Katzenjammer in Zürich

Katzenjammer im Kaufleuten, 2015-03-18
Katzenjammer im Kaufleuten, 2015-03-18

Am Mittwochabend war Katzenjammertag in Zürich, so dass ich bei der Gelegenheit gleich noch einen anderen (grösseren) Saal des Kaufleuten kennengelernt habe. Ich bin ja sonst nur zu Giacobbo/Müller im Gebäude. Zuletzt hatte ich sie vor zweieinhalb Jahren in Dornbirn gesehen.

Dem NZZ-Artikel ist eigentlich nichts hinzuzufügen, ausser der Korrektur, dass diejenige, die drei Instrumente gleichzeitig gespielt hat, nicht Marianne, sondern Anne Marit war.

Männer geben Bands mit weiblicher Besetzung gerne den Frauenbonus, dank dem musikalische Mittelmässigkeit zur kreativen Virtuosität hochstilisiert wird. Entgegen ihrem Namen besteht bei Katzenjammer dazu keine Veranlassung. Die vier Norwegerinnen sind Vollblutmusikerinnen und lassen ihre Darbietungen am Mittwochabend im ausverkauften Kaufleuten nie zu langweiligem Geplänkel verkommen. Verwurzelt im Folk-Rock, bedient sich die Band verschiedener Einflüsse wie Country, Jazz, Swing, Tango, Wave, keltischer Musik und haufenweise Pop.

Jeder Song erinnert an bereits gehörte. So klingen die Jammerkatzen bald nach PJ Harvey, Amy Winehouse, The White Stripes oder, für diejenigen, die sich noch daran erinnern mögen, der deutschen Filmband Bandits. Doch vermag die Band diesen Anleihen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, so dass der aufkeimende Vorwurf des Plagiats im Halse steckenbleibt.

Jede der Musikerinnen beherrscht mindestens sechs Instrumente, angefangen beim Standard-Repertoire Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier, hin zu ausgefallenerem Handwerkzeug wie Banjo, Akkordeon, Mundharmonika, Ukulele, Mandoline und Trompete. Nach jedem Lied werden die Instrumente munter weitergereicht beziehungsweise ausgetauscht. Den Höhepunkt der Materialschlacht markiert der gleichzeitige Einsatz dreier Instrumente, nämlich Akkordeon, Mundharmonika und Xylofon, durch Bandmitglied Marianne SveenAnne Marit Bergheim. Selbst ihre Mitmusikerinnen applaudieren ihr bei soviel Koordinationsvermögen.

Ihren stärksten Ausdruck findet die Band allerdings in ihrem Gesang. Im zumeist vierstimmigen Gesang setzt jede Tonlage eigene Akzente und bricht zeitweise Harmonien auf, ohne dabei dissonant zu klingen, um sich später wieder in den Melodieverlauf einzufügen. Es verwundert nicht, dass das bewegendste Stück des Abends a cappella vorgetragen wird, nur von einer Trommel begleitet. Auch solo ist jede der Stimmen derart gewaltig, dass sie sich nicht im Chor zu verstecken braucht.

Die Band legt auf der Bühne eine Natürlichkeit an den Abend, welche das Publikum zu schätzen weiss. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird mitgesungen und getanzt, so gut es im überfüllten Konzertsaal halt geht. Die Zürcher lieben Katzenjammer, selbst dann noch, als Bandmitglied Solveig Heilo dem Publikum weismachen will, dass man «Jungs» in Zürich als «Giele» bezeichne.

Best of Säntis

Am Samstag hab ich nach etwas Bastelei mit meiner Velobeleuchtung den Forumslader auf einer Tour von Konstanz nach Schaffhausen probegefahren. Funktioniert einwandfrei, hatte die ganze Zeit Smartphone mit Radiostream über LTE angeschaltet plus Navigation (Locus) und am Ende war das Smartphone voll und der Forumslader hatte nach den 60km auch einen höheren Ladestand als bei Abfahrt. Nur das Licht war nicht an, denn das hätte nochmal gute drei Watt extra geschluckt und dafür reichen die gut 5W bei normaler Reisegeschwindigkeit von 20km/h nicht aus, sondern ich hätte halt 30km/h fahren müssen.

Die Kamera hatte ich vergessen, drum gibt’s nur die Best of Säntis der letzten paar Wochen.

Fast wie auf dem Vollmond-Bier der Brauerei Locher.
Fast wie auf dem Vollmond-Bier der Brauerei Locher.
Sowas nennt man wohl Alpenglühen.
Sowas nennt man wohl Alpenglühen.
Morgens ist der Blick vom Balkon (oder direkt aus dem Bett) nicht weniger gut.
Morgens ist der Blick vom Balkon (oder direkt aus dem Bett) nicht weniger gut.

