Da ich gerade ein witziges Buch über die 12 Cellisten lese, habe ich deren Tourplan geprüft auf allfällige Konzerte in der Nähe. Somit geht’s am 27.08. nach Luzern. In Deutschland war’s mir immer zu weit weg oder ich wollte nicht alleine hinfahren. Einen Tag später spielen da auch noch die Berliner Symphoniker, aber die sind schon ausverkauft. Da wette ich ja fast, daß die 12 Cellisten gleich da bleiben für den nächsten Dienst.
Category: Kulturelles
Französisch rockt
Heute ging es mit dem ersten Französischkurs los. Es waren sowieso nur maximal fünf Leute eingeplant, aber wir konnten das toppen, indem wir insgesamt nur zu dritt waren: ich und zwei Evelyns, auch das noch 🙂 Aber je kleiner die Gruppe, desto besser lernt man sich gegenseitig und die Sprache kennen. Die Kursleiterin ist Französischschweizerin, also aus der Romandie. Wie es sich gehört, hat sie die ganze Zeit fast nur Französisch geschwätzt, und das in einem ziemlichen Tempo. Aber nach ein paar Reinhörschwierigkeiten konnte ich ihr am Ende doch ganz gut folgen, auch wenn wir uns beinahe mit Händen und Füßen verständigt haben. Das Niveau ist perfekt, schön anspruchsvoll udn trotzdem nicht so, daß ich gar nicht folgen könnte, denn dann würde es nur frustrieren. Die erste Hälfte des Kurses waren Evelyn (die andere) und ich hauptsächlich damit beschäftigt, nicht immer auf Englisch zu antworten, was sich wirklich schwierig gestaltete. Ich bin sowieso eher fürs Schriftliche, daher klappt Lesen und Vorlesen gut, auch wenn ich nicht immer kapiere, was da steht. Hörverstehen kommt dann bei meinen Fähigkeiten als nächstes und irgendwann dann auch das Sprechen. Der Kurs war jedenfalls sehr lustig, da bleibe ich dran, auch wenn ich jetzt seit langer Zeit mal wieder Hausaufgaben machen muß. Am besten ist es eigentlich, wenn Evelyn (wieder die andere) dann doch mal was auf Schweizerdeutsch erklärt hat und ich mit dem Sprachumschalten nicht hinterherkam. Sie kann jedenfalls perfekt auf uns eingehen und sich an unser oder uns an ihr Niveau anpassen.
Waschraum und Waschplan
Üblicherweise stehen hier die Waschmaschinen nicht in den Wohnungen, sondern in Mietshäusern gibt es einen festen Waschkeller, in dem (meist hochwertige) Geräte stehen, die von allen Parteien genutzt werden können. D.h. man muß sich keine eigene Waschmaschine kaufen, was mir sehr entgegenkommt. Einen Waschmaschinenanschluß habe ich in einem meiner Bäder trotzdem.
Natürlich habe ich mich gleich gefragt, wie denn zum Beispiel der Strom abgerechnet wird, denn so ein Trockner schluckt ja doch ordentlich Kilowattstunden. Das geht per Schlüsselkarte, die in einen Kartenleser an der Wand eingeführt wird (erkennt jemand das Transistor-Schaltsymbol?). Dann wird irgendwo ein Relais freigegeben, die Geräte bekommen Energie und die Energiemenge wird gleich auf meinen Stromzähler gebucht. Den Trockner nutze ich aber nicht, das wird mir einfach zu teuer, selbst wenn der Strom umweltfreundlich aus Wasserkraft kommt. Für alle Mieter gibt es dann einen Waschplan, auf dem man sich entweder eintragen kann oder gleich standardmäßig einen Zeitraum zum Waschen vorgegeben bekommt, den ich mir aussuchen konnte.
15,99 Jahre
Noch ein kleines Detail, was ich gerade in der Buchungsmaske der SBB bemerkt habe (mal von der 1.Klasse-Buchung abgesehen): bei der Altersangabe von 15,99 Jahren ist auf Anhieb klar, ohne daß ich in irgendwelche Geschäftsbedingungen gucken müßte, daß ich ab dem Geburtstag, an dem ich 16 Jahre alt werde, eine volle Fahrkarte brauche. Sehr pragmatisch, ohne Bürokratendeutsch wie beispielsweise “bis zur Vollendung des 15. Lebensjahrs”, was ja in klarer Sprache umgerechnet bedeutet “bis 14,99 Jahre”. Da fängt doch ausnahmsweise mal jemand bei Null an zu zählen, fällt mir gerade auf 🙂
Wer unbedingt in die Schweiz telefonieren möchte, kann mich auch unter der Schweizer Rufnummer 071/5085548 erreichen, die beim VoIP-Provider netvoip.ch registriert ist. Die Schweizer Landesvorwahl ist die 0041 bzw. +41.
