Schuldenbremse und Zuwanderungsgründe

Heute hatte ich Post aus Bern im Briefkasten, von der ich nicht wusste, was wohl drin sein würde. Es war aber ein Zuwanderungsfragebogen vom Bundesamt für Migration. Fand ich gut, denn nur wenn man genug Daten hat, kann man zuverlässige und belastbare Entscheidungen treffen. Hier der Fragebogen: Fragebogen vom BFM (pdf). Und hier noch der sehr informative ganzseitige heutige NZZ-Artikel über die schon seit vielen Jahren in der Schweiz existierende Schuldenbremse.

Ausserdem wollten die Jungs unbedingt für den Tatort üben und haben daher einen Tatort mit drei Weihnachtssternen nachgestellt. Der langohrige Bösewicht versteckt sich noch hinter einem der Sterne. Mal schauen, wie lange sich die Weihnachtssterne so halten. Und nein: es wurden keine Tiere während der Dreharbeiten verletzt.

Wer’s noch nicht gemerkt hat: der Grad meiner Zufriedenheit über die neue Heimat korreliert negativ mit der Anzahl der hier neu geschriebenen Beiträge. Mit inzwischen 6,5 Monaten ist das bereits die längste durchgängige Zeit, die ich im Ausland bin. Aber: schon ungefähr seit September verwende ich den Begriff “Ausland” auch, wenn ich nach Deutschland fahre; und wenn ich morgens im Nachtzug in Basel aufwache oder auch in Zürich-Flughafen ankomme, fühle ich mich wieder daheim. Irgendwann kann ich dann frohen Herzens meinen deutschen Pass abgeben. Meinen Führerausweis (Führerschein) muss ich sowieso demnächst in einen mit dem weiss-roten Kreuz umändern lassen, denn der deutsche wird nach einem Jahr Aufenthalt in der Schweiz ungültig; inklusive Sehtest und obligatorischer Gebühr wird das wohl wieder einer der reibungslos verlaufenden Verwaltungsakte.

Glasfaser, mal wieder

Schon komisch, immer wenn ich irgendwo bin, fangen die Elektrizitätsversorger nach kurzer Zeit an, Glasfaser zu verlegen. Das war schon 2010 in Trondheim so, wo TrønderEnergi AS Glasfaser bis in die Häuser in den letzten kleinen Vororten verlegt hat. Jetzt auch hier in Uzwil, wo die St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke es gerade gleichtun. Meine 50 MBit/s reichen mir erstmal, aber mehr und vor allem symmetrische Bandbreite ist immer gut.

Wieder Herbst

Mit dem Sonnenschein und der Wärme der letzten Tage (heute beinahe 20°C) konnten sich auch die letzten Schneehaufen ihrem (*) Schicksal nicht mehr erwehren und sind in der Uze verschwunden. Hier noch einige Impressionen vom jetzt wieder goldenen Herbst. Wenn man sich den Blick gen Säntis vom Wildpark Peter und Paul in St. Gallen anschaut, könnte man glatt auf die Hangseite dort umziehen. Aber vermutlich wird auch der beste Blick irgendwann langweilig und man weiss erst, was man an ihm hatte, wenn er durch eine Zweitwohnung oder ähnliches verbaut wird.

(*) Tja, welcher Fall kommt da jetzt hin? Wenn ich mir die NZZ anschaue, steht nach trotz und wegen zum Beispiel meist der Dativ, wohingegen ich bisher den Genitiv gewohnt war (trotz dem schlechten Wetter, trotz des schlechten Wetters). Das hab ich schon meinen Studenten bei ihren schriftlichen Arbeiten gesagt, wenn es ähnlich Ambivalentes zu entscheiden gab und kein richtig/falsch: für eins entscheiden und dann konsequent und konsistent bleiben. Aus der Perspektive habe ich mich auch nicht mehr aufgeregt, als Ermittler Bukow im kürzlich ausgestrahlten Polizeiruf laut die Frage “Wisst ihr eigentlich, was das dem LKA gekostet hat?” gebrüllt hat. Für mich hätte da statt dem dem ein das hingehört, aber so einige Fehler gibt’s eh immer wieder und irgendwann wird das, was früher mal falsch war, in einer Sprache als richtig anerkannt. Lohnt sich nicht, sich darüber aufzuregen.

