Bern-Bellinzona, Tag 3

Aufgewacht bin ich schon 05:30 wegen Hunger. Also gab’s ein Birchermüesli und noch ein bisschen weiterdösen. 07:30 hab ich angefangen zu packen, Frühstück gab es erst ab 08 Uhr. Die Velogarage war noch verschlossen. Es waren nicht viele Einheimische im Hotel, weder beim Personal noch bei den Gästen. Bei letzteren war es zu erwarten. Von der Gruppe der vier deutschen älteren Frauen kamen drei zusammen rein und jede ging erstmal zum Kaffeepott. Die vierte der Gruppe kommt rein und fragt die anderen zuallererst, wo denn der Kaffee sei 😀 Ich hab das Buffet nach absteigendem Kaloriengehalt sortiert und dann oben angefangen. Zum Glück stand kein Olivenöl rum. Zur Verdauung soll man sich ja hinlegen. Kaffee kam jedenfalls aus der Thermoskanne.


Um 08:30 war Abfahrt, es war kühl und die Bergspitzen waren beleuchtet. Viel war nicht los um die Uhrzeit. Der Gotthard von Andermatt aus entpuppte sich als ziemlich flach, ich konnte sogar mal im zweiten Gang fahren.

Irgendwann bin ich auf die alte gepflasterte Passstrasse gewechselt, auch wenn die direkt mal die Trittfrequenz von 80 auf 70 gesenkt hat. Schlechter Belag bremst einfach. Puls:Trittfrequenz = 2:1


Bald wurde es windig und noch kälter, einige Windräder mischten die Wolken auf. Auf der alten Passstrasse war nichts los, nur ein paar andere Velofahrer kamen noch vorbei, die sah ich dann auch oben wieder. Die Aussicht war oben auch mau, drum bin ich nach dem Foto und dem Umziehen auch wieder weitergefahren, allerdings nicht ohne zwei grad Angekommenen noch das Passfoto zu machen. Die hatten die gleiche Kamera wie ich dabei 🙂


Weil mich die Tremola die paar Kilometer schon genervt hatte, bin ich gar nicht erst auf die Idee gekommen, die runterzufahren. Man hat eh nicht viel gesehen und dann brauch ich das Gerumpel nicht auch noch dazu. Also Speed und Gefälle, zwischendurch trotzdem von ein paar hoppeligen Pflasterabschnitten unterbrochen.

Schnell war ich in Airolo, es war kurz nach 11 Uhr und ich erkannte von der Fahrt über den Nufenen einige Sachen wieder. Um die Uhrzeit wollte ich eigentlich erst oben gewesen sein.


Das Wetter war eh nicht doll, ideal zum Fahren natürlich, aber nicht für Fotos. Also hab ich schon mal im Fahrplan nachgeschaut und für 13:18 Uhr den Velostellplatz reserviert und dann Gas gegeben. Ankunft Bellinzona Stazione um 13:06, umziehen, einsteigen. Dachte ich.


Aaaaaah! Der Zugbegleiter wollte mich nicht reinlassen wegen “Liegevelos im Tunnel und so”. Gibt da tatsächlich eine Bestimmung in den Beförderungsbedingungen. Ich hab ihm dann gezeigt, dass ich das gut einhängen kann, dass es dort steht, wo es hingehört, nichts blockiert und dann kam schon der nächste Velofahrer und hat seins davorgestellt. Da wusste ich, dass ich nicht wieder raus müsste. 
Später hat er mir das noch in den AGB gezeigt:“Der Transport von Tandems, Liegevelos, Dreirädern und weiteren Velos länger als 2m ist aus Platz- und Sicherheitsgründen in IR-, IC- und EC-Zügen der SBB nicht möglich” 
Ja äh, was ist mit Liegevelos kürzer als zwei Meter? Ist mal wieder unklar formuliert. Er meinte dann, dass es egal sei, wie lang das Liegevelo ist, solange es eins wäre. Jänu. D.h. ich bin die letzten fünf Jahre immer auf Kulanzbasis mit Liegevelo im Zug gewesen. Dass ich die SpM auch einfach am Hinterrad senkrecht im EW-IV-Wagen einhängen kann, wollte er mir nicht glauben. Ein Beinbruch wäre jetzt die Nichtmitnahme auch nicht gewesen, ich hätte den Treno Gottardo über die Bergstrecke nehmen können, aber der braucht ja bis Arth-Goldau schon über zwei Stunden statt nur 55 Minuten.


Nach dem Tunnel wieder im Norden war sonniges Wetter, keine Wolke am Himmel. Der Gotthard ist jedenfalls kein schöner Pass. Als Herausforderung okay, aber brauch ich nicht nochmal. Die zweite Röhre vom Strassentunnel war doch für Velos? 😀

Track von heute: https://ridewithgps.com/trips/76270332

Bern-Bellinzona, Tag 2

Wie gestern angekündigt, war das Frühstück all-you-can-eat im self-service und das bereitgestellte lange Brot beim besten Willen nicht zu schaffen. Also hab ich es nicht übertrieben und nur ein paar Brote geschmiert, als Wegzehrung, für in einer halben Stunde 😀


Abfahrt war 08 Uhr in Innertkirchen, es war kalt und ging gleich in die Steigung zum Sustenpass hinein. Bis nach Gadmen ging es hauptsächlich durch den Wald, aus dem noch Nebel aufstieg. In Gadmen wurde es dann sonnig und Zeit für eine Pause an einem Platz, wo auch andere Leute liegen.


