Umgezogen

Blick nach Süden auf dem Arbeitsweg
Blick nach Süden auf dem Arbeitsweg

Der Umzug lief reibungslos und hat grad mal 3.5h gedauert, Hebebühne und Möbellift lohnen sich eben doch. Mit dem Velo war ich heute fast genauso schnell im Büro wie mit dem Postauto, ich kann halt nur nebenbei keine NZZ lesen. Dafür hab ich zum Bäcker genau anderthalb Minuten, hin und zurück zusammen.

Neue Adresse: Konstanzerstrasse 4, 9500 Wil SG. Immer noch dasselbe Land mit der quadratischen Flagge.

Tatort Merkel

Da die Nichtwähler zur heutigen BuTaWa wohl die stärkste Fraktion stellen dürften, dürfte es wohl auch eine Mehrheit stören, dass wegen der Wahl kein Tatort kommt. Die NZZ berichtete am Freitag, was auch gleichzeitig die letzte Papierausgabe der NZZ darstellt, mein Abo ist inzwischen storniert und kommt dann neu bestellt nach Wil. Das Webpaper der NZZ mit denselben Inhalten wie die gedruckte Zeitung ist zwar sehr gut, aber das Leseerlebnis ist ein anderes und gefällt mir auf Papier besser. Ausserdem hätte ich jetzt ein echtes Problem beim Kistenpacken, denn mit dem Tablet kann man so schlecht Glas, Lampen und andere Dinge polstern. Und so oft, wie ich schon beim Frühstück Konfi und Kaffee auf die Zeitung gekleckert habe, hätte ich durchaus schon mehrere digitale Tablette geschrottet.

Nix Tatort am Sonntag.
Nix Tatort am Sonntag.

Nachtrag um 18:30: jetzt ist der Artikel auch online (möglicherweise hinter der Bezahlwand, auf neudeutsch paywall genannt).

AufgeBAHRt: KV-Vorschläge und Ostpolitik

Laut FAZ hat Daniel Bahr die Idee, die deutsche private Krankenversicherung (PKV) für alle zu öffnen, d.h. jeder soll sich nach Wahl privat oder gesetzlich versichern können. Möglicherweise hat ihm da ein Blick über die Grenze nach Süden geholfen. Hierzulande existiert eine Versicherungspflicht für die Grundversicherung, die im Leistungsumfang etwa der gesetzlichen KV in Deutschland entspricht. Ich habe einen Selbstbehalt, über dessen Höhe ich die Beiträge massgeblich beeinflussen kann: je höher der Selbstbehalt, desto geringer die monatlichen Prämien. Ein Mindest-Selbstbehalt von 300 CHF bleibt immer. Bei welcher Versicherung ich die Grundversicherung abschliesse, bleibt mir überlassen. Darüberhinaus kann ich dann Dinge wie freie Arzt- und Spitalwahl zusätzlich versichern und dafür auch eine zusätzliche Prämie zahlen. Ausserdem bekomme ich immer eine Rechnung und weiss somit, was mich die Behandlungen gekostet haben. Die Prämien sind nicht altersabhängig (wenn man in der Gruppe Ü25 einmal ist, ändert sich nichts mehr). Ich zahle also so etwas ähnliches wie eine Kopfpauschale, woraus sich ergibt, dass die in D gegebene beitragsfreie Mitversicherung von Familienangehörigen auch nicht existiert. Bei den verhältnismässig niedrigen Beiträgen hierzulande ist das allerdings kein Problem und Prämienverbilligungen gibt es ebenfalls. So einfach könnte es auch in Deutschland sein, wenn man da nicht das seltsame (vermutlich historisch gewachsene) Mischsystem mit den “guten Risiken” für die PKV und den “schlechten Risiken” für die GKV hätte.

Da, noch ein Nachtrag einen Halbtag später: Acht Fragen zur PKV (faz.net). Sorry, die Schweiz war schneller, hier sind ziemlich viele der Vorschläge schon lange konsequent umgesetzt, inklusive Kopfpauschale und steuerfinanzierten Ergänzungen, die in Deutschland auch mal in der Diskussion waren.

