Diesmal ist der Nachtzug 94 wie geplant gefahren, umsteigefrei im Liegen bis nach Narvik. Am Anfang musste die Klimaanlage kühlen, am Ende hatte die Heizung gut zu tun, draussen lag überall Schnee und es gab zugefrorene Seen zu sehen. Viele Fahrgäste hatten Ski dabei — aber natürlich nicht, um am Zielort Ski zu fahren, sondern zum Beispiel, um in Kiruna auszusteigen und von dort in anderthalb Tagen auf Ski bis nach Narvik zu kommen.
Beim Nachschauen, wann ich genau das erste Mal hier im Norden war, muss ich mich doch mal selbst zitieren:
Das Reisebudget von 4000 Fr. und 1600 Dosenkilometern dürfte wohl auch hinkommen, hab wieder grosszügig kalkuliert und von dem Rest kauf ich mir ein Eis. Oder ein Brompton für die Kombination mit Interrail.
Vesterålen — Lofoten — Bodø
Das war vor einem Jahr, inzwischen hab ich zwei Faltvelos und werde damit zweimal weit im Norden gewesen sein. Und auch mit Interrail hab ich vor nicht mal einem Jahr angefangen. Das ist also beides recht schnell eskaliert 🙂 Dummerweise gibt es auch Falt-Liegevelos, und wer weiss, ob ich das nach einem weiteren Jahr auch zitieren muss.
Zurück zum Nachtzug: an der Riksgränsen kam sogar eine Personenkontrolle. Kurzes Interview, wo ich hin will und wann’s zurückgeht, keine ID notwendig, Tür wieder zu. Ich sehe wohl vertrauenswürdig genug aus und hatte von Frisur, Hautfarbe und Bart 100% Übereinstimmung mit dem Zöllner.
Narvik war wie erwartet zunehmend verregnet, also hab ich nach 15km und etlichen Höhenmetern mit jetzt wieder heiss-trocken-bremsender Vorderradbremse die Zeit in einer der Shoppingmalls verbracht, wo 15:50 sowieso der Bus abfuhr.
Brücke nördlich von Narvik. Alles rein in den Laderaum.
Ticket in der App gelöst, eingestiegen und rumgeschaukelt über 185 Haltestellen in 5:45h. Ab Svolvær hatte auch schon der Regen aufgehört, es wurde grüner, bunter und schneeärmer.
Svarttinden.
21:35 kamen wir in Leknes an, wo ich das Norrfold wieder zusammenbauen wollte. Ein Pedal hatte ich abgeschraubt, das andere von der anderen Seite wieder in die Kurbel eingeschraubt. Mein Hirn war wohl bei der Busfahrt auch eingeschlafen, denn “rechte Kurbel = rechtsrum fest = linksrum locker” gilt natürlich nur, wenn man es aussen einschraubt. Zum Glück hatten sie in der Tankstelle keinen grossen 15er, sonst hätte ich da echt noch was Gröberes ruiniert, bevor mir aufgefallen ist, dass ich einfach nur andersrum drehen muss, um es zu lösen. Danach wurde es dann Zeit, mein Norwegisch auszuprobieren, und nach den acht Stunden Online-Konversationskurs geht es jetzt einfach, als ob es nie anders gewesen wäre. Die Hemmschwelle ist weg und ich rede einfach drauflos mit möglichst wenig Fehlern und im Zweifelsfall sollte ich einfach das deutsche oder englische Wort nehmen, denn in 50% der Fälle stimmt das sogar. Ett språk til 😀 In der Unterkunft bin ich gegen 23 Uhr angekommen (also im Hellen, haha) und die gesamte Führung und Erläuterung haben wir direkt und problemlos auf Norwegisch gemacht.
Aussicht um Mitternacht.
Morgen geht’s Vorräte holen und dann mal schauen, was das Wetter sagt. Trocken, aber bedeckt.