Lofoten-Epilog

05:05 Uhr klingelte der Wecker, 05:15 Abfahrt, 05:30 am Flughafen Leknes — nur um festzustellen, dass der erst um 06 Uhr öffnet. Der Flugplan ist nicht jeden Tag derselbe, und freitags geht der erste Flug erst um 07:20 Uhr — diesen hatte ich auch gebucht. Also hab ich im Auto gewartet und bin dann später wieder in den Flughafen.

IATA LKN mit zwei fehlenden Buchstaben, links Checkin und Security, rechts Gepäckausgabe, hinten Gate 1, alles sehr übersichtlich 🙂

Hertz hat mir lustigerweise 1479 gefahrene Kilometer auf der Rechnung eingetragen, was aber gar nicht sein kann bei 52 Litern getanktem Benzin und voll-voll-Regelung, es dürften eher 800 gewesen sein. Soll ich mich da beschweren? Grundsätzlich und aus Prinzip ja schon, aber Kilometer hatte ich eh unlimitiert, also nein. Ich hab wichtigeres zu tun, zum Beispiel die Steuererklärung. 4 von 5 Briefen in zwei Wochen waren von Stadt und Kanton (GVA), darunter auch die Zusage über die Förderung der Speicherbatterie mit 2’000 Fr. Spasseshalber hab ich vor Abflug auch noch yuh getestet, so ne App-Karte-Konto-Bezahlungslösung — kann ich wieder kündigen, bringt mir im Inland gar nichts und im Ausland 1% Gebühren, da sind neon/revolut viel günstiger. Aber in der Post hatten sie mir noch die PIN zu ihrer Debitkarte geschickt, was dahingehend sinnfrei ist, dass ich in der App die PIN sowieso ändern konnte und das auch schon vor Abflug nach NO gemacht hatte, um die sehr schnell gelieferte Debitkarte zu testen. Die Frage ist jetzt eher, welche PIN gültig ist 😀 Und ich sehe grad, dass sie mir noch 50 Fr. für Neukunden überwiesen haben.

Jedenfalls sass ich 06:30 Uhr schon am Gate, es füllte sich langsam mit der Menge Leute, die in eine Dash8-100/Q200 halt so reingehen. So gegen 07 Uhr kam dann “Flight cancelled” und alle durften wieder raus aus dem Gate. Jetzt sah mein gesamter Rückreiseplan LKN-BOO-OSL-CPH-ZRH schon zusammengebrochen aus. Am Schalter meinte der Mitarbeiter (der vorher auch den Checkin und die Sicherheitskontrolle gemacht hatte, vielleicht fährt er auch noch das Enteisungsfahrzeug) dann: “gleich kommt der Bus nach Svolvær, dort fliegt 09:35 was nach Bodø und [schaut auf meine Bordkarte] ja, 10:35 weiter nach Oslo dürfte dann auch klappen.”

Der Bus kam 07:45, abgefahren sind wir 07:55, waren 08:50 in Svolvær, neu einchecken, Security, kurz warten und dann kam WF0892 (der kommt aus Bodø mit Zwischenstop in Røst und war beruhigenderweise auf Flightradar schon halbwegs pünktlich zu sehen).

Einstieg in IATA SVJ in WF0892

Ein kurzer holpriger Flug über die 110km nach BOO und dort hätte ich tatsächlich einen schlanken Anschluss gehabt um 10:35, aber mein Weiterflug war dort eh mit +20min, also alles wieder im ursprünglichen Flugplan ab hier. 3h in OSL, 1.5h in CPH und pünktlich 19:45 in ZRH — und zwar genau so, dass es mit Gepäckabholung und zügigem Lauf um 20:23 stillstandsfrei erstklassig auf Gleis 1 in IR13 weiterging 🙂 Dann hab ich sogar das erste Mal überhaupt die Salü-App ausprobiert, um mir abends eins der Linientaxis zu buchen, das mich bis vor die Haustür fährt für 3 Fr. Aufpreis zum GA. Ansonsten hätte ich in Wil eine halbe Stunde auf den regulären 722er-Bus gewartet. Regulärer Busverkehr wäre mir lieber, aber zu den Randzeiten lohnt sich das sonst tatsächlich nicht. Und inzwischen haben sie den Service sogar so aufgewertet, dass ich mir auch zum Bahnhof bzw. sogar Punkt-zu-Punkt im Stadtgebiet so ein ÖV-Taxi bestellen kann. Die Alternative, den Rollkoffer am Bahnhof einzuschliessen, heimzulaufen und dann mit Velo/Hänger oder am nächsten Tag abzuholen, ginge natürlich auch, wäre aber teurer.

