Stockholm-Narvik

Nach dem Frühstück im Hotel gab’s eine ausgiebige Stadtrundfahrt in Stockholm, an deren Ende ich ziemlich nass wurde. Die Velorouten sind ganz nett gemacht, aber häufig sind es eben doch noch Fallen, die im Nichts enden, während nebenan 2+ Autospuren verlaufen. Immerhin keine aggressiven Autofahrer, sondern die scheinen alle gewohnt zu sein, dass von überall her Zweiräder auftauchen können. Den Regen hab ich in einem Café bei einer heissen Schoggi abgewartet. Überall hingen noch Wahlplakate herum, das endgültige Ergebnis dürfte morgen 15.09. feststehen.

Von 13-17 Uhr war ich bei einem Eurapco-Kollegen von der LF und wir haben uns ausgiebig über spezielle Versicherungsthemen unterhalten — man kriegt immer wieder gute Ideen. Auch dort hab ich wieder eine längere Regenphase überstanden und bin dann im Trockenen wieder Richtung Bahnhof gefahren. Die letzte halbe Stunde der SJ-Lounge-Öffnung (1.Klasse-Interrailpass) konnte ich auch noch mitnehmen, dort gab’s ganz gutes Essen, aber 18:30 Uhr war Schliesszeit. Generell scheinen die Bahnhöfe hier im Norden (Kopenhagen, Malmö, Stockholm) aber mehr angenehme Sitzplätze und Sauberkeit im Sinne eines Aufenthaltsorts zu haben als in Deutschland, wo Bahnhöfe schon fast zu Unorten geworden sind. 20:14 war Abfahrt meines Nachtzugs.

Diesmal hatte ich morgens noch länger Aussicht aus dem Fenster vor dem Ausstieg, aber es war recht langweilig. Herbstwald in alle Richtungen, dann mal ein See, ein paar Wege, ein paar Häuser, dann wieder Wald und ein paar Hügel. Der Nachtzug hatte aber einen Restaurantwagen, so wie sich das gehört, sehr angenehm zum Frühstücken. Verspätung gab’s auch, sogar +45 in Boden C, aber der Anschlusszug nach Narvik hat das natürlich abgewartet, es fährt ja sonst nichts weiter so weit im Norden. Bisschen wie RhB-Anschlüsse 🙂

Im Zug 96 nach Narvik gab’s nicht mal eine erste Klasse, drum konnte ich die auch gar nicht buchen. Es war aber eh genug Platz und die 2.Klasse-Sitze waren durchaus bequemer als die 1.Klasse-Sitze im ICE, für gut 7.5h ganz angenehm. 4G war auch da (der Nachtzug hatte eh WiFi) und die Landschaft war wieder genauso bis zur Riksgränsen (Reichsgrenze), mit Ausnahme von der Gegend um Kiruna mit dem Bergbau.

Als ob jemand einen ElchSchalter umgelegt hätte, wurde es nach dem Überqueren der Grenze nach Norwegen steinig, schroff, es gab Steilwände, Täler und bald auch den Ofotfjord, nach dem die Ofotbanen (Bahnlinie) benannt ist. Landschafts- und Szenenwechsel wie auf der Berninabahn oder wenn man aus dem Lötschberg im Wallis rauskommt. Während ich in Schweden noch dachte “ah, na hier ist ja ne Bahnlinie einfach hingeklotzt”, war’s dann in Norwegen eher “oha, ist ja wie daheim, der Bau hat sicher etwas länger gedauert”. Bis nach Narvik ging’s noch etwa 400 Höhenmeter runter und wir waren pünktlich da, alles elektrisch ausserdem.

