Chur-(Albula)-(Maloja)-(Bernina)-Samedan

Tag 1

Tourstart war am 20.05. um 04:30 Uhr in Wil, erster Zug nach Chur um 04:56 Uhr, weiterschlafen bis Altstätten mit GA und Swisspass auf dem Tisch. In Chur gab’s erstmal Kaffee. Danach ging es quasi aufwärm- und einrollfrei los, nach 750m begann die Steigung Richtung Lenzerheide. Warum ich diese zusätzlichen 900hm (bzw. 600hm netto) eingebaut hatte, anstatt über Reichenau und Thusis zu fahren, ist im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar. Lenzerheide kenne ich nur als Skigebiet ohne Bahnhof, da komme ich wohl eh so schnell nicht mehr hin.

Der allererste Zug… Ganz schön früh.

Kurz vor Lenzerheide war ich im Spar noch volltanken. Ich fand schon in Deutschland, dass SPAR ein als Imperativ verkleideter Euphemismus ist. Aber hey, ein Wurst-Käse-Salat zum halben Preis, davon hätte ich noch zwei mehr genommen.

Es ging wieder runter bis nach Filisur (von 1500 auf 900m), Brienz gibt es auch in GR.

Brienz/Brinzauls

Im Tal kam irgendwo noch ein Golfplatz rechterhand vorbei. Drei Leute spielten, einer war grad am Abschlag. Hier hätte ich mir wirklich eine airzound gewünscht, Einsatz grad wenn er zum Schlag ausholt 🙂 Hinter Bergün/Bravuogn begann der Aufstieg zur Passhöhe, anfangs häufiger mit der Rhätischen Bahn als Begleitung, bevor diese dann hinter Preda im Albulatunnel verschwand. Die Tunnelbaustellensteinmurmelbahn dort kenne ich schon zur Genüge, aber nur von der Gleisseite, nicht von der Strassenseite.

Unterwegs war sonst nicht viel, keine Galerien, keine Tunnels, später wurde es steinig, nachdem die Vegetation so ab 2000m stark nachliess. Gegen 14:45 Uhr war ich oben, perfekt zur Kaffeezeit. Menschenarm, wie gewünscht, aber das Ospizio war bedient! Also Kaffee und Nusstorte bestellt. Später kam noch jemand dazu und hat mich kurz zu meiner Strecke befragt, konnte mir direkt auch sagen, wieviel Höhenmeter ich da etwa gemacht hätte.

Die steinige Landschaft oben hat mich an Island erinnert.

Könnte auch Island sein.

Die Abfahrt ins Engadin ging natürlich schnell. Die Bremsen haben bisher keine Probleme mit der Gesamtmasse und scheinen standfest zu sein. Es wurde wärmer und bunter. Und sonnig (natürlich, im Engadin scheint immer die Sonne).

Der harte Teil des Tages war geschafft, jetzt kam noch die Kür bis zum Malojapass, der “hinten” runterführt nach Chiavenna/IT. Weil ich genügend Zeit hatte, bin ich ganz gemütlich durch Samedan, St. Moritz und die anderen Dörfer da gefahren. Pause gemacht in Samedan Plaz und, nun ja, mit der Streetmachine ging das nicht, aber die Speedmachine ist ja deutlich tiefer:

Ähm, man kommt so auf Ideen, wenn man tiefer liegt 😀

Mit etwas Übung und besserem Augenmass geht das dann auch noch viel flotter unter der Schranke durch. Die vorhandenen Zuschauer haben auch so schon belustigt zugeschaut.

Der Verkehr war später dann nervig, weil sehr viele Frontalieri (it. Grenzgänger) in dieselbe Richtung unterwegs waren. Witzigerweise natürlich alle in langen Autokolonnen, in denen jedes Auto nur mit einer Person besetzt war. Dafür gab es neben mir wieder Munggä am Weg. Vorbei am Hotel Cristallina am Lej da Segl (=Silsersee) bis zum Maloja und später wieder zurück zum Hotel.

