Nach dem Frühstück im Hotel gab’s eine ausgiebige Stadtrundfahrt in Stockholm, an deren Ende ich ziemlich nass wurde. Die Velorouten sind ganz nett gemacht, aber häufig sind es eben doch noch Fallen, die im Nichts enden, während nebenan 2+ Autospuren verlaufen. Immerhin keine aggressiven Autofahrer, sondern die scheinen alle gewohnt zu sein, dass von überall her Zweiräder auftauchen können. Den Regen hab ich in einem Café bei einer heissen Schoggi abgewartet. Überall hingen noch Wahlplakate herum, das endgültige Ergebnis dürfte morgen 15.09. feststehen.
Von 13-17 Uhr war ich bei einem Eurapco-Kollegen von der LF und wir haben uns ausgiebig über spezielle Versicherungsthemen unterhalten — man kriegt immer wieder gute Ideen. Auch dort hab ich wieder eine längere Regenphase überstanden und bin dann im Trockenen wieder Richtung Bahnhof gefahren. Die letzte halbe Stunde der SJ-Lounge-Öffnung (1.Klasse-Interrailpass) konnte ich auch noch mitnehmen, dort gab’s ganz gutes Essen, aber 18:30 Uhr war Schliesszeit. Generell scheinen die Bahnhöfe hier im Norden (Kopenhagen, Malmö, Stockholm) aber mehr angenehme Sitzplätze und Sauberkeit im Sinne eines Aufenthaltsorts zu haben als in Deutschland, wo Bahnhöfe schon fast zu Unorten geworden sind. 20:14 war Abfahrt meines Nachtzugs.
Diesmal hatte ich morgens noch länger Aussicht aus dem Fenster vor dem Ausstieg, aber es war recht langweilig. Herbstwald in alle Richtungen, dann mal ein See, ein paar Wege, ein paar Häuser, dann wieder Wald und ein paar Hügel. Der Nachtzug hatte aber einen Restaurantwagen, so wie sich das gehört, sehr angenehm zum Frühstücken. Verspätung gab’s auch, sogar +45 in Boden C, aber der Anschlusszug nach Narvik hat das natürlich abgewartet, es fährt ja sonst nichts weiter so weit im Norden. Bisschen wie RhB-Anschlüsse 🙂
Im Zug 96 nach Narvik gab’s nicht mal eine erste Klasse, drum konnte ich die auch gar nicht buchen. Es war aber eh genug Platz und die 2.Klasse-Sitze waren durchaus bequemer als die 1.Klasse-Sitze im ICE, für gut 7.5h ganz angenehm. 4G war auch da (der Nachtzug hatte eh WiFi) und die Landschaft war wieder genauso bis zur Riksgränsen (Reichsgrenze), mit Ausnahme von der Gegend um Kiruna mit dem Bergbau.
Als ob jemand einen ElchSchalter umgelegt hätte, wurde es nach dem Überqueren der Grenze nach Norwegen steinig, schroff, es gab Steilwände, Täler und bald auch den Ofotfjord, nach dem die Ofotbanen (Bahnlinie) benannt ist. Landschafts- und Szenenwechsel wie auf der Berninabahn oder wenn man aus dem Lötschberg im Wallis rauskommt. Während ich in Schweden noch dachte “ah, na hier ist ja ne Bahnlinie einfach hingeklotzt”, war’s dann in Norwegen eher “oha, ist ja wie daheim, der Bau hat sicher etwas länger gedauert”. Bis nach Narvik ging’s noch etwa 400 Höhenmeter runter und wir waren pünktlich da, alles elektrisch ausserdem.
Ich war immer noch in kurzer Hose unterwegs, bei inzwischen deutlich unter 10°C beim Ausstieg in Narvik. Das Budget-Hotel gehört zum Thon-Hotel und ich bekam ein Upgrade. Preisunterschied zum Scandic Hotel etwa 20 Fr. (80 statt 100 Fr.) und Höhenunterschied etwa 100m — macht 10 Rp. Ersparnis pro Höhenmeter (bin die Höhe zweimal raufgefahren) und nein, das hätte nicht weiter skaliert, weil weiter oben keine Hotels mehr sind. Aber egal, der wesentliche Unterschied zu den letzten zwei Nächten war ja, dass das Bett nicht schaukeln würde. Nach einer 11km langen Stadtrundfahrt mit vielen Höhenmetern weiss ich jetzt auch, wo morgen früh der Bus auf die Lofoten abfährt und hab Verpflegung in einem der zwei in 150m Entfernung befindlichen Supermärkte geholt.