Christchurch (faulenzen)

20170403 Christchurch Top10 Holiday Park

Ausser der nicht neuen Erkenntnis, dass das Erlaufen einer Shopping Mall viel anstrengender ist als das Erliegen einer Christchurch-Rundfahrt, gibt’s fast nichts zu schreiben. Essen, schlafen, lesen, in beliebiger Reihenfolge. Und mit Viertagebart sehe ich offensichtlich wieder alt genug aus, um passfrei ein Bier kaufen zu können.

Es ist kalt und nebenan sind Österreicher in das Zimmer eingezogen. Das steht sicher in keinerlei Zusammenhang.

Kilometer heute: null, Laune trotzdem ok.

Sightseeing Christchurch

20170402 Christchurch 19 Uhr

Die im Supermarkt erhältliche Milch kommt der Rohmilch in Wil recht nahe. Noch besser ist aber die “half-cream, half-milk”-Version, hat 18g Fett auf 100ml. Auf der Seite der Packung steht was von 25 servings per package (750ml). Ich weiss ja nicht, was die hier für winzige Mengen servieren, aber 750ml sind halt nur ein paar Schluck. Laut Aufschrift hab ich damit grad 200% meines täglichen Fettbedarfs gedeckt. Nur Doppelrahm ist noch besser, der Le Gruyère natürlich.

Es ist Winterzeit hier, es fühlt sich nur wie Frühsommer an. Eine Stunde länger schlafen und dann trotzdem raus aus den Federn und rein in den Sitz. Einer Bahnlinie (1977 wurde auf dieser der regelmässige Personenverkehr aufgegeben) entlang, alles flach, ein paar Caches. Der Sitz quietscht neuerdings, das ist auch so lästig beim Zerlegen und Zusammensetzen für den Transport, hinterher ist es nicht wie vorher.

Und dann stellen die Christkirchler da einfach so einen Berg in die Gegend, bzw. sogar mehrere. Ich hab nur den Sugarloaf gesehen und bin mal in dessen Richtung gefahren, um zu sehen, wie hoch der ist. Knapp 500m, kann man machen, das ist ungefähr der Unterschied vom Zürisee bis zum Üetliberg, und so ähnlich kam mir der Hausberg Sugarloaf auch vor. Bis ganz zum Ende ging es für mich nicht hoch, aber die Auffahrt war lustig. Scheinbar ist es für den Sonntagsausflug hier üblich, sich mit dem Auto und dem Velo im Auto hochfahren zu lassen und dann auf der Strasse oder über Trails wieder hinunterzurollen. Bergauf kam mir ein bergabrasender Liegevelofahrer mit freiem Oberkörper und Fähnchen am Velo entgegen, wir hatten nicht viel Zeit zum Grüssen bei seiner Schräglage in der schnellen Kurve. Aber laut gelacht haben wir beide.

Wo ich schon mal den Dyers Pass bezwungen hatte und dann noch weiter oben war, bin ich einfach die Strasse an der Hügelkette entlang weitergefahren. Irgendwann war die für motorisierten Verkehr gesperrt und damit schön leer und super befahrbar. Wenige Wanderer waren unterwegs, mehr MTBler und ich rollerte so vor mich hin, leicht aufwärts, leicht abwärts, mal mit Wind, mal gegen den Wind, immer mit sehr guter Aussicht in alle Richtungen.

Ein MTBler befragte mich unterwegs, ob ich aus der Tschechoslowakei (!) sei (nicht etwa Tschechische Republik), wegen dem heute gut sichtbaren CH-Aufkleber am Sitz. Nachdem ich meinte, dass das für Switzerland stünde, war er etwas verwirrt und ich hab ihm dann das mit der confoederatio helvetica, den drei Landessprachen und der Nicht-Bevorzugung einer einzelnen Sprache und darum dem Latein erklärt. Ein paar Wortwechsel weiter und wir hatten uns wieder verabschiedet. Er versucht grad rauszukriegen, was er mit seinem sterbenskranken alten Hund machen soll. Und wofür auch immer er sich entscheidet, er macht sich Gedanken, was mit ihm selbst am Ende in der gleichen Situation passiert.

