Nasjonaldag / Grunnlovsdag

Bei der Buchung der Ferien Ende März hatte ich das gar nicht berücksichtigt, aber heute ist der norwegische Nationalfeiertag, an dem das Grundgesetz von 1814 gefeiert wird, also 11 Jahre nach der Gründung des Kantons St. Gallen und 12 Jahre vor der Mobiliar. Unnützes Wissen — wieso wurde SchüGa (1779) ein Jahr vor der NZZ (1780) gegründet, besteht da ein kausaler Zusammenhang? Apropos Alkohol: Bier gibt’s im Supermarkt, aber für Höherprozentiges muss man hier zum Denner Vinmonopolet. Mal schauen, ob die Abstimmung bei der Migros für oder dagegen ausfällt, nun doch endlich auch überall Alkohol zu verkaufen — oder ob es regional unterschiedlich wird, weil einige Genossenschaften dafür, andere dagegen abstimmen.

Aber zurück zum Nationalfeiertag: bereits auf der Fahrt nach Leknes war jede einzelne Strassenlaterne schon beflaggt. Leknes ist hier das lokale Oberzentrum (mit gut 3000 Einwohnern) und da gibt’s einen Umzug quer durch die Stadt von der Schule zur Lofothallen. Der Umzug startet 11 Uhr, ich war natürlich schon 09 Uhr da und die Stadt war leer und ruhig. Also bin ich doch erstmal zur Lofothallen (eine riesige Festhalle Typ Flugzeughangar) gefahren und habe festgestellt, dass dort alles festlich gedeckt ist. Ein Plan des Umzugs war online nicht zu finden, auch nicht bei der Kommune, vor deren Rathaus ich direkt parkiert hatte. Also hab ich mir die Umzugsroute aus älteren Presseberichten zusammengereimt und, old habits don’t die, bin zur Schule gelaufen, wo sich schon eine ansehnliche Menschenmasse versammelt hatte. 3°C, Regen, sowas kennt man ja von der Fas(t)nacht in Wil 2018, nur die ist im Februar. 11 Uhr ging der Umzug tatsächlich los, die GuggenmusikKinderkapelle spielte und gab den Takt vor. Mein Tempogefühl trügte nicht: nur 112bpm, wo ich doch eher exakte 114bpm gewohnt bin von der Militärmusik 🙂

In der Storgata (die Hauptstrasse) hatten sich jetzt auch schon Zuschauer versammelt, aber der Umzug war grösser als das Publikum. Alle festlich gekleidet, mit ihren speziellen norwegischen Trachten, an denen man sogar erkennen können soll, woher jemand kommt. Zum Regen mischte sich inzwischen noch Schnee, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Der Wetterbericht für die nächsten Tage zeigt konstant nur graue Wolken. Aber ich hab den Eindruck, die sagen da einfach die häufigste Wetterklasse voraus (Palo Alto –> Sonnenschein/klar) und ändern das einfach ein oder zwei Tage vorher, wenn sie’s genauer wissen. Morgen nachmittag bis Donnerstagnachmittag sollte es hingegen sonnig/klar sein.

Nach dem Umzug bin ich noch im Vikingmuseum vorbeigekommen (und auch reingegangen). Das Museum war eigentlich nur mit Smartphone vernünftig nutzbar, weil man dann einen Audioguide einstellen kann. Ist zwar nett, aber ich hätte lieber gern mehrsprachige Informationstafeln, da lerne ich mehr draus. Im Wesentlichen ist der Aufbau der Mythologie mit drei Sphären hängengeblieben, in der Mitte https://de.wikipedia.org/wiki/Yggdrasil. Jetzt weiss ich zumindest, wo ich einige Begriffe ein(n)ordnen muss.

Danach heim und eine grosse Portion Rømmegrøt gekocht und dem Regen gelauscht, der so runterkommt. Dazu Mittagsschlaf und dann ein Buch. Ferien 🙂 Und nachher ist das Badewasser wenigstens nicht so salzig.

Rund um Vestvågøy

23 Uhr “nachts” war ich doch noch baden. Kühl, hinterher heiss geduscht. Nach dem Ausschlafen hab ich mich mal mit der Umgebung beschäftigt und zwei Geocaches auf die Liste gesetzt. Und einen Hügel, der sich später als Berg entpuppte. Erstmal war ich nördlich auf Sandøya, da führen auch nicht viele Wege hin, nur ein schmaler, einspuriger aufgeschütteter Damm. Dann wieder querfeldein über Moos, Gras und mit viel Wasser von unten gelaufen. Tagsüber war’s von oben heute meist trocken.

