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Lokalzeit: 16.03.2017 16:52:17 UTC+1300
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data science and bicycle touring
Einträge rund um die Neuseeland-Liegevelotour im März 2017
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20170315 Mt Somers 20:45
Die Tour führte heute bei gutem und bestens werdendem Wetter ziemlich geradeaus, direkt auf die Berge zu. Es war trocken, fast windstill und schon bald konnte man sehen, wie sich die Wolken verzogen und das Panorama sich zeigte.
Das hiess natürlich auch Sonnencreme für die Beine, die im Regen ja eh schon vorgerötet worden waren. Ab dem späten Mittag habe ich dann doch lieber noch die Hosenbeine der Allwetterhose als Sonnenschutz drübergeschoben und unter der Velohose festgeklemmt. Hält gut so.
Könnte nicht mal jemand eine Schlechtwetterversicherung für Velofahrer anbieten? Für Landwirte gibt es doch auch sowas wie Ernteausfallversicherungen.
Zwischendurch fiel mir noch eine brauchbare Lösung ein, wie ich zumindest einen Grossteil des Forumsladers wieder durch die Security bekomme: die drei Li-Ion-Zellen abtrennen und ins Handgepäck. Wenn sie mir die wegnehmen, kaufe ich daheim neue und löte die an und den Rest der Elektronik habe ich noch, das interessiert ja im Gepäck niemanden.
Weil es heute so monoton geradeaus ging und fast kein Verkehr war, bin ich zwischendurch schöne Schlangenlinien gefahren, damit der Steuersatz keine Druckstellen bekommt. Natürlich nur deswegen, also aus rein technischen Gründen, und nicht weil das Spass machen würde.
Auf den langen Strecken schläft nichts ein und meine Handgelenke werden auch geschont. Das linke Knie brauchte eine Warmlaufphase und dann war’s gut. Aber nach etwa 80km hat sich die rechte Achillessehne bemerkbar gemacht. Mit weniger Last und bergab ging es bis ins Ziel. Mal sehn, wie das morgen wird.
Eine durchfahrene oder durchstandene Kuhherde hatte ich heute auch. Ich hab erstmal angehalten und das Lead Vehicle gefragt, was am besten wäre. Der Fahrer hat nur gegrinst und gemeint: “If you keep riding slowly, they should pass right by you”. Sehr beruhigend, aber es war dann auch so. Die Kühe haben blöd geguckt vor mir und sind dann links und rechts vorbeigetappt.
Am Mittag war ich bereits in Mt Somers, wo es im Wesentlichen nichts gibt, ausser einen General Store, der keine Kreditkarten von overseas nimmt, aber leckere Mince Pies und Lemon/Lime/Bitters verkauft (2/1 Stück) und dann den Holiday Park, wo ich jetzt auch gelandet bin.
Erstmal ging es aber noch 35km aufwärts bis zum Lake Emma (Greta Valley hatte ich am ersten Tag schon), dort gab’s Bialetti-Kaffee, einen Badeversuch (zu sandig, zu flach) und so etwa 12km gravel road mit dreimal Umkippen.
Die Berge aussenrum sehen lustig aus, bisschen runder als die Alpen, recht trocken und unbewaldet, vielleicht wie das Bündnerland auf Botox (wegen “ohne Falten”).
Zum Lake Clearwater habe ich mich nicht mehr auf der gravel road weiter vorgekämpft, sondern bin wieder abwärts gerollt und in einer Cabin untergekommen. Auf dem Platz stehen zwei schwarze vollausgestattete idworx Off Rohler Evo herum. Natürlich sind damit zwei Deutsche unterwegs. Damit liegt die Rohloff-Quote unter den Übernachtungsgästen bei 60%.
Gesamtkilometerstand 387km
Gesamtfahrzeit 23h
Forumslader randvoll
Hintere Bremse am Geber undicht, wird aber eh nicht benutzt.
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Lokalzeit: 15.03.2017 18:30:37 UTC+1300
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20170314 Rakaia, 16:30 zum Kaffee
Womit ich nicht gerechnet habe, aber nach den Erfahrungen bei der Solar Challenge hätte rechnen müssen, war die Sonnenbrandgefahr an verregneten Tagen. Wenn man lang genug draussen ist, gibt’s halt genügend Strahlung. Alles, was nicht geschützt war, hat demzufolge Sonnenbrand nach zwei Regentagen (!). Viel empfindlicher geht’s nicht.