Konstanz bis Rorschach

Die letzte Bodenseetour ist schon eine Weile her. Bei dem einsetzenden sonnigen und trockenen Wetter bin ich heut morgen zur Abholung meines Forumsladers mit Zug und Velo nach Konstanz gefahren und hinterher mit dem Velo das/dem Ufer entlang bis nach Rorschach, insgesamt etwa 42 Kilometer. Der Smartphone-Akku war hinterher auf 25%, die Navigation inklusive Routen-Neuberechnung hat prima funktioniert und mit dem Forumslader bleibt demnächst dann auch der Akku voll bzw. wird sogar geladen.

Österreichische Alpen.
Österreichische Alpen.
Ein Pfahlhaus.
Ein Pfahlhaus.
Der See hat vielleicht etwas weniger Wasser als sonst.
Der See hat vielleicht etwas weniger Wasser als sonst.
Nochmal ein Pfahlhaus. Den Cache da habe ich nicht gefunden.
Nochmal ein Pfahlhaus. Den Cache da habe ich nicht gefunden.

Bildergalerie Island

Hier mal alle Island-Bilder auf einer Seite. Praktische Galerie-Funktion.

Velostellplatz professionell

Eigentlich war es erwartbar, dass am Hauptstandort des Migros-Genossenschaftsbunds das Veloparkieren für Mitarbeiter halbwegs professionell abgewickelt würde. Da wir jetzt als Migros Business Intelligence firmieren und zu diesem Behuf auch den Standort an den Limmatplatz verschoben haben und ich ja sowieso jetzt immer das Velo im Zug mitnehme, komme ich in den Genuss der befahrbaren Velotiefgarage. Einfahrt erfolgt nur mit Badge für Mitarbeiter, der Zutrittskartenleser ist sinnvollerweise schon an der Rampe angebracht, so dass das automatisch öffnende Tor offen ist, wenn man unten ankommt. Es gibt normale Ständer und solche zum Aufhängen. Mal sehn, wie voll die bei höheren Aussentemperaturen werden. Ein Kompliment jedenfalls an unsere LiB-AG, die alle Räumlichkeiten verwaltet, die machen einen klasse Job. Jetzt muss ich noch die Duschen finden.

Badge-Leser an der Einfahrt.
Badge-Leser an der Einfahrt.
Rampe zur Einfahrt
Rampe zur Einfahrt
Aufhängung. Licht ist an.
Aufhängung. Licht ist an.

Zusammenfassung Island

Nach der erholsamen Nacht in einem nicht wackelnden Bett hab ich mir Zeit gelassen mit dem Aufstehen, dann das Auto etwas geputzt, vollgetankt und es dann wieder abgegeben. Nachdem ich dem Vermieter erzählt hatte, wo ich überall war, meinte er, dass ich einer der mutigsten Männer sei, die er kenne. Auch gut. Beim nächsten Mal würde ich trotzdem einen Camper eine Nummer grösser nehmen mit Standheizung und mehr Platz, damit man nicht immer umbauen muss. Zu zweit wär das mit dem Kangoo jedesmal eine Heidenaktion gewesen. Direkt bei der Abgabe gab’s eine Tankstelle mit einer roten Packstation, und mein Vermieter hat mich danach sogar noch ins Zentrum zum Hotel gefahren.

Ist zwar rot, aber sieht aus wie eine DHL-Packstation.
Ist zwar rot, aber sieht aus wie eine DHL-Packstation.

Im Hotel hab ich meine Tasche abgestellt und bin dann zu Fuss und erleichtert, dass ich nicht mehr die lästige Verpflichtung eines Autos an selbigem mit mir herumtrug, zum Heisswasserspeicher oberhalb der Stadt gelaufen, der 20000 Kubikmeter 85°C heisses Wasser bereithält, das aus Bohrlöchern herangeholt wird. Das Heisswasser, was hier aus der Leitung kommt, hat auch immer den gewohnten Geruch von Schwefelwasserstoff. Mich stört’s nicht. Das Wetter war nicht so einladend für Fotos, also bin ich im mächtig einsetzenden Tauwetter wieder in die Stadt gelaufen.

Selbstporträt oberhalb von 20'000 Kubikmeter Heisswasser.
Selbstporträt oberhalb von 20’000 Kubikmeter Heisswasser.
Die Perle, bestehend aus Heisswassertanks.
Die Perle, bestehend aus Heisswassertanks.

Ob die Halbmast-Flagge vor der Kirche was mit dem Bestatterauto zu tun hat, weiss ich nicht. Die Statue ist von Leif Eiriksson, einem isländischen Entdecker, der bis Neufundland gekommen ist.

