NZZ zur Europawahl

Der Artikel Die Vision eines anderen Europa (NZZ vom 27.01.2014, Autor: natürlich Ulrich Schmid) ist mal wieder sehr schön bildlich eingeleitet:

Was geschehen kann, wenn sich bieder-beflissener deutscher Mainstream mit kenntnisreicher, ruhig vorgetragener Europakritik auseinanderzusetzen hat, hat das deutsche Publikum dieser Tage am Fernsehen live miterleben dürfen. Da bellte ein intellektuell hoffnungslos überforderter Moderator die Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht minutenlang an wie das Schosshündchen hinter dem sicheren Zaun den muskelbepackten Strassenköter und spielte das beliebte Spiel, das allein schon genügen sollte, den Fernseher für immer auszuschalten: Er fragte «kritisch», unterbrach dann aber die Gefragte sofort wieder und schleuderte ein Reizwort nach dem anderen in die Runde, ohne auch nur eine Sekunde Gelegenheit zu vertiefter Erörterung zu geben.

Es ging um die Einstellung der Linkspartei zu Europa, und es war ein bestechendes Exempel dafür, wie sehr die fast völlige Tabuisierung jeglicher Europakritik in Deutschland vernünftige Diskussionen verunmöglicht hat. Denn Wagenknecht formuliert als linke Linke zwar harte Kritik an den europäischen Institutionen, was die breite bürgerlich-sozialdemokratisch-grüne Front der Mitte natürlich plagt. Aber sie tut es kühl und rational. Sicher, letztlich ist ihr Weltbild das der braven Marxistin, getragen von einem naiven Glauben an das segensreiche Wirken des starken Staates und daran, dass selbst massive Umverteilung die Wirtschaftskraft eines Landes nicht auf Dauer schwäche. Aber mit ihrer Art trägt sie sehr viel mehr als die unzähligen öden Floskelproduzenten zur Debattenkultur bei.

Die Einleitung ist fast so gut wie Georg Schramm anno 2003 im Scheibenwischer (ab 01:30h).

Zur Europawahl bin ich ebenfalls schon per Briefwahl angemeldet. Was das wieder für ein Papierkram ist 🙂

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