Milford Sound

20170324 Te Anau 19:28

Die Tagesausflüge zum Doubtful Sound waren alle schon ausgebucht, also ging es heute zum Milford Sound.

Nach dem Porridge-Zmorge hatte ich noch Zeit bis zum Tourstart um 12 Uhr. Also rein in die Stadt (das Dorf? 2500 Einwohner) für Kaffee und, was sonst, einen Meat Pie. Dann damit zum See und das Panorama genossen. Wenn das Ottermobil unbeladen ist, ist das Fahren viel lustiger, schnell mal beschleunigen ist auch drin und rasante Kurvenfahrten. Im Dorf war nichts los, das scheint die für mich perfekte Jahreszeit zu sein, nachts kalt und tagsüber gerade so warm, dass eine Jacke gegen die Sonne noch passt. Vor allem sind nirgends Leute. Das führte also natürlich zu ein paar schneller werdenden Kreisverkehr-Runden an der Einkaufsstrasse mit zunehmender Schräglage. Zum Abschluss noch eine Runde in der falschen Drehrichtung und dann schnell weg. Um die Ecke vom Yachtclub gab es dann kilometerlange leere steinige Strände und geniales Panorama.

Die Tour zum Milford Sound startete mit einer dreistündigen Busfahrt zum Ende des Fjords, mit schönen steilen Bergen, dem Klimawechsel (feucht und Regenwald) Richtung Westen und sogar einem 1200m langen Scheiteltunnel mit Serpentinen-Abstieg bis auf Meereshöhe. Diese Strecke hätte ich nicht selbst fahren wollen, vor allem hat schon der Tunnel 10% Steigung/Gefälle und der Rest bis zum Fjord war auch nicht viel besser. Ab und zu haben wir an Touristenstellen gestoppt, unser Fahrer hat die ganze Zeit lustige Geschichten erzählt.

Die Bootsfahrt war auch ganz lustig, ich hab mich auf dem Mitteldeck in den Schatten gesetzt und die Aussicht nach hinten genossen, während alle anderen sich auf dem Oberdeck drängten. Alle Sehenswürdigkeiten kamen dann eben bei mir in umgekehrter Reihenfolge. Der Wasserfall, an den wir herangefahren sind und unter dem einige nass wurden, wird “the glacial facial” genannt 🙂 Für die Fjorde muss man als Europäer eigentlich nicht so weit fahren, und für mehr als $100 hätte es mich geärgert. So war es aber okay, auf einer übertrieben beworbenen (“achtes Weltwunder”) Touriveranstaltung dabei gewesen zu sein. Woanders (ab 65°N) gibt es Postschiffe, die sowas ständig machen. Aber kein Wunder, dass hier öfter Filme gedreht werden. Mich hat es an Monkey Island 1&2 erinnert, die Landschaft würde perfekt passen.

Meine Kontaktlinsen-Packungen meinten, dass heute Bergfest wäre, also Halbzeit. Ich werde also sowieso jeden Tag ein paar Gramm leichter und jetzt passen sogar alle verbleibenden Linsen in eine Schachtel.

Die weitere Streckenplanung: Te Anau nach Dunedin via Tuatapere, Invercargill, Gore, Balclutha, fünf Etappen mit maximal 100km, insgesamt 430km und verhältnismässig flach. Regenunterbrechungen sind auch möglich.

Von Dunedin geht es irgendwie nach Christchurch, mit Bus oder Mietwagen. Der nächste fixe Termin ist die Abholung eines Campervans in Christchurch (Vermieter “Mighty”, Typ “Jackpot”) für Relocation nach Auckland Airport. Der kostet mich fast keine Miete und die Fähre ist auch noch gratis, weil ich (wie auf der Bootstour hinten/unten zu sitzen) antizyklisch unterwegs bin. Zeit für die Fahrt habe ich vom 04.04. bis 08.04., an dem ich abends den Heimflug starte. Nur um eine zertifizierte Übersetzung meines Führerausweises muss ich mich noch kümmern, denn den vorhandenen internationalen habe ich daheim gelassen. Den wollte eh nie jemand sehen, nur ausgerechnet jetzt in Neuseeland, wenn ich ihn mal nicht dabei habe.

Kilometerstand 990, das waren fixe 10km heut morgen ohne Beladung.

Lumsden – Te Anau

20170323 (Lake) Te Anau 20:30

Abfahrt in Lumsden war heute wieder um 08:20, das Aussenzelt nass, der Rest trocken. Obwohl es auch deutlich unter 10°C waren, habe ich nicht gefroren. Vielleicht wegen dem angelegten icebreaker-Oberteil.

Die Geräusche sind immer noch da, und sie sind doppelt kurbelwellensynchron, d.h. genauer bei jedem Tritt nach vorne, zweimal pro Umdrehung. Das schränkt schon mal stark ein, wo es herkommen könnte. Der obere Kettenzug wird da immer komplett gespannt und dann wieder kurz entlastet, dazwischen schlägt irgendwo was an. Wenn ich bewusst einen ganz runden Tritt mache, ist das Geräusch weg. Na dann lerne ich halt, es zu ignorieren. Ich vermute, es ist eins der Kettenschutzrohre.