Der andere Bahr, genannt Egon, ist viel bekannter und wieder hat die NZZ mit ihren Standpunkten da ein gutes Interview geführt: http://www.youtube.com/watch?v=ecI5Tvf76Dc. Der Original-Link zur SRF-Webseite ist auch noch da: SRF.ch, NZZ Standpunkte vom 24.08.2013.

Dreiste Nachbarn

Dreiste Nachbarn, ein sehr schön mehrdeutiger und tiefsinniger Artikel in der Rubrik Zwischenrufe von Philipp Meier in der heutigen NZZ. Ich weiss gar nicht, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen war, weiterzulesen, nachdem im ersten Absatz was von Kunstsammlung und Galeristen stand. In der digitalen Version habe ich den Artikel tatsächlich überblättert (wenn man das denn so nennen kann), in der Papierversion dann doch noch gelesen. Überhaupt nehme ich die NZZ in der digitalen Version ganz anders wahr als in der Papierversion. Bei letzterer bin ich konzentrierter dabei. Möglicherweise liegt es am Lesegerät (Tablet vs. Papier).

Continue reading “Dreiste Nachbarn”

Katholische Wolken und Lötarbeiten

Schon seit einer ganzen Weile nervt mich die Fritz!Box mit einem andauernden hochfrequenten Pfeifen, das beim NZZ-Lesen in der Hängematte enorm stört. Eine Möglichkeit wäre gewesen, es auch weiterhin zu ignorieren und darauf zu vertrauen, dass dieser Frequenzbereich mit fortschreitendem Alter sowieso schlechter wahrnehmbar wird. Die andere Möglichkeit (für mich die einzige) war es, die Box aufzumachen, sich die Kapazitäten und Spannungen aller Kondensatoren (welche meist für so ein Pfeifen verantwortlich sind) zu notieren und dann die blaue Elektronikapotheke auf einem Deutschlandbesuch zur Herausgabe selbiger Bauteile zu verpflichten. Da ich das neulich in Berlin erledigt habe, konnte ich jetzt zur Tat schreiten und schon nach dem sechsten ausgetauschten Kondensator (Pfeil) hörte das Pfeifen auf. Und das Beste: die Fritz!Box funktioniert sogar noch.

Beim sechsten ausgetauschten Elko hörte das Pfeifen der Fritz!Box auf.
Beim sechsten ausgetauschten Elko hörte das Pfeifen der Fritz!Box auf.

Auf dem Barfussweg (zum dritten Mal) gab’s diesmal auch ein paar Wolken zu sehen. Die hier erinnerte mich irgendwie an die heilige Handgranate aus dem Spiel Worms, wobei ich auch erst vor kurzem die Querverbindung zu Monty Python mitbekommen habe. Der Lage nach zu urteilen (Kanton AI) dürfte das dann über der Wolke ein katholisches Kreuz sein. Komisch, wenn man sich das von 10km weiter nördlich (Kanton AR) anschaut, ist es dann ein evangelisch-reformiertes.
20130727-barfussweg-wolkenkreuz

Humor beim Frühstück

Ausschnitt NZZ-Titelseite vom 20.06.2013
Ausschnitt NZZ-Titelseite vom 20.06.2013
Soll ich das jetzt als unfreiwilligen oder als beabsichtigten Humor auf der Titelseite deuten? Das geht schon in die Richtung des Newsticker vom Postillon. Weil’s so gut ist, hier der Link zur fünften Folge von Tagesschaum. Dafür lohnte sich jeder Gebühren-Euro, genauso wie sich jeder Gebühren-Franken für Giacobbo/Müller lohnt.