Preislich für zwei Wochen sieht das alles so aus (2’555 Fr. gesamt, GA-Hinterlegung nicht einbezogen)

  • Flug 600 Fr.
  • Unterkunft 580 Fr. (sehr günstig und perfekt)
  • Mietwagen 880 Fr.
  • Tanken 110 Fr.
  • Lebensmittel 200 Fr.
  • Bekleidung: 185 Fr. (Spikes, Fausthandschuhe, langes SCNR-Merinooberteil mit 50%)

Wenn man sich auf lokale Lebensmittel beschränkt (z.B. etwa 2.5kg Fisch), ist das Preisniveau dafür ähnlich wie daheim. Für Mietwagen+Tanken hätte man dort auch ein ganz gutes Velo kaufen können, aber in dieser Jahreszeit wäre es schon recht mühsam gewesen und mit kleinerem Aktionsradius.

Aufstieg zum Holandsmælen

Im Mai war ich da schon mal oben, heute wegen zeitweise guten Wetters gleich nochmal, zumindest hab ich’s versucht. In den zwei Wochen, die ich jetzt hier war, ist die Helligkeitsdauer pro Tag schon wieder 2,5h länger geworden. Man hat sie halt nur wegen Wolken nicht gesehen, ein bekanntes Thurgauer/St. Galler Problem. Es war ein spontaner Entscheid heute gegen 10:30, statt die fünfte Staffel von Breaking Bad in Angriff zu nehmen, doch nochmal rauszugehen. Film schauen kann ich morgen im Flieger bei Bedarf, wenn mir die Bücher ausgehen.

Die neuen Spikes hab ich auch gleich ausprobiert — die sind nicht ganz so rutschfest wie die anderen und ausserdem halten sie nicht so super zuverlässig an den Bergstiefeln, sind eher für einfache Spaziergänge gedacht. Aber nach dem ersten Mal Verlust und Backtracking bis zum Verlierpunkt hab ich dann nur noch wenige Probleme damit gehabt, bzw. es immer schnell gemerkt. Den Aufstieg kannte ich eigentlich schon, nur bringt einem das nicht viel, sobald man aus dem Wald raus ist, weil von dem Wanderweg unter Altschnee, Eis und Neuschnee nichts sichtbar ist. Der Wind pfiff nur so, alle fünf Minuten hat das Wetter geändert, Niederschlag, Sonne, Aussicht, grau, bunt, ein schönes Schauspiel.

Auf der östlichen Aufstiegsroute waren mir nach einer Weile zu viele exponierte Schneefelder, die zwar stabil waren, aber mit meiner Steigausrüstung nur schlecht begehbar. Mit Steigeisen hätte man eigentlich direkt auf dem kürzesten Weg aufsteigen können, direkt über die stabil vereisten Flächen. Bei Böschungswinkeln von 45° wurde es mir irgendwann zu dumm und ich bin Richtung Westen weitergelaufen, ohne auf den Gipfel aufzusteigen.

Bis auf 331m war ich, aber der Rest bis zu 434moh war heute einfach nicht drin. Da hab ich trotzdem die Aussicht genossen und bin an der Höhenlinie noch ein Stück um den Hügel gewandert, so dass ich auch noch Aussicht auf Haukland und den Strand dort hatte, und den Wanderweg vom letzten Freitag um den Veggen drumherum.