Ich war immer noch in kurzer Hose unterwegs, bei inzwischen deutlich unter 10°C beim Ausstieg in Narvik. Das Budget-Hotel gehört zum Thon-Hotel und ich bekam ein Upgrade. Preisunterschied zum Scandic Hotel etwa 20 Fr. (80 statt 100 Fr.) und Höhenunterschied etwa 100m — macht 10 Rp. Ersparnis pro Höhenmeter (bin die Höhe zweimal raufgefahren) und nein, das hätte nicht weiter skaliert, weil weiter oben keine Hotels mehr sind. Aber egal, der wesentliche Unterschied zu den letzten zwei Nächten war ja, dass das Bett nicht schaukeln würde. Nach einer 11km langen Stadtrundfahrt mit vielen Höhenmetern weiss ich jetzt auch, wo morgen früh der Bus auf die Lofoten abfährt und hab Verpflegung in einem der zwei in 150m Entfernung befindlichen Supermärkte geholt.

Interrail Leipzig-Hamburg-Kopenhagen-Malmö-Stockholm

Abfahrt 08:18 Uhr in Leipzig, Richtung Hamburg. Die Hoffnung war, dass anderthalb Stunden Umsteigezeit reichen würden. Es ist einfach nervig, wenn man nicht in Ruhe fahren kann, auch hier wurde die Verspätung immer grösser, aber es hat gereicht. Während der Fahrt fiel mir auf, dass ich etwa 60h lang kein festes Bett unter mir haben würde.

12:53 ging es weiter mit dem direkten IC394 Hamburg-Kopenhagen, betrieben von den DSB, und mit Diesel. Die deutsche Zugbegleiterin war recht penibel und genervt. Ich hatte online nur eine Reservierung für die 2. Klasse bekommen. Ich hab sie gefragt, ob ich für die 1. Klasse eine brauche, und sie meinte, dass das weder bei den dänischen Kollegen noch bei ihnen klar sei, ob man denn nun reservieren müsse oder nicht. Aber auf alle Fälle wären in der 1. Klasse noch Plätze frei, also bin ich dann dort rüber. Ab der Grenze wurde das Fahrerlebnis ein ganz anderes, was nicht nur an der zelebrierten Maskenfreiheit lag. Der Service mit Heissgetränken in der 1. Klasse begann, der Zugbegleiter hatte gute Laune (auf Dänisch, Englisch und Deutsch), der Zugführer gab von vorn auch sehr detailliert durch, was auf der Strecke passierte und die Landschaft zog flach und teilweise hügelig vorbei. Die Grenzkontrolle war bewaffnet und wollte von jedem einen Ausweis sehen. Hier passiert dasselbe, was auch auf der Strecke München-Zürich passiert: die Züge exportieren die Verspätung aus Deutschland und bringen den Fahrplan im Ausland durcheinander. Wir kamen wegen einer Signalstörung kurz vor der Grenze mit +15min nach Dänemark und trotz Reserven in Fahrplan und Streckenbelegung kamen uns andere Züge dazwischen, so dass wir nach zwischenzeitlich +5 doch mit +30 in Kopenhagen eintrafen. Durch die merklich erhöhte Fahrgeschwindigkeit (180km/h+) und die häufigen Ansagen aus dem Cockpit hatte das Rennatmosphäre 🙂

Ich hab meine dänischen Kronen von Konferenz/Aalborg: Tag 1 gegen Flapjacks getauscht und bin dann rasch weiter über die Öresundbrücke nach Malmö. Velotransport gratis, d.h. ich hab’s gar nicht gefaltet. Der Grenzübertritt war genau 18:47, da kam einerseits die farbige Markierung an der Brücke und auch die Roaming-Info fürs nächste Land. Also 3.5h in Dänemark eingebucht gewesen.

Jedenfalls war ich immer noch gute 3h vor Zugsabfahrt in Malmö, hab mir den Bahnhof angeschaut und eine acht-tilige Stadtrundfahrt über 15km eingelegt. Ich war da schon mal, fiel mir auf, das muss 2007 oder 2008 gewesen sein. Veloinfrastruktur ganz brauchbar, aber es schien sich eh niemand an Regeln zu halten, grad was Beleuchtung und Fahrtrichtung angeht. Den Nachtzug hatte ich schon zufällig beim Rundgang auf der Anzeige entdeckt und er wurde 21:55 Uhr bereitgestellt. Pünktlich 22:35 Uhr rollte er ab.

