Wenn sie in Lugano mal nicht die Hauptstrasse an der Seepromenade entlanggelegt hätten, wäre es deutlich angenehmer, sich dort zu bewegen. Um die Jahreszeit ist es mir hier aber immer noch etwas zu warm. Inhaltlich ist natürlich wieder nicht alles mitzunehmen, aber ich hab wieder gute Ideen zu Datenvisualisierungen notiert und sollte auch so einfache Sachen wie Barrierefreiheit bedenken — da gehören auch Farbskalen dazu, die ich vielleicht nicht mit Rot und Grün, sondern lieber mit Rot und Blau machen sollte. Es sind ziemlich viele Behörden und öffentliche Arbeitgeber hier, die sind gesetzlich dazu gezwungen und das macht für alle Menschen Sinn, es gleich richtig zu machen, zumal es mich ja nicht mal einschränkt bei meinen Auswertungen.
Unser Departementsvorsteher des EDI, Bundesrat Alain Berset, war zu einem Kurzbesuch auch da, hat uns 20 Minuten zweisprachig was darüber erzählt, wie wichtig gute, korrekte Daten und Statistiken sind, grad jetzt in der Pandemie (natürlich aber auch sonst). Dass er Humor hat, weiss man ja. Er wurde anmoderiert, dass er neulich in einem Interview auf die Frage, ob er wisse, was es denn in der Covid-Impfung für Inhaltsstoffe drin habe, geantwortet hat: “Nein, aber sicherlich kein Haarwuchsmittel.”
Interessant war auch der Vortrag zur AHV-Statistik, wie die Renten berechnet werden und wie sich Beitragsjahre, Witwenrenten, Plafonierung etc. auswirken. Kannte ich alles schon, war aber schön, das nochmal in Zahlen und Grafiken aufbereitet zu sehen. Die Umverteilung in der AHV ist massiv und aus meiner Sicht okay so. Je nach politischer Einstellung wird halt was anderes behauptet, aber die Zahlen lügen ja nicht. Muss mal noch rauskriegen, in welche Kategorie (CH oder Ausländer) sie Leute reinrechnen, die mehrere Staatsbürgerschaften haben oder ob die umgruppiert werden, wenn sich da was ändert. Jedenfalls werden 68% der AHV ins Inland und entsprechend 32% der Summe ins Ausland ausgezahlt. Weitere Zahlen sind alle online: https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/sozialversicherungen/ahv/statistik.html
Vor ein paar Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen, aber dank Ceneri und GBT kann ich sogar Lugano um 15:02 mit dem Giruno verlassen, um 17:30 an einem Debriefing-Apéro zur SDS2021 in Zürich sein und bin dann um 22:58 Uhr wieder in Lugano für den letzten Konferenztag morgen. Sag noch einer, dass neue Verkehrswege keinen Mehrverkehr erzeugen. Funktioniert mit Velowegen auch, aber bis das die Stadt Wil begreift, dauert’s noch Jahre.
Da ich ja in der täglichen Arbeit zwar als Data Scientist zähle, aber viel mehr mit Statistik als mit Machine Learning zu tun habe, bietet sich mal ein Besuch der Schweizer Statistiktage an. In Lugano war ich ja sonst auch eher liegend auf der Durchreise, diesmal also auch mit Übernachtung am See. Ich hab schon erstaunlich viele bekannte Gesichter gesehen, von Meetups und ähnlichen Treffen im Land. Rein sprachlich ist das eh der Hauptgewinn, man sollte davon ausgehen, mit jeder Landessprache in Berührung zu kommen, plus Mundart und Englisch. Da kommt dann auch die Einleitung zum Grusswort auf Deutsch, das Grusswort auf Italienisch, die Keynote auf Englisch, beim Essen changiert man von Französisch zu Deutsch und umgekehrt und vorlaute Zürcher hört man auch. Kein Wunder, bei der Bahnanbindung ist man ja in 2h da.