Grad das hintere Ende vom Silsersee hat mich total an Norwegen erinnert. Ist halt Süsswasser und kein Fjord, und wir sind auf 1800m Höhe, aber sonst sehr ähnlich. Am Hotel: einchecken (gebucht einen Tag vorher), es der Liege bequem machen, duschen, essen gehn. Die Pizzoccheri waren grad richtig — generell ist ja die Engadinerdiät so voll meine, da alles sehr kalorienhaltig. Die Portion hätte etwas grösser sein dürfen — aber eine doppelte hätte nicht mal ich heute geschafft ohne Beschwerden hinterher, und das will was heissen. Die Corona-Essabteile im Restaurant fand ich super! Man ist quasi wie im Cubicle für sich allein beim Essen, total unbeobachtet, kann die NZZ lesen und dem allgegenwärtigen Italienisch zuhören.

Tag 2

Die Nacht war geruhsam, 05:30 Uhr mit Magenknurren aufgewacht, Frühstück aber erst ab 07 Uhr. Also bin ich kurz zum See runter, um die Füsse reinzuhalten.

Pünktlich 07 Uhr war ich zum Frühstück, hatte vorher schon alles gepackt, so dass ich 07:35 Uhr gleich abfahren konnte.

Von 1800hm auf 1700hm runter und dann wieder rauf auf gut 2300m bis zum Berninapass, das war der Plan. Danach runter bis zum Abzweig zur Forcola di Livigno und mal schauen (war ja gesperrt). Der Berninapass von Norden her ist ja gefühlt total flach, 3-4% Steigung, nur kurze Abschnitte mal steiler, kaum Serpentinen, die Bahn fährt meist parallel mit. Die Bahnhöfe kannte ich alle schon 🙂 Kurz nach 10 Uhr war ich schon oben.

Immer wieder schön auch der Lago Bianco, da war ich ja schon häufig genug. Was mich schon etwas beunruhigte, war, dass ich immer nur zwei aneinandergehängte RhB-Triebwagen gesehen hatte — bisschen wenig, wenn es da mit Velo voll werden sollte und da ich eigentlich ja bis Poschiavo hinunter und von dort wieder heimfahren wollte.

Erstmal bin ich aber wie geplant auf der Südseite vom Bernina wieder runtergefahren bis zum Abzweig nach Livigno. Dort war tatsächlich die Zollstation direkt unten (und nicht auf der Passhöhe) und alles verbarrikadiert und mit Kameras verdongelt. Da war mir das Risiko dann doch zu hoch, dass mich der Grenzschutz holen kommt. Wenn jemand da gewesen wäre, hätte ich mich kurz abgemeldet und hoch und heilig versprochen, wieder runterzukommen 😉 Statt jetzt aber nach Poschiavo hinunterzufahren und dort zu riskieren, dass ich nicht in den Zug komme, habe ich mich andersrum entschieden. Also bin ich die 300 Höhenmeter zum Bernina wieder retour geklettert, dabei gab’s wieder Marmota Marmota in Massen zu sehen und zu hören.

Beim Lukmanierpass war mir das noch viel stärker aufgefallen, dass die Vegetation und der Charakter der Landschaft nach der Passhöhe sprunghaft ändern. Beim Bernina ist das aber auch sehr deutlich gewesen, noch durch den Wind auf der Nordseite verstärkt.

Wie erwartet nahm auch der Verkehr stetig zu, es gab inzwischen sehr viele kantonsfremde Kontrollschilder, es wurde mir zu laut und zu voll. Die Abfahrt auf bekannter Strecke bis Samedan ging fix vonstatten. Bei der kargen Landschaft hätte es vom Fahrgefühl her auch in Neuseeland oder Tasmanien sein können (jeweils weiter oben in den Bergen).

13:16 Uhr konnte ich bequem die Fortbewegungsart auf meterspurig wechseln, bin quasi die gleiche Strecke mit dem Zug wieder retour gefahren und war 17 Uhr wieder in Wil. Mit den FV-Dostos (siehe erstes Foto) haben sie jetzt an diesen Ausflugstagen mit dem (sogenannten) schönen Wetter schon Kapazitätsprobleme mit Velos, was auch in der App angezeigt wird. Die Velostellplätze über den ganzen Zug mit zwei Plätzen pro Wagen zu verteilen ist bei punktuell sehr hoher Nachfrage halt unpraktisch. Wieder so Probleme, die nur entstehen, weil viele Leute gleichzeitig dasselbe machen wollen.

Diese zwei Tage bin ich mit meinem schon lange vorhandenen Gehörschutz gefahren — sehr angenehm, sowohl was Wind als auch insbesondere den Lärm anderer Fahrzeuge angeht.

Hier noch die vollständige Galerie:

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