Schneetreiben

Direkt vom sonnigen Herbst in Trondheim kommt jetzt gleich ein Zwischenwinter in Uzwil. Als ich am Dienstag mit dem Nachtzug gen Ausland (Deutschland) gefahren bin, war noch alles herbstlich, und bei der Rückkehr am Sonntagmorgen war es dickes Schneetreiben mit 20-30cm Neuschnee und Nachtfrost, tagsüber aber sehr sonnigem und warmem Wetter, perfekt für die Mädels, auch ohne Schneehosen. Das Wetter war teilweise richtig kitschig, aber eben richtig gut. Der Säntis sieht auch dementsprechend aus; das unten ist übrigens der Blick von Büroebene aus, wenn man am Kopierer steht oder eine Kaffeepause macht — kein Wunder, wenn da bei guter Sicht wahlweise der Papier- oder der Kaffeeverbrauch ziemlich steigt. Und solche Effekte kann man mit Data Mining nur schwer herausbekommen, da muss man schon die Leute vor Ort fragen.

Sonniger Herbst in Trondheim

Wenn man schon mal jemanden in Trondheim kennt, sollte man die Gelegenheit zum Besuch auch nutzen. Also ging es am Freitag mit KLM via Amsterdam nach Trondheim und am Sonntag dieselbe Strecke retour. Mit dem Wetter hätten wir auch absolut Pech haben können, aber dem war nicht so. Der Samstag war bis zum Anschlag sonnig, wobei für mich der Tageszeitunterschied wegen des Breitenunterschieds noch stärker ins Kontor schlug. Wenn man dann tatsächlich die Sonne lange nicht sehen sollte, dann würde das auch mich frustrieren. Da ich um diese Jahreszeit noch nicht in Trondheim oder so weit nördlich war, ist mir der niedrige Höhenwinkel der Sonne auch extrem aufgefallen; es ist, als ob man nach einer sehr langen Morgendämmerung und einem gefühlt ewigen Sonnenaufgang gleich wieder in die Nachmittags- und Abenddämmerung übergeht. Das bedeutet zwar weniger Tageslicht, aber dafür den ganzen Tag lang perfekt kitschiges Fotolicht, was in Zusammenhang mit dem sowieso schon sehr bunten Herbst einfach nur schön war.

Unsere Geocaching-Runde bzw. -Wanderung in der Bymarka war den ganzen Tag sehr schön, auch wenn es teilweise frostigen und andererseits auch wieder sehr matschigen Boden hatte. Nun ja, man kann nicht alles haben. Am Sonntag war es dann aber ziemlich bedeckt, so dass wir nur noch ein bisschen durch die Stadt gezogen sind. In der Nähe meiner letzten beiden Unterkünfte hat sich sehr viel getan in der relativ kurzen Zeit, es wird einfach sehr viel gebaut, wie auch im Rest der Stadt und insbesondere im Hafen. Faszinierend, wie sich dadurch auch die Umgebung charakterlich verändert. Keine Frage, mir gefällt’s da auch, aber meine Heimat ist jetzt tatsächlich woanders. Am Abend hat’s dann direkt neben uns im Pub gebrannt (Adresseavisen.no-Artikel), aber es war wohl nichts weiter passiert, dennoch gab’s ein grosses Aufgebot, was bei den vielen Holzhäusern aber auch verständlich ist.

Der Flughafenbus hatte zu meiner Überraschung tatsächlich WiFi, das kannte ich bisher nur aus dem Postauto hier in der Schweiz. Infrastruktur, sag ich nur, so muss das sein. Nachdem ich auf dem Hinweg von meiner Wohnungstür bis zum Gate am Flughafen Zürich nur 65 Minuten gebraucht hatte (davon 40min Zugfahrt), ging das retour genauso schnell und zuverlässig. So muss ein Flughafen sein, nur Tegel ist noch schneller, hat aber keinen Bahnanschluss.

