Heute mal ein Beispiel aus der Reihe Wie bescheisse ich mit Halbkreisdiagrammen?. Ich glaub, der Trick ist so unglaublich plump, der würde vielleicht im Blick oder in den Vingt Minutes die Leute vom Hocker reissen, aber doch bitte nicht in der NZZ, schon gar nicht im Wirtschafts- und Finanzteil. Dabei wird ja noch nicht mal gelogen, nur etwas verzerrt dargestellt. Die Performance vom beworbenen orangen Produkt (im oberen Fall) ist 3.21-mal so gross wie die Performance des lila Benchmark-Produkts. Das ist auch korrekt aufgetragen auf der (waagerechten) Linie des Halbkreisdurchmessers, die ist nämlich in jedem der drei dargestellten Vergleiche vom Verhältnis her ungefähr passend. Was man aber wahrnimmt, ist die aufgespannte Fläche des Halbkreises und die ist eben nicht nur 3.21-mal so gross wie das Benchmark-Produkt, sondern (3.21^2)-mal, also gut zehnmal so gross.
Was auch darüberhinaus noch verfälscht, ist die vergrösserte Darstellung der unteren beiden Halbkreise. Da sind nämlich die 22.1% deutlich grösser als die oben gezeichneten 38.5% dargestellt, bei den 18.2% genauso. Der Zeitraum bei der “Performance über 3 Jahre” wird auch gut ausgesucht sein, genau wie auch der über den Zeitraum “seit Auflegung”. Eigentlich ist das Beispiel mit der “Performance über 3 Jahre” gerade auch ein sehr schönes Gegenbeispiel gegen das Produkt, es zeigt nämlich, dass ein aktiv gemanagtes Portfolio den Markt/Index nur um Nuancen schlägt, man aber meist ein viel höheres Risiko eingeht.
Naja, ist ja eh Werbemüll, aber ich glaub, um ihre Aussage zu plazieren, haben sich die Oyster Funds die falsche Tageszeitung ausgesucht, wenn ich mir mal zum Beispiel den oberen Teil des Artikels über die Vorschulbildung vom 15.05.2013 anschaue: Gleiche Startchancen für alle (NZZ Nr.110/2013, 15.05.2013, Seite 29).