Neues Auto für den Aarauer Bestatter mit meinen Initialen drauf.
Neues Auto für den Aarauer Bestatter mit meinen Initialen drauf.
Schon wieder keine Leute auf dem Foto vor der Kirche.
Schon wieder keine Leute auf dem Foto vor der Kirche.

Hm, Kanton Solothurn? In Reykjavik? 🙂 Im Hotel, wo ich einchecken wollte, wurde mir gesagt, dass ich auf ein anderes Hotel umgebucht wurde. Also gut, dann nehm ich halt da das Deluxe-Zimmer und hab den Ausblick auf den Hafen und aufs Meer.

Hmm, hat das was mit Solothurn zu tun?
Hmm, hat das was mit Solothurn zu tun?

Das Bildungs-, Wissenschafts- und Kulturministerium.

Schöne lange Worte, so wie auch Eyjafjallajökull.
Schöne lange Worte, so wie auch Eyjafjallajökull.

Und jetzt die Zahlen: gezahlt habe ich ausschliesslich mit Kreditkarte, es war kein Bargeld notwendig. Sogar die Parkscheinautomaten nehmen Kreditkarten. Nur einige Tankautomaten haben rumgezickt, wenn sie nach der Eingabe der vierten Ziffer meiner sechsstelligen PIN meinten, dass die PIN falsch sei. Ja logo, wenn sie noch weiter ginge und ich nicht mehr tippen darf … Gesucht und gefunden habe ich 78 Geocaches, davon 9 Earthcaches, so dass ich jetzt insgesamt 30 Earthcaches in der Statistik habe. Bei denen lernt man sowieso am meisten und muss auch noch nachdenken. Nordlichter gab es keine für mich, aber die laufen ja nicht weg. 300 MB mobiles Datenvolumen hab ich verbraucht, dazu noch einiges von offenen WLANs. Getankt habe ich 204 Liter auf 2200km, was etwa 9.2 Liter/100km ergibt. Wenn man da noch die zwei bis drei Stunden Leerlauf zum Heizen pro Tag einrechnet, kommt man bei 7.2l/100km raus. Könnte bei den niedrigen Geschwindigkeiten hier durchaus stimmen.

  • Camper: 972 Fr. (leider noch zum Wechselkurs vor dem 15.01. bezahlt)
  • Tanken: 300 Fr.
  • Flug: 153 Fr. (Hinflug und Gepäck für Hinflug gratis mit Meilen)
  • Hotel: 147 Fr.
  • Verpflegung: 146 Fr.
  • Geräte: 90 Fr. (Lader, Stativ)
  • Transfers/Eintritte: 53 Fr.
  • Diverses: 50 Fr.

Insgesamt also etwa 2000 Franken. Die Verpflegung daheim hätte mehr gekostet als die 146 Franken, die ich hier in der Zeit verbraucht habe.

Zurück zur Zivilisation

Nach der letzten sturmumtosten Nacht im Windschatten eines “zu vermieten”-Gebäudes an der N1-Tankstelle in Borgarnes bin ich gleich früh die Ringstrasse weitergefahren und bis nach Reykjavik gekommen. Auf der Fahrt hab ich mich auch entschlossen, für heute Abend noch eine feste Unterkunft zu suchen. In dem Hotel, wo ich morgen sein werde, ist aber nichts mehr frei gewesen, also hab ich per App in Hafnafjördur ein Zimmer gemietet, da ich morgen hier sowieso in der Nähe das Auto abgeben muss.

Von Reykjavik hab ich schon ein paar Sachen gesehen, aber nichts besonders Aufregendes. Eine recht weitläufige Metropolitanregion mit einem Stadtkern, einer berühmten Kirche und ansonsten vielen kleinen Häusern und weiter unten am Meer auch höheren Häusern. Hier wird doch tatsächlich die Strasse gesalzt, damit hatte ich fast nicht mehr gerechnet. Trotzdem liegt noch genügend Schnee herum, dass man auf den Parkplätzen schön herumrutschen kann. Das Wetter scheint mir aber doch signifikant anders zu sein, vielleicht hat es einen Grund, dass die Stadt genau hier liegt.

Die Parkgebühr von 1 Franken pro Stunde spottet ja jeder Beschreibung. WiFi fliegt auch überall herum, wenn auch nicht unbedingt das, was man grad möchte.

Erstmal aufm Parkplatz direkt im Netz der Nationalbank gewesen.
Erstmal aufm Parkplatz direkt im Netz der Nationalbank gewesen.

Es gab Velospuren mit Spikeabdrücken im Schnee. Könnten von mir sein.