Die Landschaft wurde karger und steiniger, war aber noch grün – perfektes Murmeltiergebiet und zack, hörte ich sie auch schon pfeifen, durch den 30dB-Gehörschutz durch.


Das Routing meinte zwischendurch mal was von 900 Höhenmeter auf 9km. Hatte ich mich verschätzt mit der Steigung? Auf durchschnittlich 10% war ich nicht so scharf. Als ich dann mal die Karte langscrollte, war klar, dass brouter irgendwie was durcheinandergehauen hat und mich auf einen alten Parallelweg ohne Serpentinen schicken wollte. Mit den Serpentinen wurde die Strecke wieder länger und mit 6-8% geeignet flach.


Es war relativ wenig Verkehr am Susten, hauptsächlich einheimische BE- und UR-Schilder plus ein paar obligatorische Lärmschweine. Und natürlich regelmässige gelbe verglaste Schrankwände, die man Postauto nennt.
13 Uhr war ich oben auf der Passhöhe nach 1600m Aufstieg.

Ein paar Rennvelofahrer waren auch noch da. Einer von denen, dem Dialekt nach ein Österreicher, hatte das Pech, von einer technisch total naiven Frau dazu ausgefragt zu werden, was es denn für so einen Pass brauche für eine Schaltung, und ob die Zahnräder hinten nun grosse Gänge oder kleine Gänge heissen und was ein Cityrad ist, ob man mit dem auch hier hochfahren könne (seine Antwort “klar, mit viel Kraft und Training”). Auch seine Antwort auf ihre Frage, wie langsam man denn hochfahren könne, fiel logisch und knapp aus: “Bis man umfällt”; nur mit dem österreichischen Dialekt klang das sowas von freundlich, das hätte bei mir anders getönt (aber nicht inhaltlich). Ich war schon umgezogen für die Abfahrt und als sie dann auch noch vielsagend in meine Richtung auf mein Velo schaute, ersparte ich ihr und mir die Diskussion um Anzahl Gänge, die Rohloff, das Fahrgefühl und was weiss ich noch alles und lag mich aus dem Staub über die Kantonsgrenze BE-UR.

Im Bild direkt überm Velo ist die lange bremsarm rollbare Überholgerade.


Die Abfahrt nach Wassen war nicht ganz so liegevelokompatibel wie die vom Nufenenpass nach Oberwald, aber gemütlich mit 70 an zwei Rennvelos vorbeiliegen, die auch mit Untenlenkerhaltung nur so etwa 55 fuhren, hat was. Einen Volvo-Zweitakter (gibt’s das? stank wie einer) liess ich auch noch rechts liegen und die Abfahrt war eh schnell vorbei.

In Wassen bin ich in Ermangelung eines Cafés ersatzweise mit Cola glücklich geworden. Wieder umziehen, 500 Höhenmeter Steigung lagen vor mir. In Göschenen muss man ja tatsächlich komplett durchs Dorf fahren – bergauf hatte ich auf verbotene Umfahrungsstrasse mit Tunnel keine Lust. Der Teufelsstein steht jedenfalls noch an Ort und Stelle. 


Weiter oben, nach ein paar hundert Metern auf der Passstrasse, kam die Abzweigung auf die neue Veloroute, die sie asphaltiert abseits der Passstrasse noch in das enge Tal gezwängt haben. Schön gemacht, ein 1-1.5m breites Asphaltband, gut fahrbar. Vor ein paar Jahren bin ich da mit den Kindern noch durch die Baustelle gewandert, von Andermatt durch die Schöllenenschlucht nach Göschenen. Im Mittel hat die Strecke wohl so 10% Steigung, dafür ist sie aber nicht sehr lang. An einer Stelle ist sogar die Rampe der Passstrasse extra untertunnelt worden, beleuchtet und natürlich mit Bewegungsmelder ☺️ Wenn man will, kriegt man alles sehr gut fahrbar hin, nur in Wil kriegen sie keine Bahnhofsunterführung für Velofahrer hin.


Nach dem Russendenkmal und der Teufelsbrücke kam nur noch ein bisschen Galerie zwischen Strasse und Bahngleisen der MGB.


16 Uhr war ich am Hotel, einchecken, duschen und dann noch eine Runde rausgehen. Im Gegensatz zu den fast 2300 Höhenmetern heute kommen morgen nur 700 bis zur Gotthard-Passhöhe, danach dann aber viel Strecke.

Trackaufzeichnung: https://ridewithgps.com/trips/76227815

(Weiter mit Bern-Bellinzona, Tag 3)

Bern-Bellinzona, Tag 1

Weil Corona mir den Kalender geleert hat, sowohl was Meetings als auch was Orchester angeht, hatte ich plötzlich fünf Tage lang keine zwingenden Termine mehr. Trockenes Wetter in anderen Landesteilen war angesagt. Der Kurzplan Mi-Fr ist Bern-Bellinzona über Susten und Gotthard, mit Verlängerungsmöglichkeit ins Wochenende.

Am Vortag hab ich die Reifen nochmal kontrolliert und entschieden, nach der Tour zu wechseln. Ich würde ja im Inland mit ÖV-Anschluss unterwegs sein, da wäre ein Totalausfall weniger kritisch. Kette wurde gereinigt und geölt, ganz schön viel Dreck in SG/TG.