Meine Tastatur ist übrigens wirklich durch Blitzschlag gestorben. Laut Aussage vom Kinesis-Support ist wohl der Firmware-Chip hinüber. Aber der Techniker war gleich so frei und hat mir angeboten, einen neuen Chip mit in die sowieso schon bestellte neue Tastaturlieferung zu packen. Natürlich nur, wenn ich mir zutraue, einen Firmwarechip selbst auszuwechseln. Na aber sicher doch 😀
Kurzer Abstecher nach Leipzig
Am letzten Donnerstag ging es nach gut sechs Wochen in Uzwil und Umgebung das erste Mal weiter nach Deutschland rein als nur bis nach Konstanz. Zuerst war ich völlig perplex, als ich am Freitagmorgen gegen 06 Uhr aus dem Nachtzugfenster schaute und keinerlei Erhebungen, welcher Art auch immer, sah. Nüscht, nur de Leipziger Tieflandsbucht. Bei Gewässern sehe ich ja irgendwie ein, daß die flach sein sollten, aber bei einer Kulturlandschaft? Ich bevorzuge Berge, auch wenn ich die nicht immer hochlaufen muß, sondern mir die auch gerne von unten oder aus dem Zug anschaue. Noch besser sind ja Fjorde mit hohen Bergen drumherum, aber die hat’s nun in der Schweiz wirklich nicht. Aber an der Landschaft liegt es nicht unbedingt, ob ich eine Gegend mag oder nicht, die Leute, die Gesellschaft und das Umfeld müssen dazu passen. Meer ist eigentlich auch in Ordnung, nur trifft sich das meist mit Sonne und die vertrage ich nun mal nicht in größeren Mengen. Vielleicht schränken ja Berge im Gegensatz zu einer Tieflandsbucht auch die Perspektive ein, aber ich kann den Horizont und den Blickwinkel durch Hochlaufen deutlich verändern 🙂
Jedenfalls habe ich die drei Tage mit den Mädels gut verbracht und einen größeren Spielplatz, der von Latte Macchiato trinkenden Besserverdiener-Ehefrauen bevölkert wurde, mit den beiden Mädels bewirtschaftet. In Magdeburg wäre ich selbst in der Hegelstraße auf dem Spielplatz in meiner derzeitigen Arbeitskleidung Jeans/Hemd vollkommen overdressed gewesen, das war bei obigem Spielplatz nicht der Fall. Aber die mitgebrachte Bühler-Mehlschaufel, zweckentfremdet zum Buddeln, fand regen Anklang bei den anderen Spielplatzbesuchern. Zur Not ist die auch zur Selbstverteidigung geeignet.
Was ich auch ganz sicher nicht vermisse: Hundehaufen und nervende, drängelnde, ungeduldige Autofahrer. Bleibt bitte beide in Deutschland, hier in der Schweiz funktionieren diese beiden Aspekte einwandfrei. Nicht nur auf dem Dorf, sondern auch in den größeren Städten. Der Respekt der einzelnen Verkehrsteilnehmer gegenüber einander sowie der Hundehalter gegenüber der restlichen Gesellschaft scheint einfach da zu sein. Eventuell liegt es auch an der Angst vor Strafen. Auch im Zug brauche ich nicht mal zu fragen, ob ich mich auf einen noch freien Platz in einer Vierer-Sitzgruppe setzen kann, sondern der wird mir einfach schon angeboten. Es sind wirklich viele kleine Details, die ich hier feststelle und die mir einfach sehr gut gefallen. Man kommt auch leicht mit den Leuten ins Gespräch, die ganze Mentalität ist anders. Die Deutschschweiz ist trotzdem oder gerade deswegen eben nicht Deutschland, auch wenn das immer wieder Leute behaupten. Ich find’ sie viel fortschrittlicher und sympathischer.
Heute morgen gab’s wegen einer Stellwerkstörung im Bahnhof Zürich-Altstetten noch eine ordentliche Verspätung, aber da das gas gesamte Netz um Zürich betraf, hat es mich nicht den IC-Anschluß Richtung Osten gekostet. Bisher war ich auch nur mit CNL Berlin-Zürich unterwegs, welcher Doppelstock-Schlafwagen führt. Der wird irgendwo hinter Erfurt (Fulda?) mit dem CNL Prag-Zürich gekoppelt, welcher nur “normale” Schlafwagen hat. Wenn beim nächsten Mal noch Schlafplätze da sind, werde ich ja sehen, wie das von innen aussieht. Liegeplatz geht eigentlich auch, nur für mich nicht die oberste Liege im Abteil, denn die sind jeweils nur 175cm lang.
Am Zugende sind die zwei DoStos zu sehen.