Nach einer rasanten Abfahrt (gefühlte Windstille war bei 50km/h) war ich wieder auf Meereshöhe, habe eine Weile im Windschatten hinter zwei recht schnell fahrenden MTB-Frauen verbracht und bin wieder Richtung Innenstadt gefahren. Irgendwann bin ich am Avon River (Otakaro) gelandet und diesem dann spontan gefolgt, mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. In den drei Erdbeben 2010 und 2011 wurde am Fluss viel Land zerstört und inzwischen auch als gefährdet eingestuft. Vorher scheint da viel eingezont (Helvetismus, = als Baugebiet erschlossen) gewesen zu sein, was man auch auf der Karte sieht, überall Strassen (z.B. Avonside Drive) und Anliegerstrassen mit Grundstücken, nur nichts Bebautes. Dafür ist es jetzt schön grün und ruhig, ohne Verkehr. Also ich würde das als Park und potentielles Überschwemmungsgebiet so belassen, das ist wie die Elbauen in Magdeburg.

In der Innenstadt (bzw. das, was eine sein könnte, immer noch viel zerstört und platt und mit Baustellen verziert) hatte ich die 1000 Meilen voll. Die Spurbreite des Trams kam mir recht gross vor, und tatsächlich, es ist 1435mm-Normalspur. Sonst nur Schmalspur im ganzen Land, aber hier mal volle Breite, merkwürdig.

Hier beginnt der Herbst. Trockenes Laub raschelt hinter mir, wenn ich mit 30km/h darüber hinwegfahre. Trockene Eicheln springen weit zur Seite, wenn ich sie geschickt anfahre. Ab 17 Uhr begann der Nieselregen, aber da war ich schon wieder im Holiday Park.

Ich definiere Sightseeing-Ausflug: 81 Kilometer, 700 Höhenmeter, 6h Fahrzeit. Das war ein Sonntagsausflug 🙂

Dunedin – Christchurch (Bus)

20170401 Christchurch Top10 Holiday Park 21:30

Nach einer ruhigen Nacht, bei der man trotz grosser Entfernung nur die Meeresbrandung gehört hat, hatte ich trotzdem um 06 Uhr wieder Hunger. Bis zur Abfahrt des Busses um 13 Uhr war noch Zeit, also hab ich mir im Starbucks die Zeit mit der neuesten Folge Big Bang Theory vertrieben und bin dann Richtung Industriegebiet/Bushaltestelle gefahren. Beim Abfahren und Leercachen des Zielgebiets fanden sich noch diverse Putzlumpen, die ich im Hinblick auf eine Kettenabdeckung im Busladeraum gleich mitgenommen habe.

Der Bus kam pünktlich, ich hatte das Rad vorher angemeldet und der Busfahrer meinte (mal wieder) “mach’s so klein wie möglich”. Ich glaub, die haben einfach keine Lust auf Sperrgepäck. Also Sitz ab, Lenker ab, (mitgeführte Kabelbinder verwendet), dann ganz hinten an die Rückseite im Laderaum, mit meinen Taschen gepolstert, fertig. Der grosse Laderaum vorne für alles Gepäck, was_nicht_ bis Christchurch mitfährt, war hingegen fast leer. Sowas ist jedenfalls echt nervig, da können wir uns mit dem Veloselbstverlad in der Schweiz echt glücklich schätzen. Die nächste und letzte Hürde ist dann der Rückflug mit noch zu besorgendem Karton, aber das klappt schon, Zeit ist genügend.

Zehn Minuten nach Bus-Abfahrt hat es zu regnen angefangen 🙂

In Chch hab ich alles wieder zusammengesetzt (25min, Hinterrad war lose, da Schnellspanner offen) und bin durch die Baustellenstadt die 8km zum Holiday Park gefahren, fast nur geradeaus. Der Park ist grösser als alles, was ich bisher an Holiday Parks gesehen habe und ist für drei Nächte meine Herberge.

