Bundeshausbesuch

Nach fünf Jahren im Land habe ich mir heute mal das Bundeshaus von innen angeschaut. Die Frühjahrssession läuft (auch wenn heute Schnee gefallen war) und man kann einfach so den Nationalrat bzw. den Ständerat besuchen gehen und die Debatten verfolgen. Beim Eingang gibt’s eine Sicherheitskontrolle, dann kann man die Dufourkarte der Schweiz bewundern und sich dann frei durch die Hallen bewegen, bis man die Zuschauertribüne erreicht. Drin ist leider Fotografierverbot, aber die Schwatzbude ist wirklich eine. Nur die Hälfte der Sitze höchstens besetzt, alle unterhalten sich und vorne steht ein Redner und erzählt zu seinem Thema. Sprachlich war’s sehr interessant, weil die Debatte natürlich auf Hochdeutsch ist (statt im Dialekt) und z.B. Bundesrat Alain Berset seine Aussprache auf Französisch gehalten hat. Er hat am Ende seiner französischen Ausführungen immer nochmal kurz selbst eine Zusammenfassung auf Deutsch gegeben. Die Simultanübersetzung gab’s am Platz (Deutsch/Französisch/Italienisch) und auf dem vierten Tonkanal meines Erachtens noch die parallele Debatte im Ständerat.

Ich finde das jedenfalls sehr bürgerfreundlich und bürgernah, dass man da einfach ohne Anmeldung hingehen und zuhören kann. In der ausgedruckten Übersicht der Parlamentarier waren nicht alle Namen richtig geschrieben und es sassen auch nicht immer alle am korrekten Platz, aber das spielt wohl weniger eine Rolle. Zu etwa 30-40 der Gesichter hatte ich auch so die Namen parat. Die Hierarchie scheint eher so zu sein, dass die wichtigeren Leute hinten sitzen, damit sie den Überblick über ihre Leute/Fraktion haben. Inhaltlich ging es heute um die Rentenreform mit der Vermischung von erster und zweiter Säule, Änderung des Rentenalters, der Umwandlungssätze in der zweiten Säule und noch einiger anderer Dinge im Verfahren der Differenzbereinigung zwischen Ständerat und Nationalrat. Es erschliesst sich mir nicht, was man mit einer Debatte erreichen kann, aber ich wäre ja bestenfalls auch Hinterbänkler mit fundiertem Sachwissen statt Redner und Verkäufer meiner Sache.

Carsharing auch nicht besser

Zu dem Blödsinn bei den autonomen Fahrzeugen hatte ich ja schon was geschrieben, heute kam dann passenderweise ein ähnlich gelagerter Artikel zum Carsharing bei heise: Mythos: Carsharing ist umweltfreundlich. Das ist genau das Gleiche wie das, was ich mit der Nutzungsquote und der daraus resultierenden Lebensdauer geschrieben hatte. Free-Floating-Carsharing macht dann sogar noch den ÖV kaputt. Das Einzige, was wirklich wirkt, ist den Zugang zu Autos zu erschweren und zu verteuern, und nicht, ihn immer weiter zu vereinfachen. Individueller motorisierter Verkehr mit einem vierrädrigen Fahrzeug bleibt einfach ein Ressourcenfresser und muss so überflüssig gemacht werden wie möglich.