höher sind als im ÖD und weil ich natürlich nicht mit 60 dasselbe Guthaben habe wie sonst mit 65, aber “ein paar Monate eher aufhören bei gleicher Pension” sollte schon drinliegen. Also doch nochmal Stellenwechsel am Ende 🙂
Nach dem unspannenden Zahlenteil kamen drei Vorträge: einer über Wil, die Geschichte, die Altstadt, das h im Wei(h)er und den Badisturm. Dann ein kurzer Vortrag zur Abstimmung (Bund) vom letzten Wochenende, worum es inhaltlich ging und wie die Ergebnisse waren. Und abschliessend was zu “Mein Alltag als Logistikerin” — nicht ganz so schön erklärt wie die Sendung mit der Maus, aber trotzdem informativ. Wer die Erklärstimme und die Geschichte der “Sendung mit der Maus” als Podcast hören möchte, hier: https://cre.fm/cre223-die-sendung-mit-der-maus
Nächste Woche geht’s weiter. Zwischendurch Tiles sammeln, manchmal auch mit schönem Wetter:
Nach einem frühen Aufwachen und dem wetterbedingten Reifenwechsel auf Spikes ging’s wieder zum Staatskundekurs. Eigentlich hätten wir ja gestern abend und heute abend noch Konzert gehabt, aber mit einem am Mittwoch vor der Generalprobe C-positiven Dirigenten und zwei positiven Mitspielern ist das haftungstechnisch nicht zu verantworten und wir haben die lange geplanten Konzerte abgesagt. Ja dann halt nächstes Jahr wieder. Oder 2023. Homeoffice fürs Büro ist noch nicht angeordnet, aber wieder empfohlen. Da hab ich mich schon gleich bis nach Ostern abgemeldet, auch da ist das Jahr noch nicht ganz klar.
Zuerst kam im Kurs wieder ein Repetieren von dem, was wir letzte Woche gelernt hatten, also die Gewaltenteilungs-Förderalismus-Matrix, und noch ein paar Jahreszahlen. Ich war versucht bei “2002” einfach reinzuschreiben “01. August. Feuerwerk.”, aber es war doch der ONU/UNO-Beitritt gemeint. Bei “1948” hätte sich auch angeboten, “hundertjähriges Jubiläum von 1848” reinzuschreiben, fällt mir jetzt ein. Oh, und bei Frage 4 hörte ich aus dem Raum tatsächlich “Aare. Mit zwei A.”
Bei Leuten mit Brille im Kurs beschlug wegen der Maske die Brille, was aber um diese Jahreszeit in dieser Region kaum einen Unterschied zu Leuten ohne Brille ausmacht. Die Ganz-Früh-am-Morgen-Sonne war ja schon lange wieder durch den Nebel verdrängt worden.
Danach bekamen wir ein Bundesratsfoto ausgeteilt, also so eine Art Panini-Sammelbild-Heftchen mit fast immer den gleichen Menschen drauf. Eigentlich wäre es cool, wenn die Frage gestellt würde, welche Unterschrift zu welchem Bundesrat gehört.
The Glorious Seven (sie haben noch den Walter als +1 mitgebracht, damit die Tabelle unten schön symmetrisch ist)
Wie und wann die Bundesräte gewählt werden, kam als nächstes (vereinigte Bundesversammlung NR+SR, 12/2023 wieder) und dass die wählerstärksten Parteien alle im Bundesrat vertreten sind. Stimmt natürlich nicht ganz, aber da kann man jetzt lang drüber diskutieren. Der Kursleiter hat uns dann recht lang die Zauberformel erklärt, ohne das Wort Zauberformel zu verwenden, das muss man erstmal hinkriegen. Ein bisschen “Welche Partei (ver)tritt welche Werte?” kam auch noch. Jemand aus dem Kurs hat gefragt, warum das da mit den Parteien (2xSVP, 2xFDP, 1xMitte, 2xSP) beim Bundesratsfoto gar nicht stimmt. Ja. Äh. Stimmt schon auf dem Foto, nur heissen die Parteien ja auf Französisch und Italienisch anders und bei jedem Bundesrat ist es in dessen Sprache notiert. Ohje.
