Im Januar hatte ich mir die seltsamen Wärmeverluste am Warmwasserspeicher schon angeschaut und auch eine Lösung dafür gefunden (Gastherme nicht abschalten, sondern bei stark reduzierter Raumtemperatur laufen lassen, damit das Umschaltventil nicht den WW-Kreislauf öffnet, sondern den Heizkreislauf). Das funktioniert auch soweit gut, die genauen Wärmeverluste konnte ich wegen quasi-Dauervermietung jetzt nicht mehr ungestört messen.
Jetzt hat aber der Speicher auch den tatsächlichen Warmwasser-Abgang, oben am Tank. Und da hat mich Albert drauf hingewiesen, dass da eine Schwerkraftzirkulation stattfindet, und zwar auch ohne dass eine Kreisleitung (wie z.B. bei Umwälzkreislauf) vorliegt. Weil ich grad alle Bauteile rumliegen hatte, hab ich schnell einen ESP mit zwei Temperatursensoren verlötet und konfiguriert, so dass dessen Messwerte in InfluxDB und dann im Grafana landen. Zeitaufwand 30min, und die Raumtemperatur hatte ich schon von einem anderen ESP, der im HWR hängt und Messwerte auf einem LCD anzeigt.
Erster Test: alle drei Temperaturfühler nebeneinander, paar Minuten warten: Abweichung +/-0.2°C voneinander, das reicht für meine Zwecke. Also Einbau: Isolation aufgeschnitten und Sensoren reingestopft.
Experiment 1
Einbausituation, ein Sensor unten, einer oben reingestopft.
Es zeigt sich tatsächlich das vorhergesagte Verhalten:
direkt am Speicher sind es konstant 33-34°C (gelb, eigentlich 42°C, es ging aber nur um konstante Temperatur hier)
die Raumtemperatur liegt konstant bei 17-18°C (grün)
der Temperaturfühler (hier in blau), der etwa bei 80cm Leitungslänge nach dem Ausgang des Speichers misst, landet am Ende bei etwa 6°C über der Raumtemperatur.
Vermutlich wäre der sogar etwas weiter über der Raumtemperatur, ich hätte ihn vorher auf die 42°C Wassertemperatur stabilisieren müssen. Aber das fällt in Experiment 2 sowieso als Ergebnis mit ab.
Dahin geht also die teure Wärme 🙂
Experiment 2
Jetzt wäre ja zu vermuten, dass diese Temperaturdifferenz zur Raumtemperatur abnimmt, je weiter man vom Speicher weg misst. Dazu musste ich erstmal beide Temperaturfühler so an der Leitung anbringen, dass sie bei Durchfluss beide dieselbe Temperatur anzeigen. Das hat gut 37 Minuten gedauert und wahrscheinlich >30 Liter Warmwasser verbraucht (max. Temperatur 42°C, also genau das, was auch das analoge Thermometer im Speicher anzeigt).
Sensor 1 bei 80cm nach WW-Ausgang, Sensor 2 bei 160cm (Höhe Gasbrenner)
“Geeicht” hab ich dann beide bei 41°C, weil ich nicht noch mehr Isolation aufschneiden wollte, um zu testen, wo der Sensor am besten Leitungskontakt bekommt. Den Eichvorgang sieht man auch gut hier im Messprotokoll:
etwa 20:18 Warmwasser aufgedreht (nicht sichtbar)
gelber Sensor ab etwa 20:30 Uhr auf stabiler Temperatur
blauer Sensor: rumprobiert, bis es ab etwa 20:50 stabil war und dann den gelben Sensor noch auf das blaue Niveau runtergebracht
Manueller Eichvorgang der beiden Sensoren.
Und danach hiess es: abwarten und abkühlen lassen. Morgens dann stabile Messwerte und sehr schöne Auskühlkurven.
gelb: nach 10h liegt die Temperatur 80cm vom Speicher entfernt bei 22°C, also 6°C über Raumtemperatur, dort geht somit aktiv Wärme aus dem Speicher flöten
blau: nach 10h liegt die Temperatur 160cm vom Speicher entfernt bei 17°C, also 1°C über Raumtemperatur
Jetzt kommt als nächstes der Umbau mit einem Siphon über dem Speicher, dann kann ich wieder messen und hoffe, dass dieser Wärmeverlust dann weniger oder ganz weg ist.
