Aufgrund der Bedingungen der Challenge kommen heute alle Teams am Stage Point in Vincennes an und fahren morgen wieder gleichzeitig von dort los. Da wir gestern gut vorangekommen sind, waren heute nur noch 240km zu fahren, was entsprechend schon am Mittag fertig war. Meine Berechnungen hatten ergeben, dass es sich lohnen könnte, morgens eine Viertelstunde später loszufahren und dafür noch Energie mitzunehmen. Ob ich mich verrechnet habe, sehen wir morgen am Tag 3 vor dem Start.
Besondere Vorkommnisse gab es keine, ausser dass ich mal beim Überwachen der Daten gesehen habe, dass die PV-Zellen keine Leistung liefern, so dass wir dann einen kurzen Kontrollstop eingelegt haben. Danach ging alles wieder reibungslos bis zum Ende der Etappe um 12:47 Uhr.
Eine Viertelstunde nach Ankunft konnten wir noch laden, jetzt ist die Batterie versiegelt und erst heute abend können alle Teams von 18-20 Uhr wieder laden. Dasselbe morgen früh von 07-09 Uhr. Wenn die Batterie dann nahezu voll ist, hab ich mich nicht verrechnet. Momentan sind wir an zweiter Stelle und wenn Team Michigan nichts Aussergewöhnliches passiert, kommen wir auch nicht weiter nach vorne.
Zur Zeit mache ich also auch nichts anderes als sonst im Büro, aber mit viel mehr Zeitdruck und viel mehr Stress und Verantwortung. Programmieren, rechnen, nachdenken. Nützliche Ergebnisse kommunizieren, z.B. “speed up to 55 miles per hour, we need to use more energy” oder “fahrsch e chli langsamer, mer müent s bitz ufpasse mit d batterie”. Ad-Hoc-Anfragen mach ich auch. Gleichwohl bin ich von allen anderen Leuten abhängig (Mechanik, Elektrik) und kann ohne deren geniale Vorarbeit nichts tun. Zumindest weiss ich jetzt, wozu ich hier mitfahre und die anderen wissen’s irgendwann auch. Wenn alles gut läuft, will’s keiner gewesen sein, und wenn ich mich verrechne, bin ich der Depp. Auch das wie üblich als Informatiker 🙂
Statistiken folgen noch.
So ungefähr sieht eins meiner Daten-DashboardsArmaturenbretter aus. Alles, was mit Leistung und Energie am Dreieck Motor–Batterie–Zellen zu tun hat. Ob das genau so hinkommt, weiss ich auch noch nicht, es sind beispielsweise keine Wirkungsgrade (Laden, Entladen, Umwandeln) mit eingerechnet. Die Batterieladung dürfte daher schon etwas abweichen.
Mal angenommen, ich muss für eine zu fahrende Strecke (240km) abschätzen, wie lange wir brauchen, wieviel Energie wir brauchen und wieviel Energie reinkommt. Das geht mit diesen Grafiken ganz gut. Jeder Balken stellt eine halbe Stunde dar und ich kann für die verschiedenen Streckenorte schätzen, wieviel Energie in dieser Zeit über die Panels ankommt bei voller Sonne. Die Entladung über den Motor kann ich ganz gut schätzen, vielleicht 15-17 Wh/km. Dann brauche ich für den Stage Stop heute z.B. noch ein Ziel an Batterie-Entladung (z.B. 3000Wh freie Kapazität), weil ich weiss, dass am Abend und am nächsten Morgen noch Energie kommt (z.B. zweimal 1.5kWh), die es mitzunehmen gilt, bevor wir wieder fahren können. Diese Überschlagsrechnungen (schönes Wort dafür: Triage) mache ich relativ häufig und bisher hat es gut gestimmt. Wenn mich jemand fragt, wie voll die Batterie ist, kann ich dann eine (aus meiner Sicht sinnlose) Prozentzahl angeben und alle sind zufrieden. Ist schon deutlich genauer als meine Glaskugel für datenlose Analysen 😀