Danach kam die direkte Demokratie, wobei da eigentlich nur wichtig zu sein scheint, dass es Referenden (obligatorisch/fakultativ) und Volksinitiativen gibt, und dass man zwar schon die Verfassung ändern kann, aber natürlich mit einer Initiative nicht gegen übergeordnete Menschenrechte verstossen darf. Als er schon zum nächsten Thema gehen wollte, hab ich noch ergänzt, dass das aber schon so sei, dass das mit den Referenden und Initiativen nicht nur für die höchste Staatsebene, sondern auch für Kanton und Gemeinde gälte. Für irgendwas haben wir ja den Föderalismus.
Weiter ging’s mit “Rechten und LinkenPflichten”. Dienstpflicht, Steuerpflicht, Schulpflicht, Versicherungspflicht, Meldepflicht, etc. Und die Rechte stehen ja alle ziemlich am Anfang der Bundesverfassung. Bei der Steuerpflicht hat er eine nichtssagende Grafik ans Flipchart gemalt, weil er das Thema “Steuerprogression” erklären wollte. Ja, äh, zwei Achsen ohne Beschriftung und Einteilung und dazu eine im Ursprung startende lineare Gerade im ersten Quadranten. Das kann alles sein, das können sogar exponentiell steigende Fallzahlen sein. Der Beweis bleibt dem Leser als Übung überlassen. Oh Mann ey. Er hat bei einem Einheitssteuersatz (also z.B. 10%, egal wie hoch das Einkommen ist) nicht den dazu korrekten Begriff Flat Tax verwendet. Und jemand aus dem Publikum wollte mich noch korrigieren, und meinte, dass eine Flat Tax eine Pauschalsteuer (also ein Fixbetrag, nicht ein fixer Prozentsatz) sei. Also auf dem Niveau… Die Progression ist hier aber doch ganz ordentlich, setzt aber vergleichsweise erst bei höheren Einkommen ein und vor allem hat man ja extrem viele Abzüge, die das steuerbare Einkommen (auf Hochdeutsch: zu versteuerndes Einkommen) massiv reduzieren.
Irgendwo kam noch das Konzept mit dem Heimatort/Bürgerort zur Sprache: https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerort ich häng ja eh schon ständig mit den Wiler Ortsbürgern ab, wird Zeit, dass ich beim Bürgertrunk mal nicht mehr auf der Bühne im Orchester sitze, sondern unten im Publikum, wo’s die Bürgerwurst gibt (wobei wir die als Orchester ja sonst auch separat in der Tonhalle im Kleinen Saal bekommen — und nein, davon schafft man maximal anderthalb Stück, tried and tested).
Einige der Anwesenden aus dem Nicht-EU-Raum haben noch ihre Geschichten mit verschiedenen Staatsbürgerschaften oder auch Staatenlosigkeit erzählt. Das war wieder spannend 🙂 Staatenlosigkeit ist vielleicht kein erstrebenswerter Zustand, aber wäre für mich theoretisch machbar, wenn ich nach Erhalt des roten Passes die DE-Stabü abgebe und dann später schwerkriminell werde, so dass mir der CH-Pass entzogen wird. Keine Ahnung, ob das machbar ist, ein echter border case.