Der Keynote Speaker Jürgen Schmidhuber wurde grad live von der Bühne aus angerufen und war noch mit dem Velo unterwegs. Sympathisch, und erzählt gleich erstmal n Witz 🙂
Ach ja: das erste Mal ein 3G-Event. Zertifikat am Eingang vorweisen und dann ist drin alles wie vor Covid. Mal schauen, was der Bundesrat Berset uns morgen so als halbstündige Keynote hier erzählen wird. Und ob er die Konferenz hier als positives Beispiel für die Zertifikatspflicht (die möglicherweise am Mittwoch von oben beschlossen wird) heranzieht.
Bevor’s in die Sommerferien geht, noch ein paar random impressions aus den letzten paar Wochen Velorunden in der Umgebung.
Sonnenuntergang 09.08.
Neulich hab ich das “alte” Motorola G5 vorgekramt und einfach mal ein google-freies Lineage OS (Android 11) draufgespielt. Das bekommt ständig neueste Updates, läuft sogar noch halbwegs performant und von den Google-Diensten kann man ja weg migrieren. Aber dabei merkt man auch, welche Apps nicht mehr gehen, weil sie auf das Google-Services-Framework (GSF) aufbauen oder einfach weil man sie im Play Store gekauft hat. Und wenn kein Play Store und kein Google-Account mehr drauf ist, laufen halt die Apps nicht. Für die Homeautomation hab ich MercurySSH im fdroid gefunden, was man mit einem json-File konfigurieren kann. Ich achte immer drauf, dass man Einstellungen exportieren kann, weil es den Wechsel des Endgeräts deutlich schneller macht.
Eine von den Apps, die nicht mehr gehen, ist in diesem Fall Locus Map Pro, gekauft im Play Store für einen einmaligen Betrag vor ein paar Jahren. Ja Pustekuchen, das lässt sich zwar installieren, aber beim ersten Start benötigt es irgendwelche Sachen mit GSF und das scheitert. Darüberhinaus hat Locus auf ein Abo-Modell umgestellt, das es mir die 24 EUR im Jahr nicht wert ist. Also Umstieg auf OSMAnd. Brouter geht, Offline-Karten gehn, mit der Bedienung freundet man sich auch an. Und es gibt coole konfigurierbare Icons, anhand derer ich weiss, in welchem Brouter-Routing-Modus ich unterwegs bin 🙂
Die Standardrunde ist inzwischen auf 50km gewachsen und hinreichend optimiert: https://ridewithgps.com/trips/72759237 je nach Vegetation anpassbar, momentan verdeckt der Mais an gewissen Schnellfahrstellen die Sicht, so dass ich unnötig stark abbremsen muss. Und weil OSMand irgendwie doch schneller neu berechnet, hab ich die Runde mal noch andersrum erlegen: https://ridewithgps.com/trips/72929318 wenig Verkehr und auch dort noch gewisse Optimierungsstellen, aber sehr schön fahrbar.
Unsere ehemaligen Mobiliar-Büros am Lamprechtweg in Oerlikon sind inzwischen Wohnungen.
Es ist doch ganz gut, die Arbeitskollegen alle mal wieder physisch zu treffen, in Oerlikon oder in Bern. Wenn es die Lage zulässt, läuft das auf zwei Tage in Bern (mit oder ohne Ü) hinaus und einen halben in Oerlikon. Produktive konzentrierte Arbeit weiterhin und wie vorher schon daheim; Emails, Meetings, Essen, Treffen, Quatschen an den Direktionsstandorten oder unterwegs. Oder in der Aare. Der Morgenspaziergang aus dem Gästehaus in Wabern ins Büro an der Aare ist auch ganz nett und mit Zeitvorteil sogar schwimmbar.