Die Billettkontrolle im Zug war erheiternd. Ich hatte diverse gültige und noch nicht gültige Abos auf dem Swisspass und auf Papier und der Kontrolleur brauchte drei Sekunden länger als üblich. Der Dosto stand nach mehreren Reboots schon eine Viertelstunde länger als geplant im HB und ich hatte mich grad zum Umsteigen entschieden, als der Zug doch noch abfuhr und wir nur mit 15 Minuten Verspätung in Bern ankamen.

Zwei Übernachtungen in Innertkirchen und Andermatt waren vorab reserviert. Erst hatte ich wieder über Zelten nachgedacht, aber Schlafsack, Zelt und Isomatte brauchen dermassen viel Platz, dass ich Backroller statt Frontroller hätte nehmen müssen.

Aus Bern war ich schnell raus, die Tramschienen bis Wabern waren etwas lästig, danach war’s besser. In Belp kreuzte ein Fuchs die Fahrbahn. Es war warm und sonnig und links von mir das Aaretal. Pause und Aufmunitionierung war in Uetendorf BE, heute vermutlich ohne Rösti, denn der sollte ja t(h)unlichst an der Session sein.


Apropos Thun: da bin ich quasi rechts vorbeigefahren, aber natürlich mitten durch den Waffenplatz. Ziemlich schnell kam dann schon Spiez, ich war auf der südlichen Seeseite bis Interlaken unterwegs. Teilweise parallel bzw. fast auf der Nationalstrasse mit meist recht flüssig fahrbaren Spur- und Seitenwechseln. Irgendwie rollt die Speedmachine schneller als die Streetmachine, so war ich auch durch Interlaken schnell durch und habe auf der Nordseite des Brienzersees am Camping Ringgenberg Kaffeepause gemacht. Es kam grad ein Wohnmobil mit Kontrollschild VS zum Einchecken, aber als der Gast sich anmeldete, klang er sehr wie ein Urner. Das stellte sich dann auch als zutreffend heraus – geliehenes Wohnmobil. Oben über dem See flog ein Kampfjet, unten fuhr ein Kursschiff, alles wie immer. Die quasi inhalierte exzellente Rhabarberwähe von Anna’s Best war irgendwie in Brienz schon wieder verpufft.



Brienz zog also vorüber, der Militärflugplatz Meiringen ebenso, bald war ich an der Aareschlucht und hatte nur noch den 150 Meter hohen Kalksteinriegel zu überwinden. Danach konnte ich direkt bis ins Hotel ausrollen.



Einchecken mit Covid-Zertifikat: ich hab meins natürlich ausgedruckt und laminiert, der QR-Code lässt sich auch in Kreditkartengrösse noch einlesen. Ich warte noch drauf, dass ich mit jemandem mal diskutieren kann, weil sie ja nicht auf meinem Handy rumscrollen können, um die Echtheit mit den Augen zu überprüfen 🙂 Zum Checken gibt’s die entsprechende App und auch NUR die App. Draufschauen reicht nicht. Jänu, es war alles ordnungsgemäss, das Hotel ist dafür maskenfrei, sehr angenehm, so wie im Büro seit Montag auch. Die Leute werden sich auch da dran gewöhnen, genau wie mit dem Rauchverbot damals. Die Mehrheit ist geimpft und dafür, nur von denen schreit ja niemand laut rum. Die Bedienung mit Maske ist wegen Angst vor Spritzen nicht geimpft, aber hat grossflächig Tattoos. Hä? Ach egal 😉



Ich hab Zimmer 4, das Velo steht auf der gegenüberliegenden Strassenseite in einem Abstellraum, der draussen mit einem Plakat “Ja zum Jagdgesetz” dekoriert ist. Der Beweis, dass es hier ländlich ist? Während ich dusche, beginnt es ab 16:30 Uhr in Strömen zu regnen. Gutes Timing.

Innertkirchen hat tatsächlich einen Dorfladen. Weil das Wetter für einen Spaziergang zu unbeständig war, bin ich mit der MIB einmal nach Meiringen und zurück durch den Aareschluchttunnel gefahren. Abendessen gibt’s halt erst ab 18 Uhr und die Aprikosentasche vom Volg hat auch nicht lange gehalten. Dabei war ich nicht mal lange unterwegs, keine 100km und so etwa 1000 Höhenmeter: https://ridewithgps.com/trips/76174301

Zum Znacht gibt’s Älplermagronen und zwei Portionen Pommes als Sättigungsbeilage 😉 Morgen dann Frühstück à discrétion, weil am Donnerstag die Küche geschlossen ist. Mal schauen, was so mengenmässig da ist. Bis nach Wassen sollten die Vorräte eigentlich reichen.

(Weiter zu Bern-Bellinzona, Tag 2)

Umgebungsrunden und Routing

Bevor’s in die Sommerferien geht, noch ein paar random impressions aus den letzten paar Wochen Velorunden in der Umgebung.

Sonnenuntergang 09.08.

Neulich hab ich das “alte” Motorola G5 vorgekramt und einfach mal ein google-freies Lineage OS (Android 11) draufgespielt. Das bekommt ständig neueste Updates, läuft sogar noch halbwegs performant und von den Google-Diensten kann man ja weg migrieren. Aber dabei merkt man auch, welche Apps nicht mehr gehen, weil sie auf das Google-Services-Framework (GSF) aufbauen oder einfach weil man sie im Play Store gekauft hat. Und wenn kein Play Store und kein Google-Account mehr drauf ist, laufen halt die Apps nicht. Für die Homeautomation hab ich MercurySSH im fdroid gefunden, was man mit einem json-File konfigurieren kann. Ich achte immer drauf, dass man Einstellungen exportieren kann, weil es den Wechsel des Endgeräts deutlich schneller macht.