Nach den ersten 100km auf den üblichen Strecken hier im Hinterland gab es noch ein paar Dinge zu ergänzen. Der Lenker hat jetzt Ergon GP5-L dran, damit ich Abwechslung bei den Griffpositionen haben kann. Als Scheinwerfer kam mir dann doch noch der IQ-X ins Haus geflogen. Normalerweise würde ich ja schon den SON nehmen, aber bei 100% Preisunterschied (75 zu 150 Fr.) und quasi identischer Technik und Beleuchtungsstärke reicht mir auch der IQ-X. Und da ist tatsächlich mehr Helligkeit und ein grosses Lichtfeld vorhanden, auch im Vergleich zum Edelux II am Patria, der aber auch schon wieder 7 Jahre alt ist.
Die grösste Änderung war das Beseitigen der Überhöhung von Sattel zu Lenker. Am Patria hab ich 103cm Sitzhöhe zu 106cm Lenkerhöhe (Griffe). In der Ursprungsversion hatte das Norrfold 103cm Sitzhöhe zu 97cm Lenkerhöhe, was ich aber erst nach einer längeren Runde bemerkt habe: Stress in Handgelenken und Unterarmen durch hohe Stützlast, weil der Lenker viel tiefer war als der Sattel. Also bin ich am Samstagmorgen zum Velo Köpfli und hab geschaut, ob die einen stark gewinkelten langen Vorbau haben mit 31.8mm Gabelklemmung und 25.4mm Lenkerklemmung. Natürlich sind das wieder beides unübliche Masse. Die Gabel hat eigentlich die üblichen 28.6mm, aber es ist eine passend abgelängte Hülse aufgeschoben, die per Ahead-Kappe festgeschraubt ist und dafür sorgt, dass sich die Gabel-Steuersatz-Kombination nicht lockert, wenn der Lenker zum Falten abgenommen wird. Wäre schon nett, das so beizubehalten. Aber im Teilelager zu Hause hatte ich noch was da.
Als ich eh in Konstanz ein Paket eingeworfen habe, bin ich dort noch zum Radial Radsport gelaufen und hab mal im Sortiment geschaut und wurde fündig. Zwar nicht bei den Vorbauten, aber als Alternative könnte man ja auch die Gabel per Adapter verlängern (unscharfes Foto, mehr zu Dokumentationszwecken aufgrund von schlechtem Gedächtnis).
Gabelverlängerung von ergotec plus Spacerspass.
Der Umbau passte daheim wie geplant und hat die erste Runde draussen schon hinter sich: ja, deutlich angenehmer. Der andere Vorbau (war noch im Teilelager) und auch der andere Lenker (leicht gekröpft, bringt nochmal 2cm) waren schnell montiert, die Ahead-Kappe musste ich rundrum um 1.5mm Material erleichtern, damit der Lenker noch abzunehmen geht, und natürlich hab ich den Buslenker noch von 62 auf 54cm Breite eingekürzt. Die Rohloff ist die dichteste, die ich bisher habe (Papierdichtung ist neu). Nach Auffüllen von 25ml Spülöl und der 20km-Runde in allen Gängen kamen tatsächlich >40ml wieder raus, d.h. trotz reichlicher Ölspuren in der externen Ansteuerung war vorher noch viel drin. Der neue Rohloff-Schaltgriff (okay, den gibt es auch schon sehr viele Jahre) ist tatsächlich auch angenehmer und bei der Montage merkt man andere verbesserte Details.
Faltvelo find ich gut, seit ich das mal ausprobiert habe, ähnlich wie Liegevelo 🙂 Aber natürlich gibt’s an dem kleinen Alpenfalter was auszusetzen, und zwar ist das einerseits der platzmässig nicht nutzbare Gepäckträger hinten und andererseits natürlich, dass nicht meine Lieblingsschaltung drin ist. Im Prinzip könnte ich die eingebaute Nexus mit einem Schlumpfgetriebe auf fast den Entfaltungsbereich einer Speedhub bekommen, aber der Aufpreis von etwa 900 Fr. ist unverhältnismässig zum Faltradpreis von 300 Fr. plus 300 Fr. Nachrüstungen. Als langjähriger Radreise-Forum-Mitleser hab ich aber diverse Fotos von Dahon Matrix und Dahon Cadenza gesehen, die normalgrosse Reiseräder sind, einfach mit einem robusten Faltmechanismus im Diamantrahmen.
