Here vs. Zero

Grad letzte Woche hatte ich von Marc Elsberg “Zero” gelesen. Darin geht es um eine nicht allzu ferne Zukunft bzw. schon existierende und aus Datenperspektive sehr realistische Weltsicht, in der die Menschen für ihre ständig produzierten Daten Geld bekommen, sich also digital prostituieren. Aus diesen Daten machen dann alle möglichen Anbieter Dienstleistungen, natürlich auch die Gamification des Alltags. Was muss ich aus Anbietersicht machen, um wertvoller zu werden? Wie “verbessere” ich meinen Datenwert? Wie werde ich ein “sehr guter Mensch”? Und ähnliches. Fitness- und Ernährungsapps gibt’s ja schon genügend, die das heutzutage machen. Im Buch geht das aber auch mal (im Sinne eines Experiments) schief, weil eine Person beim Anbieter dieser Dienste den Algorithmus so verändert hat, dass es in einer Untergruppe der Population (z.B. junge schwarze Männer) zu einer Häufung unnatürlicher Todesfälle kommt. Also wer entscheidet, was gutes und was schlechtes Verhalten ist? Wenn die Leute einem Algorithmus blind vertrauen, springen sie dann von einer Brücke? Vorzustellen ist es jedenfalls und die Beeinflussung kann ja auch viel subtiler ausfallen und über längere Zeit einwirken. Im Buch sind dafür viele schöne Beispiele aufgeführt.

An einem Eurapco-Treffen heute kam nach meinem Vortrag zu den Auswertungen von Telematik-Daten ein Vortrag eines Repräsentanten von HERE. Sie zielen darauf ab, die weltbesten und aktuellsten Karten und darauf aufbauende Dienste anzubieten. Im Hinblick auf Telematikdaten ist das beispielsweise auch, die Leute durch Anreize und Hinweise zu besseren Fahrern zu machen. Der Bogen zu Zero ist nicht allzugross: anstatt den Autofahrern zu signalisieren, dass hinter einer Kurve ein Hindernis kommt und sie stark bremsen sollen, könnte man durch Unterlassen dieser Benachrichtigung eventuell Schaden anrichten (wobei das kein aktives Zutun des Anbieters ist). Weitergedacht wäre dann ein zusätzliches Beschleunigen möglicherweise mit Sicherheit tödlich. Bei autonomen Fahrzeugen wird’s noch einfacher.

Was allerdings an HERE wirklich gut zu sein scheint: sie sind nicht gratis, d.h. im Unterschied zu Google bin nicht ich das Produkt, indem ich meine Daten abgebe und dafür Gratis-Dienste erhalte, sondern sie lizensieren ihre Dienste und man zahlt dafür. Daten haben sie bei HERE jedenfalls genügend und bekommen jetzt auch Live-Fahrzeugdaten von Audi, BMW und Daimler.