Eine von den Apps, die nicht mehr gehen, ist in diesem Fall Locus Map Pro, gekauft im Play Store für einen einmaligen Betrag vor ein paar Jahren. Ja Pustekuchen, das lässt sich zwar installieren, aber beim ersten Start benötigt es irgendwelche Sachen mit GSF und das scheitert. Darüberhinaus hat Locus auf ein Abo-Modell umgestellt, das es mir die 24 EUR im Jahr nicht wert ist. Also Umstieg auf OSMAnd. Brouter geht, Offline-Karten gehn, mit der Bedienung freundet man sich auch an. Und es gibt coole konfigurierbare Icons, anhand derer ich weiss, in welchem Brouter-Routing-Modus ich unterwegs bin 🙂

Die Standardrunde ist inzwischen auf 50km gewachsen und hinreichend optimiert: https://ridewithgps.com/trips/72759237 je nach Vegetation anpassbar, momentan verdeckt der Mais an gewissen Schnellfahrstellen die Sicht, so dass ich unnötig stark abbremsen muss. Und weil OSMand irgendwie doch schneller neu berechnet, hab ich die Runde mal noch andersrum erlegen: https://ridewithgps.com/trips/72929318 wenig Verkehr und auch dort noch gewisse Optimierungsstellen, aber sehr schön fahrbar.

Unsere ehemaligen Mobiliar-Büros am Lamprechtweg in Oerlikon sind inzwischen Wohnungen.

Es ist doch ganz gut, die Arbeitskollegen alle mal wieder physisch zu treffen, in Oerlikon oder in Bern. Wenn es die Lage zulässt, läuft das auf zwei Tage in Bern (mit oder ohne Ü) hinaus und einen halben in Oerlikon. Produktive konzentrierte Arbeit weiterhin und wie vorher schon daheim; Emails, Meetings, Essen, Treffen, Quatschen an den Direktionsstandorten oder unterwegs. Oder in der Aare. Der Morgenspaziergang aus dem Gästehaus in Wabern ins Büro an der Aare ist auch ganz nett und mit Zeitvorteil sogar schwimmbar.

Immer noch bisschen viel Wasser in der Aare (Marzili).
Berghaus Diavolezza

Jetzt geht’s dann erstmal (wieder) hier rauf. Für ausländische Gäste ist der Schweizer ÖV tatsächlich abartig teuer. Für erstklassig Wil-Diavolezza-Wil sind es als Streckenbillett 588 Fr. (2 Erwachsene, 1/1), mit Swiss-Travel-System-Halbtax und Streckenbilletten 534 Fr., mit dem Swiss Travel Pass 738 Fr. und mit dem Interrail One-Country-3-Tages-Pass etwa 380 Fr., also so wie im Juli schon mal gemacht 🙂

Die Datensammlung vom Haus wächst stetig, aber es ändert sich nicht mehr viel. Eine leichte Nachkorrektur bei Datenfehlern in der Erfassung anhand der Quartalsabrechnung, aber alle Nebenkostenschätzungen, die ich so vor einem Jahr angestellt habe, passen sehr gut, von daher bietet das Haus bisher keine Überraschungen.

Lenk-(Bummerepass)-Adelboden

Vermutlich im März oder April waren in einem Reportagen-(?)-Artikel Karstquellen erwähnt und darunter auch solche in der Schweiz. Mit denen in Vallorbe hatte ich bei den Bahnhofsfotos an einem kühlen Morgen schon Bekanntschaft gemacht, aber dass die Simme da auch so einfach und massiv aus dem Berg entspringt, musste ich doch mal überprüfen gehen. In Lenk bzw. im Simmental war ich auch 2019 schon — und tatsächlich, der damals dort schon herumstehende Fanta-Wagen steht immer noch da.

Der steht immer da?

12:30 war ich in Lenk, ab 18:30 Uhr sollte es oben auf dem Hahnenmoospass im Hotel Essen geben. Für knapp 1000 Höhenmeter und 13km also genug Zeit. Flach ging es los, immer der Simme entlang, von links drangen Alphornklänge an mein Ohr. Andere Menschen? Vorerst Fehlanzeige.

Die Temperatur korrelierte mit der Entfernung zum Fluss. Das wurde noch markanter, als dann irgendwann die Wasserfälle auftauchten. Dort befanden sich tatsächlich auch noch mehr Menschen, welche ich aber hier wieder rausgeschnitten habe 🙂

Direkt links neben den Fällen konnte man steil hinauf laufen, und irgendwo stand was davon, dass die Gemeinde mal die Simme in diesen neu gegrabenen Kanal gezwängt hat, weil’s irgendwo Überschwemmungen gegeben hatte*. Alles menschengemacht hier, siehe u.a. auch Linthebene oder Hochwasserentlastungsstollen Thunersee. Die Wasserfälle weiter oben fand ich eigentlich noch schöner:

*EDIT: spontan auslaufende Gletscherseen am Plaine-Morte-Gletscher sind der Grund, Zeitungsbericht z.B. hier: https://www.berneroberlaender.ch/region/oberland/ausgelaufener-gletschersee-bescherte-der-lenk-viel-arbeit/story/14277498 — mit wunderschönen technokratischen Wortschöpfungen wie Seeentwicklung, Entleerungsverhalten und Schwappschwelle. Merci für den tifigen Hinweis.