Der Abstieg war mehr oder weniger querfeldein, immer dort, wo es sich am besten läuft, ohne einzusinken, also auf Eisfeldern, später dann durch 200m dichten Fichtenwald und dann war ich auch schon unten. 3h unterschiedlichstes Wetter mit toller Aussicht. Jetzt Sachen packen, bisschen aufräumen, morgen 05:30 Uhr das Auto abgeben und 07:20 Uhr mit WF807 LKN-BOO abfliegen. Der Weg vom Parkplatz am Flugplatzes bis zur Eingangstür des Flugplatzes ist sicher länger als der Rest vom Eingang bis zum Flugzeugsitz 🙂

Værbitt

Værbitt bedeutet soviel wie “vom Wetter abgehärtet” und woher das (auch in die Nationalhymne) kommt, sieht man grad. Regen, Sturm, Schneeregen, mit nur wenigen Lücken dazwischen, wo man noch halbwegs angenehm rausgehen kann (also entweder Regen oder Sturm, aber nicht beides). Die Strassen hatten zwischenzeitlich mal das Querprofil Typ Toblerone mit vier Asphaltrillen und sonst Eis. Fährt sich gut, solange man in den Rillen bleibt, aber der Puls geht schnell hoch, wenn man mal ausserhalb landet.

Gestern ging’s von Haukland nach Uttakleiv und zurück durch den Tunnel, bei Frost und starkem Wind. Ende September sah das so aus: Mittagsrunde zum Uttakleiv

Dann hab ich auf externe Empfehlung noch die Geschichte von Spotify angeschaut, die sich auf Netflix The Playlist nennt. Originalsprache Schwedisch, mit NO-Untertiteln und gut verständlich.

Heute hab ich nochmal nach anderen Spikes geschaut und bei Intersport welche gefunden, die vermutlich nicht direkt Karies kriegen, wenn man sie mal stärker beansprucht. Werd’s noch mit den Alltagsschuhen ausprobieren statt der Wanderstiefel, dann gehn die auch in Ordnung. Outdoor-Sachen sind hier im Verhältnis zur Schweiz (r)echt günstig. Danach hab ich mal geschaut, ob man auf den Middagstinden raufkommt, hab aber nach dem Start in Mortsund nach etwa 150hm kehrtgemacht, weil mir der Sturm dermassen auf die Nerven gegangen ist und weil in der Ferne das Unwetter aufzog, das sich zwei Stunden später anfing zu entladen. 20-30m/s Wind ist anstrengend, auch wenn er mich von hinten perfekt hochgeschoben und beim Runtergehen gebremst hätte. Es war schon schwierig genug, die Kamera ruhig zu halten für Fotos.

Auf der Heimfahrt hab ich noch erfreut festgestellt, dass der Rema1000 inzwischen auch Self-Checkout-Kassen hat 🙂

Eltofttuva

Wer Jurassic Park und Godzilla als Filme mochte, wird auch Troll mögen, das ist einfach nur die norwegische Version davon. Keine Ahnung, ob die synchronisierte Variante auch gut ist. Die sonstige Netflix-Auswahl hat mich einfach nur erschlagen, also hab ich gar nichts weiter geschaut, sondern lieber ein Buch gelesen. Gestern war zwischen zwei Meetings nur Platz für einen Spaziergang, heute dafür wieder ein Hügel auf 361moh: Eltofttuva, geschätzt 3km Luftlinie entfernt. Der Weg zum Gipfel war schon mit diversen Ski- und Schneeschuhspuren vorgezeichnet, also bin ich diesen einfach gefolgt und war nach etwa einer Stunde auch schon oben. Teilweise eisiger Wind, die Fausthandschuhe waren aber bei körperlicher Aktivität auch schnell mal zu warm — ab und zu durchlüften hilft gegen Feuchte.

Die Zoom-Fähigkeiten der Kamera verdeutlichen die beiden folgenden Bildpaare:

Jeweils von fast derselben Position aus geschossen, einmal Weitwinkel, einmal 25-30x Tele.

Der Abstieg ging flott mittels Hangabtriebskraft und grossen Schritten, ein paarmal haben sich verdächtig grosse Schneeflächen unter mir in Bewegung gesetzt. Einen Spike hab ich schon verloren. Danach ging’s spontan noch bis nach Unstad, wo ich im September ja mit dem Alpenfalter schon hingefahren war, damals über die alte Passhöhe. Ab der Tunnelausfahrt waren alle Fahrwege komplett mit einem dicken Eispanzer bedeckt. Beim Aussteigen am Strand hab ich mich dann auch tatsächlich in Nullkommanichts langgelegt, weil ich selbst noch keine Spikes montiert hatte.