Und wie es so ist, tauchte vor kurzem ein ebensolches Dahon Cadenza im tutti.ch auf, für sagenhafte 100 Fr., was hierzulande unter geschenkt läuft. Gut, Selbstabholung in Langnau i.E., leider wegen Zeitmangels ohne Cookie-Zwischenstop in Trubschachen. Kurze Rahmenbegutachtung auf offensichtliche Schäden, cash bezahlt, fertig. Vor Ort hab ich gleich noch das am Lenker hängende Bügelschloss (ohne Schlüssel) entsorgt. Das Velo scheint sehr lange an einem trockenen staubigen Ort gestanden zu haben, ein Pneu platt, aber das war mir alles egal, da Rahmen und Gabel in Ordnung waren.
Dahon Originalzustand
Dahon gefaltet, Langnau i.E.
Dahon transportfertig
Langnau liegt bezüglich Wil auf einer ÖV-Isochrone, ich hab via Luzern oder via Bern fast identische Fahrzeit nach Wil. Aber via Bern ist einfacher mit weniger Umsteigen. In Wil bin ich natürlich direkt mit dem Faltpaket in den Bus eingestiegen, ist ja Gepäck 🙂 Zu Hause hab ich das Teil erstmal genauer angeschaut und es gab vier positive (und keine negativen) Überraschungen, die ich auf den Fotos vorher nicht gesehen hatte und die für mich auch vorher gar nicht so relevant waren.
Überraschung: Exzenter!
Überraschung: Scheibenbremsaufnahme HR.
Überraschung: Scheibenbremsaufnahme VR.
Überraschung: Luftpumpe in der Sattelstütze.
Scheibenbremsaufnahmen sind nett, grad wenn man eine Rohloff einbauen möchte. Der Exzenter ist super, mit dem hatte ich nicht gerechnet, das spart mir den Kettenspanner. Und die Pumpe im Sattelrohr ist ein nettes Gimmick, sieht aus, als ob sie noch nie benutzt worden wäre. Jedenfalls wusste ich jetzt, was ich genau für Anbauteile brauche oder was für einen Teilespender ich idealerweise besorgen müsste. Im Tutti tauchen gern mal Kompletträder mit Rohloff und netten Komponenten auf für günstige Preise, und auch hier hatte ich wieder zeitnah Glück. Am Freitag hab ich direkt frei genommen und bin für die Abholung eines Komplettvelos nach Meggen LU gefahren, praktischerweise mit dem Voralpenexpress. Sehr nette Verkäuferin, alles mit Originaldokumenten, aus autofreiem Haushalt mit Liege-/Falt-/E-Faltvelo und einem simpel.ch mit Spikes als Wintervelo, tiptop. Von den Bildern her wusste ich schon ungefähr, was mich an Ausstattung erwarten würde und es war ein 80%-Match. 100% wären es gewesen, wenn es schon 559er Laufräder gehabt hätte. Ich hab noch eine Platzrunde gedreht, wir haben den Kaufvertrag abgewickelt (950 Fr.) und dann bin ich mit Velo-Tageskarte und dem Voralpenexpress wieder heimgerollt. Fast ein bisschen schade, dass ich da nur Gepäckträger, Rohloff, SON, Scheibenbremsen und Schutzbleche weiterverwende, aber Rahmen/Gabel/Lenker werde ich sicher noch los. Ich sammle inzwischen auch Rohloff-Handbücher, jetzt hab ich also noch eins von 2001, mein bisher ältestes, Rohloff-Seriennummer 024xxx.
Letzter Transfer dieser Schönheit.
Teilespender im Voralpenexpress.