Nachdem es heute morgen auch noch weiter geregnet hat, aber ab morgen (15.) besser werden soll, habe ich mich für einen Pausentag entschieden und bin im Rakaia River Holiday Park vom Motel für $120 in eine Backpacking Cabin für $40 die Nacht umgezogen. Hauptsache trocken und halbwegs warm. Das ist überhaupt jetzt meine Wahl, wenn es vor Ort möglich ist: $20 für ein Zelt oder $40 für eine trockene 8qm-Hütte, bei der ich mir den ganzen Auf- und Abbau sparen kann, also besonders bei Regen eine recht einfache Entscheidung. Wildzelten ist hier sowieso schwierig, es ist ja alles eingezäunt und ich möchte nicht inmitten von Schafen schlafen.
Es regnet heute, dann mal wieder nicht und ich bereue den verlängerten Aufenthalt nicht. Alle Utensilien sind wieder trocken. Die Sonne scheint auch ab und an, dann denke ich, ich hätte fahren sollen, aber fünf Minuten später regnet es wieder.
Auf dem Weg nach Mount Somers und dann bis Lake Emma kommen morgen ungefähr 80 Caches auf 40km vorbei 🙂 Aber ich werde wohl keine Lust haben, die ganze Fuhre ständig zu stoppen und wieder anzufahren. Ausserdem fühlt es sich heute schon nach Gegenwind von 12 Uhr an.
Noch ein Kalauer: wie nennt man eine Ortlieb-Tasche mit Keksen drin? Gebäckroller. Und die hängt man dann folgerichtig an den, tadaaaaaa, Gebäckträger.
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Unix-Zeit: 1489446457
Lokalzeit: 14.03.2017 12:07:37 UTC+1300
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20170313 Rakaia, 20 Uhr
Für die Zeltnacht habe ich gestern $20 plus $4 für den Wäschetrockner gezahlt. Letzterer war nötig. Momentan läuft die Waschmaschine und der Trockner folgt auch wieder.
Das Zelt war morgens komplett trocken, trotz Dauerregen in der Nacht. Das hat sich doch mal gelohnt, das auszuprobieren. Meine Wäsche und sonstige Sachen sind jetzt ausserdem nach “nass”, “noch nicht nass” sowie “trocken, muss auch so bleiben” sortiert. In den Backrollern und Frontrollern bleibt auch alles trocken.
Wenn das Ottermobil vollbeladen umkippt, ist es schwer aufzuhalten, ähnlich wie ein Motorrad. Aber das Aufstellen ist einfacher.
Das Wetter der heutigen Etappe war sehr abwechslungsreich, je nach Fahrtrichtung kam der Regen von vorn oder von der Seite. Was man da durch die nassen Sachen alles an Mehrgewicht mitschleppt, will ich gar nicht wissen.
Die Stirnlampe spinnt, wenn die Akkus leer sind, aber ich konnte ja beim Fahren wieder aufladen.
Das Routing von brouter ist grösstenteils phänomenal gut, die Durchfahrt durch Christchurch war auf Nebenstrassen oder auf Hauptachsen mit fetten Radstreifen auf der Fahrbahn. Auch gegen Ende der Etappe war ich zig Kilometer allein unterwegs auf weiter Flur. Am schlimmsten war die Brücke kurz vor Rakaia, knapp 2km lang, nach 128km Fahrstrecke im Dauerregen war ich auch nicht mehr sonderlich motiviert, aber ich musste da rüber. Zweispurig, schmale Spuren, also war hinter mir Warten angesagt, bis Platz zum Überholen war. Ich hab sogar noch bis auf 18km/h beschleunigen können.
Die gute Laune kommt eigentlich immer beim Fahren, so auch heute früh, aber das war heute etwas zuviel Regen.
Mittagessen war bei McD, 4500kJ für 07.80 $, zahlbar am Bestellautomat kontaktlos. Letzteres geht auch mindestens bis $77 ohne PIN-Eingabe. Viel mehr schnelle Kalorien kann man fast nicht kriegen, heute sogar mit XL-Süssgetränk. Inklusive Bananenchips, Riegel, Bananen und Weetabix komme ich auf deutlich mehr als 12MJ für den Tag.
Der Highway ist super zu fahren, schön breiter Seitenstreifen (1-3m), die Leute halten trotzdem noch extra Abstand. Der Motorway (=Autobahn mit baulich getrennten Fahrspuren) ist verboten, aber auch unnötig.
Was mir sonst noch einfiel: ist der Gotthard-Basistunnel eigentlich überall gleich weit vom Erdmittelpunkt entfernt? Denn man könnte ja die Erdkrümmung noch einbeziehen und dann wirklich geradeaus bohren. Macht nicht viel aus, aber wenn man “Den Längsten” haben will, macht man sowieso lieber noch Kurven rein.