Dann kam von einem der Anwesenden eine Kurzvorstellung zu seinem Job. Er ist Berater bei SAP. Der Vortrag war zugegebenermassen inhaltlich extrem schwierig auf die grösste Zielgruppe anpassbar. Und ganz ärgerlich: er hatte nur drei Folien und ich hatte für die zweite Folie meine üblicherweise am Mann getragene Bullshit-Bingo-Karte vergessen, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Big Data, Data Lake, BI, Datamining, Quellsystem, ERP, DWH, Reporting und ähnliche Hokuspokus- und für kaum einen im Kurs verständliche Begriffe. Ich kann mir schon vorstellen, was er so in dem Job macht, ausser die Usability zu senken 🙂
Nächste Woche kommen die Sozialversicherungen, die drei Säulen und ein paar mehr Zahlen, da kann ich wieder qualifiziert mitreden 🙂
Weiter geht’s, nachdem die erste Lektion vor zwei Wochen ja schon viel Neues für die meisten Teilnehmer inklusive Lehrperson geboten hatte. Ich war wieder früher da und hab direkt ausprobiert, ob sich der vorhandene Beamer mit meinem Laptop bespielen lässt. Musste kurz das xrandr-script für HDMI-1 anpassen, dann ging’s.
Heute kamen als Themen also Gewaltenteilung, Föderalismus und ein Teil direkte Demokratie dran. Ich hab am Anfang direkt gefragt, ob wir nicht noch über die Themen abstimmen müssen. Eine Abstimmung war aber nicht vorgesehen und die Traktandenliste war ja durch das Begleitbuch sowieso vorgegeben. Blöd, keine Rekursmöglichkeit aus formalen Gründen 😀
Der Föderalismus ist ja so eine Sache; wo bringt man welche Aufgaben unter: am besten auf der tiefstmöglichen Stufe. Militär ist z.B. Sache des Bundes, weil es keinen Sinn macht, etwas, das zur Landesverteidigung (?) gedacht ist, in jedem Kanton separat zu organisieren. Sonst könnten die Deutschschweizer Panzer in der Westschweiz nicht gefahren werden, weil die Bedienungsanleitung unverständlich ist oder in den Getränkekühlschrank nur Bierflaschen und keine Weinflaschen passen. Das Steuersystem haben wir auch kurz angeschnitten, Unterschiede zu anderen Ländern erwähnt und neu war da auch nichts für mich. Als gesagt wurde, dass die Universitäten kantonal organisiert sind, hab ich kurz sieben Buchstaben EEFHLPT in anderer Reihenfolge gehustet und dann war’s wieder gut.
Weiter ging’s mit einem Gruppen-Legespiel (die Zettel waren vorher nicht sortiert):
Hey, die Schweiz ist eine Matrixorganisation! Und damit total agil! (Es geht auch ohne Arenen (Insider!))
Nach dieser praktischen Runde gab’s eine kurze Pause. Von den ungefähr 12 Teilnehmern (heute war noch eine HSG-Doktorandin dabei) muss in dem Kurs jeder einen Vortrag von etwa 10 Minuten halten. Material dazu hab ich genug, das wusste ich ja beim letzten Mal schon. Ich hab mich für heute spontan gemeldet, obwohl ich noch gar nicht die Bewertungskriterien kannte. Kurz die Kriterien auf der Checkliste angeschaut –> passt 🙂 Warum die Notenskala nicht von 1 bis 6 geht wie üblich, war mir nicht klar. Dann hätte man halt insgesamt mehr Punkte verteilen müssen. Naja, ist bestimmt kantonal geregelt, wobei der Bildungskatalog der Berufsbildung sogar Bundessache ist. Das war was Neues, aber eigentlich auch wieder logisch, weil man ja sonst gar keine vergleichbaren Bildungsabschlüsse hätte in ein und demselben Land. Wundern würde es mich aber nicht.
Bewertungsbogen vor dem Ausfüllen
Bewertungsbogen nach dem Ausfüllen
Ich hab dann einfach den Vortrag vom Geobeer 2019 verwendet und der kam sehr gut an. Das Liegevelo hab ich nur am Rand erwähnt, es stand halt häufiger mal im Bild herum. Die Übersicht der Bahnhofsfotos ist schon auch ganz nett, die gab’s damals so noch nicht: https://map.railway-stations.org (nur meine Fotos). Der Witz am Ende der Präsentation mit der Furka-Dampfbahn kam auch gut.