Beim Gewitter vorhin scheint es meine sündhaft teure Kinesis-Tastatur getötet zu haben. Mal sehen, ob sich das morgen bewahrheitet, ich hab ja zwei davon zum Quertauschen.
Update 19.06.: Fritz!Box, Monitor und Rechner haben auch was abbekommen beim Gewitter. Jetzt wird’s doch ein Versicherungsschaden :-/
Endlich mal eine andere Sprache
Nach Deutsch und Englisch kommt jetzt als nächstes Französisch an die Reihe. Mein Sprachkurs ist genehmigt, der ist direkt von Bühler als Weiterbildung gedacht und findet nur ein paar Etagen unter unserem Büro statt, was ich sehr praktisch finde. Die Kursgebühr wird vom Lohn einbehalten und nach erfolgreichem Abschlußtest mit selbigem zurückerstattet, auch angenehm, so einen Anreiz zu haben.
Beim Einstufungstest kam ich unter den Bedingungen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens auf das Niveau A2, was ich doch beachtlich finde (es gibt noch B1/B2 und C1/C2). Ich hatte Französisch nur von der 07.-09. Klasse, was etwa 17 Jahre her sein dürfte, und das Niveau war wahrscheinlich damals auch nicht höher als A2. Und eigentlich hatte ich es auch nur in der 07. Klasse wegen des nachfolgenden Lehrerwechsels, der einigen Mitlesenden bekannt sein dürfte 🙂 Damit dürfte ich schon in der 07. Klasse das meiste aufgesaugt haben, was es mir trotz Blödsinn-Machens und Störens in der 08./09. Klasse ermöglicht hat, dennoch gute Noten einzufahren (bis auf meine einzige 6 wegen Spickens, an die ich mich noch gut erinnere, war auch das einzige Mal, daß ich es mit Spicken probiert habe). Also, auf ein Neues, denn ich möchte mich ja auch hinter dem Röstigraben verständigen können, ohne automatisch auf Englisch auszuweichen, wie es mir in Genf passiert ist. Gut: daß dann der Typ, der mich da an der Fontäne nach dem Weg gefragt hat, sowieso ein Australier war, war ein unerwarteter Zufall, aber sehr lustig, weil er mich gleich gefragt hat, ob ich aus Victoria komme (klang wohl so :-))
Als nächstes kommt dann Russisch (mal wieder) an die Reihe, wenn ich bei Französisch in C1 oder C2 erreicht habe. Immerhin habe ich ja die französischen Fernsehsender. Wär schon schick, Le fabuleux destin d’Amélie Poulain mal im Original schauen und verstehen zu können.
Dicke Türen
Im Gegensatz zu den Türen meiner Wohnung ist eine Kellertür in unserem Keller besonders dick. Ich war lange nicht mehr in einem Bunker, in einem Bombenraum oder in einem Luftschutzkeller, aber bei älteren Bauten hat die Schweiz sowas noch standardmäßig eingebaut. Unser Haus steht auch noch in Hanglage, da könnte man sich durchaus sicher fühlen, wenn nicht der Bunkerraum mit Kellerabteilen vollgepflastert wäre. Der Kalte Krieg läßt grüßen. Inzwischen ist der Einbau eines Schutzraums bei Neubauten keine Pflicht mehr.
Büromaterial / Diverses
So muß ein Stiftemagazin aussehen. Endlich mal Qualität. In dem Zusammenhang habe ich auch gleich die Werbestifte (“Schreibgeräte” möchte ich die nicht nennen) der AXA Winterthur, bei der ich gestern meine Privathaftpflicht und meine Hausrat(s)versicherung abgeschlossen habe, höflich unter Hinweis auf die echten Schneider-Kulis, die sie auch hatten, abgelehnt. Häßliche und schlecht schreibende Kulis brauche ich nun wirklich nicht, davon gibt’s genügend.
Dazu noch ein nettes Video: http://pixelbark.com/79. Das Grinsen am Ende ist besonders schön 🙂
Und noch ein sehr interessantes Interview, das ich zufällig am Dienstag bei TeleZüri gesehen habe: Joschka Fischer bei der Sendung TalkTäglich, in einem 25minütigen Gespräch, aufgenommen in Luzern. Frei von fast allen politischen Fesseln (und auch wieder rundlicher) erklärt er hochinteressante Zusammenhänge, erzählt viel über die Schweiz und verliert sich nicht in politischen Dogmen. Hier der Link zu TalkTäglich vom 05.06. Schade, daß diese Leute in der Politik immer gar nicht so agieren, wie es ihrem Verständnis entspräche.
