Kickstart Accelerator + Statice

Auf verschlungenen Wegen bin ich mit dem Kickstart-Accelerator-Programm in Berührung gekommen. Da können sich Startups anmelden, die sich dann in einer Art geführtem Auswahlprozess bei Firmen vorstellen und schauen, ob sich ihr Produkt irgendwie für die etablierte Firma eignen würde. Zumindest sollte es offiziell so laufen. In meiner Erinnerung lief das bei uns anders, aber die Jungs von https://statice.ai sind einfach nur sehr nett (Ben = Tasmanier und Velofahrer) und haben was drauf, also machen wir mit ihnen einen PoC (Proof of Concept — also wir basteln was und schauen, ob das funktioniert).

Fabian von kickstart, ich, Sebastian von statice

Bei dem Event im Kraftwerk Selnau wurden sämtliche Kooperationen nochmal kurz vorgestellt, immer einer von der grossen Firma und einer vom Startup, kurz was gesagt, Händeschütteln, fertig.

Weil ich das dort schon so spontan anschaulich mit Referenz auf unseren Leiter Versicherungen Patric Deflorin erklärt hatte, ist das eh nicht mehr geheim. Wir versuchen mit Machine Learning vorherzusagen, welche Kunden kündigen (und natürlich wann). Dazu braucht’s viele persönliche Daten bzw. wir nutzen dazu viele persönliche Daten. Der USP (unique selling point — so ‘ne Art Alleinstellungsmerkmal, also wie bei mir nächtliche Schwerlastliegevelopassfahrten) von Statice ist, dass sie die persönlichen Daten anonymisieren und man dann ganz beruhigt auf solcherart anonymisierten und synthetisierten Daten genauso arbeiten kann und nicht viel an Genauigkeit verliert. Das probieren wir jetzt aus. Der Vertrag dazu hat nur sieben Seiten :/

Das Beste am Event war mein neues Poloshirt. Ganz schön schwierig, so was innert Wochenfrist in einer grossen Firma zu bekommen, wenn der offizielle Fanshop im SAP via Kostenstelle drei Wochen Lieferzeit hat. Ansonsten trifft man halt viele ähnlich lustige Leute dort und auch solche, die man aus ganz anderem Kontext kennt.

Fraudanalytics.ai in Yverdon

Durch eine Reihe von Zufällen ™ bin ich auf die gestrige Fraudanalytics.AI-Konferenz in Yverdon-les-Bains aufmerksam geworden. Ein halber Tag zu meinem Lieblingsthema, mit bunt gemischten Teilnehmern. Von den sechs Vorträgen waren zwei informativ, drei altbekannt/langweilig und einer hochinteressant, das ist eine ganz gute Quote.

Auf dieser Folie ist der letzte Punkt der wichtigste 🙂

Von Pictet (Vermögensverwaltung/Privatbank in Genf) war auch jemand da und hat erzählt, wie sie betrügerische Transaktionen rauskriegen. Die hatten ihre numerischen Variablen aber diskretisiert, was nicht hätte sein müssen. Man beachte die Spalte “Assets under Management (AuM)” und die Diskretisierung in das “BP Wealth Band”. Es gibt quasi reich (1), reicher (2), am reichsten (3), was für Gelächter im Publikum sorgte. (Hinweis: unsere Tausendertrennzeichen sind Hochkommata.)

AuM = Assets under Management (in CHF)

Und dann beschäftige ich mich ja momentan damit, wie man in einem regelbasierten Betrugserkennungssystem irgendwie feststellen kann, welche Betrugsregeln wie erfolgreich sind. Es wirken für einen bestimmten Schadenfall bzw. eine Transaktion ja fast immer mehrere Regeln zusammen und ergeben am Ende einen Betrugsscore (so machen das auch z.B. die Zahlungsdienstleister, nur müssen die viel schneller sein). Dazu gab’s ein paar gute Folien und Ansätze, die auch zu meiner Idee mit “marginalen Beiträgen” passen sollten.

Apropos Zahlungsdienstleister: Viseca ist einer der hiesigen Kreditkartenherausgeber (gehört zu Aduno) und die prüfen eben genau ihre Millionen Transaktionen am Tag und haben dazu hunderte von Features pro Transaktion. Auf der Skala rechts sieht man, dass am Ende ein Score zwischen 0 und 1 herauskommt und links sieht man, welche Regeln/Features den Score erhöhen und welche ihn senken. Die Darstellung könnte ich eventuell bei mir auch mal verwenden. Lustig auch, dass der hier dargestellte fiktive Fall/Kunde etwas bei Thomas Cook gebucht hat.

