Lenk-(Bummerepass)-Adelboden

Vermutlich im März oder April waren in einem Reportagen-(?)-Artikel Karstquellen erwähnt und darunter auch solche in der Schweiz. Mit denen in Vallorbe hatte ich bei den Bahnhofsfotos an einem kühlen Morgen schon Bekanntschaft gemacht, aber dass die Simme da auch so einfach und massiv aus dem Berg entspringt, musste ich doch mal überprüfen gehen. In Lenk bzw. im Simmental war ich auch 2019 schon — und tatsächlich, der damals dort schon herumstehende Fanta-Wagen steht immer noch da.

Der steht immer da?

12:30 war ich in Lenk, ab 18:30 Uhr sollte es oben auf dem Hahnenmoospass im Hotel Essen geben. Für knapp 1000 Höhenmeter und 13km also genug Zeit. Flach ging es los, immer der Simme entlang, von links drangen Alphornklänge an mein Ohr. Andere Menschen? Vorerst Fehlanzeige.

Die Temperatur korrelierte mit der Entfernung zum Fluss. Das wurde noch markanter, als dann irgendwann die Wasserfälle auftauchten. Dort befanden sich tatsächlich auch noch mehr Menschen, welche ich aber hier wieder rausgeschnitten habe 🙂

Direkt links neben den Fällen konnte man steil hinauf laufen, und irgendwo stand was davon, dass die Gemeinde mal die Simme in diesen neu gegrabenen Kanal gezwängt hat, weil’s irgendwo Überschwemmungen gegeben hatte*. Alles menschengemacht hier, siehe u.a. auch Linthebene oder Hochwasserentlastungsstollen Thunersee. Die Wasserfälle weiter oben fand ich eigentlich noch schöner:

*EDIT: spontan auslaufende Gletscherseen am Plaine-Morte-Gletscher sind der Grund, Zeitungsbericht z.B. hier: https://www.berneroberlaender.ch/region/oberland/ausgelaufener-gletschersee-bescherte-der-lenk-viel-arbeit/story/14277498 — mit wunderschönen technokratischen Wortschöpfungen wie Seeentwicklung, Entleerungsverhalten und Schwappschwelle. Merci für den tifigen Hinweis.

Weiter ging’s hinauf, irgendwann kam ein Abzweig nach links zum Hahnenmoospass und nach rechts zu den Siebenbrünnen, wo die Simme in sieben Hauptströmen aus der Wand kommt. Da kamen mir ordentlich viele Wanderer entgegen, aber kein Wunder, es war ja auch schon späterer Nachmittag.

Für eine Pause hat’s gereicht, meine Fitness ist wieder dahingehend angestiegen, dass ich die angegebenen Wanderzeiten auf den Wegtafeln erreiche, aber nicht wie üblich massiv unterschreite. Nach der Pause kam wieder ein Abstieg bis zur Weggabelung und ab dort ging es von 1400 auf 2055m bis zum Bummerepass steil hinauf. Menschen waren dort wie erwartet Fehlanzeige. Kühe waren vorhanden.

Ab etwa 2000m waren die Kollegen Murmeltiere wieder am Pfeifen.

WTF? Ein Wanderer? Gleich mal pfeifen.

Von der Passhöhe auf 2055m (Bummerepass) konnte ich schon gut bis zum Hotel am Hahnenmoospass (1954m?) schauen und meine ETA gegen 18 Uhr war absehbar passend. Also hat’s noch für eine Pause gereicht.

Danach kam nur noch flacher Weg, es zeigten sich Modellflieger am Himmel und die Sonne kam auch nochmal.

Speichersee Brenggen, Hotel Hahnenmoospass.

Die Modellsegelflugzeugbediener waren im Restaurant deutlich lauter als ihre Luftvehikel, aber ich konnte sie gut ignorieren. Für 80 Fr. hatte ich noch ein Einzelzimmer in der Gruppenunterkunft bekommen, was sehr gut gepasst hat, mit Halbpension. Diesmal hatte ich per Email die Buchungsanfrage geschickt und dann drei Minuten später zum Abklären der Fragen in der schon angekommenen Antwort doch lieber noch angerufen. Es geht einfach schneller 🙂 Das Essen war gut und natürlich zuviel. Die Modellflieger hatten wohl ihre eigene Werkstatt dort oben.

Modellfliegerwerkstatt

Nach einer geruhsamen Nacht mit Kuhglockengebömmel aus dem Tal und nistenden Schwalben an einem Nebengebäude war ich 06 Uhr schon wach für einen Morgenspaziergang.

Exzellentes Frühstücksbuffet ab 08 Uhr und ich wollte ja auch wieder runter — viel Auswahl hatte ich beim Abstieg nicht, wenn man das Schild hier anschaut:

Alle Wege führen nach, äh, Geils?

Und dann bin ich doch tatsächlich mit der Option geradeaus gefahren. In Geils kam dann ein Bus, bei dem eine Teilstrecke nicht im GA enthalten war. Darauf war ich nun gar nicht gefasst 🙂 Aber das erklärt vielleicht auch, warum er um 09:53 in Adelboden Post ankommt, wohingegen der Bus nach Frutigen um 09:52 Uhr dort abfährt. Negative Umsteigezeiten sind üblicherweise schlecht für den Anschluss. Also hatte ich noch eine knappe Stunde Zeit, um einmal in Adelboden rauf und runter zu laufen. Wie erwartet: Touri-Wintersport-Saison-Ort, Shopping und Party, eher nicht so mein Fall, kam mir vor wie Grindelwald. Auf der Busfahrt nach Frutigen fiel mir noch das Tropenhaus ein, aber das hat nur Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Na dann… Homeoffice-Heimfahrt via Bern, in Winterthur die Klimaanlage eingeschaltet, in Wil die Kaffeemaschine 🙂

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