Tag 1 im Outpost

Es sind genau fünf Liegekilometer bis zum Outpost, entweder mit einer lästigen walk-your-bike-Unterführung oder mit einer ebenerdigen Bahnüberführung mit lästiger Ampelwartezeit. Ein Cannondale-E-Liegevelo hat mich überholt, das ist jetzt schon das vierte andere Liegevelo auf der Strasse in vier Tagen. Erwartungsgemäss wurde ich bei der Vorstellungsrunde ungläubig angeschaut, als ich meinte, dass ich am Freitag nach San Francisco und zurück gefahren sei. Komischerweise sind hier fast keine E-Bikes unterwegs, auch sonst sehr wenige Velos, obwohl einerseits die Infrastruktur dafür perfekt ausgebaut ist und andererseits auch die Topografie mit ihrer Flachheit sehr geeignet wäre. In der Schweiz ist das umgekehrt und trotzdem gibt’s viel mehr Velos.

Die ersten Meetups (sprich: Treffen mit Gleichgesinnten) hab ich jetzt auch, und es kommen sicher noch weitere hinzu. Der Swisscom-Outpost ist einfach nur ein Wohnhaus, das als Haus mit vielen Zimmern zu einem Geschäftshaus umgerüstet wurde. In der Umgebung kannte ich mich bereits aus 🙂

Das Liegevelo ist immer ein guter Anknüpfungspunkt für ein Gespräch, und mein T-Shirt von der American Solar Challenge natürlich auch. Ich hab schon eine Einladung zur Robot Challenge in San Jose Mitte September bekommen. Die anderen Leute im Outpost sind ähnlich drauf, wir verstehen uns prima. Wenn man wetteifern kann, wer mehr Raspberry Pis zu Hause hat, stimmt der Rest auch.

Auf dem Heimweg bin ich noch bei der Garage von Hewlett und Packard vorbeigefahren, die ist nur ein paar Blocks vom Outpost entfernt und quasi die Gründungsstätte von dem, was heute als Silicon Valley bekannt ist.

Die Garage von HP.
Blabla, Geburtsstätte des Silicon Valley und so…

Palo Alto — Golden Gate Bridge und zurück

11.08.2017 22:45 (bzw. 12.08. 10:14 nach dem Ausschlafen)

Wie angedacht, bin ich heute eine kleine Runde nach Norden gefahren, 150km Stadtverkehr von 10-22 Uhr. Da ich nur drei längere Pausen à 30min gemacht habe und die Fahrzeit in Bewegung 09:36h beträgt, sind der Rest Rotphasen der Ampeln auf dem Weg. Irgendwann hab ich begriffen, dass ich mich da langsam auch bei Rot geradeaus durchmogeln kann, das machen alle Velofahrer so. Trotzdem waren das die angenehmsten 150km Stadt- und Siedlungsverkehr seit langem. Die Strassen sind breit, für mich sind entweder breite Velostreifen oder gleich ganze Fahrspuren (shared use) vorgesehen, und da immer mindestens zwei Spuren pro Richtung da sind, behindere ich auch keinen.
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Abflug ZRH-CPH-SFO

20170810 08:45 Zürich-Kloten

Nach einer erstmaligen Autofahrt zum Flughafen, auf der ich ganz neue Wege jenseits meiner Velorouten gesehen habe, ging der Check-In schnell. Der Radkarton mit 28kg wurde nicht mal gewogen, die Ortliebtaschen im genialen Landi-Laubsack hatten 14kg und damit in Summe natürlich die geplanten 42kg 🙂
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Lyft Line und Uber Pool