Kurz danach Fahrkartenkontrolle. Es klopft. Tür auf. Zugbegleiter: “Ihr Vorname?” Ich: “Georg”. Er: “okay.” Tür zu. Minimale Information reicht ja auch zur Authentifizierung 😀

Erste Klasse Schlafwagen (ca. 70 EUR Aufpreis zum Interrail) bedeutet: mit Dusche und WC im Abteil. Witzig gemacht, in dem kombinierten Dusch-WC kann man einen Vorhang fast komplett rumziehen und dann duschen. Ja, die Kabine hat nur etwa “Armlänge x Armlänge” als Grundfläche, aber es geht. Der Zug kam 05:45 in Stockholm an, aber netterweise hat sich da jemand (kein BWLer) Gedanken gemacht und man wirft die Leute nicht an der Endstation einfach raus. Um 06:30 Uhr kommt der Weckruf, erst um 07 Uhr muss man aussteigen. Das kenne ich bisher nur von der Fähre nach Harwich, die auch schon super früh ankam, aber dann halt vor Ort im Hafen lag. Fast hätte ich das Beste verpasst: Frühstück gibt’s im Zug nicht, aber sie schicken alle 1.Klasse-Gäste direkt ins Scandic Continental gegenüber vom Bahnhof. Da konnte ich den Alpenfalter direkt zwischen den Leihrädern in der Lobby unauffällig parkieren und essen, hab einfach die Fahrkarte vorgezeigt.

Jetzt hab ich (entgegen dem Plan) doch bis abends Zeit in Stockholm. Mein Nachtzug direkt nach Narvik wurde mir letzte Woche storniert und ich wurde auf eine andere Verbindung umgebucht. Also fahre ich erst nach Boden, bin dort etwa 10 Uhr morgen früh und dann sind’s nochmal 8h bis nach Narvik — damit verpasse ich den Busanschluss auf die Lofoten und hab mir in Narvik noch ein Hotelzimmer für eine Nacht genommen. Erstmal aber Stockholm-Stadtrundfahrt und einen Arbeitskollegen von der Länsforsäkringär besuchen. Hab zwar Ferien, aber die Übergänge sind fliessend.

Interrail-Planung CH-NO und retour

Man muss echt leicht masochistisch veranlagt sein, um sich einen Interrail-Globalpass zu kaufen und damit ein Routing bis nach Narvik zu fahren. Auf Brouter-Rail sieht das so aus: CH-DE-DK-SE-NO, einfache 3843km (und dann noch 5.5h mit dem Bus von Narvik bis nach Leknes). Der wichtigste Zug ist der Langläufer-Nachtzug von Stockholm nach Narvik, etwa 1500km. Üblicherweise fährt der abends los und ist am nächsten Mittag in Narvik. Wegen Bauarbeiten fährt der aber schon 14:38 Uhr in Stockholm ab, so dass ich entsprechend eher in Stockholm sein muss.

Randbedingung: Abfahrt 12.09. früh in Leipzig, Buchung Unterkunft auf den Lofoten ab 14.09., d.h. Reisezeit etwa 60h.

  • 08.09. Wil-Zürich-Mannheim-Leipzig
  • 12.09. 08:18 Leipzig-Hamburg ICE
  • 12.09. 12:53 Hamburg-Kopenhagen IC394 (Reservation 4 Fr.)
  • 12.09. 18:07 Kopenhagen-Malmö
  • 12.09. 22:35 Malmö-Stockholm im Nachtzug, Ankunft 05:46, Ausstieg bis 07:00 (sehr freundlich gemacht, 69 Fr. fürs Abteil)
  • 13.09. 14:38 Stockholm-Narvik im Nachtzug, 100 CHF fürs Abteil

Eigentlich wollte ich tagsüber von Leipzig bis nach Stockholm fahren, aber auch mit nur 3h der DB im Vorlauf ist mir das zu heikel.