Immer noch bisschen viel Wasser in der Aare (Marzili). Berghaus Diavolezza
Jetzt geht’s dann erstmal (wieder) hier rauf. Für ausländische Gäste ist der Schweizer ÖV tatsächlich abartig teuer. Für erstklassig Wil-Diavolezza-Wil sind es als Streckenbillett 588 Fr. (2 Erwachsene, 1/1), mit Swiss-Travel-System-Halbtax und Streckenbilletten 534 Fr., mit dem Swiss Travel Pass 738 Fr. und mit dem Interrail One-Country-3-Tages-Pass etwa 380 Fr., also so wie im Juli schon mal gemacht 🙂
Die Datensammlung vom Haus wächst stetig, aber es ändert sich nicht mehr viel. Eine leichte Nachkorrektur bei Datenfehlern in der Erfassung anhand der Quartalsabrechnung, aber alle Nebenkostenschätzungen, die ich so vor einem Jahr angestellt habe, passen sehr gut, von daher bietet das Haus bisher keine Überraschungen.
Vermutlich im März oder April waren in einem Reportagen-(?)-Artikel Karstquellen erwähnt und darunter auch solche in der Schweiz. Mit denen in Vallorbe hatte ich bei den Bahnhofsfotos an einem kühlen Morgen schon Bekanntschaft gemacht, aber dass die Simme da auch so einfach und massiv aus dem Berg entspringt, musste ich doch mal überprüfen gehen. In Lenk bzw. im Simmental war ich auch 2019 schon — und tatsächlich, der damals dort schon herumstehende Fanta-Wagen steht immer noch da.
Der steht immer da?
12:30 war ich in Lenk, ab 18:30 Uhr sollte es oben auf dem Hahnenmoospass im Hotel Essen geben. Für knapp 1000 Höhenmeter und 13km also genug Zeit. Flach ging es los, immer der Simme entlang, von links drangen Alphornklänge an mein Ohr. Andere Menschen? Vorerst Fehlanzeige.
2x ganz oben
weapons & armor?
Huch. Zufall. Spiegel kam grad gelegen.
Alphorn links. Blick frei geradeaus oder so.
Die Temperatur korrelierte mit der Entfernung zum Fluss. Das wurde noch markanter, als dann irgendwann die Wasserfälle auftauchten. Dort befanden sich tatsächlich auch noch mehr Menschen, welche ich aber hier wieder rausgeschnitten habe 🙂
Simmenfälle.
Direkt links neben den Fällen konnte man steil hinauf laufen, und irgendwo stand was davon, dass die Gemeinde mal die Simme in diesen neu gegrabenen Kanal gezwängt hat, weil’s irgendwo Überschwemmungen gegeben hatte*. Alles menschengemacht hier, siehe u.a. auch Linthebene oder Hochwasserentlastungsstollen Thunersee. Die Wasserfälle weiter oben fand ich eigentlich noch schöner:
Weiter ging’s hinauf, irgendwann kam ein Abzweig nach links zum Hahnenmoospass und nach rechts zu den Siebenbrünnen, wo die Simme in sieben Hauptströmen aus der Wand kommt. Da kamen mir ordentlich viele Wanderer entgegen, aber kein Wunder, es war ja auch schon späterer Nachmittag.
Da quillt die Simme aus der Wand.
Simme mit Grillierrauch.
Für eine Pause hat’s gereicht, meine Fitness ist wieder dahingehend angestiegen, dass ich die angegebenen Wanderzeiten auf den Wegtafeln erreiche, aber nicht wie üblich massiv unterschreite. Nach der Pause kam wieder ein Abstieg bis zur Weggabelung und ab dort ging es von 1400 auf 2055m bis zum Bummerepass steil hinauf. Menschen waren dort wie erwartet Fehlanzeige. Kühe waren vorhanden.
Aufstieg
Tick, Trick und Track.
Ohne Zaun dazwischen.
Ohne Zaun dazwischen.
Ab etwa 2000m waren die Kollegen Murmeltiere wieder am Pfeifen.
WTF? Ein Wanderer? Gleich mal pfeifen.
Von der Passhöhe auf 2055m (Bummerepass) konnte ich schon gut bis zum Hotel am Hahnenmoospass (1954m?) schauen und meine ETA gegen 18 Uhr war absehbar passend. Also hat’s noch für eine Pause gereicht.