Die 2.5km vom Bahnhof nach Rossrüti fuhren sich gut, so als letzte Reise. Ich hatte schon lange Teilelisten im Kopf, was ich noch alles bestellen müsste, um die Anbauschlacht zu gewinnen. Gegen 16 Uhr waren erstmal beide Velos zerlegt und die Naben ausgespeicht, so dass ich zur Sicherheit nochmal ausmessen konnte, was ich für Speichen brauche.
Rahmen freigestellt.
Lieblingsnaben reloaded, siehe auch
Dann kam die teure Überraschung beim Velo Köpfli Wil (der neuerdings näher zu mir logiert): 1.50 Fr. pro Speiche und ich hab 70 davon geholt. Da hab ich mich dann doch entschieden, die Ergon GP3-L im Onlinehandel zu bestellen und nicht im Laden gleich mitzunehmen. Ich hätte vermutlich die Rohloff 3x gekreuzt mit den Speichen des ehemaligen SON-622-Vorderrades einspeichen können, aber jetzt ist es nur die normale 2x-Kreuzung, die ich auch am Patria herumfahre. Das Vorderrad ging recht fix, beim Hinterrad hat’s etwas länger gedauert, bis das rund lief und perfekt rund läuft es immer noch nicht. Aber es ging gut voran.
Vorderrad fertig.
Es sieht schon wieder nach Velo aus.
Gegen 02 Uhr morgens (huch) bin ich dann doch mal ins Bett, nachdem Laufräder und Antrieb (eigentlich) drin waren. Heut morgen hab ich mir den Antrieb nochmal angeschaut und doch das Ritzel gewechselt, das Kettenblatt gedreht und eine neue Kette aufgezogen. Danach folgte die Bastelei mit den Schutzblechen. Das vordere war doch zu lang (war 3cm überm Boden), also neue Löcher, neu befestigen, vorn kürzen, und so weiter. Beim hinteren ähnlich, aber da war die Länge gut. Und auch, dass das Schutzbleche für 622mm-Laufräder sind, hat nur vorn etwas gestört, liess sich aber mit der Heissluftpistole beheben. Unglaublich, dass sämtliche Komponenten etwa 20 Jahre alt sind und alles fast wie neu ist. Ein Supernova The Plug II war noch verbaut, aber auf den verzichte ich. Entweder Forumslader oder gar nichts. Die externe Ansteuerung der Rohloff war vorher nicht mit durchgängigen Zügen gelöst, also hab ich mal eben die von der SpM abgenommen, passt prima. Licht kam vom Alpenfalter, die Scheinwerfer sind ja elektrisch nur mit Steckverbindungen verdrahtet, die kann man schnell wechseln.
Alles dran und fährt.
Brauchbare Fahreigenschaften 🙂
Die erste Runde um den Block hab ich hinter mir, es tut alles, wie es soll. Ich weiss schon, wo ich die Hinterradbremsscheibe bis auf Ölfreiheit aufheizen kann 🙂 Der Faltmechanismus kollidiert mit gar nichts, das ist sogar noch angenehmer zu falten als der Alpenfalter. Es braucht dummerweise zwei verschiedene Inbus-Grössen, um die Rahmenfaltung zu lockern/festzuziehen und um den Lenker abzunehmen. Da gibt’s noch was zu verbessern. Die Rohloff-Dichtigkeit muss ich auch noch testen.
Exzellente Falteigenschaften.
Pedale stören noch.
Ein Pedal innerhalb der konvexen Hülle, das andere könnte man noch abnehmen.
Gut tragbar mit der Hülle und dem Tragegurt drumrum.
Am Ende kommen da so etwa 1200 Fr. für ein voll reisetaugliches Faltrad zusammen, das ist wohl in Ordnung. Wenn ich jetzt noch zwei Arbeitstage für den Bau rechne… ach egal 🙂 Die Namensgebung Norrfold ist spontan entstanden.
Während nebenbei ein weiteres Faltvelo entsteht, flatterte mir heute vom Amt für Gemeinden und Bürgerrecht aus St. Gallen eine Notiz zu meinem Einbürgerungsverfahren in den Briefkasten. Auf Stufe Bund ist alles in Ordnung, abschliessend wird die Regierung des Kantons SG über mein Gesuch befinden. Es ist vorgesehen, mein Gesuch am 22.08.2023 der Regierung des Kantons zur Beschlussfassung vorzulegen. Ungefähr zwei Wochen nach der Beschlussfassung werde ich schriftlich orientiert, also in der Woche vom 04.-10. September.