Alles in allem eine ganz nette Konferenz und gratis, dafür aber auch ohne opulente Zwischenverpflegungen. Die Lumix macht sich auch bei Konferenzen sehr gut für scharfe Freihand-Fotos ohne Blitz. Und da ich etwas eher da war, bin ich noch durch Yverdon (30’000 Einwohner) gewandelt, das kannte ich bisher nur von Bahnhofsfotodurchfahrten. Alles flach da, ein paar Flüsse und Kanäle, eine halbwegs belebte Altstadt, schlammige Wege zu Geocaches, die namensgebenden Bäder/Quellen hab ich nicht ausprobiert. Und beim Metzger gibt’s frische Pferdewurst 😀

Wil-Boncourt aussenrum

Acht Tage, 4000 Bahnkilometer, davon 1700km in zwei Nachtzügen und etwa 2000 in ICE, Frecciarossa und TGV. Donnerstagmorgen hinter St. Margrethen die Schweiz verlassen, eine Woche später in Boncourt wieder eingetreten, dann heute nur noch ein paar läppische Kilometer Boncourt-Biel-Bern-Wil auf bekannten Strecken. Die Fahrerei kann man machen, und das geht sogar ziemlich gut, auch wenn die Reservierungspflicht im lateinischen Ausland lästig ist. Und elf Gläser* Pernigotti im Gepäck, da lohnt sich so eine Fahrt doch. In Roma hatte ich schon den Supermarkt am Montag leergekauft und bis am Mittwoch hatten sie das noch nicht nachgefüllt. Also bin ich in Milano noch zum mir bekannten Supermarkt im Bahnhof (wenn man draussen vorm Portal steht, im linken Portalbereich eine Ebene unterirdisch**, in Leipzig wäre das die Westhalle).

Link zur nachgeplanten Strecke auf gps ies.com alltrails.com, mit brouter-rail erstellt: https://www.alltrails.com/explore/map/20190606-wil-rondom-ch?u=m Hab fast ein GPS-HerzCHen gemalt 😀 (die Strecke passt nicht exakt, ein Teilstück war teilautonome Autofahrt mit Chauffeur und der Umstieg in Belfort/Meroux geht im Brouter nicht anders, da ist eine Schlaufe zuviel)

Arbeiten war ich ja in Rom auch noch, der Eurapco-Verbund ist schon ziemlich lustig, man lernt viele andere Leute kennen, besonders solche in der eigenen Organisation, diesmal Michel und Hermes, die in Bellinzona sitzen und sich wahlweise auf Italienisch oder Französisch unterhalten haben, manchmal auch Englisch und Deutsch ging natürlich auch. Faszinierend, und mit meinem Duolingo-Speexx-Italienisch bin ich auch ziemlich weit gekommen. Spannende (aufgeflogene) Versicherungsbetrugsfälle gab es auch noch en masse zu sehen; man denkt gar nicht, auf was für Ideen die Leute kommen. 

*alle schon mental reserviert

**ich vergess das immer wieder, jetzt kann ich’s unter dem Pernigotti-Suchbegriff hier nachschauen 

Insurance Innovators Counter Fraud, Konferenz

Beim Eröffnungsvortrag heute fühlte das sich fast an, als ob ich bei der Betrugsbekämpfung “auf die dunkle Seite der Macht” wechseln würde. Aber das Gefühl ging doch schnell wieder weg. Es hat kaum jemand was zum Brexit gesagt, die Abkürzung AI ist aber leider viel häufiger aufgetaucht. Na es dauert halt bis es alle mitbekommen, dass das gar nicht so häufig geht, wie sie denken. Lustig war der Vortrag von Paul Brandstätter von der UNIQA aus dem benachbarten Österreich — sehr ähnliche Datenprobleme, sehr ähnliche Vorgehensweise, sehr heterogener Markt (bei ihnen ganz Osteuropa), da konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Rein technologisch scheinen wir bei der Mobiliar ganz gut aufgestellt zu sein, wenn ich so sehe, was die anderen einsetzen oder was ihnen noch alles fehlt. Man darf sich nur nicht mit dem UK/US-Markt vergleichen, das ist ein ganz anderes Umfeld, schon allein sprachlich, rechtlich und regulatorisch.

