Die Teammüdigkeit macht sich bemerkbar. Nach zwei Wochen mit wenig Schlaf gibt es schon einige Auflösungserscheinungen, aber das ist bei solchen Challenges normal. Die World Solar Challenge in Australien geht ja eigentlich kürzer als acht Tage, aber wenn man jetzt einrechnet, dass die PV-Fläche um 1/3 verkleinert wurde, geht sie vielleicht auch wieder länger.
Heute gab es einen sehr schönen Sonnenaufgang, nur kamen die Wolken aus der anderen Richtung.
Dort sah es entsprechend duster aus, es wurde windig und ab 06:45 Uhr gab es strömenden Regen.
Also haben wir beschlossen, direkt auf dem Trailer zu starten. Das ging wohl irgendwie nicht, also sind wir mit SER3 noch über die Startlinie gefahren und dann gleich 50m weiter in die Tankstelle abgebogen, um das Auto auf den Hänger zu laden. Andere Teams haben das genauso gemacht.
08 Uhr war die zweite Abfahrt auf der heutigen Etappenstrecke von Sedgefield via Mosselbay nach Swellendam. Die Loops sollten heute nur 29km lang sein, also war geplant, mehr davon zu fahren. Den ersten Plan hatte ich am Vorabend gemacht, den zweiten dann heut morgen mit dem Wetter, den dritten am Kontrollstop, den vierten bei der Verlegung des Kontrollstops, den fünften beim Fahrerwechsel und den sechsten noch auf dem Loop. Klingt umständlich, ist aber so. Ständig ändert sich was und die Organisation wirkt häufig mal planlos.
Um 09:20 Uhr haben wir einen Parkplatz angesteuert, weil das Wetter inzwischen trocken war, so hatten wir noch eine Aufwärmfahrt bis zum Kontrollstop. Vom Kontrollstop aus hatte ich fünf Loops berechnet, die in die Zeit zwischen 10:30 Uhr und 13:30 Uhr passen würden — zu letzterer Uhrzeit war späteste Abfahrt, um mit akzeptabler sicherer Geschwindigkeit noch pünktlich ins Ziel zu kommen.
Als wir in Mosselbay ankamen, war da (Freitagvormittag, Supermarktparkplatz) viel Verkehr und viel Stau. Ab dort hatte ich schon meine Berechnung auf vier Loops reduziert, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stau nun mal massiv abnimmt.
Nach dem halbstündigen Stop folgte der erste Loop um 10:35, der zweite um 11:19 Uhr.
Während des zweiten Loops erreichte uns die Nachricht des Organisators, dass der Kontrollstop/Loopstop verlegt würde, weil einfach zuviel Verkehr war und weil da gewisse Leute (haha, die Parkplatzsucher) ausgeflippt wären. Einige Leute von uns waren beim Kontrollstop geblieben, weil wir da ja mehrmals vorbeikommen würden. Die haben wir dann aber wieder aufgelesen, zumindest war das Team am Tagesende wieder vollzählig.
Eine Stunde später, gegen 12:45 Uhr, folgte die Information, dass die Loops gegen Ende der Tagesetappe eingebaut würden. Bis dahin hatten wir aber noch mit etlichen Winden zu kämpfen, meine Berechnung meinte “noch ein Loop” (zwei hatten wir ja schon) und meine Schätzung für die Zielankunft 16:45 Uhr.
Als wir 10km vorm Ziel am (jetzt neuen) Kontrollstop ankamen, sah der eigentlich genau gar nicht anders aus als sonst, genauso improvisiert halt. Ab da ging es wieder 16km zurück und umgedreht wieder zum Kontrollstop für die Loops. Es blieb bei einem Loop, dann noch einem kurzen Ladestop in der Sonne und einer gemütlichen Zieleinfahrt.
Bei den Sicherheitsgeschwindigkeiten, die wir momentan fahren, ist es bei ausreichender Sonne quasi unmöglich, die Batterie überhaupt leerzufahren. Zwischen 11 und 15 Uhr war der Ladestand quasi gleich, nur davor und danach gab es Abweichungen. Von daher muss ich mir jetzt über die Ausbalancierung gar keine Gedanken mehr machen. Die Zellenleistung ist ebenfalls erstaunlich, kurzzeitig mit Kühlung waren es über 1kW. Vielleicht wollten die Zellen einfach mal kurz fliegen gehen, bevor sie auf Hochleistung schalten.
Es ist Freitag. Daher gab es Fisch zum Znacht 🙂
Morgen folgt noch ein letzter Tag, der auch um eine Stunde Fahrzeit verkürzt ist. Das macht es nicht unbedingt einfacher, die Energie auf die Strasse zu bringen, wenn die Sonne dazu noch scheint. Ins Ziel sollten wir locker kommen, es gibt noch einen Fotostop am südlichsten Punkt Afrikas und der Loop dorthin wird auch noch doppelt gezählt, weil da angeblich so viel Verkehr ist.
Unsere Fahrer meinen übereinstimmend, dass es viel sicherer wäre, schneller zu fahren und rollen zu lassen, anstatt zu bremsen und damit zu rekuperieren. Da wir nur einen Motor hinten links haben, verzieht es das Auto beim Rekuperieren recht stark und da müssen sie nicht nur gegen den Wind ankämpfen, sondern auch noch dagegen. Die Sicherheitsgeschwindigkeit macht meinen Job auch relativ überflüssig, weil ich bei gutem Wetter gar nichts optimieren muss, sondern einfach genug Energie da ist.
Ach ja: es ist ziemlich grün hier, wir haben Zebras gesehen, das Meer ist auch da und es wird unheimlich schnell kalt abends. Das Klima gefällt mir.
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