Ich mag ja Grossstädte generell nicht gern (ausser Melbourne und Zürich), aber in Kapstadt fühle ich mich absolut unwohl und unsicher. Der Rest des Landes schien bis auf die vielen Zäune okay zu sein, aber Kapstadt nicht. Man soll immer in der Gruppe unterwegs sein, sehr aufpassen und ist eigentlich ständig in Gefahr, ausgeraubt zu werden, so wie einer aus unserem Team heute morgen.
Gestern waren wir noch afrikanisch essen. Strauss, Springbock, Kudu und Krokodil, alles sehr vorzüglich. Und die südafrikanische Variante von Lemon, Lime and Bitters ist Rock Shandy, auch wenn da noch der Zucker drin fehlt, ansonsten ist es sehr ähnlich.
Meine Knie sind komplett lädiert von den 100 Stunden Autofahrt. In so einem Fahrzeug tue ich mir das nicht nochmal an. Und als weitere Vorbedingung für irgendeine Solar Challenge muss ich persönlich spätestens vier Wochen vor Challenge-Start sehen, dass zuverlässige und verlässliche Live-Telemetrie-Daten vom Fahrzeug kommen — funktionierendes Odometer, keine Zeitverzögerung, alle Sensoren funktionieren, Geschwindigkeiten stimmen, keine Aussetzer, gute Reichweite, grösserer Datenpuffer und schnellere Nachlieferung bei Funkverlust. Und Begleitfahrzeuge, die den Namen verdienen — Toyota Hiace, VW-Bus o.ä. mit echten drei Sitzreihen; Gepäckhänger, die das Umladen ersparen, etc.
Heute kam noch die Awards-Zeremonie, wo sie quasi für jedes der neun Teams mindestens einen Preis vergeben haben, damit jeder mal auf die Bühne kann. Für uns gab es den Best Newcomer-Award und natürlich den hässlichsten Pokal, den man sich vorstellen kann, für den dritten Platz. Das Teil ist nochmal eine ganze Nummer billiger und schlechter sowie total lieblos gemacht, schon der Pokal der American Solar Challenge 2016 war nicht besonders toll.
Bei den Awards haben sie wieder versucht, das ganze Event in einen Kontext von irgendwas mit sustainability, also Nachhaltigkeit zu pressen. Von uns hat das niemand ernstgenommen. Sobald nur irgendein Team ein Flugzeug besteigt, ist es doch mit der Nachhaltigkeit sowieso vorbei. Bei sowas wirken nur tatsächliche Bedrohungen wie zum Beispiel die Wasserknappheit in Kapstadt. Die Wasserhähne wurden alle mit extremen Sparmassnahmen nachgerüstet, bei mir im Hotel kommt nur ein ganz dünnes Wasserspray aus dem Hahn. Aber sinnloserweise war die Zeremonie heute auch noch in einer riesigen Mall mit Casino, die mit natürlicher Umgebung und Nachhaltigkeit ebenfalls genau gar nichts zu tun hat.
Nach der Zeremonie sind wir noch Richtung Lion’s Head hinaufgefahren, aber meine Müdigkeit überwog meine Wandermotivation, so dass ich lieber nochmal 4h im Auto geschlafen habe, aber sogar relativ bequem diesmal.
Die Aussicht war okay. Morgen geht’s zurück, das Team hat sich schon aufgelöst.