Weiter ging’s hinauf, irgendwann kam ein Abzweig nach links zum Hahnenmoospass und nach rechts zu den Siebenbrünnen, wo die Simme in sieben Hauptströmen aus der Wand kommt. Da kamen mir ordentlich viele Wanderer entgegen, aber kein Wunder, es war ja auch schon späterer Nachmittag.

Für eine Pause hat’s gereicht, meine Fitness ist wieder dahingehend angestiegen, dass ich die angegebenen Wanderzeiten auf den Wegtafeln erreiche, aber nicht wie üblich massiv unterschreite. Nach der Pause kam wieder ein Abstieg bis zur Weggabelung und ab dort ging es von 1400 auf 2055m bis zum Bummerepass steil hinauf. Menschen waren dort wie erwartet Fehlanzeige. Kühe waren vorhanden.

Ab etwa 2000m waren die Kollegen Murmeltiere wieder am Pfeifen.

WTF? Ein Wanderer? Gleich mal pfeifen.

Von der Passhöhe auf 2055m (Bummerepass) konnte ich schon gut bis zum Hotel am Hahnenmoospass (1954m?) schauen und meine ETA gegen 18 Uhr war absehbar passend. Also hat’s noch für eine Pause gereicht.

Danach kam nur noch flacher Weg, es zeigten sich Modellflieger am Himmel und die Sonne kam auch nochmal.

Speichersee Brenggen, Hotel Hahnenmoospass.

Die Modellsegelflugzeugbediener waren im Restaurant deutlich lauter als ihre Luftvehikel, aber ich konnte sie gut ignorieren. Für 80 Fr. hatte ich noch ein Einzelzimmer in der Gruppenunterkunft bekommen, was sehr gut gepasst hat, mit Halbpension. Diesmal hatte ich per Email die Buchungsanfrage geschickt und dann drei Minuten später zum Abklären der Fragen in der schon angekommenen Antwort doch lieber noch angerufen. Es geht einfach schneller 🙂 Das Essen war gut und natürlich zuviel. Die Modellflieger hatten wohl ihre eigene Werkstatt dort oben.

Modellfliegerwerkstatt

Nach einer geruhsamen Nacht mit Kuhglockengebömmel aus dem Tal und nistenden Schwalben an einem Nebengebäude war ich 06 Uhr schon wach für einen Morgenspaziergang.

Exzellentes Frühstücksbuffet ab 08 Uhr und ich wollte ja auch wieder runter — viel Auswahl hatte ich beim Abstieg nicht, wenn man das Schild hier anschaut:

Alle Wege führen nach, äh, Geils?

Und dann bin ich doch tatsächlich mit der Option geradeaus gefahren. In Geils kam dann ein Bus, bei dem eine Teilstrecke nicht im GA enthalten war. Darauf war ich nun gar nicht gefasst 🙂 Aber das erklärt vielleicht auch, warum er um 09:53 in Adelboden Post ankommt, wohingegen der Bus nach Frutigen um 09:52 Uhr dort abfährt. Negative Umsteigezeiten sind üblicherweise schlecht für den Anschluss. Also hatte ich noch eine knappe Stunde Zeit, um einmal in Adelboden rauf und runter zu laufen. Wie erwartet: Touri-Wintersport-Saison-Ort, Shopping und Party, eher nicht so mein Fall, kam mir vor wie Grindelwald. Auf der Busfahrt nach Frutigen fiel mir noch das Tropenhaus ein, aber das hat nur Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Na dann… Homeoffice-Heimfahrt via Bern, in Winterthur die Klimaanlage eingeschaltet, in Wil die Kaffeemaschine 🙂

Aareschlucht

Einige Bahn- und Velostrecken muss man doch mehrmals fahren, um ein Gefühl zu kriegen, wo sie genau langführen. Auf der Abfahrt vom Grimsel stand mir damals vor dem Brünigpass noch der Kirchet-Riegel im Weg, durch den sich die Aare in die Aareschlucht gefressen hat. Gestern hab ich die Schlucht auf einem Tagesausflug mit Laptop dabei mal angeschaut. Immer noch wenig Leute, Panoramawagen und der tramähnliche Zug von Meiringen nach Innertkirchen hält fast direkt vorm Eingang zur Aareschlucht im Tunnel.

MIB

Ich bin eine Station später ausgestiegen, in Unterwasser, und dann noch um den Kraftwerksauslass zweier Kraftwerke drumherum gelaufen.

Das Eintrittsticket hatte ich mir zwecks Rabatt schon in Wil gekauft, wobei ich da zwangsweise noch die Reichenbachfälle mit dazubekam im RailAway-Angebot. Auch gut, von denen hätte ich sonst gar nichts mitbekommen. Durch die Schlucht ging’s gemütlich etwa 45 Minuten, es war ordentlich kalt da unten. Etwas merkwürdig wirkten die Maskenpflicht und der zwischendurch in den Fels geschraubte Desinfektionsmittelspender. Könnte man nicht überall, wo jetzt Maskenpflicht herrscht(e), generell ein permanentes Rauchverbot einführen? Das wäre der Volksgesundheit sicher auch nicht abträglich. In der Schlucht gab es eindrückliche Überhänge und Gletschermühlen, schöne Lichtstimmung, aber schwierige Belichtungsverhältnisse. Ich hab versucht, mit HDR noch was rauszuholen, aber irgendwas säuft immer ab und auf Stativ mit Fernbedienung hatte ich keine Lust gehabt.