Endlich mal Deutschenfeindlichkeit erlebt

Nachdem ich jetzt ein gutes Jahr hier bin, hab ich jetzt doch endlich mal persönlich gegen mich gerichtete Deutschenfeindlichkeit erlebt. Nach der Orchesterprobe am Montag spätabends habe ich mich auf dem Heimweg noch mit einem Zeitungsredakteur unterhalten, ich auf Hochdeutsch, er auf Schwizerdütsch. In ein paar Meter Entfernung am Wiler Bahnhof stand jedenfalls ein etwas abgebrochener Mann (Typ “Gesellschaftsverlierer”) herum, der dann plötzlich anfing, lautstark, penetrant und unflätig seinen Deutschenhass zu äussern. Mein Gesprächspartner war erstmal entsetzt “dass es so was noch gibt”. Viel witziger war allerdings ein Jugendlicher auf einer Sitzbank, der dazu laut und deutlich meinte “besser Deutsche als Jugos oder Türken”. Der Pöbler jedenfalls hatte zu mir persönlich nichts zu sagen, es waren nur allgemeine Ressentiments. Vor einem Jahr hätte mich das schon durchaus verschreckt, aber sowas ist echt die Minderheit und da fand ich die ganze Szene nur ausserordentlich komisch. Eigentlich hätte ich ihm die NZZ in meiner Tasche um die Ohren hauen und auch noch sagen können, dass ich inhaltlich der SVP am nächsten stehe, aber das mach ich erst, wenn ich’s zuverlässig auf Schwizerdütsch hinbekomme.

Der Bundeswahlleiter hat jetzt auch endlich das Antragsformular für die Bundestagswahl online gestellt. Mal sehen, wie schnell sich meine letzte HeimatMeldegemeinde bequemt, mir die Briefwahlunterlagen zukommen zu lassen. Wählbar ist ja sowieso keine deutsche Partei, ich kann immer nur für das kleinste Übel stimmen. Mich fragen auch viele, warum Merkel so beliebt ist, aber mir bleibt da immer nur zu konkretisieren, dass sie “vergleichsweise beliebt” sei. Wenn man sich die Alternativen anschaut, ist sie eben, um sie selbst zu zitieren, leider alternativlos. Ich schau halt einfach, was für die Schweiz gut ist, und stimme dann entsprechend ab.

Wie bescheisse ich mit Halbkreisdiagrammen?

20130517-wie-bescheisse-ich-mit-grafiken Heute mal ein Beispiel aus der Reihe Wie bescheisse ich mit Halbkreisdiagrammen?. Ich glaub, der Trick ist so unglaublich plump, der würde vielleicht im Blick oder in den Vingt Minutes die Leute vom Hocker reissen, aber doch bitte nicht in der NZZ, schon gar nicht im Wirtschafts- und Finanzteil. Dabei wird ja noch nicht mal gelogen, nur etwas verzerrt dargestellt. Die Performance vom beworbenen orangen Produkt (im oberen Fall) ist 3.21-mal so gross wie die Performance des lila Benchmark-Produkts. Das ist auch korrekt aufgetragen auf der (waagerechten) Linie des Halbkreisdurchmessers, die ist nämlich in jedem der drei dargestellten Vergleiche vom Verhältnis her ungefähr passend. Was man aber wahrnimmt, ist die aufgespannte Fläche des Halbkreises und die ist eben nicht nur 3.21-mal so gross wie das Benchmark-Produkt, sondern (3.21^2)-mal, also gut zehnmal so gross.

Was auch darüberhinaus noch verfälscht, ist die vergrösserte Darstellung der unteren beiden Halbkreise. Da sind nämlich die 22.1% deutlich grösser als die oben gezeichneten 38.5% dargestellt, bei den 18.2% genauso. Der Zeitraum bei der “Performance über 3 Jahre” wird auch gut ausgesucht sein, genau wie auch der über den Zeitraum “seit Auflegung”. Eigentlich ist das Beispiel mit der “Performance über 3 Jahre” gerade auch ein sehr schönes Gegenbeispiel gegen das Produkt, es zeigt nämlich, dass ein aktiv gemanagtes Portfolio den Markt/Index nur um Nuancen schlägt, man aber meist ein viel höheres Risiko eingeht.