Ach ja: Rechnung wie budgetiert 700 Fr., mit ID- und Passbestellung (Aktionsangebot wenn man beides nimmt!) sind es dann am Ende die eingeplanten 3’500 Fr. Immerhin kam der Brief heute mit A-Post. Von Gesuchstellung bis Reisedokumentenerhalt wären es dann 15 Monate, mit passend liegendem Staatskundekurs und besserem Sitzungstakt kriegt man’s vielleicht in 18 Monaten durch.
Meine drei Kinesis-Tastaturen (im Bild unten) haben sich über die Jahre sehr gut bewährt, was Ergonomie und niedrigen Nervfaktor beim Tippen angeht. Was aber jetzt (Luxusproblem wieder) stört, ist die etwas schlechte Transportabilität. Klar kann man die im Solar Chase Car dabeihaben, aber sie frisst echt Platz in der Reisetasche. Und wenn man noch mit Interrail und Faltvelo unterwegs und nur wegen der Tastatur den grossen Messengerbag braucht, ist das auch blöd. In eine normale Backroller geht die Kinesis Advantage auch nicht besonders schön rein.
Es scheint ein crowdfunding gegeben zu haben, aus dem dann die oben ersichtliche Ergodox EZ entstanden ist. Sie ist nicht ganz so schön konturiert wie die Kinesis, aber spart im Wesentlichen viel Luft/Volumen ein und durch die Zweiteilung ist sie viel transportabler. Ja, ich hätte sie auch mit beschrifteten Tasten und Beleuchtung haben können, aber bei einem Klavier (Tastatur=clavier (frz.)) steht ja auch nichts drauf und das ist unbeleuchtet und es hat sogar noch mehr Tasten. Die selbst programmierbare Firmware ist genial, mit vielen Ebenen, beliebigen Tastenbelegungen (z.B. hab ich mal die Shift-Tasten so programmiert, dass sie beim Antippen eine “(” bzw. “)” ausgeben und beim normalen Halten die übliche Shift-Funktion). Funktionstasten F1-F12 brauch ich eh seltenst (vim-Nutzer :)), die sind in einer zweiten Ebene. Für $325 plus 37 CHF Zollgebühr ist das ganz ordentlich, die Kinesis kosten ähnlich viel/wenig. Beim Tippen bin ich bereits nach zehn Minuten wieder auf der üblichen Tippgeschwindigkeit (400-500 kpm US-Dvorak, >500 bei QWERTZ).
Im Zug der Umstellung von Glasfaser- auf 5G-Internetzugang (da massiv günstiger) hatte ich damals tailscale auf den meisten meiner Netzwerkgeräte installiert, was auch soweit sehr gut funktioniert. Da meine internen Netzwerkgeräte wegen CG-NAT aber nicht direkt von aussen erreichbar waren, lief der Traffic immer über DERP-Relay-Server von Tailscale, was natürlich nur so etwa 5-10MBit/s waren. Auf die Dauer bzw. bei gewissen Datentransfers ist das etwas zäh. Ende Dezember hatte ich mir in der Oracle Cloud Infrastructure (OCI) im Free Tier eine gratis-VM mit Rootzugriff und ubuntu drauf hochgefahren. Wichtig: public IPv4, d.h. vom Handy oder von zu Hause aus ist diese Maschine direkt ohne Umwege erreichbar, eigentlich zumindest. Irgendwie wollte tailscale aber auch im Dezember noch nicht direkt dahin verbinden (nur über Relay), aber es war mir zu dem Zeitpunkt erstmal egal, Bandbreite nicht so wichtig.
Heute hab ich mir das aus unerfindlichen Gründen nochmal angeschaut und dachte, dass das doch eigentlich gehen müsste. Die Knowledgebase von Tailscale hat dazu einige Hinweise und generell natürlich sehr praktisch präsentierte Informationen gehabt. Auf der Fritz!Box daheim gab’s nichts umzustellen, also hab ich auf der OCI mal meine VM etwas genauer angeschaut. Mit ufw konnte ich nichts richtig bewirken, musste dann tatsächlich mal auf nmap, tcpdump und iptables runtergehen, stackoverflow und reddit haben wie üblich auch geholfen.
