Im Wallis ganz hinten…

Bisher wusste ich gar nicht, dass ich ins Wallis genauso lange fahren kann wie nach Tirano. Aber es geht tatsächlich. Es haben noch zwei Bahnhöfe gefehlt unterhalb des Stausees Lac d’Emosson. Abfahrt 06:04 Uhr, wegen ein paar Baustellen nicht auf der Neubaustrecke nach Bern, um 11:23 Uhr in Le Châtelard VS, von dort mit der Kombination von Standseilbahn, 60cm-Schmalspurbahn (akkubetrieben) und nochmal Standseilbahn hinauf bis zum Stausee. Ich war der einzige Fahrgast mit den letztgenannten drei Verkehrsmitteln, es hätten wesentlich mehr Leute Platz gehabt. Die drei Attraktionen und weitere sind als Verticalp D’Emosson zusammengefasst.

Oben war’s recht kalt, die Aussicht und die Wandermöglichkeiten sind im Sommer sicher besser. Momentan liegt noch ein bisschen Schnee.

Gemütlich ging es wieder runter, noch kurz bis Le Châtelard Frontière hinauf, dort einen Kaffee an der Grenze geholt und wieder mit dem gleichen Zug abwärts bis Martigny.

600mm-Feldbahn am Berghang.

Die nächsten beiden Bahnhöfe waren beide oberhalb von Aigle, Stundentakt, ich hatte viel Zeit auf dem Bahnhofplatz. Witzig war der Fahrer eines tiefergelegten (!) Range Rover (!!) (wieso legt man so ein Teil tiefer? Fürs Gelände?): er wollte wohl einem anderen tiefergelegten Fahrzeughalter mal zeigen, wer schneller ist. Dumm war nur, dass er mit seinem auf- und angekratzten Ego vergessen hatte, dass er nach dem Beladen seines Autoimmobils die Heckklappe noch nicht geschlossen hatte. Beim Beschleunigen purzelten ihm dann peinlicherweise die Gepäckstücke über 50m Strasse verteilt hinaus. Da war ich nicht der einzige Zuschauer, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

Sowohl bei Plambuit als auch bei Rennaz/Leysin wusste ich, dass dort die berggehenden und talfahrenden Züge ein Rendezvous haben würden. D.h. im dümmsten Fall würde ich aussteigen, ein Foto machen und eine Stunde warten müssen. Es hat aber in beiden Fällen geklappt, dass die Fotoperspektive gut war und ich jeweils gleich mit dem Zug gegenüber wieder talwärts fahren konnte. Bei Rennaz kam noch dazu, dass der Halt so aussieht, als ob da das Ein- und Ausspuren auf Zahnradbetrieb stattfindet.

Im Zug nach Rennaz haben sich fünf jüngere ™ Leute hinzugesetzt, bzw. der Zug war komplett voll mit ähnlichen Leuten. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass sie eine sechswöchige Ausbildung an der Hotelschule in Leysin machen. Sie hatten laut herumgerätselt, was passieren würde, wenn man kein Billett hätte. Sie waren sich nicht sicher, ob man nicht gleich verhaftet werden würde. Da musste ich dann doch was dazu sagen 🙂 Sie fanden das GA jedenfalls sehr günstig für das, was es bietet, auch das 1.Klass-GA. Sie vermuteten auch gleich, dass ich kein Auto hätte und lagen damit richtig. Es besteht doch noch Hoffnung für die USA, sie waren alle aus Florida. Ihre nächsten Touren gehen mit dem Nachtzug nach Wien, dann nach München und wieder 8h zurück nach Leysin. Ihre halbleere Rosé-Weinflasche bezeugte wohl, dass sie gern Bahn fahren.