Insgesamt war ich 19 Tage auf Tour, davon vier Pausentage bei 1450km gesamt, macht im Schnitt 97km pro Fahrtag. Laut gpsies kommen 10’077 Höhenmeter zusammen. Die 1000 Meilen schaffe ich in Christchurch sicher noch, hab ja zwei volle Tage dort ohne Gepäck, einer davon vielleicht verregnet.

Sightseeing Dunedin

20170331 Dunedin 19:00

Morgens war es sehr windig und sehr warm, beim Blick aus der Cabin fiel mir der blutrote Morgenhimmel auf. Drum bin ich erstmal an den Strand gesprintet. Das scheint hier Meeresklima zu sein, Dunedin selbst liegt an einer sehr langgezogenen geschützten Bucht. Frühstück ging ohne Jacke draussen.

Merkwürdig war der Gedanke, heute keine (grosse) Verlegung vor mir zu haben. Der Holiday Park war für heute Nacht ausgebucht, also habe ich mir gestern schon in der Nähe ein airbnb gesucht, dort gleich früh meine Taschen abgestellt und bin auf Stadttour gegangen, ich war ja sehr leicht unterwegs.

Der erste halbstündige Stop war beim Translation Office, um mir für die Autovermietung den übersetzten Führerausweis abzuholen. Das klappte, dauerte halt, aber ich hatte ja Zeit. Danach bin ich zum morgigen Bus Stop gefahren und hab geschaut, dass ich weiss, wo der ist, etwas komische Gegend im Industriegebiet. Das Velo ist angemeldet.

Das Wetter war super, wenig Sonne, nicht zu warm, im T-Shirt gut zu ertragen. Nach dem Auftanken bei Starbucks folgte Baldwin Street, die steilste Strasse der Welt. Das Ottermobil war schonmal da gewesen, im März 2015, siehe Direktlink zum Foto. Die Rohloff hat kleine Öltropfen geweint, die Hinterradbremse hat vor Schreck gleich tief Luft eingeatmet, nur die Vorderradbremse war standhaft. Und der (neue) SON hatte keine Ahnung, worum’s geht. Ich bin nicht hochgefahren, auch wenn mich das gefühlt alle drei Meter jemand gefragt hat. Bis zum Ende des Asphalts war es okay, ab den Betonplatten hab ich dann geschoben bis ganz hoch. Oben einen Cache gefunden (direkt an der Bank 🙂 ) und die Informationen für einen fast neuen Multi in einer Parallelstrasse gesammelt. Dann runtergerollt, lustige Fotos gemacht und mal kurz die Bremsen geöffnet, um sie schnell wieder zu betätigen. Heieiei, nur freier Fall ist schneller. Mit einem Trike und geeigneter Untersetzung sollte eine Bergfahrt aber kein Problem sein.

Später setzte leichter Regen ein, im Botanischen Garten auch mal richtige Shower/Schauer. Auf der Nordseite der Bucht geht ein sehr schöner flacher Veloweg lang, parallel zur Bahnlinie, den bin ich bis zum Schluss und dann wieder retour gefahren. Mit Rennvelofahrern hab ich mir ein Rennen geliefert: rankommen lassen und dann wegsprinten. Hach toll, so ohne Gepäck.

Mein airbnb-Gastgeber war schon der zweite, der meinte, dass der Liegesitz aussähe wie ein Skateboard. Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, zu warmen Muffins Butter zu servieren: danke, das ist genial! Das gibt’s hier sogar im McCafé, nachdem ich es in Tuatapere schon hatte.

Einen Letterbox-Hybrid-Cache wollte ich noch suchen gehn, der mich zu einem Bahntunnel geführt hätte, nur schien der Tunnel (falls ich den richtigen gesehen habe) in Benutzung zu sein. Dann doch nicht.

Auf den 65km heute habe ich die Bremsen deutlich häufiger benutzt als insgesamt (!) auf den 1450km vorher. Die Hinterradbremse vermisse ich trotzdem nicht sehr. Stadtverkehr ist viel anstrengender als Langstrecken über Land.

