Relativ spontan, also nachdem ich den Politik-und-International-Teil der NZZ am Sonntag zum Frühstück gelesen hatte, habe ich mich dazu entschlossen, das bis anhin noch halbwegs gute Wetter zu einem Ausflug zum Säntis zu nutzen. Eine Option ist die Bahn bis Gossau, dann die Appenzellerbahn bis nach Urnäsch und dann mit dem Bus bis Schwägalp Passhöhe auf etwa 1500hm. Von dort dann hochwandern oder die Seilbahn nutzen. Die andere wegen der notwendigen Kalorien genauso teure Option ist die Fahrradfahrt bis Schwägalp Passhöhe, was etwa 1000 Höhenmeter zu fahren sind, auf einer Strecke von etwa 37km. Diese habe ich genutzt.
Los ging’s irgendwann nach zehn Uhr, also eigentlich viel zu spät, aber ich hatte ja den ganzen Tag Zeit. In Herisau fing es dermaßen an zu schiffen, daß ich mich an einen Kiosk verkrümelte, wohin sich auch ein älteres Ehepaar (Schweiz+Italien) gerettet hatte, mit denen ich eine Weile geplauscht habe. Irgendwann wurde mir das Wetter dann doch zu blöd und ich beschloß, rumzudrehen. Als ich ein paar Hundert Meter gefahren war, kam die Sonne raus und es war einfach nur sehr freundlich, so daß ich doch noch kehrtgemacht habe und weiter Höhenmeter addieren konnte. Natürlich konzentrierten sich diese Höhenmeter serpentinenartig auf den letzten sechs Kilometern bis zur Passhöhe, da habe ich dann (natürlich zwecks Fotos) häufiger Pause gemacht. An einer der Serpentinen stand ich schon und erwartete mit zugehaltenen Ohren zwei Töffs (Motorräder), die vom Tal hochdonnerten, aber irgendwie kamen die nicht bis zu mir. Als ich dann doch mal in die Kurve hinter mir schaute, stieg der eine gerade ab und ging um die Kurve rum, wo dem anderen mysteriöserweise auf einer nicht sehr anspruchsvollen Strecke die Straße ausgegangen war — seine Maschine lag im Gras. War aber nichts passiert, höchstens verbogene Fußrasten und verdrehte Spiegel.
Nach Ankunft auf der Passhöhe habe ich mir erstmal einen Eiskaffee genehmigt, kurz danach eine Banane, zwei Äpfel, eine Honigmelone und eine Tafel Schokolade. Ich kam mir schon vor wie die kleine Raupe Nimmersatt. Vor der Talstation der Säntisbahn habe ich lange mit mir gerungen (sieht übrigens bestimmt sehr lustig aus, wenn man mit sich ringt), ob ich hochfahre oder nicht, aber zwischendurch riß der Himmel mal auf und ich habe dann doch für die 1000 weiteren Höhenmeter das Retour-Billett gelöst. Auf ging’s, die Gondel gondelte ziemlich steil den Berg hoch, die Fahrt war bis auf das Ploppen in den Ohren unspektakulär. Das Beste an der ganzen Fahrt war ein kleines Mädchen, das Papa fragte (oben bei der Einfahrt in die Bergstation mit etwas Gerumse an die Einfahrtbegrenzer), warum denn die Gondel jetzt so gerumst hätte. Daraufhin antwortete Mama: “Das ist wie, wenn Papa das Auto in die Garage fährt.” Mangels Garage und mangels Auto hatte ich damit nie ein Problem, aber mit dem Längseinparken hab ich’s auch nicht so. Quer ist einfacher.
Oben gab es nichts zu sehen. Gar nichts. Also habe ich mir einen Cappuccino bestellt, einen Geocache gesucht, der auch tatsächlich da war, das WLAN ausprobiert und mir den Hagel ins Gesicht prasseln lassen, der zwischendurch draußen eingesetzt hatte. Natürlich, just als wir dann auf der Talfahrt in die Gondel gestiegen waren, riß der Himmel auf, der Säntis war frei und wir konnten ihn dann später von unten bewundern, nur ohne die Fernsicht von oben. Dann halt ein andermal.