Und weil ich jetzt gegenüber meiner Marschtabelle 2h eingespart hatte, da ich jeweils keine Stunde an den zwei Bahnhöfen warten musste, hab ich noch den letzten Dampfbahnhof der Museumsbahn Blonay-Chamby mitgenommen. Und: mit dem Mobility-Elefantenrollschuh! Zeitlich war ich mit dem Smart fortwo deutlich schneller, als wenn ich alles mit dem Zug und zu Fuss gemacht hätte. 15km Gesamtstrecke und als ich das Auto wieder am Bahnhof in Vevey abgestellt habe, stand mein elektrisches Grossraumtaxi schon zur Weiterfahrt auf Gleis 2 bereit. In Lausanne gab’s noch eine halbe Stunde Aufenthalt und dann die Heimfahrt.

Statistik: etwa 800 Bahnkilometer, 6-23 Uhr “on rails”, etwa 15h Netto-Fahrzeit. Fünf Bahnhöfe fotografiert, noch vier verbleiben. Ich hab’s wohl ein bisschen übertrieben.

(Edit am 19.05.: drei Bahnhofslinks ergänzt, nachdem die Fotos bei railway-stations.org eingepflegt worden sind)

Jurabahnhöfe, die letzten

Nachdem @georggmuer schon das Val de Travers und noch einige andere Bahnhöfe im Jura fotografiert hatte, blieben in der Region nur noch die acht Stationen zwischen Les Emibois und La Combe-Tabeillon. Es war Regen angesagt und je näher ich nach meinem Termin an der ZHAW in Winterthur dem Ausstiegsbahnhof kam, desto mehr verdüsterte sich der Himmel. Als ich dann in Breuleux ausstieg, begann es zu regnen. Später kamen heftige Schauer, Platzregen und Gewittergüsse dazu, unterbrochen aber auch wieder von sonnigen Abschnitten.

Dafür war niemand sonst unterwegs. Ich war nach einem Kilometer komplett nass, aber da es warm war und die Ausrüstung sonst passte, war das kein Problem. Ich war entsprechend vorbereitet.

Regen grad vorbei.

Ab Pré-Petitjean ging es abseits der Strasse weiter, was zwar schlechteren Bodenbelag zur Folge hatte, aber auch gar keinen Verkehr mehr. In La Combe stand das Bahnhofsbuffet wie aus dem Nichts an der Strecke, ich bin davor links unter der Bahnlinie durch abgebogen. Es folgten auch noch vier Viehgatter und mehrere aus Neuseeland wohlbekannte cattle grids. Ein älterer Hund mit zwei verschiedenfarbigen Augen gesellte sich in La Combe noch zu mir, aber er hatte wohl seinen freien Tag und keine Lust auf ein Foto mit mir. Vielleicht war er auch einfach ein fremdsprachiger Hund, der mit meinem Text nicht klarkam.

Zwischen Pré-Petitjean und La Combe. Sonnig und Gewitter vorne.

Bei dem immer schlechteren Streckenbelag wäre ich um Federung doch froh gewesen und beim Bergabfahren vor allem um nässeresistente Scheibenbremsen*. Die Strecke führte 4km weiter durch die Schlucht der Tabeillon. Idyllisch-holprig, die Feuchtigkeit vom Regen hing noch tief im Tal und in den Bäumen, das lässt sich auch sehr gut erwandern.

Zielbahnhof war La Combe-Tabeillon, davor macht der Zug eine Kehre (ohne Kehrtunnel) und im Bahnhof darf der Zugführer von einem zum anderen Ende laufen, sieht man gut auf der Karte: La Combe-Tabeillon (Brouter-Karte). Dort hatte ich genügend Zeit, um in komplett trockene Kleidung zu wechseln und den Heimweg via Glovelier, Basel und Zürich anzutreten.

Heute folgt ein kurzer ™ Ausflug kurz vor die CH-FR-Grenze. Nachts im Tal untendrunter bin ich da schon vorbeigekommen, tagsüber auch

*apropos, neue Beläge nach 12’000km für die Hinterradbremse am Ottermobil haben das Geräusch beseitigt:

Geräuschmacher unten links, oben neue Beläge.

(Edit 19.05.2019: sechs Bahnhofsfotolinks ergänzt, bietet sich ja an)