Zwischendurch kamen mir wieder ganz lustige Ideen, die alle auf zwei A4-Blättern Platz hatten. Die Gedanken kommen mir irgendwie immer, wenn ich anderen Leuten zuhöre. Kurz vor meinem eigenen Vortrag hab ich noch mit zwei schwedischen Studenten ein Interview fertiggestellt zum Thema AI, Daten, etc. Ja, sicher kann man aus Audio-Aufnahmen (=Telefonanrufen der Kunden) mindestens mal das Gefühl der Kunden erkennen und möglicherweise auch noch mehr in Richtung Betrug. Ob sich das finanziell lohnt, sowas auszuprobieren, ist die andere Sache. Wir sind ja nun mal sowieso in der Fläche mit den Generalagenturen vertreten und kein Direkt-/Digitalversicherer.

Alles in allem hab ich mich vor allem mit den Leuten von INFORM angefreundet, deren Produkt wir ja auch einsetzen. Caroline war etwas pikiert, dass ich mir bei der Konkurrenz von shift T-Shirts, bei carpe data noch Socken und bei friss Schokolade geholt hab. Aber hey, wenn man schon mal im Bühler-T-Shirt da ist…

London ist noch immer nicht mein Fall, aber für die Konferenz hat es sich doch recht gut gelohnt. Nach meinem Vortrag kamen auch ein paar gute Fragen und ansonsten kochen die anderen auch alle nur mit Wasser. Das Bällebad im Hilton war heute gesperrt. Hm.

Am lustigsten sind eh die skurrilen Betrugsfälle, die auftreten. Von NFU Mutual hat einer erzählt, dass da in Nordirland mal Familienfehden aufgetreten sind, wo die Leute sich gegenseitig die Schafe geklaut haben. Ja lustig, wenn man beide Gegenparteien versichert und dann jedesmal zahlen soll 🙂 Kann ja mal schauen, ob wir sowas bei der Mobiliar im Appenzell oder irgendwo im Berner Oberland auch haben 😀

Jetzt noch mit LX455 retour fliegen. *gähn* Die NZZ von heute und NZZ Geschichte sollten reichen für die Flugdauer.

Insurance Innovators Counter Fraud, Apéro

Erstmal steigt man in Zürich nichtsahnend in den Flieger nach London-City und trifft da die eigene Ex-Chefin vom MGB — nicht schlecht, kurz geschwatzt, alles wie immer. Und ja, ich hab noch genügend Kontakte zu den Data-Science-Leuten und lade die auch immer regelmässig an meine eigenen Meetups ein. Das ist doch unternehmensunabhängig, uns interessieren immer nur die Daten.

Danach wollte ich eigentlich von LCY bis zur Tower Bridge laufen, aber weil ich doch noch Shortbread für den Nachwuchs kaufen sollte, hab ich die Zonenkarte für TfL gelöst und bin durch die Gegend gefahren. Ist ja wie das GA daheim, ähnliche Verkehrsdichte, nur alles lauter und dreckiger. Aber London scheint Fortschritte im Kampf gegen das Auto zu machen, es ist nicht mehr ganz so extrem nervig. Vielleicht wird es ja irgendwann doch noch angenehm hier. Nach dem Abklappern der drei grossen Retailer Tesco, Sainsbury’s und Marks&Spencer hatte ich ein Kilo Shortbread in verschiedensten Variationen beisammen. Das sollte bis kurz nach Ostern reichen.

Aber ich bin ja zur Konferenz hier: https://marketforcelive.com/insurance-innovators/events/counter-fraud/, also geht’s um Versicherungsbetrug, das ist ja auch genau mein Thema. Morgen darf ich dazu was erzählen, aber ich hab natürlich meine datengestützte Sichtweise. Wenn mir hier einer mit Machine Learning kommt, metzel ich den mit Argumenten nieder. Bei uns geht’s (noch) nicht und wenn’s gehen würde, hätte ich es schon gemacht. Gibt viel bessere Betrugserkenner, nämlich Menschen. Die muss man so gut wie möglich unterstützen und ihnen soviel wie möglich langweilige Arbeit abnehmen, das ist das, wofür ich mich einsetze. Dann können sie nämlich ihre Kernkompetenz einbringen und sich auf komische Verhaltensmuster von Kunden konzentrieren.