Die Küstenstrasse mit Bergblick.
Die Küstenstrasse mit Bergblick.

Die Kirche Hallgrimskirkja steht etwas erhöht auf dem Hügel und ist ziemlich zugebaut, wenn man direkt in der Nähe steht, aber trotzdem weithin sichtbar. Der Kirchturm wurde als Dual-Use-Technologie anfangs auch als Sendeturm für den Rundfunk konzipiert und ist daher heute mit dem Lift befahrbar, um von oben die Aussicht geniessen zu können.

Die Hallgrimskirkja, Bauzeit 1945-1986.
Die Hallgrimskirkja, Bauzeit 1945-1986.

Den Lift hab ich ignoriert, weil von drinnen Orgelmusik ertönte. Vier Manuale, 72 Register (ich hab mal versucht nachzuzählen) und der Organist war in Ganzkörperbewegung unterwegs, um alles zu bedienen. Hat doch mal mehr Tasten als meine Tastatur.

Imposante Johannes-Klais-Orgel. Viele Knöpfe für den Organisten.
Imposante Johannes-Klais-Orgel. Viele Knöpfe für den Organisten.
Gespielt wurde Bach.
Gespielt wurde Bach.

Ob die Kirche als Phallussymbol gedacht war, sei mal dahingestellt. Die vielen Säulen erinnern an die Basaltsäulen vulkanischen Ursprungs, von denen ich in der letzten Zeit ja genug gesehen habe.

Sieht schon aus wie ein Phallussymbol.
Sieht schon aus wie ein Phallussymbol.

Ob das jetzt mit dem Phallus-Museum was zu tun hat, weiss ich auch nicht. Ich bin zufälligerweise direkt daran vorbeigelaufen und wenn es sich anbietet, gehe ich vielleicht mal rein.

...vielleicht gibt's drum auch dieses Museum hier.
…vielleicht gibt’s drum auch dieses Museum hier.

Morgen vormittag gebe ich erstmal das Auto ab nach gut 2200km, dann geht’s ins Hotel in die Innenstadt und am Donnerstag via Genf wieder zurück. Genug gefahren, die letzte Schneesturmfahrt hat wirklich angestrengt. Aber so eine Automatik hat schon was 🙂 Die Maisstärke ist schon entsorgt. Ich hatte kurz überlegt, ob ich die in eine durchsichtige Plastiktüte abfüllen sollte und dann das so in die Reisetasche stecke, um den Zoll in Genf zu testen, aber man muss es ja nicht drauf anlegen. Nachher ist dann tatsächlich anderes weisses Pulver drin. Draussen stürmt’s und schneit’s wieder und das, was heute tagsüber an- und weggetaut war, gefriert jetzt schön zu Eisflächen.

Einen Tag zurück.

Vom Pool in die Schneehölle

Schnee schön und gut, aber der Schneesturm, durch den ich gerade heile durchgekommen bin, war echt nicht von Pappe. Er beginnt am Ende des heutigen Tracks (289km) und war so heftig, dass offensichtlich sogar das GPS keine Lust mehr hatte, zumindest das vom Logger. Vor der gut 35km langen Passstrecke (bis auf läppische 400 Höhenmeter), genannt Holtavörduheidi, hatte ich noch das zweite Käsefondue gegessen und mich entschieden, doch noch ein Stück weiterzufahren. Pustekuchen, es wurde immer dichter mit dem Schnee und irgendwann war ich das Führungsfahrzeug einer längeren Kolonne, bevor ich dann selbst einem LKW in kurzem Abstand folgte, was sich ebenfalls als Herausforderung darstellte. Ich war teilweise wirklich nur eine Autolänge vom LKW entfernt, aber habe zeitweise dessen Rücklichter nicht mehr gesehen. Manchmal kam der Wind von der einen Seite, dann von der anderen, dann von vorne, so dass ich den Schnee vom LKW abbekam und mehr Abstand halten musste. Schrittgeschwindigkeit war auch mal angesagt und einige starke Bremsungen musste ich auch machen, weil es einfach zu lange dauerte, bis nach dem Verschwinden der aktuellen Streckenbegrenzungspfosten die nächsten auftauchten. Dass dann in regelmässigen kurzen Abständen schon Schneepflüge entgegenkamen, war auch ein deutliches Zeichen. Dem Fahrstil der anderen Fahrer zu urteilen nach scheint solches Wetter aber normal zu sein. Der LKW vor mir war nicht langsam unterwegs, hat öfter mal mitten im Schneesturm angezeigt, dass man ruhig überholen könne und das haben tatsächlich auch Leute gemacht. Jedenfalls war ich lange nicht mehr so froh, als alles aufklarte und sich Zivilisation zeigte, auch wenn sich diese erst im Vorhandensein von Tankstellen zeigte.