Naja, ist ja eh Werbemüll, aber ich glaub, um ihre Aussage zu plazieren, haben sich die Oyster Funds die falsche Tageszeitung ausgesucht, wenn ich mir mal zum Beispiel den oberen Teil des Artikels über die Vorschulbildung vom 15.05.2013 anschaue: Gleiche Startchancen für alle (NZZ Nr.110/2013, 15.05.2013, Seite 29).

Falsche Wortstellung

20130504-interview-westerwelleIm aktuellen Interview mit Westerwelle zum vorerst gescheiterten D-CH-Steuerabkommen wird mal wieder der falsche Eindruck erweckt, dass es illegal sei, Geld ins Ausland zu schaffen. Tut mir leid, aber dem ist (noch) nicht so. Auch wenn das der Grossteil der deutschen Politiker (insbesondere der Linken) wohl gerne hätte, dass nichts ins Ausland geht: wo ich mein Geld investiere oder anlege, ist immer noch ganz allein meine Entscheidung, solange ich es in Deutschland (oder hier) legal erworben und versteuert habe. In dem Artikel sollte es also nicht […] Gelder illegal ins Ausland […] heissen, sondern korrekterweise […] illegal erworbene Gelder ins Ausland […].

Systemfehler bei der NZZ

Was ich am 13.12.2012 und auch letzte Woche schon mal angetönt hatte, hat die NZZ gestern als Titelartikel gehabt: Enteignung grassiert in ganz Europa (hier als pdf).

Hier ein Ausschnitt:

Der Aufschrei in der Öffentlichkeit überrascht allerdings insofern, als dass die Enteignung durch eine über Nacht eingeführte Zwangsabgabe ein Phänomen in den Mittelpunkt rückt, welches schon seit Jahren in Europa und den USA grassiert: die kalte Enteignung der Sparer. In Deutschland betrug die Rendite von fünfjährigen Staatsanleihen im Februar 0,8 Prozent. Ähnlich tief verzinst sind viele Fest- und Tagesgelder. Zugleich lag die Inflation bei 1,9 Prozent. Daraus resultieren reale Zinsen von –1,1 Prozent. Jedes Jahr schrumpft die reale Kaufkraft deutscher Sparguthaben also um 1,1 Prozent. Dieser Wert lag in den letzten zwei Jahren oft schon viel höher. In Deutschland betrugen die realen Zinsen seit Mitte 2011, je nach Massstab, zwischen –0,5 Prozent und –2,5 Prozent. In der Euro-Zone als Ganzem sind die Werte sogar noch etwas schlechter. Geradezu dramatisch sind die Zahlen in Grossbritannien, wo die reale Rendite seit dem Jahr 2010 zwischen –0,5 Prozent und –4,5 Prozent betrug. Und auch in den USA lagen die Werte zwischen 0 Prozent und –3,5 Prozent. Die Bürger dieser Staaten verlieren also massiv an Kaufkraft, vor allem, wenn die Realzinsen über einen längeren Zeitraum auf dem Niveau verharren. Das ist dramatisch, denn die Kaufkraft des Ersparten halbiert sich bei negativen Realzinsen von zum Beispiel –6 Prozent innerhalb von rund zwölf Jahren.

Tja, der Kapitalismus ist ja seit 1989 nicht das beste System, er ist halt nur übriggeblieben. Auf der einen Seite wachsen die Schulden, auf der anderen die Guthaben, wenn man alles zusammenwirft, kommt man bei Null raus. Permanentes Wachstum geht eben bei begrenzten Ressourcen nicht.

Ausserdem habe ich gerade zu meinem Entzücken festgestellt, dass ich das epaper der NZZ am Sonntag herunterladen kann, obwohl ich eigentlich nur die Montag-bis-Samstag-Ausgaben abonniert habe. Ich liebe diese Zeitung 🙂