Bummerepass, Blick ins Simmental.
Blick zum Hahnenmoospass.
Schnee frisch weggetaut. Pause.
Danach kam nur noch flacher Weg, es zeigten sich Modellflieger am Himmel und die Sonne kam auch nochmal.
Speichersee Brenggen, Hotel Hahnenmoospass.
Die Modellsegelflugzeugbediener waren im Restaurant deutlich lauter als ihre Luftvehikel, aber ich konnte sie gut ignorieren. Für 80 Fr. hatte ich noch ein Einzelzimmer in der Gruppenunterkunft bekommen, was sehr gut gepasst hat, mit Halbpension. Diesmal hatte ich per Email die Buchungsanfrage geschickt und dann drei Minuten später zum Abklären der Fragen in der schon angekommenen Antwort doch lieber noch angerufen. Es geht einfach schneller 🙂 Das Essen war gut und natürlich zuviel. Die Modellflieger hatten wohl ihre eigene Werkstatt dort oben.
Modellfliegerwerkstatt
Nach einer geruhsamen Nacht mit Kuhglockengebömmel aus dem Tal und nistenden Schwalben an einem Nebengebäude war ich 06 Uhr schon wach für einen Morgenspaziergang.
Kurzspaziergang 06 Uhr.
Morgenstimmung mit Mond, 18-20 Grad.
Exzellentes Frühstücksbuffet ab 08 Uhr und ich wollte ja auch wieder runter — viel Auswahl hatte ich beim Abstieg nicht, wenn man das Schild hier anschaut:
Alle Wege führen nach, äh, Geils?
Und dann bin ich doch tatsächlich mit der Option geradeaus gefahren. In Geils kam dann ein Bus, bei dem eine Teilstrecke nicht im GA enthalten war. Darauf war ich nun gar nicht gefasst 🙂 Aber das erklärt vielleicht auch, warum er um 09:53 in Adelboden Post ankommt, wohingegen der Bus nach Frutigen um 09:52 Uhr dort abfährt. Negative Umsteigezeiten sind üblicherweise schlecht für den Anschluss. Also hatte ich noch eine knappe Stunde Zeit, um einmal in Adelboden rauf und runter zu laufen. Wie erwartet: Touri-Wintersport-Saison-Ort, Shopping und Party, eher nicht so mein Fall, kam mir vor wie Grindelwald. Auf der Busfahrt nach Frutigen fiel mir noch das Tropenhaus ein, aber das hat nur Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Na dann… Homeoffice-Heimfahrt via Bern, in Winterthur die Klimaanlage eingeschaltet, in Wil die Kaffeemaschine 🙂
Einige Bahn- und Velostrecken muss man doch mehrmals fahren, um ein Gefühl zu kriegen, wo sie genau langführen. Auf der Abfahrt vom Grimsel stand mir damals vor dem Brünigpass noch der Kirchet-Riegel im Weg, durch den sich die Aare in die Aareschlucht gefressen hat. Gestern hab ich die Schlucht auf einem Tagesausflug mit Laptop dabei mal angeschaut. Immer noch wenig Leute, Panoramawagen und der tramähnliche Zug von Meiringen nach Innertkirchen hält fast direkt vorm Eingang zur Aareschlucht im Tunnel.
MIB
Ich bin eine Station später ausgestiegen, in Unterwasser, und dann noch um den Kraftwerksauslass zweier Kraftwerke drumherum gelaufen.