Aber zurück zum Tagesanfang in Dalvik: von da ging es die Küste weiter Richtung Norden, um 07 Uhr kam zur vollen Stunde Glockengeläut im Radio und im Morgengrauen war ich im ehemaligen Herings-Hafen Siglufjördur angelangt.

Siglufjördur, die Heringsstadt.
Siglufjördur, die Heringsstadt.
Ja, das ist eine vollständig vereiste Strasse.
Ja, das ist eine vollständig vereiste Strasse.

Morgens hat mich das Dorf, in dem lange nicht mehr so viel Industrie ist wie zu Hochzeiten des Heringsfangs, ziemlich an den zweiten Teil von Monkey Island erinnert. Vielleicht ist das Spiel ja von dem Dorf inspiriert worden.

Siglufjördur morgens.
Siglufjördur morgens.
Sieht aus wie'n Luftschutzbunker, ist aber ein einspuriger Tunnel.
Sieht aus wie’n Luftschutzbunker, ist aber ein einspuriger Tunnel.

Mein bisheriges Lieblingsfoto (Geocaches sind echt zu was zu gebrauchen) im Morgengrauen.

Eigentlich voll öde, aber mit dem Licht morgens und dem Tunnel schon ganz gut.
Eigentlich voll öde, aber mit dem Licht morgens und dem Tunnel schon ganz gut.
Normale Küstenstrasse.
Normale Küstenstrasse.

Hier der Tipp meines Vermieters: Hofsos und dessen Swimmingpool mit toller Aussicht. Die Berge kriegt man vielleicht auch in der Schweiz dazu, aber nicht den Fjord untendrunter. Ausser man füllt bis Appenzell oder Chur mit Wasser auf, wie gestern angemerkt. Im Pool hab ich mir den Sonnenaufgang angeschaut, ein paar Bahnen gezogen und gewartet, bis das Wasser auf dem Kopf gefriert. Für ‘n Fünfliber Eintritt kann man das schon machen, war ja wieder alles komplett menschenleer. Irgendwann kam auch hier schon Schnee zum Baden dazu und die 10m vom Pool bis ins Gebäude waren die längsten 10m, die ich hier in den letzten Tagen gelaufen bin. Der Pool war aber nicht mit Geothermiewasser gefüllt (allenfalls über Wärmetauscher beheizt).

39°C Wasser, eisiger Wind, schöne Aussicht, keine Leute, perfekt.
39°C Wasser, eisiger Wind, schöne Aussicht, keine Leute, perfekt.
Der beste Pool des Landes.
Der beste Pool des Landes.

Vor Saudarkrokur muss ein Fluss überquert werden, was heutzutage ja ganz leicht geht mit der Brücke. Bis vor nicht allzu langer Zeit gab es nur eine kleine Brücke und davor gab es einen Fährmann, der immer übersetzen musste (noch weiter vorher sind immer alle geschwommen). Wahrscheinlich hatten sie keine Gierfähre (von links käme dafür ein Fluss), denn die Rede war von einem sehr starken Fährmann und einer davon war Jon Osmann, der auch als Figur da herumsteht.

Schneebedeckte Berge bis auf Meereshöhe.
Schneebedeckte Berge bis auf Meereshöhe.
Die alte Brücke von Saudarkrokur (vorher war Fährfahrt angesagt).
Die alte Brücke von Saudarkrokur (vorher war Fährfahrt angesagt).
Die Ausläufer der Bucht von Saudarkrokur.
Die Ausläufer der Bucht von Saudarkrokur.
Es ist diesmal nicht Goethe! Es ist der Fährmann von Saudarkrokur.
Es ist diesmal nicht Goethe! Es ist der Fährmann von Saudarkrokur.

Die weitere Fahrt war recht ereignislos.

Abbiegen nach rechts. Keine besonderen Wetterverhältnisse hier.
Abbiegen nach rechts. Keine besonderen Wetterverhältnisse hier.
Sobald Sonne ist, wird's angenehm.
Sobald Sonne ist, wird’s angenehm.

Die Insel ist voller Pferde, das ist wirklich auffällig. Milchvieh hab ich dafür gar keins gesehen.

Daher kommt der Begriff Pony für den Frisurtyp.
Daher kommt der Begriff Pony für den Frisurtyp.

Hier hätte ich mir das mit der Weiterfahrt noch überlegen können.

Hinten rechts kündigt sich was an.
Hinten rechts kündigt sich was an.
Vor dem Schneesturm, das hier ist ganz normales Schneewehen.
Vor dem Schneesturm, das hier ist ganz normales Schneewehen.