Flugpreisverhältnisse Emirates

Emirates scheint derzeit ihre neue Strecke nach Adelaide (AUS) und auch irgendwie die Verbindung nach Auckland auslasten zu wollen, anders kann ich mir die Preisverhältnisse nicht erklären, die hier abgedruckt sind. Das sind Partnertarife in der Business-Class, also retour-Preise für zwei Personen. Das ist für Flüge nach Australien und Neuseeland in der Business erstmal sowieso vergleichsweise günstig. Aber trotzdem passen rein von der Flugstrecke her die Flugpreise vom Verhältnis überhaupt nicht zusammen. 4000 CHF nach Dubai für zwei Leute hin und zurück ist erstmal nicht soooo günstig, vor allem sind das ja nur ungefähr sechs Stunden Flug. Für die restlichen 12-14h, die nach Adelaide dazukommen, sind’s dann gerade mal lächerliche 1050 CHF mehr. Und noch seltsamer ist dann, dass für den Flug nach Auckland tatsächlich weniger aufgerufen wird als nach Adelaide, denn nach Neuseeland sind es von Australien je nach Start/Ziel nochmal etwa 4h dazu. Sicher sind das nur Angebotspreise und ob man die tatsächlich bekommt, ist die andere Frage, aber von der Flugstreckenlogik, die ja eigentlich massgeblich sein sollte, passt das alles überhaupt nicht zusammen.

Schweiz-Norwegen 1:1

Das erste und bisher einzige grössere Fussballspiel, was ich gesehen habe, war der Match zwischen dem FC Kopenhagen und Rosenborg Trondheim, im Sommer 2010 in Trondheim, weil das Stadion direkt nebenan war. Gestern bin ich mit dem ÖV eine etwas weitere Strecke bis ins Stade de Suisse nach Bern gefahren, wo passenderweise das WM-Qualifikationsspiel Schweiz-Norwegen stattfand. Zur Anreise gab’s Sonderzüge, es verlief alles halbwegs gesittet und die Stimmung in den Zügen war schon vorher sehr gut, inklusive Hopp-Schwiiz- und anderen Schlachtrufen. Das Stadion war ausverkauft und mit Schal, Schminke und obligatorischem Winkelement ausgestattet habe ich auch etwas zur rot-weissen Stimmung beigetragen. Die Hymnen kannte ich beide und zwischendurch habe ich bei einigen Ansagen des Stadionsprechers gerätselt, was das jetzt für ein Schweizer Dialekt war, bis mir dann auffiel, dass es Norwegisch war. Und das ging offenbar auch einigen Schweizern so, von denen dann Sprüche kamen wie “Ey, was häsch Du jez für ä Dialecht?” Schade, dass die hochkochende Stimmung nach dem 1:0, das quasi direkt vor meiner Nase fiel, nur kurz bis zum darauffolgenden Gegentor währte. Die Parteiischkeit des Publikums bei jeder Schiedsrichterentscheidung war natürlich auch klar und ich bin ausserdem immer wieder überrascht, wieviel kleiner das Spielfeld im Vergleich zu den Fernsehbildern doch ist. Hinterher ging’s mit dem perfekt organisierten ÖV wieder zurück in die Heimat. Da habe ich dann noch pflichtschuldig das Altpapier zur Abholung bereitgestellt, bevor der Tag vorbei war.

Das auf den Bildern zu sehende Winkelement hatte mehrere Funktionen: erstens ist der Text der Nationalhymne drauf, zweitens steht drauf, was man rufen muss (“hopp schwiiz!”, drittens kann man’s beim Tor hochhalten (“Goooaaal”) und wenn man es als Fächer faltet, sorgt es für eine akustische Untermalung, die in ihrer Penetranz durchaus in Richtung Vuvuzela gehen kann. Ausserdem gab es noch geschenkte Smartphonehandschuhe, die ob der kühlen Temperaturen durchaus angebracht waren: in die drei hellen Fingerspitzen sind irgendwelche anderen Fasern eingewebt, so dass man mit den Handschuhen sein iPhone oder den Androiden bedienen kann.

Schokoladenhistogramm

Wenn ich schon den ganzen Tag in den Daten anderer Firmen herumwühle, braucht’s zur Entspannung auch mal a) Schokolade und b) ein ausgezähltes Histogramm der Farbverteilung in der Schokoladentäfelchentüte. Jetzt kann man sich natürlich darüber streiten, inwieweit da keine Gleichverteilung vorliegt oder inwieweit die deutliche Mindermenge an roten Täfelchen zufällig ist oder nicht. Aber eigentlich ist das wurscht, es ist sowieso alles dieselbe Sorte.