Das Einrichten einer Firewall-Öffnung (Ingress-Rule) in der Oracle-Netzwerkinfra war recht einfach:
Danach ging es aber immer noch nicht. Der Brute-Force-Test auf der VM selbst war ein iptables –flush, mit dem Effekt, dass plötzlich wie gewünscht meine Direktverbindung ging (yay!), aber ich natürlich nach dem Neustart der VM nicht mehr per SSH auf die Maschine kam (boo!). Gut, dafür gibt’s ja die Cloud Management Console. In /etc/iptables/rules.v4 steht jetzt zusätzlich noch folgende Zeile:
-A INPUT -p udp -m state --state NEW -m udp --dport 41641 -j ACCEPT -m comment --comment "tailscale"
Und damit verbanden sich fast alle tailscale-Clients glücklich direkt miteinander bis an ihr End-Of-Life. Vom Handy aus bekomme ich jetzt auch meine ~100MBit/s via tailscale und Oracle-VM und eben auch mit Pi-Hole DNS-ad-gefiltert von unterwegs aus. Jedesmal, wenn ich irgendwo anders das ungefilterte Internet aufmache, fliegt mir erstmal jede Menge blinkender Werbemüll entgegen, das lebt sich schon wirklich angenehmer ohne das. Die Bandbreitenbeschränkung liegt jetzt ausserdem bei der CPU-Last der VM, die bei 100MBit/s um 90% liegt. Wenn ich jetzt die VM upgraden würde, wäre das nächste Limit dann bei 500MBit/s die Netzwerkanbindung der VM. Und wenn ich auch die wiederum upgraden würde, wäre die nächste dann vielleicht das 5G-Netz, was realistisch etwa 800-900MBit/s zu Hause bringt. Da sind sie wieder, die Luxusprobleme.
Morgen folgt die Osternachtsmesse (Te Deum von Marc-Antoine Charpentier; der erste Satz geht immer noch auswendig, da unzählige Male im Jugendorchester gespielt), am Sonntag die Paukenmesse von Haydn — laut eigenem Blogeintrag vor neun Jahren erstmalig und zuletzt gespielt. Mit dem “neuen” Cello macht das schon wirklich mehr Spass, da kommt noch Ton und nicht nur Kratzen, wenn es lauter sein soll. Ich warte immer noch auf das Schlumpfgetriebe für die Speedmachine und fahre bei den eher fusskalten Temperaturen daher lieber noch auf dem Patria oder dem Alpenfalter herum.
Weiter geht’s auf dem Dach. Am 22.03. frühmorgens ist nichts los, aber trockenes Wetter für den Tag angesagt. Kurze Zeit später, also so kurz vor 08 Uhr, wird eine Palette Panels geliefert.
Die besten Lieferungen kommen auf Paletten.
Eins liegt falschrum.
Meyer-Burger Black 375Wp.
Wie bestellt, sind das Meyer-Burger Black 375Wp, d.h. bei 26 Panels 9.75kWp auf dem Dach. Zur besseren Sonnenseite sind es aber nur 12 davon, der Rest ist die meiste Zeit des Jahres eher Deko auf der Nordseite. Zwei Strings, d.h. es liegen dann ungefähr 500-600V DC an auf den Solarleitungen in den Keller. Irgendwann am Vormittag ging das Verlegen auf dem Dach los.
Am frühen Nachmittag sieht’s schon gut aus.
Die Absturzsicherung musste schon vor dem Verlegen auf dem Flachdach weg, weil sie nach dem Verlegen der Panels sonst nicht mehr hätte entfernt werden können. Am Nachmittag sah es oben schon gut belegt aus und das Rumpeln auf dem Dach über mir hörte auf.