Bei meinem Kalifornienaufenthalt soll es ja um point-to-point public transport gehen, was derzeit am nächsten mit den beiden Anbietern Uber Pool und Lyft Line erreicht werden kann. Die zugrundeliegende Idee ist uralt und eigentlich naheliegend: es werden Fahrten verbunden bzw. zusammengelegt, die ungefähr um die gleiche Zeit in die gleiche Richtung gehen. Ein Autofahrer (Uber-Fahrer, Lyft-Fahrer) holt einen Fahrgast ab, nimmt noch weitere auf der Strecke dazu und liefert die alle punktgenau irgendwo ab. Innovativ ist daran nur, dass das Matchmaking (wer mit wem auf welcher Strecke fährt) im Hintergrund durch einen Algorithmus passiert und es keine fixen Strecken gibt. Wenn sie jetzt noch drauf kommen, fixe Strecken vorzugeben und am besten fixe Stationen zum Zu- und Aussteigen, dann könnte man gleich Busse nehmen in hoher Frequenz. Oder, hm, zum Rollwiderstand verringern noch Gleise verlegen? Wäre das was? Gibt’s das schon? Ach nee, das ist ja dann Massentransport 🙂
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Algorithmus gegen eigene Programmierer

Zum Feuilleton komme ich beim NZZ-Lesen eigentlich immer zuletzt, aber der Artikel heute kam zuerst dran:
Silicon Valley – Der Algorithmus schlägt die eigenen Programmierer. Es geht darum, dass die App Waze, die aufgrund von live verfügbaren Verkehrsdaten Routenempfehlungen gibt und auch sofort anpasst, die schönen Suburbia-Wohngebiete als Alternativrouten angibt, wo die Programmierer der App wohnen, die dort eigentlich ihre Ruhe haben wollten. What goes around comes around, sag ich dazu nur. Schon vor drei Jahren wurde auch gezeigt, dass man mit simulierten Staus seine eigene Strasse verkehrsfrei bekommt, wenn nur genügend Leute Waze benutzen: Students hack Waze, send in army of traffic bots.

Genau wegen solcher unbeabsichtigter Effekte, bezogen auf autonome Fahrzeuge, schau ich mich dann im Silicon Valley um.

Mautdaten und Verbrechensbekämpfung

Vor fast vier Jahren hab ich zu dem Thema fahrstilabhängige Versicherungsprämie was geschrieben. Einerseits ist das interessant, weil folgende Kurzfassung (Selbstzitat):

Aufzeichnungsbox ins Fahrzeug gesteckt, Fahrtstrecken aufgezeichnet, Daten ausgewertet und nach dem so errechneten Score bemisst sich dann die Versicherungsprämie. Natürlich sind dann alle Zeiten und Strecken komplett aufgezeichnet und der Versicherer hat prinzipiell Zugriff auf alle diese Daten und kann sie für gute oder auch für schlechte Zwecke verwenden.

genau beschreibt, wie es heutzutage häufig gemacht wird. Recht zufällig bin ich auch in die ganze Ecke mit den Telematikdaten bei der Versicherung gerutscht und habe genau solche aufgezeichneten Daten zum Fahrstil zur Auswertung gehabt. Das war damals nicht absehbar, dass es so laufen könnte 🙂

Und auch der andere Punkt, den ich erwähnt hatte, dass nämlich andere Institutionen Interesse an den wachsenden Datenbergen zeigen würden, bewahrheitet sich soeben wieder: LKW-Mautdaten wurden zur Verbrechensbekämpfung genutzt (Welt online) und natürlich kommen die Strafverfolger gleich wieder auf dieselbe Idee: Diskussion über Nutzung von Mautdaten zur Strafverfolgung.

Autonomes Postauto

Mein Thema, für das ich nach Palo Alto entsendet werde, dreht sich um “point-to-point public transport”, also eine Verkehrsvision, in der öffentlicher Verkehr (teilweise) ohne fixe Stationen auskommt. Privater motorisierter Individualverkehr interessiert mich ja tendenziell eher weniger 🙂

Ob sich die Mobilität dahin entwickelt, ist fraglich. Wollen die Leute mit anderen zusammen in einem wie auch immer gesteuerten Vehikel fahren (=öffentlich) oder wollen sie von der Umwelt abgeschottet in ihrer eigenen Dose herumgefahren werden? Die Antriebsart oder die Steuerung spielen dabei doch gar keine Rolle, ausser dass autonom vielleicht effizienter fährt. “Sich herumfahren lassen” gibt es ja heute schon, nennt sich Taxi oder Chauffeur. Mit autonomen Fahrzeugen wird das dann für den Massenmarkt erschwinglich (?) und die Strassen werden wieder/noch voller.