Technorama

Wissenschaftsausstellungen oder ähnlich gelagerte Sammlungen ziehen mich irgendwie magnetisch an. Hier in der Nähe gibt’s das Technorama als einziges seiner Art in der Schweiz. Also her mit dem Billett, ab in den ÖV und heute den ganzen Tag in Winterthur im Technorama und hinterher in der leider verregneten Stadt verbracht, auch wenns Wetter eher zum Drinbleiben animiert hätte. Ich schätze, es waren mehr Kinder als Erwachsene da und im Vergleich zum Palais de la Découverte in Paris ist es auch alles viel weniger wissenschaftlich aufgebaut, sondern (noch) viel mehr zum Anfassen, Ausprobieren und Erleben, aber ohne die Erklärungen zu vernachlässigen. Da gibt’s auch nichts Besseres, damit physikalische Effekte einfach erlebt werden und deswegen im Gedächtnis bleiben. Sehr simpel, aber nachhaltig erklärt war zum Beispiel die Corioliskraft: es gab ein grosses Karussell, in das wir uns gesetzt haben und dann haben wir einfach ausprobiert, was passiert, wenn wir uns Bälle zuwerfen; a) wenn sich nichts dreht und b) wenn sich das Karussell dreht. Bei b) war’s schon sehr lustig zu sehen, wie der Ball eine Kreisbahn zu beschreiben scheint, wenn man ihn sich innerhalb des Karussells zuzuwerfen versucht. Von aussen gesehen beschrieb der Ball aber immer noch eine gerade Wurfbahn, nur dass man sich unter der Wurfbahn wegdreht.

Vorführungen gab es auch zur Genüge, und die waren dann wirklich für Kinder gemacht, aber auch so, dass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen würden, inklusive der Warnungen vor dem Knall und anderen optischen und akustischen Effekten. Da kann man sich also stundenlang drin aufhalten, ohne alles ausprobiert, errätselt, verstanden und hinterfragt zu haben. Und für Kinder gibt’s genug zum Spielen und bei Bedarf auch das entsprechend frequentierte Restaurant dazu.

IKEA missioniert

Neben etlichen Tippfehlern und sogar falschen Regalangaben und widersprüchlichen Abmessungsangaben für dasselbe Produkt betätigt sich IKEA jetzt darüberhinaus als Religionsgemeinschaft. Klar: dass man zur IKEA-Gemeinde gehört, akzeptiert man ja bereits beim Betreten des Geschäfts. Aber dass dann die bestellten Möbel bei der Warenausgabe auch noch ko-missioniert werden, fand ich dann doch ganz passend. Leider konnte ich das Segnungsritual nicht begutachten, weil es im Warenlager stattgefunden haben muss. Ausserdem muss IKEA mit der iSell-Nummer aufpassen, dass nicht der i-Konzern mit dem angebissenen Apfel daherkommt und darauf Anspruch erhebt. Ein Deppenleerzeichen hat’s da auch noch dazu.

Zum Obama-Romney-Duell habe ich mir meine eigene Meinung gebildet, indem ich mir unvorbelastet die originalsprachige Debatte angeschaut habe. Inhaltlich waren beide ebenbürtig, aber Romney war deutlich agiler, schlagfertiger, brauchte viel weniger Denkpausen und hat seine take-home-points viel besser rübergebracht als Obama, welcher ziemlich oft gezögert und pausiert hat. Charisma versprühen beide nicht unbedingt, aber stilistisch hat Romney tatsächlich gewonnen. Aber dass er den derzeitigen Boom bei der einheimischen Öl- und Gasförderung als nachhaltige Energieunabhängigkeit bezeichnet, ist schon ein guter Witz gewesen. Energieautarkie wäre aber tatsächlich etwas sehr Gutes, nur dann mit wirklich erneuerbaren Energien. Platz dafür hätte es in USA genügend und wenn man das Geld, was im Irak versenkt wurde, darin investiert hätte, wäre es durchaus besser für die Welt gewesen. Aber hey, irgendwo muss man ja die neuen Waffensysteme mal in echt ausprobieren.