Tag -22: Stanford Engineering Lecture

Der Tageszähler geht jetzt rückwärts. Zufällig hatte ich beim Durchfahren des Stanford-Campus einen Hinweis auf Mehran Sahamis Vorlesung “Don’t trust your gut” gesehen, die ich mir dann gestern im NVIDIA-Auditorium auch angeschaut habe. Das Video davon ist hier auf Facebook zu finden. Es war sehr unterhaltsam, er hat erst (für mich) eine sehr gute Auffrischung von Wahrscheinlichkeitstheorie gegeben, inklusive Bayes’schem Satz. Zwischendurch hat er nebenbei noch das Geschäftsmodell von Versicherungen erklärt. Seine vielen eingebauten Wettspiele mit Dollareinsatz waren dazu sehr anschaulich. Sowas könnte man als Einführungsveranstaltung für Wahrscheinlichkeitstheorie nehmen und sich hinterher an den Details der Vorlesung ein ganzes Semester lang austoben.

Nachts ist der Stanford-Campus auch sehr schön, fast keine Leute, Vollmond und T-Shirt-Temperaturen so gegen 22 Uhr.

Stanford und Ottermobil in der Nacht.

Stanford im Vollmond.

Zu dem, was ich neulich zu Waymo und dem Shadow Driving geschrieben habe, gibt’s auch noch eine kürzere anschauliche Fassung: Simulation: how one flashing yellow light turns into thousands of hours of experience.

Halbzeitpause

Sonnenuntergang in Los Gatos.

Nach der Hälfte der Zeit (Rückflug am 29.) war mal eine Blogpause fällig. Am Sonntag war ich bei Marc zum BBQ eingeladen, das waren etwa 28km einfache Strecke, zurückzu wegen Rückenwind nur 1:20h Fahrzeit. Bei der Gelegenheit konnte ich auch mal eine geschlossene Wohngegend von innen anschauen. Im Prinzip ist das wie eine Kaserne, nur dass man nicht stundenlang unfreiwillig auf dem Asphalt in der Hitze stillstehen muss. Das hat man ja meist vorher im Stau auf der Autobahn schon gemacht.

Es ist schon witzig, wie lange sich Leute über Stau, Verkehr und volle Strassen unterhalten können, dabei sind sie doch selbst der Verkehr. Zumal wenn man nach Kalifornien kommt und weiss, dass der Outpost in Palo Alto ist und man seinen Wohnort frei wählen kann — wenn man dann irgendwo am Meer oder in SF wohnen möchte, muss man auch den Arbeitsweg ertragen. Die nächste Diskussion ist dann immer um die besten Economy-Plätze im Flugzeug. Ähm, da gibt es keine, die sind vorn in der anderen Klasse. In der Gesamtbetrachtung zahlen sie also freiwillig mehr Miete, damit bleibt weniger Geld für den Flieger und sie stehen auch noch jeden Tag 2-3h im Verkehr/Stau herum. Ich hab das andersherum optimiert: ich zahle (offensichtlich) weniger Miete, das kombinierte Miete-Flug-Budget hat für den Business-Flug gereicht und ich hab auf dem kürzesten Weg 15 Minuten mit dem Velo zur Arbeit.

Am Montag hatte ich die wenigsten Tageskilometer (8), nur zum Einkaufen und wieder heim. Die Hitzewelle hatte sich bereits wieder verflüchtigt und es gab sogar ein paar wenige Regentropfen. Erst dachte ich ja, dass man bei Starbucks hier keinen Rabatt bekommt, wenn man mit dem eigenen Gefäss antanzt, aber sie geben doch zehn Dollarcents Preisnachlass. Damit krieg ich aber den flaschenhaltergeeigneten Kaffeeisolierbecher nicht mehr amortisiert in der verbleibenden Zeit.

Starbucks-Tumbler passt in den Flaschenhalter.

Mit dem Tag der Arbeit ist hier auch gefühlt der Sommer vorbei und die Leute kommen wieder zur Arbeit. Daheim hat, wie erwartet, die Chefin gekündigt. Schade, aber unvermeidlich bei so einer Reorganisation. Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre das ein längerer Regen hier, aber vielleicht nicht ganz so wie 2013 in Darwin.