Beim Vergleich mit anderen Ländern und deren Föderalismus und Entscheidungsstrukturen kam als Bemerkung “wir sind ja auch bei Corona ganz anders als DE und AT unterwegs”. Dazu meinte ich nur “klar, bis nach der Abstimmung nächste Woche”.
Ein Bastelspiel gab’s auch noch, inklusive Schere und Klebestift:
Die EXIF-Daten meiner Bilder stellen fest, dass ich nach 11 Minuten fertig war, wobei der meiste Aufwand das Ausschneiden war. Und natürlich musste ich die Schnipsel korrigieren bei “Wahlkreise” (8) und “Kantonsräte” (120), weil sich das explizit auf SG bezog. Die 41’000 Quadratkilometer hätte ich in 4.1 Mio Hektarrasterzellen auch gewusst, wobei bei meinen Auswertungen mit BfS-Daten immer deutlich unter 400k besiedelte Zellen (STATPOP) drin waren, da sieht man mal, wieviel Platz wir oberirdisch noch haben, von wegen Dichtestress und so.
Vielleicht kommt nächste Woche was Spannendes. Denn was zum Spielen und Schokolade hatten wir jetzt schon. Das Lago-Maggiore-Niveau war mit dem nachfolgenden Ausfüllblatt jedenfalls erreicht, wobei ich beim Ort mit O tatsächlich deutlich zu lange überlegen musste. Und das nach einem Bahnhofsfoto-Vortrag, ohje, peinlich. Bahnkilometer Null.
Meinen Ruf hab ich schon weg, weil die anderen Teilnehmer direkt mich fragen und nicht den Umweg über den Lehrer gehn, wenn sie was wissen wollen. Ich warte noch drauf, dass wir in die Wirren der Politik absteigen, denn da hab ich genügend Lücken. Und kein Mensch kann sich die Abkürzungen aller Departemente merken, wobei ich grad zufällig auf die Liste der Dienstfahrzeuge gestossen bin und da ja die Abkürzungen alle danebenstehen: https://www.admin.ch/gov/de/start/bundesrat/aufgaben-des-bundesrates/von-der-wahl-bis-zum-ruecktritt.html Eigentlich wollte ich nur schauen, ob die Bundesräte immer noch ein Seilbahn-GA bekommen (ja! Neid!), die Dienstfahrzeuge interessieren mich doch gar nicht, da muss man sitzen statt liegen, kann sich aber immerhin fahren lassen.
Gestern war hier in Wil in der Tonhalle deutschsprachige Weltpremiere des Richard-Wagner-Films, der bereits 2018 zu grossen Teilen in Wil gedreht wurde. Orignalsprache ist Englisch, also haben wir die synchronisierte Version angeschaut. Viele Schauplätze in der Wiler Altstadt wirken viel grösser als in echt, und in Wil am Rathaus hängt eine furchtbare schräg-blau-weisse Flagge, tststs. Einige Schnitte haben Ortswechsel von mehreren hundert Kilometern drin, obwohl die Schauspieler eigentlich nur ein Haus betreten. Zur Rütliwiese fahren sie auch mal in der falschen Richtung und wo dort die gezeigten beeindruckenden Berge im Hintergrund sind, muss ich noch rausfinden, jedenfalls nicht an dem historischen Rasenstück überm Urnersee. Aber das sind alles nur Details, wenn man sich auskennt.
Trailer: https://www.thezurichaffair.com/media auf Deutsch heisst er wohl “Eine Affäre in Zürich”. Wenn man danach online sucht, kommt man aber nie und nimmer auf den Film. Da hätte man bei der Titelwahl in der heutigen Internet-Zeit etwas schlauer sein können 😀
Die Gemeinde Wil verlangt als Voraussetzung für die Einbürgerung einen erfolgreich absolvierten Staatskundekurs (360 Fr.) oder einen bestandenen Test (120 Fr.). Also hab ich mich mal für den Kurs angemeldet und damit sechs Samstagvormittage Wissensvermittlung gebucht, dachte ich. Vielleicht lernt man ja noch was Neues.