Bike To Work
Die Aktion Biketowork hat zum Ziel, mehr Mitarbeiter/Pendler dazu zu bewegen, zumindest einen Teil ihres Arbeitsweges mit dem Velo zurückzulegen. Einige Anreize des Programms sind ganz in Ordnung, z.B. die Teambildung, die sozialen Kontakte oder auch, daß man was gewinnen kann (und die Preise sind wirklich gut) sowie die Gesundheitsförderung. Andererseits sind die Mitnahmeeffekte bei der Aktion meiner Meinung nach sehr groß. Es gibt auf der einen Seite die Mitarbeiter, die sowieso zu Fuß oder mit dem Velo kommen, die brauchen die Aktion sowieso nicht. Im anderen Extrem gibt es die hartgesottenen Autofahrer, die keinesfalls umsteigen werden, auch nicht durch so eine Aktion. Dazwischen gibt es vielleicht einige wenige Wankelmütige, die durch sozialen Druck und eventuell einige der Anreize motiviert werden könnten, mitzumachen. Ich denke, eine deutliche finanzielle Begünstigung der Velo- und Bahnfahrer wäre deutlich erfolgreicher. Und ja: da würde der Staat lenkend in das Verhalten seiner Bürger eingreifen.
Gestern war jedenfalls Anmeldeschluß und ich habe spontan den Koordinator angeschrieben, ob er noch lose Mitarbeiter hätte, die noch ein Team suchen. Das war nicht der Fall, aber einige Leute kennt er, die sowieso mit dem Rad kommen (jaja) und wenn ich der Teamleiter sein würde und mich um alles kümmern würde, würden die wohl nichts dagegen haben, mitzumachen. Also bin ich jetzt Teamleiter und als solcher für das Team SIMT-12 verantwortlich. Im Juni müssen wir also an mindestens der Hälfte der Arbeitstage mit dem Velo zur Arbeit kommen, bzw. ich kann auch derjenige sein, der zu Fuß kommt. Mal schauen, ob wir was gewinnen. Daß wir das schaffen, ist klar. Ich finde, man sollte den Wettbewerb sowieso im Januar oder Februar machen, denn da ist die Teilnehmerzahl kleiner und daher die Gewinnchance für mich größer. Ich bin schon gespannt, ob ich hier im Winter auch Spikereifen zu sehen bekomme.
Hier noch die Verdeutlichung der kurzen Wege zu den wichtigsten Einrichtungen auf einer Karte: google maps, uzwil-orte.
Cyber-Attacken mit Stuxnet
Nein, keine Cyberattacken von mir. Nur hat gerade die FAZ berichtet, daß Obama die Cyberattacken via Stuxnet auf Irans Atomanlage angeordnet hat. Viel interessanter und detailreicher ist allerdings der passende Artikel New York Times. Und letzten Endes ist es auch nur ein Auszug aus dem noch erscheinenden Buch Confront and Conceal.
Wie ist Stuxnet in die Anlage gekommen? Tja:
“That was our holy grail,” one of the architects of the plan said. “It turns out there is always an idiot around who doesn’t think much about the thumb drive in their hand.”
USB-Sticks rumliegen lassen mit dem Virus drauf und darauf rechnen, daß jemand zu neugierig ist (was ja eigentlich nicht schlimm ist, bin ich ja auch) und dann noch zu dämlich, den Stick tatsächlich in einer abgeschotteten Atomanlage in einen Rechner zu stecken.
Wie ist es alles rausgekommen? Das Virus bzw. der Wurm hat sich auf einen Laptop eines Ingenieurs kopiert, der in der Anlage gearbeitet hat. Als der dann den Laptop außerhalb ans Internet angeschlossen hat, hat der Wurm nicht gemerkt, daß er nicht mehr in der Anlage ist, sondern sich weiterverbreitet. Und dann kamen die Analysen des Wurms. Im Nachhinein stellt sich raus, daß auch die damaligen Analysen sehr zutreffend waren, beispielsweise die von Frank Rieger vom CCC in der FAZ. Sowas ist echt spannend. Alles, was Rieger damals spekuliert hat, steht zumindest im NYT-Artikel tatsächlich drin, beispielsweise, daß der Wurm in einer ersten Phase Informationen über die Anlage gesammelt und “nach Hause telefoniert” hat.
Weitere Informationen gibt’s auch über die Zeit verteilt bei dem (nicht nur von mir) hoch geschätzten Bruce Schneier, (siehe hier), dessen aktuelles Buch Liars and Outliers ich gerade zu Ende gelesen habe. Er kommt eigentlich aus der Krytographie-Ecke (mit dem Standardwerk, der sogenannten Kryptographiebibel Applied Cryptography), ging dann immer weiter in Richtung security und erweitert das im aktuellen Buch in Richtung trust (Vertrauen). Es ist deutlich weniger technisch, sondern es geht eher um die soziale, psychologische und wirtschaftliche Komponente von Sicherheit und Vertrauen, häufig um sogenannte social dilemmas in der Gesellschaft und im täglichen Leben, für Firmen, Staaten, Gruppen und Einzelpersonen.