Innertkirchen
Aareschlucht, Osteingang
Aareschlucht, Steg zum Bahntunnel
Aareschlucht
Innertkirchen
Das Eintrittsticket hatte ich mir zwecks Rabatt schon in Wil gekauft, wobei ich da zwangsweise noch die Reichenbachfälle mit dazubekam im RailAway-Angebot. Auch gut, von denen hätte ich sonst gar nichts mitbekommen. Durch die Schlucht ging’s gemütlich etwa 45 Minuten, es war ordentlich kalt da unten. Etwas merkwürdig wirkten die Maskenpflicht und der zwischendurch in den Fels geschraubte Desinfektionsmittelspender. Könnte man nicht überall, wo jetzt Maskenpflicht herrscht(e), generell ein permanentes Rauchverbot einführen? Das wäre der Volksgesundheit sicher auch nicht abträglich. In der Schlucht gab es eindrückliche Überhänge und Gletschermühlen, schöne Lichtstimmung, aber schwierige Belichtungsverhältnisse. Ich hab versucht, mit HDR noch was rauszuholen, aber irgendwas säuft immer ab und auf Stativ mit Fernbedienung hatte ich keine Lust gehabt.
Aareschlucht, Ostseite
Aareschlucht, Osteingang
Aareschlucht, Abstieg
Aareschlucht, Ostseite
Aareschlucht, breit
Aareschlucht mit Desinfektionsmittelspender
Aareschlucht
Aareschlucht
Aareschlucht, Engstelle
Hinterher ging’s gleich weiter zu den Reichenbachfällen — Funiculaire hoch und runter, oben viel Gischt und Sprühnebel, kurz bis zum Aussichtspunkt rauf. Kondition ist wieder vorhanden, Atemnot passé, und der Schlafbedarf tagsüber wird auch schon wieder weniger *gähn*.
Kirchet
Reichenbachfallbahn
Reichenbachfälle
Nach einem kurzen Anschlusssprint auf den RE in Meiringen ging es gemütlich wieder heim, via Interlaken und Bern, inklusive Znacht-Stop in der leeren Welle am Bahnhof Bern. Gegen 18 Uhr war da früher auch schon mal deutlich mehr los an einem Werktag, und der 18:31-Zug nach Wil war angenehm dünn besetzt. Wieder genau am richtigen Wagen eingestiegen, so dass ich in Wil beim abschliessbaren Veloständer aussteigen konnte 🙂 Strassenzustand und meine Temperaturmessdaten liessen mich vermuten, dass es bis etwa zehn Minuten vor meiner Ankunft ordentlich geregnet haben musste.
Wie gestern schon zu erahnen war, hab ich die 60 zu bewertenden Startups auf zwei Blöcke verteilt und dazwischen eine Wanderung eingebaut, diesmal ins Maggiatal. Da wollte ich eigentlich schon früher mal hin, aber damals hatten wir uns erst verfahren und wir sind natürlich gar nicht so weit ins Tal raufgekommen. Bei mir war Abfahrt um 06:04 Uhr, Wanderstart gegen 11:15 Uhr, rauf zum Lago del Sambuco und dann eigentlich gemütlich bergab bis nach Bignasco und von dort gegen 18:15 Uhr wieder heim. Hat alles so funktioniert wie geplant, nur das bergab hatte doch recht viele positive Höhenmeter dabei.
Ab Fusio ging es mal links, mal rechts der Maggia entlang, teilweise recht weit weg vom Fluss, aber immer mit Aussicht und fast ohne andere Menschen. Nur oben am Lago del Sambuco waren ein paar wenige Ausflügler aus dem Inland.
Die Tierwelt wurde auch vielfältiger und bunter, das Wasser war dagegen schon immer grün-blau-rauschend.
Ich hatte zwischenzeitlich schon extrapoliert, dass ich bei der Grössenzunahme von Eidechse 1 zu Eidechse 2 im Verhältnis zur Weglänge am Ende in Bignasco dann vor einem ausgewachsenen Raptor stehen würde. Und das war nur linear extrapoliert! Noch nicht mal exponentiell, und von letzteren Kurven hatte ich morgens schon 30 gesehen und würde abends nochmal 30 in den Startup-Folien sehen. In regelmässigen Abständen kamen Trinkwasserbrunnen und auch Hofläden wurden mehr.