Der Klassiker, auf den ich immer wieder angesprochen werde, ist immer Machine Learning auf Schadenstexten, also auf der kurzen Beschreibung, die man im System vom Schadenmitarbeiter oder vom Kunden oder von wem auch immer erhält. Viel weiter als bis zur Erkennung, was das vielleicht für ein Schaden sein könnte, kommt man da maschinengestützt (mit Sicherheit!) nicht. Viele Landessprachen haben in diesem Fall auch mal Nachteile. Irgendjemand hat mich noch gefragt, ob man nicht gleich aus dem Anruf eines Kunden alles komplett automatisiert erkennen kann, das sei doch trivial. Klar. Wenn man nur Oxford-Englisch spricht oder eine andere Variante einer weltweit verbreiteten Sprache mit vielen Milliarden Beispieldatensätzen zum Trainieren. Wenn man aber vier Landessprachen hat plus zig verschiedene Dialekte, wo es eben keinen vernünftigen Korpus zum Trainieren von Spracherkennung gibt, fällt das einfach mal (vorerst noch) aus. Obwohl ich es mir noch lustig vorstelle, wenn man dann Dialekt transkribieren würde und es am Ende aussähe wie ein Buch von Pedro Lenz — “Liebi Mobiliar, di schöni Fanny het mis natel gschlisse” (klassischer Haftpflichtfall, erkennt man sofort, aber persönliche Beziehung vom Geschädigten zum Verursacher ist auch erkennbar).

Lustige Leute hab ich auch schon beim Pre-Conference-Event (in CH = ein Apéro) getroffen, nämlich zum Beispiel zufällig die, die unsere Scoring-Software herstellen. Nach einer regelgesteuerten Bewertung werden die Fälle manuell geprüft und das ist auch gut so, weil dann nämlich am Ende ein Mensch die Entscheidung trifft. Dauert länger, kostet eventuell mehr, aber ich find das prinzipiell sehr gut. Stichproben, Zufallstreffer, Bauchgefühlverdachtsmomente, alles drin. Genau wie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen (auch wenn die noch mehr “false positives” akzeptieren, wenn sie dafür auch wirklich keinen “true positive” verpassen). Und: ich schau zu, dass ich das Regelwerk dahinter verbessere, dass also mehr Betrüger gefunden werden und gleichzeitig weniger ehrliche Kunden “verdächtigt” werden. Ganz klassisches Vorgehen in der Branche, ist auch alles Allgemeinwissen mit teilweise sehr lustigen Fällen:  https://www.bernerzeitung.ch/die-frechsten-versicherungsbetrueger/story/27006987 oder auch hier im Kassensturz.

Hotel, naja, Hilton halt. Hochpreisig, kann eigentlich auch nicht mehr als mein Schlafzimmer daheim und hat keine so gute Aussicht. Immerhin ein Bällebad. Rückflug gleich morgen abend.

35C3, Tag 2+3

Am zweiten Tag ging’s weiter mit Inside the Fake Science Factories, wo es um Netzwerke von Konferenzen und Journals ging, die so tun, als ob sie wissenschaftlich wären, aber eigentlich nur auf finanzielle Beiträge aus sind. Artikel werden zum Schein geprüft und dann veröffentlicht in dubiosen Zeitschriften, Konferenzen werden mit seltsamen Teilnehmern gefüllt irgendwo auf der Welt, es gibt inflationär viele davon. Das Recherchenetzwerk war relativ gross, vorgestellt wurde es uns von zwei investigativen Journalisten vom NDR und einem von der SZ. Zeitungsabos und Gebührengelder sind eben manchmal doch sinnvoll angelegtes Geld. Zum Nachschauen hier: https://app.media.ccc.de/v/35c3-9744-inside_the_fake_science_factories

Danach folgte der relativ lange und unterhaltsame Jahresrückblick des CCC, von dem mir noch nicht alles bekannt war: https://app.media.ccc.de/v/35c3-9975-jahresruckblick_des_ccc_2018

Ein paar rechtliche und praktische gute Hinweise gab es bei Verhalten bei Hausdurchsuchungen, eine Situation, in die man nicht kommen möchte, auf die man aber besser vorbereitet sein sollte.