Hinterher ging’s gleich weiter zu den Reichenbachfällen — Funiculaire hoch und runter, oben viel Gischt und Sprühnebel, kurz bis zum Aussichtspunkt rauf. Kondition ist wieder vorhanden, Atemnot passé, und der Schlafbedarf tagsüber wird auch schon wieder weniger *gähn*.

Nach einem kurzen Anschlusssprint auf den RE in Meiringen ging es gemütlich wieder heim, via Interlaken und Bern, inklusive Znacht-Stop in der leeren Welle am Bahnhof Bern. Gegen 18 Uhr war da früher auch schon mal deutlich mehr los an einem Werktag, und der 18:31-Zug nach Wil war angenehm dünn besetzt. Wieder genau am richtigen Wagen eingestiegen, so dass ich in Wil beim abschliessbaren Veloständer aussteigen konnte 🙂 Strassenzustand und meine Temperaturmessdaten liessen mich vermuten, dass es bis etwa zehn Minuten vor meiner Ankunft ordentlich geregnet haben musste.

Teuflische Übernachtung in 3k

Für den erwarteten Besuch im Sommer hab ich a) eine Bernina-Express-Bahnreise zusammengestellt und b) teste ich noch eine Übernachtungsmöglichkeit irgendwo an der Strecke weiter oben. Das Ospizio Bernina kenne ich schon von der Schneeschuhwanderung nach Pontresina im Dezember, dann gäbe es noch Alp Grüm und das Albergo dahinter. Und dann fiel mir das Berghaus Diavolezza auf, 138 Fr. für Ü mit Halbpension und Gondelfahrt hoch/runter. Ich bin schon alt genug jetzt, ich suche gar nicht mehr, ob ich das online buchen kann. 081 ist ja generell auch eine landschaftlich schöne Vorwahl, da kann man anrufen, hat einen Mensch an der Leitung und die Buchung ist nach anderthalb Minuten erledigt und alle Fragen auch geklärt. Falls ich mit der Bahn hätte hinauf fahren wollen, hätte ich unten einfach meinen Namen gesagt; und da mir Schnee und Piste bis unten geantwortet wurde, waren Schneeschuhe angesagt. Die Skisaison ist eigentlich vorbei, da war niemand mehr unterwegs (dachte ich).

Also los: 08:56 Abfahrt in Wil, bis Chur bzw. dann bis Samedan wieder irgendwelche Startups angeschaut und noch anderweitige Fehler in Datenbanken gefunden. Auf manche Businessmodelle kommt man echt nicht, wie z.B. “Mattress-as-a-Service”, also das Mieten statt Kaufen hochwertiger Matratzen für die Hotellerie. Ab Pontresina war’s nur noch ein kurzer Hop, nicht vergessen, den Bedarfshalt auszulösen, 13:30 Uhr Abmarsch, erwartete Höhenmeter knapp 1000, von 2000 auf 3000. Puh. Die steilen Stellen waren echt streng bei wegrutschendem Schnee. Ab etwa 2500m wurde mir die Höhenluft bewusster, der Puls war ungewohnt hoch und ich musste häufiger Pausen einlegen. Alternativ hätte ich vielleicht auch nicht die 100% steilen Stellen auswählen sollen. Zwischendurch gab’s Rega, ab und zu mal Blick auf die andere Talseite. Später ein Murmelipfiff und kurz danach hab ich auch wieder welche gesehen.

Bei einem der Fotostops bekam ich einen Anruf (von 081…), sie wollten nur nachfragen, ob ich schon unterwegs sei. Ich meinte nur “zweite Stütze”, damit war mein Ort klar angegeben und ich konnte als Ankunftszeit etwa 17 Uhr schätzen, was am Ende auch genau gestimmt hat. In der Ferne donnerten ab und zu Gerölllawinen und Schneeabbrüche die Hänge herab.

Oben war kaum Betrieb, draussen fläzten zwei Leute im Jacuzzi (kann man für 29 Fr. dazubuchen) und sangen zu Prosecco schräge Opernarien aus Nabucco mit Blick auf den traurigen Rest des Morteratschgletschers. Rundherum sah man ab und zu ein paar der knapp 4k-Berge — es geht immer noch höher: Piz Palü mit 3900 oder Piz Bernina mit 4049m.

Ab 18:30 Uhr war das viergängige Abendessen angesagt. Insgesamt fünf Tische, davon vier mit Paaren besetzt und mein Tisch, keine Maskenpflicht am Tisch. Unser Cameriere war ein waschechter Italiener, der aber auch Dialekt und Deutsch konnte — aber kein Englisch. Dass er aus der Region (in direzione di Tirano, allora a sinistra) war, merkte man, als er den jahrhundertelangen Zigarettenschmuggel dort in einem Nebensatz erwähnte — den ich wiederum aus NZZ Geschichte kannte.