Auch mit einigen Pausen war ich immer noch der Zeitrechnung auf den Wandertafeln voraus. In Bignasco kam der Bus nach Locarno grad um die Ecke und mit einem 100m-Sprint sass ich bequem mit drin. Das Problem bei den durchgetakteten Anschlüssen ist ja nur, dass man sich am Bahnhof nicht mal ein Picknick holen kann. Für ein Kaltgetränk in Locarno und ein Heissgetränk in Bellinzona hat’s aber gereicht, ab da gab’s Giruno bis Zürich und Dosto (in 16-Wagen-Maximallänge) bis Wil, ich hab mir die restlichen Startups anschauen können und war 23 Uhr wieder daheim im Bett.
(Bildbeschreibungen/Texte sind jeweils auf der Attachment-Seite nach dem Draufklicken im Dateinamen hinterlegt)
Jedes Jahr wieder: https://www.kickstart-innovation.com/ Startups bewerben sich in diesem Programm und grosse Firmen schauen, ob sich darunter kleine Startups finden, die vielleicht irgendein Geschäftsproblem lösen oder dabei helfen können. Ich bin mal wieder im sogenannten Vertical (=Bullshit-Begriff für Themengebiet) Smart City dabei und es gibt 60 Startups anzuschauen, jeweils also einen Foliensatz von mehr oder weniger guten Verkaufsfolien. Manchmal bekommt man die Geschäftsidee dahinter heraus, manchmal nicht.
Eins der wenigen netten Startups ist die Live Track AG, die mit ein paar netten Sensoren die Touren der Kehrichtabfuhr (z.B.) reduzieren kann. Ja, wenn man öfter beim Open Data Beer dabei ist, kennt man das schon länger, seit Ende 2019 sogar schon.
Ansonsten ist sehr viel kapitalistischer Quatsch dabei — möglicherweise hat der Telepolis-Artikel dazu von gestern noch den Blick etwas geschärft. Was nützt es der Welt, wenn ich in einer Travel-App irgendwelche Gummipunkte bekomme, wenn ich eine emissionsarme Reiseart benutze, wohingegen ich eigentlich die meisten Punkte bekommen sollte, wenn ich gar nicht reise? Wieso belohnt niemand Nichtkonsum explizit? Am 13. Juni würde ich ja sehr gern mehrfach Ja fürs CO2-Gesetz stimmen, wenn ich schon abstimmen dürfte, dann würde ich nämlich genau für solchen Nichtkonsum finanziell belohnt.
Ganz häufig sieht man exponentielle Wachstumskurven für Startups. Wenn mir da jemand dumm kommt, kann ich das schnell extrapolieren und fragen, warum sie denn in zehn Jahren schon die Weltherrschaft übernommen haben. Irgendwie wissen aber alle, dass das nicht funktionieren kann und machen es trotzdem so.
Das Gute an dem Kickstart-Programm: das kann man bequem im Zug erledigen. Nach Locarno, Bignasco und Fusio. Und später nach durchwandertem Maggiatal wieder zurück. Nach den ersten 20 Startups zieht grad der Urnersee vorüber. Und zack, hab ich auch wieder 100kWh oder mehr fürs Herumfahren verfahren.
Meine vierte Swiss-Data-Science-Konferenz ist vorbei, zuerst war ich 2017 dabei, letztes Jahr im Sommer im Kursaal in Bern auch schon hinter den Kulissen. Ich hatte sogar schon vergessen, dass damals 2017 David Kriesel dabei war, der ja beim 36C3 (Ende 2019, kein Blogbeitrag) seinen genauso unterhaltsamen Vortrag zum Thema BahnMining hatte.
Aufgrund der Umstände wurde Ende April schon entschieden, die SDS2020 statt im KKL Luzern prinzipiell online stattfinden zu lassen. Damit das aber in einem professionellen Rahmen geschieht, wurden professionelle Audio-/Video-/Übertragungsstudios von habegger.ch gemietet und genutzt. Insgesamt: es war klasse, hat im Wesentlichen total reibungslos funktioniert und war genauso unterhaltsam wie eine Vor-Ort-Konferenz. Die Teilnehmerzahlen waren mit >400 auch im ähnlichen Rahmen wie sonst.