Ich war wie üblich zu pünktlich da und konnte mich noch zehn Minuten mit dem Kursleiter unterhalten, vor allem über Impfungen und ähnliche Dinge, dahingehend hatten wir keine Differenzen. Ich denke, er hat sich innerlich schon gefragt, was ich in dem Kurs mache, aber ich war ja nicht der einzige Teilnehmer. Von den anderen waren natürlich nicht alle geimpft, das war erwartbar. Also Kurs mit Maske, was für mich den Vorteil hat, dass man mir weniger ansieht, wenn ich genervt bin. Ausserdem hab ich für meine handschriftlichen Notizen einen älteren Konverterfüller wieder ausgemottet, der jetzt bestimmt 20 Jahre lang herumlag und völlig undigital einfach funktioniert, wie er soll, ohne Firmwareupdate, nur Tinte rein, fertig.
Am Anfang kam eine kurze Vorstellungsrunde, Kurssprache ist, ähm, Schriftdeutsch. Die drei deutschen Teilnehmer hatten ja auch kein reines Bühnendeutsch (2x Informatiker, 1x Ingenieur, Alter >=40). Insgesamt waren es zwölf Teilnehmer, darunter welche aus Syrien, Afghanistan, Türkei, Polen, Tschechien und Kroatien und viele sind schon deutlich länger hier/da als ich. Drei oder vier Leute sind in Wil wohnhaft, die anderen aus dem ganzen Kanton SG angereist. Offensichtlich hat da wirklich jede Gemeinde andere Anforderungen, in der Stadt SG muss man wohl Kurs UND Test machen und die hatten keine Plätze mehr im Kurs. Föderalismus halt, wie sich das gehört.
An einem der Samstage muss jeder der Teilnehmer einen zehnminütigen Vortrag zu einem selbstgewählten Thema halten. Ich könnte was zu Schweizer Bahnhofsfotos erzählen. Oder zum Schweizer Solarautoteam. Oder zur Reise mit dem Eidgenössischen Orchesterverband. Oder zum Orchester. Oder zu den Änderungen am Schweizer Datenschutzgesetz. Oder die Sprachstatistik der Schweizer Statistiktage 2021. Immerhin ist ein Beamer da, da muss ich mir nicht am Flipchart was ausdenken.
Nach der Vorstellungsrunde kam die heutige Lektion zu Geschichte und Geographie dran. Zuallererst Stichworte sammeln, allen Ernstes… Käse, Kühe, Schokolade, Uhren, Banken, Neutralität. Wow.
Wir mussten dann in Gruppenarbeit zu einem Kuvert voller Jahreszahlen und Ereignisse alles richtig zuordnen. Meine erste Sortierung war einfach: Jahreszahlen aufsteigend. Die Korrektur bei 1948 ist nicht von mir, hätte sie aber sein können. Was hier dran falsch war und dazu geführt hat, dass ich eins unklar/falsch hatte: “1971 Frauenwahlrecht auf Bundesebene” wäre stimmig, aber auf dem Zettel daneben steht nichts von Frauen. “Kanton Jura in den 1970ern” war mir auch ungefähr klar, das hätte eh das Ausschlussverfahren gelöst. Jedenfalls war mit diesem oberflächlichen Niveau schon mal ein Pflock eingeschlagen, wie es weitergehen sollte. Als der Kursleiter die Neutralität erklärt hat und auf den 2. Weltkrieg zu sprechen kam (“die Schweiz wurde wegen der Neutralität verschont”), meinte ich halb augenzwinkernd “ich dachte, Neutralität heisst, dass wir Waffen gleichmässig an alle liefern”. Sarkasmus kam nicht an, muss an der Maske liegen. Dass der Rhein nicht überall die Staatsgrenze ist, hat Schaffhausen im Krieg auch mitbekommen. Ach egal.