Auf der Rückfahrt hab ich gesehen, dass ich oben auf dem Berg für ein paar Minuten lang hätte direkte Sonne haben können. Schlechtes Timing, aber das ist glaub eher ein Luxusproblem. Die Landschaft ist jedenfalls sehr schön veränderlich mit dem Licht.

Gammen, Moshumpan/Justadheia

Der Wetterbericht von yr.no war für heute absolut falsch, was die Himmelsbedeckung anging. Nach zwei Meetings und schon drei Stunden Arbeit am Morgen hab ich mich um 10 Uhr für eine längere Wanderung über den Mittag entschieden und habe es nicht bereut. Temperatur -8°C und klarer Himmel; bin erstmal noch ins Lofotsenteret in Leknes gefahren und habe dort Fausthandschuhe erworben. Danach weiter Richtung Osten zur Passhöhe (130m) Hagskaret, die Karre parkiert, alle Bekleidungsteile in der richtigen Reihenfolge angezogen und los. Die Schneeschuhe hab ich gleich im Auto gelassen und habe es auch nur selten bereut, weil die meiste Zeit eine astreine Skiloipe in den Schnee gezogen war. Weil Montag war (?), war ich bis auf zwei Skifahrer (möglicherweise nicht-unique) in der Ferne die ganze Zeit allein unterwegs. Nach 5km hatte ich die Gammen-Hytta erreicht, die mir aber tatsächlich erst als Hütte auffiel, als ich nur noch 50m entfernt war. Zuvor hatte ich mich nur gewundert, warum da die gespurte Loipe offensichtlich aufhört.

Wandertrack: https://ridewithgps.com/trips/111190257

Danach stand ich vor der Entscheidung, ob ich irgendwohin querfeldein weitergehen sollte oder wieder zurück. Hinter mir leuchteten bereits überall die Bergspitzen, wohingegen ich aber im schattigen Tal war. Also querfeldein und auf dem kürzesten (TM) Weg nach oben, nicht SUVA-konform im Tiefschnee an einem schattigen Hang mit >>50% Steigung auf allen Vieren. Aber für irgendwas hatte ich ja die neuen Handschuhe dabei. Nach 150hm auf 300m Entfernung war ich auf einer Art Hochfläche angekommen und hatte Panoramaaussichten in alle Richtungen.

Nach ein paar Selbstauslöser-Blitz-Fotos wurde es recht schnell fröstelig. Klar, es war schon 13:30 und die Sonne ging schon wieder abwärts 🙂 Also habe ich mich auch an den Abstieg gewagt und bin wieder querfeldein, aber flacher nach unten gestiefelt. Die Gamaschen bis unters Knie haben ihren Job auch sehr gut verrichtet, und die Spikes unter den Schuhen sind die perfekte Ergänzung für dieses Gelände. Ab und zu wären Schneeschuhe gegen das Einsinken noch nützlich gewesen, aber ich hatte eh bald wieder die Loipe erreicht und bin dann auf demselben Weg wieder zurück gelaufen.

Beim Abstieg hatte ich direkten Menschenkontakt (!) mit einem Skifahrer, als ich ihm überrascht aus dem Weg gesprungen bin, dann aber im Tiefschnee versackte. Er grinste nur und meinte “du må kjøpe truger” (du musst Schneeschuhe kaufen), was ich mit “takk, har dem i bilen” (danke, hab sie im Auto) quittierte. 15 Uhr war ich wieder daheim, duschen, essen, Spätschicht. Hatte übers Wochenende vermutlich schon wieder ein relativ bedeutsames Datenqualitätsrätsel gelöst 😀

Svolvær/Henningsvær

Heute gab’s weniger Sonne und nur mal eine Rundfahrt bis nach Svolvær, dort ein Stadtrundgang und dann wieder zurück via Henningsvær. Sehr wenig Leute überall (ausser in der Kirche), schneidiger Wind und -7°C morgens (äh, also bei Abfahrt 10:30 Uhr). Mal sehen, wie sehr ich das Netflix-Profil eines auf dem hiesigen Fernseher noch angemeldeten vorherigen Gastes ruinieren kann 🙂