Hier war der Schneesturm schon überstanden. Die Ostküste und der Nordosten haben mir eindeutig besser gefallen vom Wetter her, da war zumindest nur Sturm, kein Schneesturm.

Ganz schlicht, aber ein Zeichen von Zivilisation.
Ganz schlicht, aber ein Zeichen von Zivilisation.

Einen Tag zurück.

Sonne, Schneesturm, Sonne

Das Auto spinnt immer noch. Inzwischen hatte ich schon den witzigen Effekt, dass sich der eingeschaltete linke Blinker abschaltet, wenn ich das Bremspedal betätige. Beim rechten Blinker passiert hingegen nichts. Nach jetzt weit über 1000km hatte ich auch das erste Mal die Ganganzeige der Automatik im Display, die mir “D3” angezeigt hat. Ich vermute zumindest, dass es die Ganganzeige ist und nicht irgendein Fehler, der mir etwas signalisieren sollte. Diese vielen kleinen Elektrik- und Elektronikdinge lassen mich vermuten, dass irgendwo ein Kabelstrang nicht mehr ganz so sitzt, wie er sollte. Alternativ ist vielleicht die Elektronik selbst das Problem, obwohl ja nicht mal viel davon vorhanden ist. Die Sicherungen im Sicherungskasten sind zumindest alle in Ordnung.

Woran man merkt, dass Sonntag ist? Es ist sonnig. Nein, das Radioprogramm ab 07 Uhr morgens ist viel entspannter als an Werktagen, es gibt kein hektisch-aufgeregtes Gelaber, sondern angenehme Musik. Ausserdem gibt es keinen Strassenverkehr. Hm, ich glaub, den letzten Punkt kann ich streichen, es war ja sonst auch schon nichts los. Am Nachmittag war ich aber doch verdutzt, als ich in Akureyri an einer Ampel (!) anhalten musste, weil etwas kam (!). Dafür gibt’s hier praktischerweise die Ampeln auch auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung, was ich erst bemerkt hatte, als ich mich gewundert hatte, warum die anderen immer so weit über die weisse Linie an der Ampel vorbeifahren, auch wenn Rot ist.

Vielleicht hätte ich letzte Nacht doch Nordlichter sehen können, heute morgen war der Himmel überraschenderweise sternenklar. Zumindest weiss ich jetzt, wo die Vogonen wohnen. Sie sind also schon da und schauen nur, dass das mit der Umgehungsstrasse klar geht. Gut, dass ich das Handtuch dabei habe.

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Meine Windgeschwindigkeitsschätzung war nicht übertrieben: 25 Meter pro Sekunde sind schon ganz ordentlich. Ein paarmal hat es mir auch das Auto um einen Meter nach links oder rechts versetzt bei Windböen. Drum fahren hier auch alle in der Strassenmitte, solange kein Gegenverkehr kommt. Zwischendurch gab’s auch mal Schneeregensturm, aber das Auto ist immer noch nicht wieder sauber. Eigentlich meinte der Vermieter auch, dass sie es nicht empfehlen, bei mehr als 15m/s Windgeschwindigkeit zu fahren, aber so schlimm war’s dann auch wieder nicht.

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Die Sonne kam dann mal von vorn, mal von der Seite, aber immer sorgte sie für gute (Licht)Stimmung. So in der Art kann man auch am Ende der Welt ganz gut wohnen.

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Das Auto hat eine lustige Schattenform.

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Auf der anderen Seite der Bucht lagen ein paar schneebedeckte Berge. Wenn man jetzt bis etwa auf Höhe von Appenzell alles mit Wasser auffüllt, geht es schon mit dem Alpstein in eine ähnliche Richtung, siehe hier vor zwei Jahren.

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Hier gibt’s auch A-Post und B-Post, da braucht sich der Michael Mittermeier im Warm-Up von Giacobbo/Müller gar nicht drüber lustig zu machen, dass das nur in der Schweiz so sei.

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An den Godafoss-Wasserfällen (eigentlich heisst das Suffix foss schon sowas wie fälle, aber sei’s drum) waren plötzlich Touristen vorhanden. Aber eben wirklich Touristen, die mit Plateauschuhen versuchen, auf verharschten Schneefeldern und im Schlamm zu laufen; alternativ gab es auch andere, die das ganze mit weisser Plüschjacke und dem iPad unter dem Arm geklemmt probiert haben. Kommt nicht gut, wenn das in den Schnee fällt, das ist ja dann sofort unsichtbar. Nach der ersten Fotosession war ich schon wieder im Auto, hab mir den Himmel angeschaut und Geocache-Logs abgeschickt, als dann wie zu erwarten die Sonne rauskam, also hab ich noch mehr Fotos gemacht. Die HDR-Bilder sind nicht perfekt übereinandergelegt, aber die Stimmung war plötzlich ganz anders mit Sonne.