Sandøya, direkt neben dem höchsten Punkt (24moh)

Einkaufen will hier gut geplant sein, wenn der nächste Supermarkt zwischen 10 und 30km entfernt ist. Ich hatte mich aber eh verfahren und war erstmal in Stamsund gelandet statt in Leknes. Na egal, geh ich da einkaufen, dachte ich. Der erste Supermarkt wollte keine meiner Kreditkarten — war aber auch kein Wunder, weil deren Internetanbindung ausgefallen war. Ja blöd, bin ich halt zum Coop drei Strassen weiter, da ging’s dann. Rømme, Rømmegrøt, Trockenfisch, Fischsuppe, alles was das Herz begehrt. Es gibt echt so Sachen, die gibt’s nur hier. Trockenfisch würde ich irgendwo zwischen Pernigotti und Vegemite einsortieren, und da ich letzteres mag…

Diese Zapfsäule ist schwarzstartfähig 🙂

Ein weiterer Cache erwartete mich unterhalb des später anvisierten Bergs, hat auch Historie dazu und zu dem Weg dorthin. Die ganze Anlage ist ein lost place.

Auf dem Rückweg kam ich dann durch Leknes durch, was trotz seiner 3400 Einwohner viel grösser und weitläufiger wirkt als so ein Dorf, was man eigentlich erwarten würde. Langsam hatte ich Hunger, hab dann also erstmal aufgetankt und dann drei Stunden Mittagsschlaf gemacht. Eine Wanderung hatte ich noch im Kopf, aber da es ja eh nicht dunkel wird, kann man die auch erst um 17 Uhr anfangen 🙂

Gegeben die steilen Felswände und dass da weiter oben eh Schnee liegt, hatte ich mir schon gedacht, dass der Aufstieg zum Haveren (808moh) nichts werden würde (Schneeschuhe vergessen!), aber dass es für den Litlhaveren (471m) grad so noch reichen würde. Also los, erstmal durch die pflutschnassen Wiesen, dann über einen mehr als einen Hops breiten Fluss und in den steilen Aufstieg.

Bøvatnet

Ab etwa 400 Höhenmeter gab es Schnee, zum Glück nur von unten. Wenn mal kein Wind pfiff, war es sogar recht angenehm.

Nach ein paar Überquerungen von steilen Schneefeldern musste ich am Ende doch noch auf allen Vieren die letzten zehn Höhenmeter durch Heidelbeerbüsche kraxeln, weil der Weg vor mir vereist war. Danach war ich auf der Hochebene und für den Ausblick hat es sich gelohnt. Über dem Meer braute sich schon wieder dramatischer Niederschlag zusammen, den ich aber erst in Form von Graupelschauern zu spüren bekam, als ich wieder in der Dose sass. Wanderroute: https://ridewithgps.com/trips/90314901

Unterwegs fiel mir auf, dass man sonst immer so vom Tageslicht bestimmt wird. Das fällt hier weg (im Winter auch, ist ja eh dunkel). Man muss sich nur merken, dass die Supermärkte 8h am Tag geschlossen haben, ansonsten ist das eine 24h-Gesellschaft hier 🙂

Bodø-Moskenes-Vestvågøy

Witzig: in der Nacht war es nicht dunkel. Aus Trondheim 2010 kannte ich schon, dass man im Sommer noch um 23 Uhr draussen beleuchtungsfrei lesen konnte, aber dann wurde es trotzdem noch dunkel — bin ja auch acht Zugstunden weiter nördlich. 07:30 Uhr hatte ich Hunger, hab schon einen Teil des Gepäcks ins Auto verfrachtet und war dann erstmal frühstücken. Früher hatten sie Gudbrandsdalen noch en bloc mit einem Käsehobel. Entweder ist das jetzt, weil es die Hotellerie so wollte, oder wegen Corona: jede Käsescheibe ist einzeln eingeschweisst. Da wird man ja nie satt.

Um 09 Uhr hab ich schon ausgecheckt und wollte die Regenlücken noch für ein paar Spaziergänge und Geocaches in der Umgebung nutzen. Das Hotel ist offiziell cash-free, aber Bargeld hab ich in Norwegen schon länger nicht mehr gebraucht. Die zwei Typen von Hertz gestern meinten, dass ich bei der Fähre einfach mit reinfahren soll, ohne Reservation, das würde dann direkt an Hertz gehen und käme mit auf die Rechnung. Praktisch gemacht.

Auf der Nyholms Skandse (wie die kleine Schanze in Bern, nur mit Meer drumrum) lag ein Geocache, jetzt hab ich die 3000 voll. Das Militär sponsort immer die besten Aussichten, siehe auch Gletscherblau und flüssig in Island.

Das Wetter war stürmisch, regnerisch, verschneeregnet, zwischendurch auch mal wieder sonnig. Fünf Minuten draussen, durchgefroren, wieder aufgewärmt. Bin froh, dass ich nicht mit dem Velo hier bin. Um die 5°C und häufiger Niederschlag plus Wind machen eine Tour nicht besonders angenehm. Und Höhenmeter hat die E10 auch genügend, mal über den Fjord, mal unter dem Fjord. Es scheinen auch schon recht viele Velowege entstanden zu sein, die sogar besseren Belag haben als die Nationalstrasse selbst. Unterwegs gab’s auch mal Affichen mit “Fusswege und Velowege jetzt!”. Die Jogger, die so unterwegs waren, hat das Wetter aber nicht gestört, die haben auf ihre Uhr geschaut und sind weitergerannt.