Die Rückfahrt mit dem Velo verlief ebenfalls unspektakulär, keine durchgebremsten Felgen, keine überhitzten Felgen, keine Stürze, etc. In Herisau habe ich mir bei einer der amerikanischen Botschaften ein Eis bestellt, und auf dem Radweg Richtung Flawil eine Kurve zu knapp und dabei das Brückengeländer mitgenommen. Peinlich.
Ich denke, bei besserem Wetter werde ich nochmal hin- und hochfahren. Die haben sogar Sonnenaufgangsfahrten im Juli und August, und man kann natürlich auch oben übernachten. Den GPS-Track gibt’s hier: https://www.alltrails.com/explore/recording/20120715-uzwil-schwaegalp-saentis?u=m, unbearbeitet, die Höhenangaben sind mit Vorsicht zu genießen, nach der Talfahrt war außerdem der Akku leer.
Eigentlich hätte ich ja auch am Samstag schon rausgewollt, aber ich mußte die aktuelle ZEIT lesen, natürlich die Samstagsausgabe der NZZ und dann hat mich noch The Fear Index (Robert Harris) so gefesselt, daß ich es am Stück durchgelesen habe (deutscher Titel: Angst).
Das Wetter war schon am Morgen wechselhaft, wie der Kirchturm in Flawil inklusive der Uhrzeit zeigt.
Es hat geschüttet, was die Eimer hergaben. Hinter und neben mir war der Kiosk, und mit dem älteren Ehepaar habe ich mich bestens unterhalten.
Hm, ich dachte immer, Pizza wäre aus Teig.
Na endlich wissen wir, wer PacMan erfunden hat.
Das ist _nicht_ die Schwebebahn auf den Säntis. Und das war sie auch nie. Hier ging’s nur für Waren über ein kleines Tal.
Aus der Ferne verhüllte sich der Säntis auch schon.
Kurz danach war’s wieder grün und sonnig.
Die Appenzellerbahn, auch hübsche Kontrastfarbe zum saftigen Grün außenherum.
Das Grün war _wirklich_ so intensiv. Und die rote Kutsche paßte einfach nur perfekt.
Bei der Bergfahrt zur Passhöhe, genau in dieser Kurve hat sich kurz danach einer der Töff-Fahrer ins Grüne gelegt.
Warum die Minze oben drinsteckte, weiß ich nicht. Im Eiskaffee? Geschmacklich war’s durchaus ein Kontrast. Vielleicht hätte ich sie auch übriglassen sollen.
Ich schwöre, daß ich nach 1000 schweren Höhenmetern nicht auf die Tischnummern geguckt habe, als ich mich hingesetzt habe.
Der Wasserspeier könnte auch eine Figur sein. Es war windig und kalt, auch wenn es vielleicht anders aussieht.
Tja, fahr ich oder fahr ich nicht?
Hm, unten ist es sonnig. Also doch nauf!
Eintauchen in die Wolkendecke.
Ah, Daten. Ein gefundenes Fressen.
Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen. Vielleicht auch besser, so steil wie der Weg runterging.
Mit den Stollen und Tunneln hamses hier 🙂
Eine 85+1-Personen-Gondel, alle halbe Stunde fährt eine (sowohl rauf als auch runter).
Bei der Talfahrt. Das Schild stand bei der Bergfahrt nicht, wohl um nicht zu demotivieren.
Na man gut, daß es den Vornamen “Carpe” nicht so häufig gibt.
Wer vergleichen möchte, findet hier die Burgerpreise einer amerikanischen Botschaft.
So sah meine Wasserflasche aus, die ich auf dem Säntis zugeschraubt hatte. Physik ist toll.
Das Schönwetterpanorama in voller Auflösung, nicht ganz perfekt gestitcht, aber immerhin.