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Weiter ging’s in Richtung der grössten Stadt hier in der Region (nach dem Grossraum Reykjavik), dort gab’s dann sogar ein SUBWAY, wo ich mir einen Kaffee geholt habe für läppische 200 Kronen (1.50 Franken). Bis auf KFC sind die anderen amerikanischen Botschaften (McDonald’s, Burger King, Starbucks) nicht auf Island vertreten.

20150215-13-leuchtturm

Hier geht die Post ab nach Spitzbergen. Ich hoffe, das heisst auf Isländisch genauso wie auf Norwegisch.

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1m vom Geocache entfernt kann man Vögel besichtigen, wenn denn welche da wären. Falsche Jahreszeit, aber dafür ist es beim Campingplatzhauptgebäudeparkplatz (Komposita sind was Schönes) windstill und es gibt WiFi von irgendwoher. Gut, dass ich das WLAN-Kabel immer dabei habe, kann ich mir morgen noch den Tatort runterladen beim Frühstück.

20150215-15-lowres-birdwatching-sanctuary

Heute waren es 291km, davon recht viel doppelt gefahrene Strecke im Vergleich mit gestern.

Beim nächsten Mal sollte ich doch die Bialetti-Espressomaschine mitnehmen, der Instant-Kaffee (Import aus Hamburg übrigens) ist nicht so der Hit. Da wäre ich auch nicht der Einzige, der seine Kaffeemaschine mitnimmt, das italienische Team beim Solarrennen in Australien hatte auch die Espressomaschine dabei.

Einen Tag zurück.
Einen Tag vorwärts.

Ein pinker Trabant

Die letzte Nacht war schon fast ereignisreich zu nennen. Direkt neben mir hielt am Abend ein fetter Allrad-Jeep (Ford 150 oder sowas) und die Beifahrerin war zu blöd, ihre Tür beim Öffnen festzuhalten, so dass die bei mir ans Auto knallte. Ich hab mal rausgeguckt und mir das Kennzeichen notiert, war aber zu faul, da jetzt einen Aufstand deswegen zu machen. Warum die da sonstwo in der Pampa parkieren und dann einen halben Meter neben mir stehenbleiben müssen, weiss ich auch nicht. Ich hab mir ja mit Absicht nicht den belebtesten Ort herausgesucht. Am Morgen war zumindest kein Schaden zu verzeichnen.

Vor dem Einschlafen hab ich noch die letzte Folge von Der Bestatter geschaut, da konnte ich beruhigt ob der zusammengelaufenen Handlungsfäden einschlafen. Das Auto schaukelt schön im Wind, fast wie im Nachtzug, solange nichts umkippt. Noch ein Tipp: wenn man die Lüftungsdüsen manuell verschliesst, zieht’s nicht so am Kopf.

Für Frühaufsteher ist die Beleuchtungssituation um diese Jahreszeit sicher nichts. Es wird ewig nicht hell und aber abends auch ewig nicht richtig dunkel. Nur wenn man schon um 07 Uhr wach ist, bleibt nicht viel übrig, als erstmal opulent zu frühstücken, weil vorher sowieso nichts zu sehen ist.

20150214-01-morgens

Wasserfälle gibt’s hier wie Sand am Meer, die einzige Zufahrt zu diesen beiden, die noch offen war, hab ich benutzt. Auch dort: absolut menschenleer, alles vereist und windig war’s auch. Immerhin waren die Temperaturen schon deutlich gestiegen im Vergleich zu den letzten Tagen. Das Thermometer im Auto hat auch schon mal -32°C angezeigt, da würd ich nicht viel drauf geben. An den Wasserfällen war’s so um den Gefrierpunkt.

20150214-02-road-dettifoss-selfoss-closed

Dettifoss-Fälle am frühen Morgen.
Dettifoss-Fälle am frühen Morgen.
Selfoss-Fälle ein paar Meter stromaufwärts.
Selfoss-Fälle ein paar Meter stromaufwärts.

Weil ich mir wirklich nicht sicher war, ob das Auto da stehenbleibt (immerhin hat es einen cw-Wert wie eine Schrankwand), hab ich vorsorglich direkt am Pfahl kraftschlüssig geparkt, so dass da nichts mehr auf der Eisfläche verrutschen konnte. Der Wind kam von links, also immer schön Tür festhalten beim Aufmachen.