Einige Reservationen habe ich getätigt oder tätigen müssen: die Nachtzüge sowieso, im ICE nur aus Bequemlichkeit, weil ich da eigentlich mit dem 1.Klasse-Pass keine Platzprobleme erwarte. Die Reservationen sollten via Interrail machbar sein, aber die nehmen einen ziemlichen Aufpreis. Den Zug am 12.09. von Hamburg nach Kopenhagen konnte ich weder bei der DB (App, Webseite) noch bei Interrail buchen. Da bin ich dann drauf gekommen, mal bei der Dänischen Staatsbahn zu schauen. Und tatsächlich, noch während ich in der Telefonwarteschleife der DB (!) hing, habe ich es geschafft, mir bei der DSB zumindest eine 2.Klasse-Reservierung für den IC394 zu buchen. Mit 3.97 Fr. war die sogar nur halb so teuer wie via Interrail (8 EUR) oder DB (5.90 EUR).

Inzwischen habe ich Accounts bei der DB, DSB, der SJ und VY (NSB fand ich schöner), letztere betreibt als norwegische Staatsbahn den Nachtzug, der zu >95% auf schwedischem Gebiet rollt. Dafür betreibt die schwedische Staatsbahn SJ den Nachtzug auf exklusiv norwegischer Strecke.

Bei der Rückfahrt wird es nur ganz am Anfang etwas stressig. Der Nachtzug Narvik-Stockholm fällt wegen Bauarbeiten ganz aus. Also Alternativstrecke via Norwegen: ich nehme den frühen Bus um 05:30 ab Leknes bis zur Fähre in Moskenes, fahre mit der 07-Uhr-Fähre nach Bodø. Von da in zwei Zügen, Fähre und mit Unterbrechung heim:

  • 29.09. 12:27 Bodø-Trondheim (nur 2. Klasse-Reservierung online möglich, einfach direkt Sparpreis-Fahrkarte gekauft)
  • 29.09. 23:17 Trondheim-Oslo (Ankunft 06:50, 95 Fr. Einzelabteil)
  • 30.09. 14:00 Fähre Oslo-Kiel (bis 10 Uhr)
  • 01.10. 11:13 Kiel-Thale
  • 03.10. 10:48 Thale-Wil (ETA 20:03, haha)

Es scheint unglaublich kompliziert, aber ich find’s eigentlich spannend, weil ich auch viele andere Verbindungen mit Fähren und Zügen und Faltvelostrecken im möglichen Plan mit drin hatte (z.B. auch die Hurtigruten ab Stamsund, 20km ab Unterkunft). Bisher sind es vier bequeme Übernachtungen, auf denen ich mich fortbewege 🙂

Colorline hat eine nette Preispolitik: die einzelne Überfahrt Oslo-Kiel kostet auf externer Webseite (directferries oder so) 350 EUR. Direkt bei ihnen kostet sie 250 EUR. Wenn ich hingegen eine Cruise buche, also Oslo-Kiel-Oslo, zahle ich nur 130 EUR (und gehe davon aus, dass sie mir wegen No-Show Kiel-Oslo nicht irgendwas nachberechnen). Ist noch die Frage, ob ich ausgefaltet unten reinfahre oder zusammengefaltet als Fusspassagier.

Geplanter Reisepreis bisher etwa 400 EUR, plus Interrail-Pass 601 EUR (der aber noch bis Anfang Dezember ununterbrochen gültig ist). Die Alternative: Flug mit jeweils 2x Umsteigen (12-18h Bruttozeit und Nacht-Layover) und etwa 600 EUR Reisepreis. Vorteil: sehr einfach buchbar.

Einbürgerung, Dependency II resolved

Die drei Rückflüge BOO-OSL-FRA-ZRH waren langweilig. In FRA gingen fast in jedem Laden die Kreditkartenterminals nicht und in der Lufthansa-Lounge gab’s null Catering. Na dann brauch ich auch keine Lounge 🙂 Und mein Plan ging auf: 17:25 Ankunft in ZRH, mit Gepäckausgabe ist der 17:53-IC zu kriegen (inklusive Bundesrat-Maurer-Begleitung) und so hat es noch genau 18:50 für den Denner in Rossrüti gereicht, um meinen Kühlschrank wieder zu befüllen. Ab 22 Uhr hab ich die Dunkelheit bewundert.