In Mossburn war ich recht schnell und bin dort zum Kaffeestop eingekehrt. Das war ein Gemischtwarenladen mit Post Office, Touristenartikeln und Café, sehr nett. Und der Cappuccino war riesig.

Die Etappe heute war sehr flach und sehr schön, so hatte ich mir das vorgestellt. Gegen Mittag war ich auf einer Hochebene beim Centre Hill, es zirpten die Grillen, die Luft flimmerte über der Strasse und nur die Rohloff machte ihre üblichen Kaffeemühlengeräusche.

Mein Routing hatte mir eine Nebenstrasse empfohlen, die auf den Satellitenbildern aber vermutlich als gravel road erschien und dann auch tatsächlich eine war. Gut, dann eben weiter Highway, es ist ja nicht viel Verkehr.

Der rechte Frontroller hat ein kleines Loch, durch das die Sonne rein scheint, das ist sonst gar nicht zu finden. Seltsam, wo das herkommt. Sonnencreme gibt’s jetzt nur noch oben auf die Beine und je nach Fahrtrichtung rechts oder links. An der Wadenrückseite ist das ja voll überflüssig.

Wenn die Obstbäume daher kommen, dass vor hundert Jahren die Leute ihre Kerne aus dem Zug geworfen haben, dann wachsen in weiteren hundert Jahren neben dem Highway Radmutter- und Hausratbäume. Hier könnte man sich komplett ausstatten und wenn man alle Radmuttern zusammennähme, führen irgendwo ein oder zwei Autos ganz ohne Räder herum.

Meine Cabin im Te Anau Lakeview Holiday Park hatte ich schon vorgebucht und dann bei Ankunft gleich um einen Tag verlängert. Das Zelt ist wieder trocken und die Kette (verdammt, ist die lang!) geputzt. In Te Anau gibt es sonst nicht viel zu sehen, ausser eben den See. Aber auch nicht viele Leute, der Strand war ziemlich leer. Vielleicht auch, weil das Wasser kalt ist.

Morgen geht’s zu einem passiven Bus-und-Boot-Ausflug an den Milford Sound. Der war online nicht unter $180 zu finden, aber an der Rezeption konnten sie mir das Paket für $99 buchen. Eigentlich hätte ich lieber die Manapouri Power Station besucht, aber die ist momentan nicht besuchbar:
en.m.wikipedia.org/wiki/Manapouri_Power_Station

Eine Wortneuschöpfung hätte ich noch: erliegen – erlag – erlegen, und zwar im aktiven Sinne von “Ich erliege Neuseeland mit dem Liegevelo” (wie mit ‘erkunden’). Oder “Ich habe es erlegen.”

Kilometerstand 980, mal sehn, was der Sigma macht, wenn es auf 1000 geht, der explodiert bestimmt 🙂

Queenstown – Kingston – Lumsden

20170322 Lumsden 19:19 Uhr

Der Blick aus dem Fenster und der Tritt auf den Balkon zum Frühsport, ähh, zum Gucken meinten es gut mit mir: Windstille! Die Wolken hingen tief, die Motivation höher, Abfahrt um 0815.

Die erste Hälfte der Etappe führte mich am südlichen Ende des Lake Wakatipu entlang, immer schön auf und ab auf dem Highway. Problemlos, wenn auch anstrengend, aber vorhersehbar. Manchmal hat mich die Fahrt an den Lago Maggiore erinnert oder an die Great Ocean Road. Jedenfalls sehr gut fahrbar und die Windstille hielt sich auch sehr lange.
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Queenstown und Lake Wakatipu

20170321 Queenstown 16:21 Uhr

Nach einer geruhsamen Nacht ging es ebenso geruhsam weiter. 11 Uhr legte die Seerundfahrt ab, vorher gab’s noch einen kleinen Stadtrundgang mit Frühstück. Starbucks ist ja extrem günstig hier, für $12 gab’s einen ganz grossen Cappuccino mit einem Maple Scone dazu, für das Geld gibt’s in Zürich grad mal einen Espresso. Zum Glück hatten sie keine South-Island-Sammeltasse, sonst hätte ich die mitschleppen dürfen bis zum Ende. In einem der Restaurants lief Light my Fire (The Doors), das ist auch schon ganz schön alt.

Die Strassen sind extrem steil, da hatte ich mit den 14% Anstieg gestern noch eine flache Strasse erwischt. Einige haben sicher 20-30 Grad (nicht Prozent), siehe waagerecht ausgerichtetes Foto. Das möchte ich auch ohne Gepäck nicht mit der jetzigen Übersetzung des Ottermobils fahren, auch wenn es nur kurze Abschnitte sind.

In der Apotheke gab’s Voltaren, das riecht immer noch so wie vor 20 Jahren, als ich das das letzte Mal benutzt habe. Ansonsten hilft das Nichtstun gegen schmerzende Achillessehnen ungemein. Ich würde ja sagen, dass Füsse hochlegen auch hilft, aber das mache ich ja beim Fahren eh. Die Knie sind momentan unauffällig, an den Oberschenkeln merke ich die vergangene Belastung, aber keinen Muskelkater oder ähnliches.

