Im Südzipfel Graubündens waren noch ein paar Bahnhöfe ohne Foto (und eins war falsch, wie sich herausstellen sollte). Bis dahin ist es von Wil aus ungefähr die längste Fahrzeit im Inland, die man noch ohne Kreise und Umwege zu fahren, hinbekommt. Meine Marschtabelle war wie folgt: Abfahrt 05:56 ab Wil, 11:25 Ausstieg in Cadera, hinablaufen bis Poschiavo, weiterfahren bis Campocologno, von dort wieder retour laufen bis Miralago und wieder heimfahren. Ein gutes Buch (David Baldacci: Zero Day) hatte ich dabei und die Strecke kannte ich eh schon aus 2016 (Sommer / Winter) und vorher.
In Wil waren es 4°C, auf dem Weg zum Bahnhof hab ich ein Zehnernötli gefunden, bis Chur wurde es auch nicht viel wärmer. In den morgendlichen Zügen am Wochenende sind immer übernächtigte Partygänger zu finden.
Ab Bergün/Bravuogn lag gut Neuschnee und das ging bis zum Albulatunnel weiter so mit dem Schnee. Danach im Oberengadin war es schon ein rechter Frühling ohne Schnee, weiter hinauf bis Ospizio Bernina hatte ich mich geärgert, die Sonnenbrille vergessen zu haben. Ab Alp Grüm war es blauer Himmel und sonnig, sogar warm, aber windig.
Am Lago Poschiavo war ich sonst immer nur vorbeigefahren, heute hab ich da sogar noch einen Cache gesucht, wurde aber nicht fündig. Steinmauern, igitt, egal welche Grösse die Steine haben. Zwischendurch kamen mir zwei Wanderer entgegen, fast die einzigen Menschen, denen ich heute begegnet bin. Ich meinte “buongiorno”, sie meinten “grüessech”. Die Zivilisation verfolgte mich also, wenn auch langsam 😛 Item, in Le Prese hab ich festgestellt, dass da jemand anderes ein falsches Bahnhofsfoto hochgeladen hatte. Das wäre einfach zu erkennen gewesen, weil schon das Schild an der Farbgebung eindeutig SBB war und nicht RhB. Also hab ich das auf Twitter gemeldet und kurze Zeit später konnte ich das korrekte Foto hochladen. Eins mehr in meiner Sammlung 🙂
Beim Abstieg von Cadera lief ein grösserer Hund mit mir mit, ohne dass ich ihn drum gebeten hätte. Ich hab ihm am Anfang deutlich gezeigt, was ich von ihm halte, dann kam er mir nicht mehr zu nahe. Lustigerweise hab ich nach einem halben Kilometer Pfiffe von hinten gehört, die dem Hund galten, die nur dieser nicht hören wollte. Ein paar Minuten später kam der Hundehalter mit dem Auto (klar, wie sonst) angefahren und hat den Hund eingesackt.
Da ich fix unterwegs war, hab ich sogar noch einen Rückzug eher geschafft als geplant. Gleiche Strecke, gleiche Umstiege, einfach ein paar Seiten weiter im Buch. Zu Hause zu lesen wäre ja langweilig.
Wer mal wissen will, wie stark der neue FV-Dosto schaukelt, kann einfach (bis 2021 noch) im alten Albulatunnel fahren, das ist ziemlich genau dasselbe Fahrgefühl. Arbeiten am Laptop ist sehr lästig, aber eine Quöllfrischdose fällt zumindest nicht um.