Mein Thema, für das ich nach Palo Alto entsendet werde, dreht sich um “point-to-point public transport”, also eine Verkehrsvision, in der öffentlicher Verkehr (teilweise) ohne fixe Stationen auskommt. Privater motorisierter Individualverkehr interessiert mich ja tendenziell eher weniger 🙂
Ob sich die Mobilität dahin entwickelt, ist fraglich. Wollen die Leute mit anderen zusammen in einem wie auch immer gesteuerten Vehikel fahren (=öffentlich) oder wollen sie von der Umwelt abgeschottet in ihrer eigenen Dose herumgefahren werden? Die Antriebsart oder die Steuerung spielen dabei doch gar keine Rolle, ausser dass autonom vielleicht effizienter fährt. “Sich herumfahren lassen” gibt es ja heute schon, nennt sich Taxi oder Chauffeur. Mit autonomen Fahrzeugen wird das dann für den Massenmarkt erschwinglich (?) und die Strassen werden wieder/noch voller.
Dagegen kann z.B. vom Gesetzgeber was getan werden, u.a. könnten Strassen für nicht-autonome Fahrzeuge gesperrt werden. Eine solche Dystopie hat der Guardian grad skizziert: www.theguardian.com/cities/2017/jun/14/street-wars-2035-cyclists-driverless-cars-autonomous-vehicles
Aber zurück zum Postauto: es fährt alleine auf einem Rundkurs in Sion, wird noch von einem Bewacher begleitet und funktioniert schon relativ gut. Irgendwann kann sowas auch in den Regelbetrieb übergehen, denn Technik wird immer besser, nie schlechter. Ob es die Leute akzeptieren, ist die andere Frage. Die Passagiere sicher, wie ist das mit den Aussenstehenden? Wenn sich zuviele Leute den Spass erlauben, das Postauto zu blockieren, indem sie im Weg stehen, wird dann vielleicht dafür ein Straftatbestand eingeführt? Es wäre nur ein Federstrich und mit der sowieso vorhandenen Technik prima automatisierbar, einen Blockierer per Gesichtserkennung den Behörden zu melden.
Werden sich autonome Fahrzeuge an den Seitenabstand beim Überholen von Velos halten? Technisch ist das problemlos programmierbar, aber wie lange werden das Passagiere akzeptieren, dass das Fahrzeug dann eben einen Kilometer lang hinter einem Velo bleibt? Vorgeschrieben wäre es heute schon, aber die Regeln werden an so vielen Stellen gedehnt und gebrochen, dass ich bezweifle, dass sich das Passagiere gefallen lassen werden. Möglicherweise hilft aber die Bequemlichkeit auch, wenn die Mitfahrer dann sowieso Zeitung lesen und Videos gucken, so dass es ihnen wurscht ist, was draussen passiert. Ich bin da aber sehr skeptisch, was das angeht.
Eins der zwei Postautos war grad ausser Betrieb bzw. in der Fernwartung, drum hatte ich Zeit, mit den Beteiligten zu sprechen. Wegen der Aussentemperaturen gab’s Probleme, na gut, bei 35°C eventuell die falschen Komponenten verbaut. Im Versuch, der hier in Sion läuft, dürfen sie die Software permanent verändern, aber nur weil eine Begleitperson dabei ist. Ansonsten müsste da jedesmal der TÜV ran. Es passen 11 Personen rein, es ist als eine Art Zubringer gedacht (letzte Meile?). Da taucht dann auch wieder die Frage auf, ob man die letzten Meter vom Bahnhof nicht doch laufen sollte oder ob man sich auch ins Fitnessstudio fahren lässt. Gesetzgeberisch wäre es auch hier einfach, einen Mindestabstand zwischen Wohnung und Parkplatz des eigenen Autos vorzuschreiben.
Nachdem das zweite Shuttle kam, bin ich dem den halben Rundkurs hinterhergefahren. Es fährt sehr vorsichtig, wenn man das so bezeichnen kann. Wenn alle so fahren würden, gäbe es keine Unfälle. Vier gelenkte Räder, vermutlich könnte es auch genauso vorwärts wie rückwärts fahren (wo ist eigentlich vorn?). Bei Hindernissen sah es aus, als ob ein virtueller Puffer (Abstand) eingehalten würde. Ich hab aber nicht versucht, ein Hindernis zu simulieren.
Aber vielleicht fällt mir auf der höhenmeterreichen Rückfahrt im Mondlicht noch mehr ein. Mondcreme hab ich vergessen gegen den Mondbrand 😉
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