Tag 20: Start ins verlängerte Wochenende

Bei der gestrigen Heimfahrt bei 43°C war das Gute, dass sonst kaum jemand draussen war. Das lange Oberteil hab ich vorher in Wasser getränkt und angezogen, nach 3km war es trocken, also hab ich noch eine Trinkflasche Kühlwasser draufgeschüttet. Kühlt exzellent, braucht halt recht viel Wasser.
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Tag 19: 43 Grad

Gestern hatte ich was zu Uber Movement geschrieben, heut hab ich nochmal drüber nachgedacht: um diese Darstellungen der Daten auf Karten zu machen, brauchen sie nur einen Bruchteil ihrer Fahrtdaten: Startkoordinaten, Start-Datetime, Endkoordinaten, End-Datetime. Dazu kommen externe Daten wie Landkarten und Zonengrenzen und dann kann man das alles schnell sogar in Echtzeit berechnen und darstellen. Ich hoffe, sie haben noch ganz kurze und ganz lange Fahrten (zeitlich) und solche, die bei Punkten in der Nähe von Zonengrenzen liegen, rausgefiltert. Die Passagiere interessiert ja nicht, wie jemand (später) irgendwelche administrativen Zonen einteilt, die wollen einfach nur von A nach B kommen.
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Tag 16: Bay-Streifzug

Heute morgen war die Velostrecke doch etwas länger als gewohnt, aber die Sonne kam auch erst 10:30 Uhr raus, so dass das ideal zum Fahren war.

Bevor’s wieder über den Stanford-Campus ging, hab ich noch eine Ehrenrunde beim HP-Hauptsitz gedreht, anstatt >2min an der Ampel zu warten.

HP-Hauptsitz.

Der Bayshore Freeway trennt Stadtteile genauso wie ein Fluss und ist beim Velo-Routing auch genauso zu berücksichtigen. Es gibt halt nicht besonders viele (angenehme) Überquerungsmöglichkeiten. Gleich hinter der Fussgängerbrücke kam eine kilometerlange Baustelle direkt am Ufer — erst später ging mir auf, dass das alles für Facebook ist. Na vielleicht wird ihr Campus ja doch noch schön. Aber ich find’s nicht besonders effizient, einen Campus entlang einer Uferlinie anzulegen. Die Ringform wie bei Apple ist von den Wegen her sicher praktischer.

Die Erweiterungsbauten für den Facebook-Campus.

Die Kehrseite der stark steigenden Immobilien- und Mietpreise sind normale Leute, die sich ihre Unterkunft nicht mehr leisten können und dann auf Wohnwagen ausweichen müssen.

Wohnwagen in einer Sackgasse als Unterkünfte für Leute, die sich ihre Mieten nicht mehr leisten können.

Kurz danach war ich einer der etwas heruntergekommenen Siedlungen, als mich ein Schwarzer fragte, ob ich ihm bestätigen könne, dass seine Freundin nicht auf dem Liegevelo fahren könne. Das konnte ich problemlos, weil sie nämlich nicht zwischen den Untenlenker gepasst hätte 🙂

Die Statistik vom Forumslader sagt auch einiges aus:

1000km in 60:30h, macht 16,5km/h Schnitt.
348Wh in 60:30h macht 5,75W elektrische Dauerleistung.
4145 Höhenmeter auf 1000km macht 0.4% Durchschnittssteigung und ist eine ziemlich sinnlose Aussage.

Zu den zwei Unternehmen root und metromile hab ich auch noch aktuelle News gefunden, die eigentlich genau das typische Geschäftsmodell hier darlegen: Wachstum um jeden Preis, egal ob man profitabel ist oder nicht, natürlich mit Fremdkapital. Irgendwann hat man dann einen genügend grossen Marktanteil, ist unverzichtbar und kann sein Monopol ausüben. Das ist auch einer der grossen Unterschiede zur Schweiz: dort wird erst nachgedacht und dann, wenn überhaupt, vorsichtig was gemacht; hier wird erstmal gemacht und dann nachgedacht. Das hat beides Vor- und Nachteile.

Tag 14: Computer History Museum

Vor einer kleinen 30km-Feierabendrunde an Tag 13, bei der ich gesehen habe, dass das Stanford-Solarteam immer noch packt, war ansonsten pausieren angesagt und Sonnenvermeidung. Ich bin zwar bisher sonnenbrandfrei durchgekommen, aber die Strahlung um die Mittagszeit ist schon ordentlich.

Heute kam das Computer History Museum an die Reihe, wobei ich auf dem (Um)Weg dorthin mal wieder schöne Velorouten gefunden habe. Bei Eintrittspreisen wird scheint’s keine Sales Tax aufgeschlagen wie sonst in den Läden.

Das Computer History Museum.

Die Computer History fing bei uralten, aber schon ziemlich ausgefeilten Rechenmaschinen der alten Griechen an, irgendwann ging’s in die Neuzeit über, Treiber war häufig das Militär, IBM hat dann auch konsequent immer an beide Seiten Rechenmaschinen verkauft. Das sieht man gut am Aufkleber hier:

Jetzt müsste man Operateur sein.

Zum Gründergeist und der Wertschätzung des einzelnen Mitarbeitenden steht hier zwar, dass das heutige Silicon-Valley-Startups übernehmen, aber bei den Grosskonzernen mit ihren vielen Managementebenen und brutalem Konkurrenzdenken sieht das dann doch anders aus.