Bei der Tourplanung im Februar daheim hatte ich schon mal eine Etappe von Te Anau bis Queenstown ins Auge gefasst, mit Wassertaxi am Ende von Walter Peak (Mitte des mittleren Seeteils, Südufer) nach Queenstown. Das könnte ich jetzt umgekehrt machen, um nach Te Anau zu kommen. Allerdings wäre dann in der Strecke ein Abschnitt mit 250 Höhenmeter auf 2km drin, und das auf Schotterpiste. Och nö. Daher habe ich zwei Etappen bis nach Te Anau ins Auge gefasst: 105km bis nach Lumsden und nochmal 85km bis Te Anau. Wenn da wieder so ein Gegenwind bläst, muss ich spontan umdisponieren. Von Te Anau sind es dann noch 450km bis Dunedin oder sogar 800km bis Christchurch. Die Westküste habe ich vom Plan gestrichen, mal sehen, wieviel Lust ich in Te Anau noch habe und was die Gesundheit sagt.

Queenstown ist ansonsten ganz nett, der Lake Wakatipu wie der Vierwaldstättersee, bisschen tiefer, bisschen grösser, aber vom Prinzip genauso. Nur mein GA gilt hier nicht und es gibt viel weniger Kursschiffe.

Beim fleissigen Geocachen heute habe ich noch interessante Dinge gelernt, zum Beispiel das Phänomen einer stehenden Welle in einem See: Seiche (englische Wikipedia) bzw. Seiche (deutsche Wikipedia). Das führt dazu, dass der Wasserpegel in Queenstown im Periodenabstand von 27 Minuten um 20cm regelmässig schwankt. Zuerst festgestellt wurde das Phänomen im Genfersee von einem Schweizer und da das französisch benannt ist, hat es nichts mit dem Deutschschweizer/Schweizerdeutschen Seichen zu tun. Oder vielleicht doch 🙂

Auch noch interessant: die Farm am westlichen Knick des Lake Wakatipu ist die drittgrösste in Neuseeland, hat 28’000 Schafe und 2’500 Rinder und ist 100’000 Acres gross, das sind 40’000 Hektar. Zur besseren Vorstellung: das ist so gross wie Innerrhoden und Ausserrhoden zusammen, nur dass sie hier auf der Farm keinen Appenzeller und kein Quöllfrisch produzieren und dass es in AI/AR sicher weniger Schafe gibt. Bei den Rindviechern bin ich mir wie üblich nicht sicher, aber wenn sie könnten, dürften hier sicher auch die weiblichen wählen und würden dann vielleicht sogar die Farm in einen katholischen und einen reformierten Teil aufsplitten.

Die zwei fehlenden Folgen vom Tatortreiniger hab ich inzwischen auch, plus zwei Tatorte. Für den Rückflug oder die Lounge in Peking.

Cromwell-Queenstown

20170320 Queenstown 19:00

Die Nacht war gut, etwas stürmisch, aber in meiner Cabin gut auszuhalten. Morgens habe ich mich noch mit zwei Neuseeländern unterhalten über das Liegevelo, sie wollten auch nach Queenstown…

Heute morgen habe ich meinen Tourplan angeschaut und entschieden, davon abzuweichen. In Queenstown sieht das Wetter halbwegs trocken aus, also fahre ich die schlappen 60km dahin schnell und mache dann einen Tag Pause. Denkste…

Eine Unterkunft dort habe ich via airbnb gebucht, auch gleich für zwei Nächte. 150$ die Nacht ist auch eine Ansage dafür, aber der Blick entschädigt für vieles.

Die Etappe selbst war ansonsten absolut zum Vergessen, die schlimmste bisher, sogar die 130km im Regen am zweiten Tag waren nicht so übel. Warum? Gegenwind. Gegenwind der übelsten Sorte. Man stelle sich einen Föhnsturm in der Schweiz (Brunnen am Vierwaldstättersee oder so) vor, verstärke ihn, mache ihn böig und dann fahre man gegen diesen an. Noch dazu habe ich auf dieser Etappe über 800 Höhenmeter gemacht, wohingegen es gestern über den Lindis Pass nur 750 waren. Es ging ständig rauf und runter, der Verkehr war recht stark und ein paarmal musste ich mich an Leitplanken festhalten, um nicht umgeweht zu werden. Fiese Stellen mit maximalem Gegenwind waren an Brücken oder Strömungsverengungen zu finden, da habe ich auch mal ein paar Minuten gewartet, um weiterzufahren.

Toll ist, wenn man im kleinsten Gang bei 4 Prozent Gefälle noch treten muss, um nicht ganz anzuhalten. Ganz brutal waren die 14 Prozent Steigung, als ich kurz vorm Ziel war, aber da hab ich den zweirädrigen Gepäckroller bergauf geschoben, was auch gut geht.

Morgen gibt’s eine Bootsfahrt auf dem See und einen Pausentag vom Fahren. Tendenziell sehe ich als nächstes zwei Etappen bis nach Te Anau und dann doch eher Ostküste statt Pass/Westküste.

Gesamtkilometer 790