Daheim lagen jede Menge Dokumente, Rechnungen und Geburtsurkunden. Wenn ich schon mal beim Standesamt bestelle (macht man ja generell viel zu selten), dann richtig und zwar alle verfügbaren Varianten. Heute war ich pünktlich beim Zivilstandsamt und hab Einbürgerung — Dependencies II voraussichtlich gelöst. Schön langsam alle Urkunden in der Reihenfolge vorgelegt und ich hoffe, dass keine Rückfragen kommen. Ich bekomme dann Post, darf alle Einträge nochmal prüfen und bestätigen und dann gibt’s Form 7.13*, mit der ich dann beim Einbürgerungsantrag weitermachen kann. Auf meine Nachfrage, wie lange das denn dauere, meinte sie “naja, hmm (Blick auf den Kalender, hier rechnete ich schon mit Monaten)…, wird wohl nächste Woche” 😀

Jedenfalls fällt grad mein Zug Richtung Bern aus und ich komme zu spät zum Hackathon, hab mich aber eh als verspätet angemeldet. Wer lässt denn einen Hackathon zu normalen Bürozeiten um 09 Uhr beginnen? Der kann gern um 09 Uhr aufhören.

*wieso fühle ich mich immer an Passierschein A38 erinnert?

Vesterålen — Lofoten — Bodø

Gemütlich Sachen gepackt, Essen gegessen und eingepackt und Abfahrt. Ich hatte eigentlich eine Nacht länger gebucht, aber eher auschecken geht ja immer. Mein Vermieter kam noch mal vorbei und wollte von mir genau wissen, wie ich das jetzt mit dem Wasserboiler repariert hätte. Mit Schraubenzieher und Foto von den Kabeln konnte ich ihm das zeigen und er hat sich nochmal sehr nett bedankt. Unterhalten haben wir uns auf Deutsch, Französisch und Englisch, er scheint schon gut rumgekommen zu sein in der Welt. Mit dem Spruch you must be an engineer lag er doch ganz richtig, obwohl ich meinte no, I just can’t stand things that don’t work. Ziel heute*: Fähre ab Moskenes am Montagmorgen um 07 Uhr, das waren etwa 250km, mit Zwischenstop in Leknes. Erstmal hat mich der Ryggedalstunnelen wieder aufgehalten, aber ich hätte ja vorher wissen können, dass die nur stündlich den Konvoi durchfahren lassen, und Richtung Osten eben nur um :35. Ich war :39 auf der westlichen Seite angekommen 🙂 Na dann hab ich halt den Benzingenerator für die Schranke bewundert und Podcasts gehört. Die Fahrerinnen des Lead- und Chase-Fahrzeugs (sorry, Solarauto-Slang) hatten auch ihren Spass mit lauter Musik.

*die Tagesgrenzen verschwimmen immer noch

Es war zwar mehr ein Durchfahren von Nord nach Süd, aber die Landschaft mit Sonne drumherum ist tatsächlich so, wie man es von Zigmillionen Instagram-Bildern kennt. Abend-und-morgensonne gab’s unterbrechungsfrei am dafür geeignetsten Strand und gegen 04:30 Uhr bin ich Richtung Moskenes weitergefahren, um mich 05:30 Uhr in Spur 3 für die Fähre nach Bodø anzustellen. Den Passenger-Count machen sie witzigerweise mit Stimmenaufzeichnung, d.h. jeder Passagier sagt seinen Namen in ein hingehaltenes Mikrofon. Na ob das datenschutztechnisch so gut ist, wenn mich Alexa daheim dann mit “Na, du klangst aber nicht besonders ausgeschlafen an der Fähre? Kaffee?” begrüssen könnte?