Technisches:
die Speaker, die vor Ort im Studio (in Regensdorf ZH) waren, wurden dort ganz normal gefilmt, und die professionell aufbereitete Videokombination (Folien plus Kamera) wurde per Livestream an die Teilnehmer geschickt.
die Speaker, die aus der Ferne zugeschaltet waren, wurden per MS Teams hinzugeholt. Das Videobild plus die Folien wurden wiederum abgemischt und im Livestream versendet.
es gab drei parallele Livestreams (=drei Sessions); eine aus dem ganz grossen Studio 1 und zwei aus kleineren Studios, die ungefähr 20qm hatten und genauso voll mit Technik waren
Jede der Sessions wurde von mindestens zwei Technikern betreut plus einem Moderator und einem Talque-Beobachter für den Live-Chat mit Fragen zum Vortrag (das war meine Rolle)
Für die normalen Konferenzteilnehmer lief alles über die talque-Plattform (Videos/Streams, Chat/Fragen zum Vortrag, Matchmaking aller Teilnehmer aufgrund von Interessen, private Chats, Online-Postersessions etc.)
Impressionen Aufbautag 25.06.
Gelb, blau, bunt und Liegevelocontent.
Das grosse Studio 1.
Gundula und unser Moderator Frank.
Das kleine Studio 3.
Cristina Kadar (Data Scientist @NZZ :D, Moderatorin) und Tim Blazina (Migros, späterer Best-Presentation-Award-Gewinner)
Im Studio 1 hatten wir einen professionellen Moderator mit Fernseherfahrung, das war deutlich zu merken. Ganz ungezwungen und als ob er das jeden Tag machen würde, stand er vor der Kamera und hätte mit Standup-Comedy auch locker einen Speaker-Ausfall überbrücken können. Er hat in der Probe schon folgendes gesagt:
[…] you may know me from TV… or from Tinder, I’m quite active there as well […]
Das kam dann auch in der Live-Anmoderation am Freitag so 🙂 Leider konnte ich seinen Text nicht immer verfolgen, ich war ja für Stream 3 zuständig.
Impressionen Konferenztag 26.06.
Rot vor blau geht auch.
Das Studio 1.
Spannung vorm Start.
Die Techniker von der Bildregie sassen draussen in ihrem Ü-Wagen, es lief aber nichts über Satellit/Funk, sondern alles über eine normale 1GBit/s-symmetrische Leitung (wie ich sie auch daheim habe). Parallel dazu habe ich noch Twitter bespielt unter #SDS2020.
Moderation und zwei Live-Speaker im Studio.
Unbenutzte Moderationskarten.
Livestream verfolgen.
…mit Kaffee dazu.
Zum Glück war das Wetter nicht ganz so heiss wie erwartet, es war sowieso schon viel zu warm in den Räumen aufgrund der vielen Technik.
Zwischenverpflegung.
Es war echt warm in dem kleinen Raum.
Einen Mobiliar-Beitrag gab’s auch, Chefchef nicht in Rot wie ich.
Jérôme in der Bildregie.
Jérôme im Studio.
Und von hinter der Studiotür.
Die Konferenz war perfekt durchorganisiert, der Vorbereitungsaufwand von Gundula und Team war enorm. Ich hab ja schon öfter mal Sessions an einer Konferenz moderiert, aber da musste ich mir die Fragen selbst ausdenken — das war hier hingegen alles schon vorbereitet, nur die Live-Fragen aus dem Chat musste ich (leserlich+handschriftlich) auf Moderationskarten notieren und Cristina reinreichen. Dort, wo viele Menschen unterwegs waren, wurden Masken getragen, in anderen ungefährdeten Bereichen nicht.