Anderthalb Stunden vor Abfahrt der Fähre stand ich also in einer der Wartespuren, etwa 12:30 Uhr konnte ich auf die Fähre fahren. kjøre ned, meinte der Einweiser, also ab ins untere bildekk. Es hatte einigen Seegang auf den 3.5h und 95km bis nach Moskenes, aber nicht soviel, dass es mich gestört hätte. Voll war es auch nicht. Hinter mir die Berner waren etwas penetrant, aber ich hab nicht zu erkennen gegeben, dass ich sie verstehen würde. Erst am Ende haben sie mein Solarauto-Teamshirt gesehen 🙂

Norwegen hat ähnliche Luxusprobleme wie die Schweiz, nur dass sie schon in der NATO drin sind. Hab ein bisschen Aftenposten gelesen, während der Fährüberfahrt. Nach dem Anlanden bin ich noch bis Å ganz im Süden gefahren, aber danach einfach mit Fotostops Richtung Norden zum angemieteten Haus gerollt. Und das ist tatsächlich ein ganzes Haus, mit eigenem Strand. Die Enkel scheinen das Haus der Grosseltern zu vermieten, die nicht mehr drin wohnen. Alles noch original eingerichtet, älterer Standard, funktioniert. Ich glaub, ich sollte mal ins Meer gehen. Ist ja eh hell, da kann ich auch nachts gehn. Sehr merkwürdig mit dem Tageslicht um 22:25 Uhr. Draussen machen die Möwen Lärm, der Wind pfeift ums Haus und der Regen prasselt manchmal. Aber sobald die Sonne rauskommt, wird alles sehr schön bunt und warm.

Auf den Reinebringen kommt man momentan nicht hoch. Ab so etwa 500moh (Meter über Meer) liegt überall Schnee, teilweise auch bis auf Meereshöhe.

Bodø

Ich hatte mal wieder Restferientage vom Vorjahr abzubauen, und Mitte bis Ende Mai liegen da natürlich die Lofoten am nächsten. Weil ich aber doch nicht gleich drei Tage Anreise und Abreise und ein Mehrfaches des Flugpreises zahlen wollte, bin ich seit langem mal wieder geflogen, ZRH-OSL-BOO. Die Swiss-Lounge hat ihr Menü nochmal nach oben geschraubt. In Oslo musste ich natürlich den Koffer erst abholen und dann raus aus dem Sicherheitsbereich und nochmal einchecken, obwohl der Koffer schon sein Gepäcklabel bis nach BOO hatte. Ging aber gut, der Flughafen ist ja nicht gross, aber doch noch grösser als Bodø, wo man quasi direkt übers Rollfeld läuft.

Anflug auf Bodø, 2022-05-14

Den Mietwagen hatte ich schon eher als meinen Koffer. Damit bin ich erstmal zum Comfort Hotel gefahren und hab die wegen eines Parkplatzes gefragt. Sie haben kein eigenes Parkhaus, also hab ich in der Strasse oberhalb den Parkomat mit der Mastercard gefüttert. Dann rein in den REMA1000 und erstmal alles an Lebensmitteln aufgestockt. Daheim hatte ich es ja tatsächlich mit einem kleinen Rösti-mit-Fonduekäse-Marathon geschafft, den Kühlschrank und den Tiefkühler leerzufuttern. Supermarktpreise wie daheim, und für Dezimalsystemgewohnte auch ein praktischer Umrechnungskurs von 1CHF:10NOK.

Danach ging’s gleich auf eine Wanderung mit zwei Geocaches. Hab lange keine Caches mehr gemacht, aber der Zähler steht jetzt bei 2997 — angefangen hab ich das vor 12 Jahren in Trondheim, da passt das mit dem Jubiläum ja. Die Wanderung zum Linken (Funkturm) war anfangs trocken, aber recht bald sehr nass, von oben und von unten. Dazu stürmische Winde, schroffe Felsen und immerhin nur einmal ausgerutscht. Die Barfussschuhe haben echt guten Grip auf nassen Felsen.

Blick Richtung Norden, vom Linken/Funkturm aus

Die Häuser sind wegen des bevorstehenden Nationalfeiertags am 17.05. schon flaggenmässig dekoriert und im Supermarkt gibt’s auch jede Menge Norge-Fanartikel, so wie bei uns vorm 01. August. Morgen geht’s dann um 13 Uhr mit der Fähre rüber nach Moskenes und in die erste airbnb-Unterkunft.