HP-Spirit

Kurz danach folgte das beste Exponat der ganzen Ausstellung, und ich war nicht drauf vorbereitet. Das Winnebiko II, ein windgeschützter Langlieger mit 180kg Gesamtmasse (inkl. Fahrer) und Solar-Batterie-Anhänger, Reisegeschwindigkeit 24-27km/h.

Ich hab erst das Schild gesehen und dann…
…das riesige Exponat!

CB-Funk ist drin, jede Menge Stromversorgungen, ein ausgefeiltes System, um beim Fahren tippen zu können, natürlich alles an Campingzeugs, was man so braucht. Ich vermute, ich hab im Smartphone und sogar im Forumslader heutzutage mehr Rechenleistung auf viel kleinerem Raum und mit viel weniger Stromverbrauch.

Sehr gute Idee, das so zu machen.

Zu autonomen Fahrzeugen gab’s eine Sonderausstellung, die aber eigentlich nur aus dem inzwischen ausgemusterten Waymo-Firefly-Auto besteht. Würd mich trotzdem interessieren, wie so ein Vehikel mit im Kreis fahrenden Massen von Velofahrern klarkommt. Wenn’s einfach stehenbleibt, auch gut.

Ein Waymo-Glühwürmchen, inzwischen nicht mehr unterwegs.

Das Café im Computer History Museum kam mir sehr gelegen. Allerdings kam es jetzt schon zum wiederholten Mal vor, dass meine Kreditkarte kontaktlos gelesen wurde und ich dann noch einen ausgedruckten Beleg unterschreiben musste. Wie doof ist das denn? Kontaktloses Bezahlen wurde doch genau dafür erfunden, dass man Kleinbeträge ohne PIN und Unterschrift bezahlt und damit die Zeit für den Bezahlvorgang deutlich verkürzt. Aber wenn ich mir anschaue, mit welcher Seelenruhe die Kassierer im Safeway alles scannen, dann derselbe Kassierer noch dem Kunden alles in Tüten verpackt und dann erst bezahlt wird, ist das auch nicht besonders pronto.

Zum Einzelhandelsthema gab’s ja diese Woche auch was Interessantes, nämlich dass Amazon Whole Foods übernommen hat. Letzteres ist so eine Art Bio-Alnatura-Premium-Laden (mit sehr guten Banane-Nuss-Muffins). Erstmal will Amazon jetzt die Preise dort massiv senken, weil sich hier ein Konkurrenzkampf mit Google/Walmart ergibt. Es gibt auch schon Befürchtungen, dass es dann Surge Pricing gibt, dass also z.B. Fertigessen über die Mittagszeit teurer werden oder Bier am Freitagabend — das ist ja ganz einfach abzuleiten, wann am meisten gekauft wird und das ist noch nicht mal personalisiert. Darüber regen sich die Leute auf, aber dass sie ansonsten ihr gesamtes Einkaufsverhalten preisgeben, interessiert vermutlich keinen.

Dass man Muffins warm mit Butter serviert, hat hier auch noch keiner gehört. Banausen 🙂

Nach dem Museum führte mich der Rückweg nördlich an die Bay, dann dem Bayshore Trail entlang und irgendwann in einem grossen Bogen wieder heim.

Rückweg auf dem Bay Trail (hinten die Dumbarton Bridge).

Tag 12: The Circle

Toll, wegen der unterirdischen Lieferzeiten von Amazon hier (oder wegen der grossen Distanzen?) bin ich jetzt testweise Amazon-Prime-Kunde. Da gehört auch ein extrem grosses Videoangebot dazu — aber natürlich: nachdem ich mal einen Film gefunden hatte, den ich hätte schauen wollen, war der nicht im Abo enthalten. Pffff. Es gibt ja noch andere Quellen für The Circle, zu dem ich das Buch schon vor einer Weile gelesen hatte. Es geht um eine Art Utopie/Dystopie, die z.B. ganz gut bei Facebook anfangen könnte, die alle Daten der Welt an einem Ort vereinen und versprechen, dass ohne Privatsphäre und Geheimnisse die ganze Welt gut ist. Dem ist natürlich nicht so und das kommt im Film auch ganz gut raus. Hierzulande lief er im Frühjahr im Kino, in Europa erst ab Anfang September. Auch wenn der Film in Los Angeles gedreht wurde, sind drei Szenen mit Luftbildern hier um die Ecke entstanden: zweimal die Dumbarton Bridge, die bezeichnenderweise kurz hinterm Facebook-Campus beginnt und dann noch die Brisbane Lagoon, wo ich dieses Foto gemacht habe. Letztere ist auch gut für eine PPP*, bevor man nach South San Francisco reinkommt.

*PiPiPause, wobei die übliche Abkürzung Public-Private-Partnership für diesen Vorgang auch passen würde, eventuell sogar Point-to-Point-Protocol 🙂

Am Nachmittag ging’s nach SF zur Critical Mass, wie üblich jeden letzten Freitag im Monat. Da haben wir auch Circles gedreht: Tag 12: Critical Mass.