Weiter ging’s mit Geografie und Bevölkerung. Wasserschloss Europas, ooooh, wohin fliessen welche Flüsse? Ich hab nicht erwähnt, dass ich grad letzte Woche an der Rheinquelle war und dass man da eigentlich noch Vorderrhein und Hinterrhein auseinanderhalten müsste. Bei der Bevölkerung wurde behauptet, dass CH mit einem Drittel Ausländerquote in Europa das Land mit der höchsten Ausländerquote sei. Doppelt falsch. Es ist ein Viertel und Luxemburg hat 47%. Aber vielleicht ging’s um die gefühlte Ausländerquote, wobei die sicher nach Parteipräferenz des Befragten divergiert. Ein bisschen was zum Stadt-Land-Graben kam noch und zu den politischen Strömungen, aber das kommt sicher nochmal beim Staatsaufbau und der direkten Demokratie.
Er meinte, wir müssten uns eigentlich hauptsächlich drei Jahreszahlen merken, nämlich 1291 und 1848, dazu noch 1803 (Gründung Kanton SG). Ich merk mir dann noch 1880 und 2016 sowie 1910 für wichtige Berglöcher, national und kantonal. Besteht eine inhaltliche Abhängigkeit zwischen der Gründung von Schüga 1779 und der NZZ 1780? Und wieso erst 1826 für die Mobiliar?
Frage 2 war ohne Relevanz
Nach dem Beschriften der Kantone, wo ich beim Durchzählen erst nur auf 25 kam und dann feststellte, dass ich TG übersehen hatte (klar, war ja direkt hinter der Autobahn, aus dem Fenster rausgeschaut) mussten wir noch Nachbarländer und -kantone des Kantons SG auflisten. Wahnsinn. Ich konnte mich nicht zurückhalten, als der Kursleiter behauptet hat, dass die Grenze zwischen D und CH im Bodensee verläuft — ja, tut sie, ist aber völkerrechtlich im Obersee nicht festgelegt. Wusste er nicht, wird er wohl auch wieder vergessen. Im Landesblatt hatte ich schon lange alle Kantonskürzel reingeschrieben, als dann vor der Pause noch 15 (!) Minuten dafür Zeit gegeben wurden.
Wir kamen zum Sprachthema. Gähn. Ein schöner Satz dazu: “Sie können ins Auto sitzen und 20 Minuten fahren und dann sprechen die Leute ganz anders.” Das ist a) ein Helvetismus, weil man das im Deutschen in einer reflexiven Form sagen würde (“sich ins Auto setzen”) und b) ein Autothema… Keiner von den Teilnehmern war mit dem ÖV/Velo da. Witzig war auch noch sein auch schon viel gehörter Spruch “hinter Winterthur hört die Schweiz auf”, woraufhin ich erstmal fragte “aus welcher Richtung kommend?”. Für mich fängt sie da aus Westen kommend erst an, weil der Dialekt ab Winti schöner wird, wenn die St. Galler zusteigen. Noch besser wird’s dann das Rheintal rauf und nach dem Spurweitenwechsel.
Der untere Teil war leicht schwieriger, aber auch machbar.
Einer der Teilnehmer hat noch nachgefragt, wie das denn 1291 mit der Gründung war und was da dazugehöre. Da kam ein ziemliches Rumgeeiere vom Kursleiter, er hat noch Wilhelm Tell bruchstückhaft zusammengefasst und warum jetzt der 01.08. der Nationalfeiertag ist, wusste er auch nicht. Ich bis grad eben auch nicht, aber es scheint wohl eine Referenz auf den Bundesbrief von 1291 zu sein, wo was von “Anfang August” drinsteht. Ja so genau hab ich den 2015 in Schwyz nicht angeschaut, war ja auch eher unscheinbar, das Dokument.