Ich hab aber schon dankend abgelehnt, da zum Arbeiten hinzugehen, mindestens bis zur Einbürgerung 🙂 Das Pendeln mit Zug und Fähre ginge sicher, aber dauert halt zu lange. Bin gespannt, was aus dieser Investition seitens Mobiliar wird. Bei Sharoo hat ja die AMAG grad alles übernommen.
Die erste Schweizer Bank hat jetzt auch kapiert, dass sie gegen Revolut verlieren, wenn sie nichts unternehmen: https://www.neon-free.ch/de/blog/geld-1×1/warum-neon-keine-auslandsaufschlaege-bei-kartenzahlungen-erhebt/ Neon schafft bei ihrer Mastercard die Auslandsaufschläge ab und verrechnet den Interbankenkurs — also genau wie Revolut. Dummerweise hat Revolut jetzt schon 500k Nutzer/Karten in der Schweiz (quasi ohne Werbekampagne), Neon erst eine tiefe zweistellige Tausenderzahl. Ob sie das noch aufholen können, ist fraglich, zumal ja “nur der Schweizer Markt” nicht fast grenzenlos skalieren kann. Ihr Blogbeitrag ist zumindest sehr ehrlich und macht sie daher sympathisch.
Solange aber die SGKB noch versucht, mir für eine nicht mehr existierende/abbestellte Maestro-Karte die Jahresgebühr von 40 Fr. zu verrechnen, geht es den Banken sowieso noch viel zu gut. Ich spekuliere drauf, dass die SGKB-Immobilie in Wil gegenüber mal frei wird, die hätten auch schöne Aussicht von dort und es wäre zentral. Ich überlege, ob ich sie im Dezember vorwarnen soll, dass ich meine Bankverbindung bei ihnen komplett auflöse, wenn sie mir _wieder_ die Gebühr zu verrechnen versuchen 😀 Die Maestro-Karte von der Raiffeisen hab ich auch nur deswegen, weil die als Museumspass gilt, sonst könnte ich mir die 30 Fr. Gebühr dort auch bequem sparen. Cash abheben ginge auch mit Neon, wenn man wirklich mal Cash braucht.
Bei der Konferenz in London hatte ich Bekanntschaft mit den Herstellern unserer Betrugsbekämpfungs-Software geschlossen. Später wurde ich von ihnen angefragt, ob ich nicht bei ihrem User Event einen Vortrag halten könnte. Dem habe ich zugestimmt und gestern was zum Thema “Datenqualität” erzählt. Dazu gibt’s genügend Geschichten aus vier Jahren Mobiliar (und auch von vorher).
Skihalle Neuss
Baumhaus mit Sauna
Ein bisschen ulkig wirkt es ja, wenn man im Alpenpark in Neuss ankommt, wo man eigentlich grad frühmorgens daheim mit Blick auf die echten Alpen abgefahren ist. Die anderen Schweizer hier fanden das auch seltsam. Das Baumhaus mit eigener Sauna war aber ganz okay.
Mein Vortrag war natürlich auf Englisch und es hat schon echt Sinn, wenn wir im Ausland mit dem französischen Firmentitel la Mobilière auftreten. Als Vortragseröffnung sag ich immer dazu, dass wir mehrere Landessprachen haben und dass die deutsche Bezeichnung die Mobiliar auf Englisch falsche Assoziationen weckt. Kommt immer gut an.
Das scheint auch hängenzubleiben: als unser Event Host Stanley heute einen Speaker ankündigen wollte und sich nicht getraut hat, seinen Namen auszusprechen, hat er das damit begründet, dass er das ja gestern schon mit dem Speaker Georg Rusch von die Mobiliar falsch gemacht hätte 🙂
Nebenbemerkung: ich warte noch auf das Video vom NZZ-Podium zum Thema Freundschaft, das am Dienstag im Schauspielhaus Zürich stattgefunden hat. Wir sind Sponsor, da hab ich mich auf die Gästeliste schreiben lassen. Wolf Biermann war super, auch wenn man manchmal nicht sicher war, ob er nicht schon eingeschlafen war.