Dagegen kann z.B. vom Gesetzgeber was getan werden, u.a. könnten Strassen für nicht-autonome Fahrzeuge gesperrt werden. Eine solche Dystopie hat der Guardian grad skizziert: www.theguardian.com/cities/2017/jun/14/street-wars-2035-cyclists-driverless-cars-autonomous-vehicles

Aber zurück zum Postauto: es fährt alleine auf einem Rundkurs in Sion, wird noch von einem Bewacher begleitet und funktioniert schon relativ gut. Irgendwann kann sowas auch in den Regelbetrieb übergehen, denn Technik wird immer besser, nie schlechter. Ob es die Leute akzeptieren, ist die andere Frage. Die Passagiere sicher, wie ist das mit den Aussenstehenden? Wenn sich zuviele Leute den Spass erlauben, das Postauto zu blockieren, indem sie im Weg stehen, wird dann vielleicht dafür ein Straftatbestand eingeführt? Es wäre nur ein Federstrich und mit der sowieso vorhandenen Technik prima automatisierbar, einen Blockierer per Gesichtserkennung den Behörden zu melden.

Werden sich autonome Fahrzeuge an den Seitenabstand beim Überholen von Velos halten? Technisch ist das problemlos programmierbar, aber wie lange werden das Passagiere akzeptieren, dass das Fahrzeug dann eben einen Kilometer lang hinter einem Velo bleibt? Vorgeschrieben wäre es heute schon, aber die Regeln werden an so vielen Stellen gedehnt und gebrochen, dass ich bezweifle, dass sich das Passagiere gefallen lassen werden. Möglicherweise hilft aber die Bequemlichkeit auch, wenn die Mitfahrer dann sowieso Zeitung lesen und Videos gucken, so dass es ihnen wurscht ist, was draussen passiert. Ich bin da aber sehr skeptisch, was das angeht.

Eins der zwei Postautos war grad ausser Betrieb bzw. in der Fernwartung, drum hatte ich Zeit, mit den Beteiligten zu sprechen. Wegen der Aussentemperaturen gab’s Probleme, na gut, bei 35°C eventuell die falschen Komponenten verbaut. Im Versuch, der hier in Sion läuft, dürfen sie die Software permanent verändern, aber nur weil eine Begleitperson dabei ist. Ansonsten müsste da jedesmal der TÜV ran. Es passen 11 Personen rein, es ist als eine Art Zubringer gedacht (letzte Meile?). Da taucht dann auch wieder die Frage auf, ob man die letzten Meter vom Bahnhof nicht doch laufen sollte oder ob man sich auch ins Fitnessstudio fahren lässt. Gesetzgeberisch wäre es auch hier einfach, einen Mindestabstand zwischen Wohnung und Parkplatz des eigenen Autos vorzuschreiben.

Nachdem das zweite Shuttle kam, bin ich dem den halben Rundkurs hinterhergefahren. Es fährt sehr vorsichtig, wenn man das so bezeichnen kann. Wenn alle so fahren würden, gäbe es keine Unfälle. Vier gelenkte Räder, vermutlich könnte es auch genauso vorwärts wie rückwärts fahren (wo ist eigentlich vorn?). Bei Hindernissen sah es aus, als ob ein virtueller Puffer (Abstand) eingehalten würde. Ich hab aber nicht versucht, ein Hindernis zu simulieren.

Aber vielleicht fällt mir auf der höhenmeterreichen Rückfahrt im Mondlicht noch mehr ein. Mondcreme hab ich vergessen gegen den Mondbrand 😉



Veloroutenverkürzung in Palo Alto

Der Swisscom-Outpost zieht um. Damit verkürzt sich meine Veloroute von Unterkunft bis Outpost von 7km auf 5km und führt nicht mehr direkt über den Stanford-Campus, ganz abgesehen davon, dass es eh nur links-rechts-links-rechts geht, bis ich da bin. Zwischendurch jeweils geradeaus, versteht sich: Brouter-Karte

675 Forest Avenue, Palo Alto, CA, 94301