Auf der Getränkekarte war auch schon der italienische Einfluss spürbar, weil acht Sorten Grappa und nur vier Sorten Bier draufstanden. Eins der Paare beim Essen bestand aus einer, nun ja, mode- und makeup-bewussten Italienerin (siehe Foto weiter unten vor dem roten Allegra nach Tirano) mit einem CH-D-Partner, die sich dann auf Englisch unterhalten haben. D.h. sie musste immer das Italienisch des Cameriere in irgendeine Form von Englisch bringen. Beim Paar am Tisch hinter mir war er mit seiner hochauflösenden und teuren Fotoausrüstung beschäftigt, während sie eher gelangweilt davon wirkte. Am Tisch vor mir sassen zwei Fondue-Bünzlis, die sich nur dann nicht angezickt haben, wenn die Bedienung uns belustigte. Aber sie haben das (zugegebenermassen exzellente) Mango-Sorbet ausgiebig mit Spiegelreflex-Makro fotografiert. Das vierte Paar war unauffällig, aber häufig draussen rauchend. Mehr Leute waren vermutlich über Nacht nicht oben auf dem Berg. Die gewohnte Ruhe trat nach dem Abendessen ein, als sich auch der Schnee schon wieder zu verfestigen begann. Nachts ging es bis -5°C runter.

Gegen 04:30 Uhr begann schon wieder die Dämmerung und ich hab mich doch hinausbequemt und es hat sich, wie üblich, gelohnt. Es war ähnlich gut wie bei der Säntisübernachtung 2014, nur etwas kälter und höher.

Ab 07:30 Uhr gab’s Frühstück, wieder mit denselben Leuten und denselben Plätzen wie am Vorabend. Um 08:20 kamen mit der ersten Bahn auch schon der erste Schwung Skifahrer und die Hotelchefin, bei der ich dann auch zahlen und mich bedanken konnte.

Die Bahn fuhr ab dann alle 20min und natürlich ist oben vermerkt, bei welcher Abfahrtszeit oben man unten den besten Anschluss auf den Zug hat. Ich war der einzige Gondelgast in diese Richtung und hab direkt den Gondelführer befragt, was es denn jetzt mit den abgedeckten Schneeflächen auf sich hätte. Dazu wurde ich derart beauskunftet, dass SwissSki seit etwa acht Jahren Anfang Oktober bis Ende Oktober diese Schneeflächen und -mengen exklusiv benutzt, um dort schon mit dem Wintertraining zu beginnen, falls sonst nicht genügend Schnee fällt. Klar, ist billiger als Beschneiung, aber man könnte ja den Sport auch gleich komplett sein lassen beim nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandel.

Und ja, das war ein Arbeitsausflug mit Laptop dabei. Arbeitszeit innerhalb der 48h von 01.06. 18 Uhr bis 03.06. 18 Uhr waren 6h (01.06. 18 Uhr bis Mitternacht), 5h (Wil bis Bernina Diavolezza am 02.06. plus 1h am Abend), 6h (Bernina Diavolezza bis Wil plus 3h am Nachmittag) = 17h bei Sollarbeitszeit von 8.2h am Tag. Ich musste das durchaus jetzt auch mal für mich selbst ausrechnen, denn abrechnen muss ich ja dahingehend zum Glück nichts. Das gäbe sicher lustige Nachfragen zur Lage meiner Arbeitszeiten — man würde es aber auch an meinen GIT-Commits intern sehen. Wenn ich jetzt noch dazunehme, was mein Hirn beim Aufstieg so für algorithmische Probleme gelöst hat (zumindest bis der Sauerstoff knapper wurde), müsste ich gleich wieder Ferien nehmen 😀

Witzig: auf Hin- und Rückfahrt wurden mal wieder zu statistischen Zwecken Start und Ziel meiner Reise abgefragt, jeweils um St. Gallen herum. Bei Bernina Diavolezza als Ziel bzw. Start mussten sie nachschlagen 🙂 Mit Umspuranlage, Mehrsystemloks und passendem Lichtraumprofil könnte man das umsteigefrei… ach egal… Die Anschlüsse sind ja eh schon so gut bemessen, dass man gar nicht dazu kommt, sich in einem Bahnhof was zu essen zu kaufen. Und überhaupt: im leeren Liegevelowagen fährt es sich sogar noch besser als in der ersten Klasse.

Der einzig wahre Liegevelowagen 🙂

Maggiatal

Wie gestern schon zu erahnen war, hab ich die 60 zu bewertenden Startups auf zwei Blöcke verteilt und dazwischen eine Wanderung eingebaut, diesmal ins Maggiatal. Da wollte ich eigentlich schon früher mal hin, aber damals hatten wir uns erst verfahren und wir sind natürlich gar nicht so weit ins Tal raufgekommen. Bei mir war Abfahrt um 06:04 Uhr, Wanderstart gegen 11:15 Uhr, rauf zum Lago del Sambuco und dann eigentlich gemütlich bergab bis nach Bignasco und von dort gegen 18:15 Uhr wieder heim. Hat alles so funktioniert wie geplant, nur das bergab hatte doch recht viele positive Höhenmeter dabei.

Ab Fusio ging es mal links, mal rechts der Maggia entlang, teilweise recht weit weg vom Fluss, aber immer mit Aussicht und fast ohne andere Menschen. Nur oben am Lago del Sambuco waren ein paar wenige Ausflügler aus dem Inland.

Die Tierwelt wurde auch vielfältiger und bunter, das Wasser war dagegen schon immer grün-blau-rauschend.

Ich hatte zwischenzeitlich schon extrapoliert, dass ich bei der Grössenzunahme von Eidechse 1 zu Eidechse 2 im Verhältnis zur Weglänge am Ende in Bignasco dann vor einem ausgewachsenen Raptor stehen würde. Und das war nur linear extrapoliert! Noch nicht mal exponentiell, und von letzteren Kurven hatte ich morgens schon 30 gesehen und würde abends nochmal 30 in den Startup-Folien sehen. In regelmässigen Abständen kamen Trinkwasserbrunnen und auch Hofläden wurden mehr.