Leipzig Messegelände

Tag 3 begann mit einer guten Zusammenfassung über Empirie und wie man Studien erstellt und deren Statistik liest und korrekt macht. Das war mir zum Glück fast alles bekannt. https://app.media.ccc.de/v/35c3-9686-die_dreckige_empirie

Der beste Vortrag von Tag 3 war der über Die dreckige Seite des Mobilfunks, wo ein Telekommitarbeiter, der die letzten 25 Jahre im Mobilfunkbereich draussen mit den Antennen zu tun hat, viele interessante Sachen erzählt hat, über Störer, Frequenzspektren, die BNetzA und noch so einiges mehr. https://app.media.ccc.de/v/35c3-9407-die_verborgene_seite_des_mobilfunks

Watt und dBM

Es lohnt sich auch wirklich, verpasste Vorträge online nachzuschauen, die Medien-Seite des CCC ist sehr gut gemacht und die Vorträge sind sehr schön aufgezeichnet. Vor Ort zu sein ist trotzdem noch spannender als sich das zu Hause im Sessel anzuschauen. Das ist seit langem und bei weitem die sinnvollste “Konferenz”, auf der ich war.

35C3, Tag 1

Der 35C3 hat begonnen. Dank Kontakten auf Twitter bin ich auch noch reingekommen. Das Leipziger Messegelände ist ziemlich gross, aber bis auf ein bisschen zyklischen Stau bei den Fressbuden immer zwischen den Vorträgen hab ich noch keinen Dichtestress erlebt.

Die eigens für den Kongress gebaute Fahrplan-App mit allen Vorträgen und Events drin aktualisiert gefühlt alle 30 Minuten, funktioniert aber bestens.

Der Vortrag zu den Spacecraft Operations um 16:10 Uhr war sehr spassig, weil die zwar auch noch viele andere Sachen beachten müssen (Orbits, etc.), aber im Kern sind sie einfach sehr weit weg vom Satelliten, nachdem sie ihn ins All geschossen haben, und müssen dann mit den Daten leben, die von dort kommen. Sie können noch Aktionen auslösen, haben Wartezeiten zwischen Kommando und Daten, haben auch nicht immer Datenzugriff (Horizont) und haben ungefähr 20’000 Messparameter für die Telemetrie. Das ist quasi wie ein Solarauto, nur mit mehr Budget. Kreativ werden die Leute auch erst, wenn sie wirklich eingeschränkt werden, dann muss man für die Ferndiagnose der Solarpanels erstmal überlegen, wie man genau herausbekommt, was nun eigentlich das Problem ist. Hypothesen aufstellen (man weiss ja, wie der Satellit aussieht) und dann überlegen, wie man die aus zigtausend Kilometern Entfernung prüfen kann. Sowas ähnliches hatten wir 2016 mit den Solarpanels beim SER2 auch, als man in den Daten der Solartracker gesehen hat, dass mit einzelnen Strings des gesamten Panels etwas nicht stimmen kann. Aus den Messwerten konnte man das damals relativ gut eingrenzen, aber am Ende konnte auch jemand mit dem Lötkolben hingehen und nachlöten.

Richtig cool war dann um 17:30 Uhr der Vortrag zu wallet.fail, wo Hardware-Crypto-Wallets gehackt wurden. Das sind so kleine Geräte wie ein TAN-Generator, die intern Zahlungen verschlüsseln, auf denen man dann auch Zahlungen freigeben kann. Und natürlich, wenn man das gehackt hat, installiert man erstmal Snake drauf und kann dann auf seiner Wallet Snake spielen (Doom ging nicht, da zu wenig Tasten da sind). Auch die Fernauslesung oder der Einbau eines Funkschalters, den man aus der Ferne betätigen kann (um z.B. eine Zahlung zu autorisieren), waren sehr witzig.

19:10 Uhr kam ein Hack zur Venenerkennung, einem der letzten biometrischen Merkmale, die noch nicht gehackt wurden. Es war erstaunlich einfach, nachdem sie auch erstmal gezeigt hatten, was genau gemessen/vermessen wird. Ich kannte das im Prinzip von den Fingerabdrücken schon aus der Biometrie-Vorlesung 2002 und die Venen sind halt nur etwas schwieriger zu “sehen”, aber am Ende doch ganz einfach. IR-Filter der Kamera raus, die Hand mit IR anstrahlen und schon kriegt man schöne Muster. Das ganze kann man mit Toner ausdrucken, sie haben es dann in eine Handform mit Bienenwachs vergossen und fertig war die Hand-Attrappe, die das System überlistet hat.

