ASC2016, Nachbereitung (Teil 1)

Einige Fotos fehlen noch, aber gestern abend, als ich den vergangenen Beitrag geschrieben habe, standen wir grad auf dem Pannenstreifen vom Highway und mussten bei einem der Vans einen Reifen flicken. Da wollte ich nicht noch Bilder hochladen.

Hier nochmal die Abendsonne in Scotts Bluff. Sieht ganz gut aus, hat aber statt 1kWh auch nur 300Wh gebracht. Hätte gern mehr sein dürfen.

Abendsonne in Scotts Bluff.
Abendsonne in Scotts Bluff.
Nochmal Abendsonne und bewölkter Himmel.
Nochmal Abendsonne und bewölkter Himmel.

Unser Crew Chief hat da unseren Van beschädigt.

Ein professionell geflicktes Rücklicht (Beef-Stick-Packung).
Ein professionell geflicktes Rücklicht (Beef-Stick-Packung).

Hier die vielen überflüssigen Überholmanöver am letzten Tag des Rennens. Im Flachen wurde überholt und am nächsten Berg standen wieder alle vor uns und krochen den Berg hoch. Wir haben Team Michigan auch noch überholt, das war auch so ziemlich das einzige Manöver und hat viel Energie gekostet. Aber auch hinter ihnen wären wir wohl nicht ganz ins Ziel gekommen. Zehn Minuten voller Sonnenschein hätten aber gelangt.

Die vielen Überholmanöver mit marginaler Differenzgeschwindigkeit am letzten Renntag.
Die vielen Überholmanöver mit marginaler Differenzgeschwindigkeit am letzten Renntag.

So ein hässliches Teil bekommt man dann als Pokal. Die Gravur ist nicht mal schön entgratet, absolut billig, unsolide und oberflächlich. So wie die ganze Challenge.

Der Pokal mit adäquater Befüllung.
Der Pokal mit adäquater Befüllung.

Meine Strategie zum Fahren war ansonsten gut, aber auch ziemlich simpel. Bisschen auf die Daten schauen, die Batterie ausbalancieren, im Kopf Geschwindigkeiten, Entfernungen und Zeiten berechnen und das war’s eigentlich. Ach ja, den Energieverbrauch (also die Geschwindigkeit) dem Energieeinkommen (Sonnenenergie) anpassen. It’s as simple as that. Trotzdem waren die letzten vier bis fünf Stunden des Rennens am letzten Tag extrem nervenaufreibend und spannend bis zum letzten Moment. Das passiert bei Datenanalyse sonst eher nicht und war diesmal noch spannender als am 10. Oktober 2013 kurz vor Adelaide. Dementsprechend war ich nach der Überfahrt der Ziellinie total platt und muss jetzt selbst erstmal Batterien aufladen.

Jetzt sind’s nur noch läppische 1500km bis Chicago ORD, diesmal ohne Sonnenenergie (bzw. nur mit solcher, die vor Jahrmillionen fossil abgespeichert wurde). Das ist ungefähr die Strecke Zürich-Oslo, nur mit zwei Zeitzonen.

Rennstatistiken kommen noch, die Daten dazu hab ich jedenfalls.

ASC2016, Tag 8

Schön, wenn der Stress nachlässt.

Gestern abend (Freitag) war noch einige Energie zu holen, aber lange nicht so viel, wie nötig gewesen wäre, um die heutige Etappe ohne Probleme zu fahren. Heute morgen (Samstag) ist die morgendliche Charging Session wieder ziemlich ins Wasser gefallen. Da wir gestern als Zweite ins Ziel gefahren waren, durften wir heute auch wieder als Zweite starten, auch wenn wir im Gesamtklassement nur Dritte waren hinter Team Toronto (2.) und Michigan (1. und um Grössenordnungen unschlagbar).

Da alle Teams quasi gleichzeitig gestartet sind und auch alle ziemlich leere Batterien hatten, ging auf dem grössten Teil der Strecke munter das nervige Überholen los. Wir blieben die meiste Zeit ganz ruhig und fuhren unser Tempo weiter, anfangs 30mph, später 20 und noch später noch viel langsamer.

Da es auf der Strecke weiterhin nicht sonnig war, kam nur sehr wenig Solarleistung an, etwa 100-200 Watt Gesamtleistung, wo normalerweise 800 bis 1200 Watt ankommen. Damit ging die Energie in der Batterie auch immer weiter zurück. Da absehbar war, dass wir nicht innerhalb der erlaubten 6h Fahrzeit mit einem Fahrer ins Ziel kommen würden, haben wir etwa in der Mitte der Etappe einen Batteriewechsel (Hilfsbatterie) und den Fahrerwechsel vorgenommen. Weiter ging’s mit reduzierter Geschwindigkeit. Es waren noch 125km übrig und wir waren mit 30-40km/h unterwegs.

Problem: die Strecke war sehr hügelig und am Ende der Etappe waren Höhenmeter (aufwärts) absehbar, mit starken Steigungen. Bei diesen Steigungen bricht eine fast leere Batterie derart stark ein, dass das Batterie-Schutz-System anspricht und das Fahrzeug abstellt. Das ist einmal passiert, danach haben wir eine Weile gewartet (100 Watt auf den Panels) und sind noch ein Stück weitergefahren. Dann, etwa 10km vor dem Ziel, mussten wir auch noch aufgeben und das Fahrzeug auf den Hänger laden und so ins Ziel fahren. Kurz vor der Schliessung des Ziels um 16 Uhr waren wir dort und hatten auf das Team, das in der Gesamtwertung noch vor uns lag, sehr viel Vorsprung, weil diese nämlich schon viel früher ihr Auto auf den Hänger laden mussten und dafür entsprechend mit Zeitstrafe belegt wurden (3 Minuten pro Meile auf dem Hänger).

Damit haben wir die Challenge am Ende auf dem zweiten Platz beendet, was angesichts des Top-Teams auf Platz 1 (Michigan) ein perfektes Ergebnis ist.

Hinterher folgte eine Siegerehrung und Ausreichung jeder Menge Pokale und Ehrungen. Was mich allerdings wirklich angekotzt hat, war, dass das Essen mal wieder auf Plastik- und Styroportellern und mit Plastikbesteck ausgegeben wurde. Das ist echt keine Esskultur! Und hinterher wurde dann auf der Zeremonie gross was von Klimawandel und sowas erzählt. Dafür ist diese Challenge ja nun sicher kein leuchtendes Beispiel, wenn jedes Solarauto noch von einem Begleittross von 5-10 Fahrzeugen begleitet wird. Solange sich an der autofixierten Kultur hier nichts ändert (da hilft auch Tesla nicht), braucht sich niemand auf die Schulter zu klopfen, auch die Nationalparks nicht. Echt abschreckend, auch wenn ich Klimatisierung natürlich mag 🙂

Jetzt will ich heim, mir reicht’s.