Christchurch – Murchison (Campervan)

20170404 Murchison Holiday Park 20:20

Im recht leeren Holiday Park in Christchurch hab ich in meinem Zimmer etliche Regengüsse abgewartet ab 07 Uhr. Den Camper hätte ich eigentlich erst um 11 Uhr holen sollen, aber als das Wetter stabil trocken (von oben) aussah, bin ich einfach die 8km nach Nordosten Richtung Flughafen gerollt zum RV Super Centre, zur Not hätte ich da gewartet.

Der Check-In läuft da hochtechnisiert ab, man bekommt ein ipad, darf alle seine Daten für den Vermieter da eintippen (und bekommt sehr interessante email-Adressen anderer Mieter als Vorschläge) und dann die Kreditkarte vorzeigen, den Führerausweis (Übersetzung akzeptiert) und dann gibt’s ein Auto. Auf transfercars.co.nz hatte ich anfänglich ein Wohnmobil mit WC/Dusche angegeben als Wunsch, dann haben sie mir ein Mighty Jackpot bestätigt (eher kleiner Camper) und bekommen habe ich jetzt einen riesigen Toyota Hiace, Marke Britz Voyager für vier Personen, mit zweiflammigem Gasherd, Kühlschrank, Mikrowelle (!) und voller Campingausrüstung inklusive Bettzeug. Da passt der Spruch You got more than you bargained for doch genau. Länge 5,60m, Höhe 2,80m, Breite knapp 2m. Und ich hab das Ottermobil einfach reingestellt. Später hab ich dann doch den Lenker verdreht und es in den Alkoven geschoben/gelegt, wo es nicht rumfliegt und gepolstert transportiert wird.

Die Marken Britz, Maui, Mighty gehören alle zu Tourism Holdings Limited, auch interessant zu wissen. Spannend ist dann, was passiert, wenn ein Britz-Mobil einen Unfall mit einem Maui-Mobil hat. Das gibt lustiges Versicherungsgeschäft hintendran.

Für das Lösen der Handbremse musste ich ins Handbuch schauen 🙁 Links gefahren bin ich schon öfter, auch auf vier Rädern, bei der Abfahrt vom Highway bin ich aber fast in den Gegenverkehr von rechts gefahren. Tststs, 1600km mit dem Velo sind was anderes. Als ich in Kaiapoi das McDonald’s anfuhr, erkannte ich es wieder, es war das vom Regentag. Spannend auch, auf welcher Seite des Lenkrads der Blinkerhebel ist, das war ja in Australien schon immer lustig, je nach Automarke. Beim ersten Blinken ging also der Scheibenwischer an…

Nach bisherigen Erkenntnissen braucht die Hütte auf Rädern mit dem Luftwiderstand einer Schrankwand 11 Liter Diesel auf 100km bei moderater Fahrweise. Diesel kostet hier recht wenig, aber dafür gibt es eine Road User Charge, quasi eine streckenbezogene Maut, in meinem Fall 6,62$ pro 100km, d.h. für die Strecke von 1300km werde ich etwa $100 Gebühren zahlen. Benziner zahlen keine, aber da ist die Steuer auf den Treibstoff auch viel höher.

Standheizung hat das Vehikel nicht, aber wenn ich an den Strom angeschlossen bin, hab ich einen elektrischen Heizlüfter. Ausserdem hab ich auf Island schon kälter geschlafen im ungeheizten Camper. Der Fahrersitz ist deutlich unbequemer als der Skateboard-Sitz vom Ottermobil, die Strasse ist viel enger als wenn ich auf zwei Rädern da langfahre, aber ich kann Musik hören und mir den Regen der übelsten Sorte aus dem Trockenen anschauen. Hat auch was Gutes, jedenfalls bereue ich nicht, die Strecke über den Lewis Pass nicht mit dem Liegevelo gefahren zu sein.

Ich kam quasi direkt an Hanmer Springs vorbei, wo ich beim Bus-Stop in Richtung Süden schon kurz Zeit hatte, mich umzuschauen. Dort gibt es heisse Quellen, so ähnlich wie auf Island. Also bin ich dort mal ins Wasser gegangen und hab festgestellt, dass Liegevelobräune eigentlich nur von vorne/oben gilt. Die Beinrückseiten sind total weiss geblieben. Die Pools waren ähnlich wie auf Island, nur voller, und es gab keine -5°C und Schneesturm, während ich im 42 Grad heissen Wasser lag, so wie hier: 13.02.2015, Island, Myvatn, menschenleer. Es roch auch genauso nach Schwefelwasserstoff, zusätzlich haben sie grad eins der Becken mit neuen Glasfasermatten ausgekleidet und verklebt, das gab zusätzlich die Dämpfe von aushärtenden Epoxidharzen dazu, eine betörende Mischung (mir hat’s wirklich gefallen). Mein Kettenblatttattoo* am linken Bein, das ich mir beim Verladen noch geholt hatte, war nach einer halben Stunde im Wasser auch aufgelöst. Da es geregnet hat, waren die Bademeister alle mit Regenjacken und Regenschirmen unterwegs, das sah leicht doof aus, wenn man eh nass im Wasser sitzt.

* sieben T auf 17 Buchstaben, das ist eine Quote von fast 42%.

In Murchison bin ich am Ende doch auf einen Zeltplatz gefahren, $12 für eine unpowered site sind nicht zuviel verlangt, finde ich. Vor allem, da ich doch einen Stromanschluss entdeckt habe. Es ist schon deutlich angenehmer im Camper, als jetzt bei niedrigen Aussentemperaturen noch das Zelt aufstellen zu müssen 🙂