Lustig auch: weil ich mit Umstieg in FRA zurückfliege, brauch ich wohl noch ein Covid-Zertifikat; erst ab 01.06. ist die Bestimmung für die Einreise nach D dahingehend aufgehoben. Na ich hab ja genügend davon, von mir aus können sie die auch behalten, spritz ich mir halt n neues. Das Reisebudget von 4000 Fr. und 1600 Dosenkilometern dürfte wohl auch hinkommen, hab wieder grosszügig kalkuliert und von dem Rest kauf ich mir ein Eis. Oder ein Brompton für die Kombination mit Interrail.

Meine Haushüte in Rossrüti ist auf Zack: gestern hab ich mal testweise den Smarthome-Raspi neugestartet (Grund: der Briefkastensensor schickt mir fälschlicherweise alle 50 Minuten eine Posteingangsmeldung) und einige nodered-Flows sind noch nicht ganz perfekt konfiguriert. Jedenfalls hab ich am Stromverbrauch der Hütte (>75W) gesehen, dass da einige Lampen angeschaltet sein müssen — und ja, das wurde mir auch umgehend live gemeldet. Aufgefallen ist es, weil es da ja 21 Uhr dunkel ist 😀 Ja gut, hab ich sie halt wieder abgestellt.

Wieso fällt mir immer The Sound of Silence ein? 😀 Rein statistisch hab ich im Vergleich zu meinem Herkunftshabitat jetzt eine Wintersaison (Australien 2004/05) und 14 dunkle Nächte zu wenig. Muss ich im Herbst wohl kompensieren.

Sinahula

Ohne Geocache wäre ich nicht auf die winzige Höhle 780m entfernt von meiner Unterkunft aufmerksam geworden: https://no.wikipedia.org/wiki/Sinahula. Die Schriftstellerin Serine Regine Normann (1867-1939) hat dazumals in der Höhle ihre Werke geschrieben und auch vor ihrem Ehemann versteckt. Ich dachte jedenfalls, die Höhle wäre grösser, aber zumindest hat so die Stirnlampe noch Anwendung gefunden und es sprang auch noch eine Stunde Spaziergang dabei heraus. Ansonsten wie angekündigt: Regenwetter und unter 10°C, ideal für ein paar Näh-/Reparaturarbeiten.

Mitternachtssonne

Eigentlich war ich schon im Bett gewesen, aber die Sonnenvorhersage meinte, dass mal halbwegs klarer Himmel sein würde um und nach Mitternacht, Richtung Norden. Da bin ich dann doch noch Richtung Nykvåg gefahren und hab dort den Nicht-Sonnenuntergang abgewartet.

Erst sah’s doch noch bewölkt aus, die Wolken bewegten sich von rechts nach links

Es wurde so gegen 23:30 besser und in Bewegungsrichtung der Sonne war klarer Himmel. Drum war die Lichtvorhersage auch auf “Sonne” von 02-10 Uhr eingestellt. Ein nettes Schauspiel jedenfalls, man muss sich auch mit dem Fotografieren gar nicht beeilen, weil es ja eine ganze Weile von der Stimmung her so bleibt, bis die Sonne eh wieder aufgeht.

Danach war Ausschlafen und Faulenzen angesagt, einfach mal nur was Lesen, zu Fuss die 6km zum Supermarkt/Cache und zurück gehen und auf der Veranda sitzen. Morgen wird’s wohl ähnlich, vielleicht noch auf den Hügel hinterm Haus rauf und in die Cache-Höhle schräg gegenüber meiner Hütte. Am Sonntag geht’s via Leknes/Lofoten und Abschiedswanderung wieder südlich zur Fähre, am Montagmorgen 07 Uhr Richtung Bodø und am Dienstag ist Rückflug.