Letzte Frage im Kurs seitens einer Teilnehmerin: was sind die Kantonskürzel von Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden?
Vielleicht hätte ich mich doch einfach freitesten sollen. Und wegen des Kurses hab ich heute eine Samstagsprobe verpasst. Aber es kommen ja noch fünf Lektionen, die mehr Neuigkeiten versprechen. Mangels Wahlrecht hab ich ja da ins Politische nicht soviel praktischen Einblick. Vielleicht frag ich mal nach, was ein Panaschierkönig ist, da muss er dann alle Dependencies erklären 😀
Am Dienstag 15.06. gab’s für mich pünktlich vier Wochen nach dem ersten Termin die zweite Moderna-Impfung. 11:30 Uhr piks, alles gewohnt effizient, kaum Warteschlange, gut planbar. Acht Stunden lang nichts gemerkt, dann am Abend ging meine Körpertemperatur erst unter die normalen 36°C, in der Nacht dann über 38°C und am Morgen war sie wieder normal und ich hatte einen Brummschädel. Etwa gegen Mittwochabend waren dann die Temperaturprobleme weg, aber seither fühle ich mich so, als ob ich auf 3000 Höhenmeter wohnen würde — häufig mal atemlos vom Treppensteigen, hoher Puls und auch gedankenmässig nicht immer voll beieinander. Aber es wird besser und selbst diese Nebenwirkungen sind immer noch deutlich angenehmer als das volle Krankheitsprogramm. Mal schauen, bis zu welchen griechischen Buchstaben wir mit Corona noch kommen. Wenn die Maskenpflicht im Büro weg ist, ist dann mein Arbeitsalltag auch wieder wie vorher, einfach jetzt ganz offiziell zum Quatschen und Netwörken nach Oerlikon und nach Bern und zum effizienten Arbeiten daheim bleiben.
Die Klimaanlage tut wie geplant und unauffällig ihren Dienst. Pro zu kühlendes Zimmer 250-300 W elektrische Leistung, d.h. wenn sie 12h am Tag läuft, sind das etwa 3-6kWh und damit 0.75-1.50 Fr. am Tag. Ja, es wäre günstiger, im Keller zu schlafen und zu arbeiten und als Informatiker würde mich da nicht mal jemand schief anschauen 🙂 Auf dem Dachboden waren es auch schon mal 52°C, etwa 10°C über der “normalen” Temperatur, die dort oben sonst herrschen würde. Der Temperaturunterschied zwischen Wil-Altstadt und Rossrüti-Dorf ist bestimmt auch etwa 5°C, man merkt es mit dem Velo deutlich, sobald man rauskommt.
Aussengerät und links der Kondenswasserablauf mit Pumpe nach oben
Bei den TB Wil hab ich mal angefragt, was sie dagegen hätten, wenn ich mir eine fixfertige 300W-Solaranlage für <500 Fr. in den Vorgarten stellen würde und ob das mein Stromzähler zählen könne. Bis 600W ist es eigentlich bewilligungsfrei und nächstes Jahr kommt ja geplant sowieso eine Dachanlage. Den Strom der kleinen Anlage krieg ich mit Eigenverbrauch komplett neutralisiert.
Kompost und Kürbisse
Der Komposter hat seine Arbeit ganz gut getan und den Rest erledigt jetzt die Aussenluft. Die obere Hälfte des Haufens ist jetzt zuunterst wieder im Komposter drin. An dessen Stelle wachsen jetzt Kürbisse und Tomaten, dahinter Himbeeren, Johannisbeeren und Sonnenblumen. Seit gestern alles automatisch tröpfchenbewässert, mit Gardena Kettenschutzrohr microdrip, wie schon vorher in der Kirchgasse auf dem Balkon.
Auf der ersten Velorunde seit der Impfung ging der Schaltgriff in Hittingen schwer… Beim Aufmachen daheim alles wie erwartet verschlissen, nur hatte ich keinen genügend langen Schaltzug im Vorrat. Also umgestiegen auf Postvelo und nur eine kurze Runde gefahren.