Dafür wurde ich quasi alle 15 Minuten rausgeklingelt, weil mal wieder ein Dachziegel kaputtgegangen war. Anfangs hatte ich noch 15 Stück davon auf Lager, jetzt sind es noch zwei. Auch gut, muss ich sie nicht selbst entsorgen. Um 17:30 Uhr war die Nordseite auch fertig. Da hätte man mit einigen Optimierungen sicher noch zwei Panels mehr draufgebracht, aber das ist sowieso nicht die ertragreiche Seite. Jedenfalls kann man jetzt nicht mehr so einfach aufs Dach rauf.
17:30 Uhr ist alles fertig.
Jetzt heisst es warten, bis der Wechselrichter kommt.
Weiter geht’s auf dem Dach. Frühmorgens polterte es wieder über mir, wie angekündigt. Später bin ich vor der TG-Velorunde nochmal zum Junod rüber und hab ihn gefragt, wo sie jetzt eigentlich mit Wechselrichter und Verkabelung hinwollen. Eigentlich war besprochen, dass WR/Batterie in den Keller kommen — wie kommt die Gleichspannung da runter? Mit Marcel (einem seiner Mitarbeiter) hab ich das kurz vorm Mittag angeschaut. Er war von der Lösung an der Fassade neben dem Fallrohr runter nicht so begeistert, wollte nochmal drin schauen. Ich meinte, dass ich vom Dachboden bis ins Wohnzimmer bzw. dahinter in die Küche ein durchgängiges Loch vom alten Kamin hätte (der geht nicht mehr zum Dach raus, aber bis unters Dach). Das haben wir uns dann genauer angeschaut. Ausserdem sind wir dazu noch in den Keller und haben ausgemessen, ob die Wand, die man im Keller sieht, auch diejenige ist, die die Küche begrenzt. Dann könnte man nämlich einfach im Küchenschrank zwei Löcher machen, die den ehemaligen Schornsteinabzug mit dem Keller verbinden.
Ein klitzekleines Loch vom Küchenschrank ins Wohnzimmer-Ofenloch.
Ein schwarzes Loch (rechts oben).
Schon mal ein Kabel bis ganz nach oben durchgezogen.
Luna = Watchdog.
Also: Küchenschrank ausgeräumt, Einlegeböden raus und erstmal eine kleine Probebohrung ungefähr dort gemacht, wo der Kaminabzug auf der anderen Seite sein müsste. Da waren noch alte Fliesen hinter der Schrankrückwand/Holzverkleidung, und am Ende hab ich mit dem Bohrhammer-Meissel mal draufgehalten, bis es auf der anderen Seite gebröckelt hat. Die Wand hat etwa 40cm Dicke, da war es unwahrscheinlich, dass ich gleich komplett durch bin und ein GBT-Loch in der Wand habe. Für das schräge Loch am unteren Ende des Küchenschranks brauchte es dann aber doch einen längeren Bohrer. Sie waren trotzdem begeistert, welche Werkzeuge und Hilfsmittel ich alle da hatte und sie demzufolge nicht holen mussten.
Start 15:11 Uhr
Ende 15:24 Uhr
Später wurde dieses Loch noch so vergrössert, dass ein Leerrohr für fünf Leitungen (je 2+/- und einmal Erdung) da reinpasst, was direkt im Keller rauskommt. Da könnte ich auch noch Cat6 durchziehen 🙂 Als ich so im Keller rumgeschaut habe, fiel mir ein recht grosser Rollgabelschlüssel auf, der sicher nicht von mir und ausserdem vorn mit T*Wi* beschriftet war. Da an der Strassenbaustelle 50m weiter grad ein Gas-Wasser-Auto der TB Wil stand, bin ich mal mit dem Rollgabelschlüssel da hingelaufen und hab dem Mechaniker eine grosse Freude gemacht, der hatte nämlich sein Werkzeug schon vermisst.
Baustelle vorm Haus.
Dachbaustelle mit Absturzsicherung.
Fürs Durchziehen des Kabels hab ich direkt mal noch ein Sondenkabel vom Estrich bis in den Keller gezogen, das konnten sie gleich verwenden, um ihre Leitungen durchzuziehen. Die arbeiten da auch nur mit Duct-Tape, Profis halt. 17:30 Uhr waren alle Kabel verlegt, das Dach wieder dicht und da liegen inzwischen auch alle Panel-Halterungsprofile drauf. Da ich relativ konservativ ausgemessen hatte und dazu auch nicht aufs Dach konnte, sind jetzt gegenüber dem Plan vier Panels mehr in bester Lage auf dem (profilmässig angeschrägten) Flachdach untergebracht, d.h. 1.5kWp mehr.