Breitind(en)

Das Spiel wiederholt sich. Aufstehen, frühstücken, wandern gehn, duschen, chillen 🙂 Heute wieder mit weniger Sonne und genauso vielen Leuten wie gestern. Das Schlaufon ist mir unterwegs mit einem Qualcomm-LTE-Modem-Error komplett ausgestiegen, hat sich wohl an norwegischen Datenpaketen verschluckt. Neustart daheim, läuft wieder. Auf dem Aufstieg hab ich drei Podcasts von SINTEF gehört: https://www.sintef.no/smart-forklart/ alle in Bezug auf Stromerzeugung, Speicherung und das Stromnetz an sich. Nachdem ich die Abspielgeschwindigkeit von den üblichen 1.3-1.4x auf 1.0 gestellt hatte, wurde das sogar zum grossen Teil verständlich, aber natürlich auch mit deswegen, weil mir der Kontext schon klar war (Stromlücke wird hier ab 2026 erwartet). Einige Leute verstehe ich besser, einige schlechter, aber noch niemanden zu 100%. Manche klingen echt wie ein nuschelnder Walliser mit kaputter Sprachmelodie (sorry nach allen Seiten, ich will das auch können). Etwas besser verständlich ist da noch der Aftenposten-Podcast für Kinder: https://www.aftenposten.no/podkast/ap/program/100195 Oben auf dem Berg hab ich den seit 2018 dort plazierten Geocache geloggt: http://coord.info/GC7VVXV ich war der dritte/fünfte Besucher (FTF eine Dreiergruppe). Die Zeitangaben waren auch wieder gut machbar, anderthalb Stunden rauf auf 598moh, eine Stunde runter. T-Shirt-Wetter (d.h. 5°C, Wind und keine Sonne). Nachts hungrig aufgewacht — das passiert also nicht nur nach/bei mehrtägigen Velotouren, sondern auch bei so einfachen mehrstündigen 100-200W Dauerleistung auf Wanderungen. Hier ist heute auch Feiertag, aber das macht eh keinen grossen Unterschied, ausser dass die Läden geschlossen sind.

Noch ein EDIT: Norwegen hat eine ziemlich schöne Landeskarte , die der von map.geo.admin.ch nicht nachsteht 🙂 Okay, die Wassertiefen können sie besser 😀

Skårvågfjellet

Vormittag Sonne, also nur eine kurze Wanderung heute. Das Wetter war sehr föhnig, sprich 20°C und sehr starker Wind, der aber jeweils aus der richtigen Richtung kam. Die Böen gehen sicher bis über 80km/h, so dass ich sogar (erstmalig überhaupt) meinen Sonnenhut mit dem Gummiriemen befestigt habe. Oben auf dem Gipfel liess es sich an windgeschützten Stellen gut aushalten, mit grandioser Aussicht in alle Richtungen. Grün-blaue Buchten, weisse Strände, schroffe Felsen, bunte Häuser, in der Ferne die Lofoten, so lässt es sich aushalten.

Vetten / Lynghaugtinden

Heute früh kam mein Vermieter vorbei und begrüsste mich erstmal “so, your last name is currently not really likeable” 😀 Lustiger Typ, die Hütte, in der ich grad wohne, muss wohl nächstes Jahr weg, weil irgendwas mit der Baubewilligung oder dem Mietrecht nicht stimmt. Auf dem Hügel hinter der Hütte sollen grad Seeadler brüten und in Nykvåg, wo ich gestern war, schauen sich die Leute die Mitternachtssonne an. Ja Kunststück, man muss einfach nach Norden freie Sicht und idealerweise keine Bewölkung haben 🙂 Die Belgier auf dem Platz haben derweil ihr Wohnmobil geputzt.

Die Wanderung heute war mit 16km, 830hm und 5:30h etwas länger: https://ridewithgps.com/trips/91105615. Erst ein bisschen Anfahrt, dann via eine grosse Hütte, die grad von einem Kindergarten in Beschlag genommen wurde, aufwärts und weiter zur Schutzhütte Vetten auf 467moh. Keine Sonnenbrandgefahr heute. Die “Lofoten-Wand”, wie sie mein Vermieter nannte, ist immer gut zu sehen am Horizont. Mit Abstieg und Wiederaufstieg ging’s noch zum Lynghaugtinden und von dort auf einem anderen Weg zurück, teilweise durchs Dickicht und durch sehr feuchte Wiesen.