Lofoten im Winter

Um mal die Dunkelheit zu testen, hab ich mir wieder zwei Wochen remote-office auf den Lofoten gebucht, diesmal etwas nördlich von Leknes. An- und Abreise sind diesmal per Flugzeug direkt bis nach Leknes, also Route ZRH-OSL-BOO-LKN. Wenn man bis BOO alles mit SAS fliegt, muss man nicht mal in Oslo das Gepäck abholen und wieder aufgeben, sondern es wird direkt bis zum Ziel weiter geroutet ohne manuellen Eingriff. Abflug 13:05 in Zürich, Ankunft 22:45 in Leknes. Der letzte Flug war eher eine Busfahrt, keine 100km Flug, 20min Flugzeit, maximale Flughöhe 2000m, Einstieg direkt übers gut vereiste Rollfeld.

Der Mietwagen stand unverschlossen draussen auf dem Parkplatz, Schlüssel hinter der Sonnenblende. Unterzeichnet hatte ich den Mietvertrag vorher schon digital. Für “out of opening hours” einen Aufpreis zu nehmen ist ziemlich albern, weil die einzigen Flüge in LKN ganz früh morgens (so auch mein Rückflug) und ganz spät abends ankommen/starten.

Die Idee ist jetzt, die wenigen Sonnenstunden (2, wenn überhaupt) mal fürs Rausgehen zu nutzen und ansonsten nichts anderes zu machen als im Homeoffice zu arbeiten. Das hat beim letzten Mal super funktioniert, diesmal hab ich auch wieder Glasfaser vor Ort. Um 08 Uhr ist es jedenfalls noch stockdunkel, ab 09-11 Uhr gibt’s Dämmerung, dann doch gutes Tageslicht und je nach Wetter auch Sonne, die spätestens ab 14 Uhr wieder in Dämmerung übergeht. 16 Uhr ist es wieder duster. Das lässt sich doch gut aushalten.

Die Spikes am Auto funktionieren genauso wie damals in Island. Die neuen Spike-Überzüge für die Schuhe sind ebenfalls sehr nützlich, um auf Eisflächen sicher zu laufen. Die Inflation der Preise wird in meinem Fall durch besseren Wechselkurs ausgeglichen, für die Lokalbevölkerung natürlich nicht.

Brooks-Spannschraube ersetzt

Eigentlich poste ich das nur, weil beim Suchbegriff “Brooks Spannschraube” mein eigener Blogbeitrag von Januar 2013 zum Vorschein kam. Der Sattel von damals hat also jetzt, zehn Jahre später, eine neue Spannschraube gebraucht. Gemerkt habe ich das erst, als ich mal nachspannen wollte und feststellte, dass die Schraube schon eine Weile hinüber gewesen sein muss. Und diesmal habe ich den Ersatz sogar besser gemacht. Brooks verbaut keine Schrauben mit metrischem Gewinde, sondern irgendwelche Eigenbauten. Die Verstellmutter ist aber schon ganz praktisch, also habe ich mit zwei neuen M8-Schrauben und etwas Gewalt (in Ermangelung eines Gewindeschneiders) dort ein metrisches Gewinde reingewürgt und dann alles wieder zusammengesetzt, so dass es wohl wieder zehn Jahre halten dürfte und auch mit metrischer Schraube unterwegs ersetzt werden kann. Der Sattel hat sich auch bei weitem nicht so gelängt wie der, den ich damals ersetzt habe. Quasi null Pflege, kein Fett, und trotzdem langstreckenbequem (soweit das auf einem Up geht).

