Barcode — Piep — Barcode — Piep — Barcode — Piep — … so ähnlich geht’s im Supermarkt und heutzutage auch beim Blutspenden zu.
Da ich gestern abend nach Mogelsberg zu Franz Hohlers Lesung wollte und die Hin-Rückfahrt wie gewohnt preislich einer Tageskarte entspricht, habe ich mich bereits am Freitag entschlossen, die Öffnungszeiten vom Kantonsspital St. Gallen (KSSG) zur Blutspende (samstags 08-10 Uhr) zu nutzen. Ich hatte vorher eine Einladung in den Gemeindesaal Uzwil bekommen, aber da ich am nächsten Mittwoch nicht hier bin, kann ich dieser leider nicht Folge leisten. Die Spende ging gewohnt reibungslos, und neben mir hat jemand fast in Rekordzeit seinen Aderlass hinter sich gebracht. Das hatte ich auch mal, aber da bin ich hinterher zusammengeklappt, lohnt sich also nicht. Immerhin hat mich von den Schwestern keine gefragt, ob sie Hochdeutsch reden soll, fand ich gut. Die haben dermassen viele Barcodes vor, während und nach der Spende gescannt, dass mein Spruch, ob jemand noch meine Cumulus-(Punktesammel)-karte braucht, immerhin für Erheiterung gesorgt hat. Praktischerweise entsteht auf meinem Blutspendeausweis gleich noch eine Zeitreihe an Daten mit Temperatur, Blutdruck und Hb-Wert, die kann ich dann später mal auswerten. Meine quasi-vegetarische Ernährung (weil’s schmeckt und nichts fehlt) hat zumindest beim Hämoglobin-Wert eher einen positiven Einfluss — da hatte ich vorher mit Fleisch schon deutlich niedrigere (zu niedrige) Werte. Aus den zwei Spende-Werten könnte man jetzt auch schön linear extrapolieren, aber dann dürfte ich bei der übernächsten Spende wegen zu hohem Wert nicht mehr spenden. Eigentlich sollte der Wert auch entweder in g/dl oder in mmol/l angegeben werden, aber den Zahlenwerten nach ist es hier in Gramm pro Liter. Soll mir recht sein, solange es SI-Einheiten sind.
Um ein halbes Kilogramm Blut leichter und um eine von mir verschmähte, aber dennoch mitgenommene Tobleronestange und ein ordentliches zweites Frühstück schwerer ging’s dann spontan gleich vom KSSG mit dem 1er-Trolleybus nach Winkeln zu IKEA, weil mir noch Vorhangstoff fehlte. Wenn man genau weiss, wo man hin muss, ist man auch bei IKEA schnell durch und die Kassen zum Selberscannen sind sowieso prima. Der Thurbo (S-Bahn) fuhr mich dann wieder heim, und das auch ohne Kollision, wie letzte Woche in Schaffhausen, was sich inzwischen als menschliches Versagen herausgestellt hat.
Die Kette am Rad hatte ich gestern schon getauscht, dabei gleich noch das Kettenblatt um 360/5 * 2 Grad verdreht (Fünfarm-Kurbel) und das Ritzel an der Rohloff gewendet. Letztere braucht zwar über tausende Kilometer keine Zuwendung, aber so alle zehntausend Kilometer sollte man schon mal bei Gelegenheit nachschauen, ob vielleicht die Schaltseile gewechselt werden müssen. Dem war nicht so, aber trotzdem habe ich beim Ritzeldrehen die Rohloff am Seitendeckel unabsichtlich als “meine” markiert. Es ist jedesmal ein Gewürge, das Ritzel in die eine Richtung zu drehen und mit dem Schraubenschlüssel in die andere Richtung gegenzuhalten und dabei bin ich bisher immer abgerutscht. Das tut der Funktion latürnich keinen Abbruch und der Wiederverkaufswert ist mir mangels geplantem Wiederverkauf schnuppe. Schön auch der schwarz-weiss-silbrige Farbkontrast zwischen neuer Kette und altem, dreckigem Ritzel — Saubermachen lohnt beim Ritzel nicht, nur da, wo es plan an der Rohloff aufliegt und die abdichtet.
Gegen Abend ging’s dann wieder mit zwei S-Bahnen via St. Gallen nach Mogelsberg zur Lesung. Die Dörfer wirken immer ziemlich verlassen um die Uhrzeit, und bis zum Betreten der jeweiligen Lokalität erwarte ich üblicherweise immer noch, falsch zu sein und dass gar keine Lesung an diesem Ort stattfände. Dem war nicht so, eine Orchesterkollegin kam auch noch des Weges und die Lesung von Franz Hohler konnte pünktlich beginnen, war aber nach einer guten Stunde auch schon wieder vorbei. Er hat aus seinen Spaziergängen und auch kurze Verse aus seinem Kinderbuch Es war einmal ein Igel, das sich aber auch für Erwachsene eignet, gelesen. Ausserdem gab’s noch ein paar gute Stücke aus dem Dialektbuch Schnäll i Chäller, die natürlich von ihm gesprochen ganz anders wirken, als wenn man sie liest und sich vorzustellen versucht, wie sie klingen würden. Nach der Lesung bin ich wieder zum Bahnhof, wobei da schon der Eisregen einsetzte, der das Laufen bergab erschwerte und manchmal auch beschleunigte. Die Haltestelle Mogelsberg ist ein “Halt auf Verlangen” und ich hatte mich auf der Hinfahrt schon gefragt, wie das wohl umgesetzt werden würde, wenn man nicht dort aussteigen, sondern einsteigen möchte. Bei Bussen und Strassenbahnen ist das ja relativ einfach: wenn jemand sichtbar an der Station steht, wird gehalten. Nun ja, für den Bedarfshalt zum Einsteigen gab’s einfach einen Drücker für jede Richtung, den man betätigt und womit der Kondukteur vermutlich benachrichtigt wird. Fünfzehn Meter vor der Haustür hab ich dann doch noch mit dem Hosenboden gebremst, war aber halbwegs darauf vorbereitet, weil ich in Uzwil schon vom Bahnhof bis nach Hause auf der gesalzten Strasse statt auf dem verspiegelten Trottoir gelaufen war.