In Rakaia bin ich gleich ins Motel gegangen, der Besitzer hat sich gewundert, dass ich bei dem Wetter die 130km von Waipara gemacht habe. Aber er hat mir eine Plane fürs Liegevelo gebracht, sehr schick.
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Lokalzeit: 13.03.2017 19:20:00 UTC+1300
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20170312 Waipara 23:43 Uhr
Toll, im Bus hat neben mir jemand heise.de gelesen. Genau dafür wurde das WiFi im Bus erfunden.
Wenn alles so ungefähr wie geplant läuft, werde ich einen Teil der Strecke, den wir heute mit dem Bus gefahren sind, am Ende in umgekehrter Richtung fahren. Irgendwie ist hier alles grün und bewaldet oder bewiest, die Wolken hängen tief und manchmal schütteln sie sich wohl auch aus. Die Wiesen auf einigen Streckenabschnitten sahen allerdings reichlich vertrocknet aus und auch die Waldbrandgefahr-Schilder standen noch auf der höchsten Warnstufe.
Nach dem Ausstieg in Culverden bin ich im lokalen Supermarkt noch schnell Vorräte auffüllen gewesen und dann war Abfahrt.
Erst eine Weile dem Highway folgend, was zwar wegen der schönen Breite des Standstreifens und der gesamten Strasse ungefährlich ist, aber wegen des Lärms eher lästig. Später bin ich auf eine Schotterpiste abgebogen (Abkürzung, man kennt das ja) und hab das Mobil gleich zweimal abgelegt, weil bei dem hohen Gewicht und den schmalen Reifen einfach nichts mehr ging. Nasse naturgebundene Decken mit Spurrillen sind also igitt.
Neben der Strasse liegen interessante Müllteile. Unter anderem habe ich ein Schneidebrett aufgelesen, was ich sowieso noch kaufen wollte.
Anfangs dachte ich, dass die Rohloff oder die Kette irgendwelche Geräusche produzieren, die nach Grillen klingen, aber das waren wirklich Grillen. Ansonsten nur Schafe, Rinder, Rehe, Damwild, alles wohl zum Essen und für Wolle gedacht.
Die Gerüche der vorbeifahrenden Autos sind witzig, es kamen mehrere Bullis vorbei, als Hippiebusse lackiert und da kam ein Cannabis-Geruch rüber.
Meine Laune schwankte mit drei Parametern: Steigung, Wind und Regen. Die Steigungen waren aber heute nicht extrem, der Wind aus Westen aber schon und der Regen immer vorhanden.
In der Tüte mit den Bananenchips war zuwenig drin. Zwei Hunde wollten mich verfolgen, aber ich habe sie abgeschreckt.
Das Zelt aufzubauen hat zu lange gedauert, aber fürs erste Mal in freier Wildbahn bei Regen ging’s noch. Die Konstrukteure haben sich wirklich bei jedem Detail was gedacht.
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Unix-Zeit: 1489304498
Lokalzeit: 12.03.2017 20:41:38 UTC+1300
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20170312 Picton, morgens
Erstmal muss meine airbnb-Unterkunft bei Brad lobenswert erwähnt werden. Er hatte mal ein Liegetrike und meinte, dass das Coolste daran sei, dass man an der Ampel einfach stehenbleiben könne und nichts tun müsse (ich muss ja immerhin noch ein Bein runternehmen).
Diese Nacht hat es permanent geregnet. Auf der Fahrt zum Fährterminal war es aber nur ganz leichter Regen, der mich nicht mal durchgeweicht hat. Am Terminal habe ich den Forumslader noch wasserdicht(er) verpackt und er funktioniert auch wieder. Puh.
Der Bus kam pünktlich, das Velo konnte unzerlegt unten rein und jetzt folgen nochmal gut 7h Busfahrt. Ganz schön gross, dieses South Island 🙂
Seit Dienstagmorgen hab ich folgende Zeitsummen verbracht:
Flug: netto 22h
Transit Flughafen: 17h
Velofahren: 4h
Busfahren: 19h
Schlafen, Wachliegen, Warten: der Rest zu 120h, teilweise überlappend
Schlafen und Velofahren sollten in der nächsten Zeit die Hauptbeschäftigungen werden, gleich gefolgt von Essen. In die Ortlieb-Aussentasche links kann ich gut die Bananenchips reintun.
Optimistisch, wie ich bin, hab ich Sonnencreme gekauft.