Der Strand heisst St. Kilda, so wie in Melbourne. Hab ich noch nie kapiert, was daran so toll sein soll. Surfer waren draussen und Haie hab ich keine gesehen, obwohl es sogar mal Netze gegen Haie gab, die dann irgendwann wieder entfernt wurden, weil sie alles Mögliche gefangen hatten, nur keine Haie.

Morgen Mittag dann Bus nach Christchurch, hoffentlich kein Doppeldecker, dann muss ich mir was einfallen lassen. Mit insgesamt schon 136 Caches ist Neuseeland bei mir auf Platz 3 der be-suchten (pun intended) Länder und auf Platz 2 wird’s nix mehr.

Milton – Dunedin

20170330 Dunedin 19:05

06:20 Uhr Frühschwimmen, hier ist ein leeres Schwimmbad direkt neben dem Motor Camp, Eintritt $4, dafür konnte man auf anderen Plätzen grad mal duschen gehn. 600m geschwommen, danach gewartet bis zur Dämmerung und dabei gefrühstückt.

Meine Führerscheinübersetzung kam gestern schon per Email. Ich geh morgen trotzdem mal hin und hole mir noch eine Papierkopie.

In Waihola am See war nach 15km Highway im Nebel ein Kaffeestop. Der Verkäufer meinte “ziemlich neblig heute” und nachdem ich ihm mein Ziel von heute genannt hatte “solange Du gute Beleuchtung hast, bist Du ziemlich sicher auf dem Highway”. Find ich auch. Den Muffin haben sie mir dann gleich noch in die Mikrowelle geschoben zum Aufwärmen, ein riesiges Teil (der Muffin, nicht die Mikrowelle).

Danach bin ich auf Nebenstrassen abgebogen, wo es menschenleer und idyllisch war. Die Bauarbeiter hab ich noch gefragt, ob die Strasse durchginge, was sie bejahten, also habe ich da noch Caches gefunden und schöne Brücken gesehen. Es herrschte totale Stille, der Elektrozaun machte sein “klick-klick-klick”‘-Geräusch und nur das schreckliche Gebrüll der Vögel durchbrach die Stille ab und zu. Einer der Vögel macht so ein absolut nervtötendes Quietsch-Geräusch, was genauso klingt, wie wenn am Rad irgendwas klappert und Metall an Metall reibt.

Ein paar unsealed roads folgten, auf denen sich auch noch der vierte (von vier) Supermagneten von der Rückseite des Velocomputers verabschiedete. Aber genau dafür hatte ich ja Sekundenkleber dabei. Klebt überall, besonders gut an den Fingern, besonders schlecht dort, wo er soll. Bald kam ich auch am Flughafen von Dunedin vorbei, wo grad ein schwarz-weiss befarntes Flugzeug startete.

Irgendwann ging der Highway in einen Motorway über und für mich kamen noch zwei dicke Steigungen. Dazwischen gab es einen Burger. Im Holiday Park war ich schon 14:30, obwohl ich so rumgetrödelt hatte. Also erstmal das Zelt zum Trocknen aufgestellt und den weiteren Plan gemacht. Zwei Übernachtungen in Dunedin, am Samstag Bus nach Christchurch, dann drei Übernachtungen dort und am Dienstag den Camper holen.

Zur Feier des Tages (1450km mit Gepäck) war ich im Supermarkt einen Cider kaufen. Der hat Alkohol. Dafür wollen sie hier ID sehen. Normalerweise kein Problem, nur hab ich vorgestern aus Praktikabilitätsgründen den Bart entfernt, vollständig (kein Langhaarschneider im Gepäck). Damit sehe ich wohl deutlich jünger als 25 aus und durfte wirklich den Pass zeigen. Der Supervisor meinte erschrocken zum Kassierer: “He’s thirty-six!”.

Morgen kommt Sightseeing in Dunedin, u.a. die steile Baldwin Street. Über mir schreien die Möwen und die Sonne geht langsam unter, der Strand ist nicht weit. Nebenan lackieren sich zwei Deutsch(innen) die Nägel und die eine hat grad geflucht, dass sie gekleckert hätte. Das ganze (!) Huhn, ready-to-eat (Broiler), meint auf der Packung “serves 8”. Hallo? Wie sollen denn bitte acht Leute…