Vermeidung der Warmwasserspeicherentladung

Dank Datenlogging sieht man doch so einiges an der Heizung und versteht deren Regelung. Was mich schon seit einer Weile nervt, ist das unbeabsichtigte Entladen des Heisswasserspeichers (Trinkwasser) durch einen umgekehrten schwerkraftgetriebenen Kreislauf. Das Warmwasser im Speicher steigt zur Gastherme auf, heizt dort den Kessel und die Wärme verflüchtigt sich, der Speicher kühlt viel schneller aus als er eigentlich sollte. In der Grafik sieht man es ganz gut, dass die orange Linie immer dann etwas steiler abwärts geht, wenn die blaue und violette einen Peak haben. Dass die blaue Linie deutlich höher liegt, ist dadurch bedingt, dass die Temperaturmessung im Wasserspeicher am Boden stattfindet. Der Speicher ist temperaturgeschichtet und hat oben eine höhere Temperatur als unten. Nach meinen Berechnungen sind das etwa 3-5kWh pro Tag (300 Liter, 12°C Verlust pro Tag bzw. 0.5°C pro Stunde), die ohne Entnahme einfach weg sind. Damit könnte man sehr ausgiebig oder mehrmals warm duschen. Je höher die Speichertemperatur, desto häufiger setzt sich auch die Zirkulation in Gang.

Eine etwas aufwendigere Idee, die ich hatte, war, einfach ein Magnetventil in den Warmwasserkreislauf einzusetzen, das nur dann öffnet, wenn auch wirklich Warmwasser erzeugt wird. Heute hab ich mir aber mal genauer angeschaut, ob man das Dreiwege-Ventil in der Gastherme selbst nicht irgendwie ansteuern kann. Über den Aktorentest (Codierebene 1 der Viessmann-Therme) kann man das umstellen und hört es auch deutlich — nur kann man das damit nicht permanent setzen, sondern die Therme kehrt nach einer Weile wieder in ihr Programm zurück.

Das Ventil hat laut Dokumentation drei Stellungen:

  • 1 – Heizung (Heizkreislauf offen, Warmwasser geschlossen)
  • 2 – Mittelstellung (beide Kreisläufe offen)
  • 3 – Warmwasser (Heizkreislauf geschlossen, Warmwasser offen)

Nach etwas Herumspielen mit dem vcontrold war es dann doch nur die Adresse 0x0A10 zum Abfragen, die ich sogar schon in der vito.xml eingetragen hatte mit getUmschaltventil. Diagnose: im Abschaltbetrieb der Heizung steht das Ventil in Position 3, d.h. der Warmwasserkreislauf ist offen und es kann eine schwerkraftgetriebene Zirkulation stattfinden. Das Ventil kann ich mit setUmschaltventil zwar forciert umstellen, aber es stellt dann wieder zurück entsprechend der Heizungssteuerung. An dieser wollte ich nun nicht unbedingt in der Tiefe herumfummeln, schon das Hantieren mit den Registern im vcontrold könnte durchaus mal die Gastherme ausknocken — falsche Jahreszeit dafür.

Aber mir kam eine andere Idee: ich schalte die Therme nicht in den Abschaltbetrieb (=Ventil auf WW), sondern belasse sie im Heizbetrieb (=Ventil auf Heizkreislauf) und stelle einfach die Raumtemperatur an der Therme (nicht den Thermostaten in den Räumen) auf 5°C. Dazu noch die minimale Heizkreispumpendrehzahl auf Null und es ist fast dasselbe Ergebnis wie der Abschaltbetrieb, nur mit 13W statt 6W (im Abschaltbetrieb) elektrischer Leistungsaufnahme.

Fazit am nächsten Morgen, nach 12h (Grafik hat wieder 24h Breite):

Die Temperatur im WW-Speicher ist von 36.5°C auf 33.5°C gefallen (am untersten Messpunkt im Speicher). Das sind 0.25°C Verlust pro Stunde, und man sieht, dass die Kurve gleichmässig fast linear abfällt, nachdem der WW-Kreislauf geschlossen wurde. Also schon mal die Verluste halbiert. Wie das genau über längere Zeiträume mit den Verlusten aussieht, kann ich testen, wenn ich mal nicht da bin, also den Vergleich der folgenden zwei Modi:

  • Warmwasser auf Solltemperatur aufheizen und dann:
    • Abschalten via “Gastherme-Raumtemperatur=3°C”
    • Abschalten via “Gastherme in Abschaltmodus”
  • Temperaturverlauf beobachten
  • Gaszähler ablesen

Automatisches Datenlogging ist schon eine feine Sache 🙂