“What the fax” war der abschliessende Vortrag von gestern — klar, wer benutzt heut noch Fax? Aber sie haben HP-All-in-One-Geräte auseinandergenommen und genügend Lücken gefunden, wie man über die normale Telefonleitung in das Gerät reinkommt und von da eben weiter in das normale Netzwerk. Es ging bis runter zu den Kompressionsalgorithmen, die in der Firmware von HP verwendet wurden (einer aus Commander Keen, einem Uralt-Spiel — Vermutung war, dass der Programmierer des Spiels bei HP gelandet ist, das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man Code mitnimmt).

Lohnt sich jedenfalls, die Konferenz 🙂 Mit zwei der Leute vom Bahnhofsfoto-Projekt, deren Daten ich ja mit produziere, hab ich mich auch schon getroffen und es scheint noch ein weiterer Liegevelofahrer da zu sein, wenn ich das auf Twitter richtig interpretiere.

TEDx in Bern

Unter dem Titel Äs git nüt wos nid git lief heute ein TEDx-Event in Bern, zu dem ich mich schon im Mai angemeldet hatte. Etwa 400 Leute, sehr interessante und hörenswerte Vorträge zu sehr verschiedenen Themen, nichts Technisches, sondern eben TED-Talks, die auch auf youtube sehr gut laufen: TED-Kanal. Normalerweise schwimme ich hinter der Dampfzentrale in der Aare stromabwärts, aber die Badesaison ist wohl für dieses Jahr auch vorbei.
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GA Wil Tag 4

Heute war der inhaltlich vorerst letzte Tag auf der Generalagentur und ich hab den vom Kundenkontakt her aus meiner Sicht wichtigsten Job mal eine Weile gesehen: den Verkaufssupport. Das sind die Mitarbeiter, die den ganzen Tag lang Offerten ausstellen, Briefe und Emails verschicken, Telefonate entgegennehmen, weiterverbinden, Dossiers bearbeiten und den Verkaufsberatern zuarbeiten. Von allen Seiten werden sie mit Inhalten bombardiert und spannend ist es, wie sie von den Systemen unterstützt werden. Wenn ein Kunde anruft, dessen Daten schon im System sind, wird gleich die Kundenbeziehung angezeigt, es ist sofort alles ersichtlich, was in der Vergangenheit angefallen ist, es können schnell und halbwegs unkompliziert Offerten gerechnet und Vertragsanpassungen vorgenommen oder Schadenfälle entgegengenommen werden. Es lohnt sich also, seine Mobilnummer bei der Mobiliar zu hinterlegen, weil man sich die Zeit spart, im Schadenfall erst noch seine Daten anzugeben, bis der Sachbearbeiter das Dossier aufrufen kann. Ich persönlich fang aber solche Telefonate sowieso immer erst mit der Kundennummer an, bevor ich irgendwas erzähle 🙂
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GA Wil Tag 3, Schäden

Die Mobiliar, Sonnenhofstrasse 5 in Wil, direkt am Bleicheplatz, vis-à-vis der AXA 🙂

Am zweiten Tag hatte ich die eine Seite der Versicherung gesehen, wo nämlich die Prämien herkommen. Am dritten Tag gab es die andere Seite, wo die Gelder wieder hinausgehen. Wir waren bei zwei Schäden vor Ort und haben uns genauer angeschaut, wie der Schaden (jeweils RSS – Regen, Schnee, Schmelzwasser) entstanden ist, was versichert ist, wofür andererseits z.B. nicht wir, sondern die kantonale Gebäudeversicherung zuständig ist und was auch überhaupt nicht gedeckt ist. Es gibt auch hier Pfusch am Bau von Handwerkern, das ist eigentlich die Quintessenz aus den Schadenbesichtigungen. Innerhalb der ersten fünf Jahre nach dem Bau bzw. der Installation sind die Handwerksbetriebe noch in der Pflicht bzw. haben auch das Recht, nachzubessern. Danach ist es dann einfach Pech, wenn der Schaden nicht versichert ist.
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