Schaltzug mit Spliss
Ganz neu im Gerätebestand ist jetzt ein Boox Note Air — ein grosses Android-Tablet mit E-Ink-Display. Vor ungefähr 12 Jahren hatte ich schon in derselben Grösse und vom selben Hersteller ein E-Ink-Tablet, aber damals mit eigener (schlechter) Firmware und vor allem massiv trägerem E-Ink-Display. Zum Lesen von Büchern (mit un-animiertem Umblättern) gut geeignet, kontrastreich, aber insgesamt schlecht nutzbar. Das Boox ist jetzt wie ein normales Android-Tablet, man kann sämtliche Apps installieren (Google Play Services und Google Services Framework sind _nicht_ standardmässig drauf) und hat dazu eben einen kontrastreichen E-Ink-Bildschirm, den man ermüdungsfrei ohne Hintergrundbeleuchtung wie Papier lesen kann 😀 Und wie ich drauf gekommen bin: Ursula hat mir von https://www.pressreader.com/ erzählt, wobei man den Vollzugang (!) dazu für 30 Fr. im Jahr (!!) via Kantonsbibliothek Vadiana bekommen kann. Im Vergleich dazu: das reguläre NZZ- und NZZaS-Abo kostet 924 Fr. im Jahr, und mit NZZ Geschichte dazu bin ich über 1000 Fr. — ähm… die digitale Version war genau deswegen bisher für mich nicht sinnvoll nutzbar, weil ich keine Lust hab, noch länger am Tag auf ein LCD zu starren. Mein Abo läuft noch bis Ende März 2022. Dazu gibt’s jetzt noch regelmässig Aftenposten, Le Temps, Washington Post, Neues Deutschland und Leipziger Volkszeitung. Tagesanzeiger, Weltwoche und WOZ sind leider nicht drin. Aber ich denke, nach dem Abbestellen des NZZ-Abos kommt dann ein Republik-Abo dazu — auch das hab ich bisher genau deswegen nicht, weil es das nur digital gibt.
Boox Note Air
Zusätzlich gibt’s den Vollzugriff auf die Onleihe des Bibliotheksverbunds, wo ich bei Bedarf auch noch die ZEIT, NZZ Geschichte und anderen Lesestoff ausleihen kann. Für eine dienstliche Präsentation konnte ich da gleich mal zielgruppengerecht (Betrugsbekämpfung) ein Zitat aus “Der Verdacht” von Dürrenmatt einbauen.
Wenn der OK-Präsident der Kulturbühne Wil schon direkt nebenan wohnt, musste ich ja quasi mitmachen. Da wir mit dem Orchester momentan noch lange nicht in Vollformation proben und spielen dürfen, haben sich ein 3er-Geigenensemble und das komplette Celloregister im Rahmen der Kulturbühne für Strassenmusik angemeldet. Das Wetter war die Woche über gar nicht so geeignet, aber am Samstag ab 11 Uhr (die Geigen schon 09 und 10 Uhr am Baronenhaus) ging’s. Ich hatte beim ersten Auftritt auf dem Bärenplatz tatsächlich den dümmsten Platz an der Sonne erwischt. Und vor dem Umzug hätte ich so ziemlich den kürzestmöglichen Anreiseweg gehabt. Sonnencreme und Sonnenbrille waren okay, aber die Stimmung des Cellos ist schnell im Eimer. Dafür, dass wir mit zwei Ragtimes aufgehört haben, hat es aber noch gereicht. Danach war’s dann deutlich kühler in der Fussgängerzone in der Oberen Bahnhofstrasse. Die Bewilligungsabteilung der Stadt Wil war überlastet (oder unterbesetzt, wie man’s nimmt) und witzigerweise war 30m weiter ein Strassenmusiker plaziert, der aber erst nach unserem Auftritt gespielt hat.