Auch mit einigen Pausen war ich immer noch der Zeitrechnung auf den Wandertafeln voraus. In Bignasco kam der Bus nach Locarno grad um die Ecke und mit einem 100m-Sprint sass ich bequem mit drin. Das Problem bei den durchgetakteten Anschlüssen ist ja nur, dass man sich am Bahnhof nicht mal ein Picknick holen kann. Für ein Kaltgetränk in Locarno und ein Heissgetränk in Bellinzona hat’s aber gereicht, ab da gab’s Giruno bis Zürich und Dosto (in 16-Wagen-Maximallänge) bis Wil, ich hab mir die restlichen Startups anschauen können und war 23 Uhr wieder daheim im Bett.

(Bildbeschreibungen/Texte sind jeweils auf der Attachment-Seite nach dem Draufklicken im Dateinamen hinterlegt)

Mal wieder Kickstart

Jedes Jahr wieder: https://www.kickstart-innovation.com/ Startups bewerben sich in diesem Programm und grosse Firmen schauen, ob sich darunter kleine Startups finden, die vielleicht irgendein Geschäftsproblem lösen oder dabei helfen können. Ich bin mal wieder im sogenannten Vertical (=Bullshit-Begriff für Themengebiet) Smart City dabei und es gibt 60 Startups anzuschauen, jeweils also einen Foliensatz von mehr oder weniger guten Verkaufsfolien. Manchmal bekommt man die Geschäftsidee dahinter heraus, manchmal nicht.

Eins der wenigen netten Startups ist die Live Track AG, die mit ein paar netten Sensoren die Touren der Kehrichtabfuhr (z.B.) reduzieren kann. Ja, wenn man öfter beim Open Data Beer dabei ist, kennt man das schon länger, seit Ende 2019 sogar schon.

Ansonsten ist sehr viel kapitalistischer Quatsch dabei — möglicherweise hat der Telepolis-Artikel dazu von gestern noch den Blick etwas geschärft. Was nützt es der Welt, wenn ich in einer Travel-App irgendwelche Gummipunkte bekomme, wenn ich eine emissionsarme Reiseart benutze, wohingegen ich eigentlich die meisten Punkte bekommen sollte, wenn ich gar nicht reise? Wieso belohnt niemand Nichtkonsum explizit? Am 13. Juni würde ich ja sehr gern mehrfach Ja fürs CO2-Gesetz stimmen, wenn ich schon abstimmen dürfte, dann würde ich nämlich genau für solchen Nichtkonsum finanziell belohnt.

Ganz häufig sieht man exponentielle Wachstumskurven für Startups. Wenn mir da jemand dumm kommt, kann ich das schnell extrapolieren und fragen, warum sie denn in zehn Jahren schon die Weltherrschaft übernommen haben. Irgendwie wissen aber alle, dass das nicht funktionieren kann und machen es trotzdem so.

Das Gute an dem Kickstart-Programm: das kann man bequem im Zug erledigen. Nach Locarno, Bignasco und Fusio. Und später nach durchwandertem Maggiatal wieder zurück. Nach den ersten 20 Startups zieht grad der Urnersee vorüber. Und zack, hab ich auch wieder 100kWh oder mehr fürs Herumfahren verfahren.

Ungewollte Reparaturfahrt

Schon eine ganze Weile hab ich ein seltsames Knacken im Antrieb, was von der Häufigkeit her eindeutig an der Kette liegt. Bei abgenommener und gereinigter Kette war nichts zu finden, alle Verbindungsglieder waren leichtgängig und das trotz mehrerer verschiedener vernieteter Ketten. Das Knacken war auch nach dem Ölen nicht weg, wurde heute auch etwas stärker. Beim Stoppschild an der Murgstrasse in Münchwilen und dem darauffolgenden unerwartet knackigen Antritt erledigte sich dann die weitere Suche.

Erstmal hab ich die Kette wieder eingefädelt und mit einem Kabelbinder transportfertig wieder verschlossen. Die Frauenfeld-Wil-Bahn hatte ich direkt vor der Nase. Im Nachhinein fiel mir auch ein, dass ich die Liege ja am Bahnhof in Wil gesichert hätte unterstellen und mit dem Bus heimfahren können, inklusive Walk-of-Shame in Klickschuhen auf dem Bahnhofsplatz. Aber auf der Karte gab’s in der Nähe den Veloplace Radsport Löffel — der hatte zwar keinen Kettennieter, auch nicht zum Verkauf, aber eine Nietzange. Die hat er mir dankenswerterweise kurz ausgeliehen und nach zehn Minuten hatte ich zwei Glieder draussen und die Kette wieder verschlossen. Sogar aufs grosse Kettenblatt reicht’s noch, und das Knacken ist komplett verschwunden. Finanziell bedanken konnte ich mich nicht, er meinte nur lächelnd “Ich schick Dir die Rechnung”. Sehr cool 🙂

Damit hatte ich das, was ich eigentlich daheim hätte machen sollen, gleich unterwegs erledigt. Jetzt landet der Kettennieter für unterwegs zumindest wieder im Werkzeug. Die Orchesterpost bringe ich dann ein andermal nach Eschlikon. Jetzt ist Kaffeezeit im hauptsächlich gelben Vorgarten 🙂