Hab vorsorglich wegen Starkwind von links direkt am Pfahl parkiert.
Hab vorsorglich wegen Starkwind von links direkt am Pfahl parkiert.

Die Spikes, die ich heute entdeckt habe, erklären natürlich den phänomenalen Grip auf Eis und die Rollgeräusche auf Asphalt. Kenn ich ja vom Velofahren.

Drum soviel Grip auf Eis.
Drum soviel Grip auf Eis.

Am Myvatn bin ich nochmal vorbeigekommen. Überall Dampf ist immer wieder gut.

Soooo heiss kann das Wasser nicht sein.
Soooo heiss kann das Wasser nicht sein.
Schöne Farbstudie.
Schöne Farbstudie.

Dann ging es weiter die Küstenstrasse entlang Richtung Norden, in Husavik gab’s auf der Mole eine Mittagspause.

Mittagspause in Husavik
Mittagspause in Husavik

Ein paar Farbtupfer gibt es ab und zu auch zu sehen, sogar wenn’s nur Baumaschinen sind.

Baumaschinen am Polarkreis.
Baumaschinen am Polarkreis.
Ästhetisch veranlagte Bauarbeiter.
Ästhetisch veranlagte Bauarbeiter.

Hier (am Eyjan), wie auch bei den Wasserfallfotos von heute, kam der Wind brutal von vorne, also bin ich mit der Kamera in der Hand in der tiefsten Gangart (also robbend) bis an die Kante und hab versucht, die Kamera halbwegs ruhig zu halten. Wenn der Wind aus der anderen Richtung gekommen wäre, hätte ich das gelassen mit den Fotos, denn die Flugzeit nach unten wäre mir zu kurz, um Spass zu machen. Am Eyjan hab ich die eine Stunde Wanderung auf mich genommen und bin auf das Zentrum des Hufeisens gestiegen: ein hufeisenförmiger Canyon legt sich um das zentrale Stück, auf das man laufen kann. Logisch lag am Ende des Wegs ein Geocache und es gab sogar ein Gästebuch. Letzter Eintrag beim Cache von Mitte September, im Gästebuch vom November.

Hufeisen-Tal, nur ein Ausschnitt, bitte 100km/h Wind dazu vorstellen.
Hufeisen-Tal, nur ein Ausschnitt, bitte 100km/h Wind dazu vorstellen.
Gut gestreute Schneefelder, prima Unterhalt hier.
Gut gestreute Schneefelder, prima Unterhalt hier.

Auf dem Abstieg vom Eyjan kam die Sonne raus, was die Farbstimmung gleich um Grössenordnungen verbesserte.

Mit Nachmittagssonne gleich viel bunter.
Mit Nachmittagssonne gleich viel bunter.
Warm und extrem windig.
Warm und extrem windig.
Spikespuren auf Eis.
Spikespuren auf Eis.

Bis zum nördlichsten Punkt war es nicht mehr weit.

Nahe dem nördlichsten Punkt.
Nahe dem nördlichsten Punkt.
Ein Volkskundemuseum im Nirgendwo.
Ein Volkskundemuseum im Nirgendwo.

Am fast nördlichsten Punkt (ein Leuchtturm wäre noch weiter im Norden und zum Polarkreis haben auch ein paar Meter gefehlt) war ich schon in der Dämmerung, hab den dort plazierten Cache gefunden und bin dann weitergefahren bis nach Raufarhöfn. Die gut 30km unasphaltierte Strasse waren teilweise recht grenzwertig. Häufig lagen sie fast auf Normalnullhöhe, das Tauwetter hat alles durchgeweicht, es gab Spurrinnen, es war matschig und es hat häufig ziemlich stark das Fortkommen gebremst, dazu kam noch extremer Seitenwind aus dem Landesinneren. Bei weniger Wind könnte man ja da oben campieren, aber ich hab es dann doch vorgezogen, bis nach Raufarhöfn weiterzufahren, weil mir die Nähe zur Zivilisation doch was bedeutet. Aber was phänomenal ist, ist der Mobilfunknetzausbau, ich hatte bisher überall Netz und auch schnelle Datenverbindung. Da sag noch einer, dass das in Brandenburg oder in der Altmark nicht funktioniert — einfach eine Frage des Wollens und der Prioritäten.

Mein Schlafplatz ist jetzt neben der Feuerwache, draussen herrscht Tauwetter und ich stehe zumindest windgeschützt. Und Wifi gibt’s auch. Bewölkt ist es sowieso, da wird das auch mit dem Polarlicht nichts.

Ein Trabant in Raufarhöfn.
Ein Trabant in Raufarhöfn.

Die Strecke von heute: 320km (gpsies.com)

Einen Tag zurück.
Einen Tag vorwärts.