Angeschräges Profil über dem Flachdach, Neigung könnte ich mal noch ausmessen.
Beim Feierabend von Junod hab ich gefragt, ob sie mir direkt einen Kabelkanal dalassen könnten, dann würde ich das in der Küche grad selber fertigmachen. Natürlich ging das, ist ja auch nur Fleissarbeit, ähnlich wie Isolation, die kann ich selber.
17:48 Uhr, fünf Leitungen in den Keller und das Leerrohr.
18:36 Uhr, Kabelkanal montiert und Bretter wieder drin.
Das oberste Schrankbrett hab ich einfach noch einen Zentimeter höher gesetzt, da schliesst es bündig mit dem Kabelkanal ab. In die anderen drei Bretter hab ich mit dem Feintool entsprechende Aussparungen für den Kabelkanal gesägt. Danach noch eine halbe Stunde alles wieder eingeräumt, 19 Uhr fertig und gleich mal Bündner Gerstensuppe gekocht, weil ich die im Vorrat entdeckt hatte. Jedenfalls ist das so sogar eine Lösung mit Wiederverkaufswert geworden.
Bestellt hatte ich die Solaranlage schon Ende letzten Jahres, mit Batterie und Notstromfunktion bei Netzausfall. Alle Bewilligungen und Förderbescheide hat Junod für mich erledigt, das ist schon sehr angenehm, und die Stadt war jeweils auch sehr schnell mit der Zusage. Die Einmalförderung für die Installation habe ich noch zu den alten Konditionen erhalten. Für die Langfristplanung hatte ich Junod letzte Woche Bescheid gesagt, dass ich im Mai dann voraussichtlich länger nicht da sein werde. Prompt kam am Freitag die Anfrage, ob sie diese Woche (je nach Wetter) bei mir anfangen könnten, weil ihnen ein anderer Auftrag verschoben wurde. Ja gerne doch. Dienstagmittag bin ich kurz ins Büro gefahren, als ich am Abend wieder zurückkam, stand ein Gerüst hinterm Haus.
(nicht mein Auto)
Gestern morgen wurde ich dann mit verheissungsvollem Dachlärm geweckt und im Lauf des Tages wurden Dachhaken installiert, auf die dann die Aluprofile geschraubt werden, auf die wiederum die Solarpanels montiert werden. Möglicherweise kommen noch 1-3 Panels zusätzlich drauf (mehr als geplant), weil die Dachfläche von mir nur geschätzt war (wieder zu konservativ). Am Nachmittag, als die Westseite nicht mehr so eisglatt war, bin ich dann auch mal hochgestiegen und hab mir alles angeschaut.
Die Dachdecker haben sich nett bedankt und abgelehnt, als ich ihnen gleich durchs Dachfenster angeboten habe, ein paar Dachziegel aus dem Vorrat zu geben, falls einer kaputtgeht (das war damals beim Dachfenstereinbau auch schon so). Eine halbe Stunde später hat einer unten geklingelt, weil sie jetzt doch Ziegel gebrauchen könnten 🙂 Schade eigentlich, dass man die hellen Ziegel hinterher nicht mehr sieht, sonst könnte man ein Muster aufs Dach malen.
Der Verfügung über das Gemeinde- und Ortsbürgerrecht kam am 04.10.2022. Heute, nur fünf Monate später, kam die Rechnung vom Staatssekretariat für Migration SEM über die 100 Fr. für die Einbürgerungsbewilligung des Bundes. Ich vermute, die Rechnung vom Kanton kommt dann auch demnächst, weil die ja hintendran jetzt alles erledigen und nur dem Bund Bescheid geben bzw. Informationen holen. Bisher ist alles im geschätzten Zeitplan. Vor dem Fenster liegen heute 3cm Neuschnee und ich hab gestern die Spikereifen vom Patria abgebaut 🙂