Heuschrecken mit Erholungsgeld

Reka-Geld im Wert von zehn CHF

Als ich kürzlich meinen Bühler-SBB-Gutschein eingelöst habe, hatte ich die Option, mir das Wechselgeld in Reka-Geld auszahlen zu lassen. Das ist eine Art Ersatzwährung oder Parallelwährung der Schweizer Reisekasse:

Ihre Aufgabe sollte die Förderung des Sozialtourismus, die Ferienfinanzierung mittels sogenannten Reka-Checks, die Gründung und Entwicklung von eigenen Feriendörfern und die Vermittlung von günstigen Ferienwohnungen sein. Sie setzte sich zum Ziel, Schweizer Familien mit kleinem Einkommen und Alleinerziehende mit ihren Kindern günstige Ferien zu ermöglichen.

Für mich hat das umgehend die Assoziation mit der KdF geweckt, insbesondere mit dem Amt für Reisen, Wandern und Urlaub. Die Erholung hatte damals eben noch einen ganz anderen Zweck und der Name war irgendwie Programm. Der ideologische Aspekt stand dabei natürlich im Vordergrund, und ich bin mir sicher, daß es den in der Schweiz heute nicht gibt.

Hier noch ein sehr schöner Artikel aus der gestrigen NZZ: Das Bankgeheimnis verdient mehr Anerkennung. Der Untertitel trifft das Thema allerdings viel besser:

Das Bankgeheimnis ist Ausdruck eines einmaligen Vertrauensverhältnisses zwischen Staat und Bürger und deshalb besonders schützenswert. Für den Erfolg der Schweizer Banken war es nie ausschlaggebend. Stabilität ist der wichtigere Standortfaktor.

Übrigens finde ich das Druckformat der NZZ inzwischen äußerst praktisch und handlich. Es ist nicht ganz genau halb so groß wie die üblichen großen deutschen Zeitungen (FAZ, SZ, etc.), aber deutlich besser händelbar (was jetzt der Komponist mit Bargeld macht, weiß ich auch nicht).

Den Grashüpfer gab’s gestern bei mir in der Dusche:

Wenn man die ganze Nacht das Fenster offenläßt, gibt’s durchaus Grashüpfer, die in den ersten Stock kommen.

Zeugen an der Tür

Ich dachte schon, der junge Mann, der gestern an meiner Tür geklingelt hat, wollte mir ein Exemplar vom Wachturm andrehen und mir Gott näherbringen. Aber nein, es war nur jemand vom Roten Kreuz, der mir eine regelmäßige Spende nahelegen wollte. Nachdem er ganz nett seine Erklärung runtergerattert hatte, habe ich gesagt, daß ich schon regelmäßig spende. Und zwar Blut. Beim Roten Kreuz. Nu, damit hatte es sich für ihn erledigt und er zog zufrieden von dannen. Nächster Termin ist der 22.08., eine Dauerspendestation gibt’s hier in Uzwil nicht (nur in größeren Städten und Spitälern), aber die mobile Blutsammelstelle kommt vorbei. Das wird dann mein fünfter Blutspendeausweis (nach Bundeswehr, DRK NSOB, DRK Thüringen und Uni-Blutbank Magdeburg), mal schauen, ob die Blutgruppen alle übereinstimmen 🙂

Hier noch ein sehr schöner ausgewogener, am Ende perfekt zugespitzter, Telepolis-Artikel, der was über die deutsche Holocaust-Keule sagt, mit der in Deutschland jede vernünftige und faktenbasierte Argumentation per Nazivergleich gestoppt wird, wenn es einigen Leuten (bspw. dem Zentralrat der Juden) nicht paßt: http://www.heise.de/tp/artikel/37/37292/1.html Siehe auch Godwins Gesetz. Es nervt, echt.

NZZ

Jetzt gibt’s täglichen Lesestoff, danke an AirBerlin und die SBB Lounge im Bahnhof Zürich für die Probeexemplare. Das Format der Neuen Zürcher Zeitung ist auch für den Flieger viel besser geeignet als die FAZ oder ZEIT, wobei ich letztere natürlich immer noch regelmäßig lese, da sie einen anderen Anspruch und eine andere Zielgruppe hat als eine Tageszeitung. Einerseits kriege ich (erneut) einen ganz anderen Blick auf Deutschland und andererseits lerne ich jetzt die Schweiz besser kennen, das ging mir mit dem Aftenposten auch schon so.

Im Container nach Australien

Es gibt tatsächlich Frachtschiffe und Veranstalter, die auch Reisende mitnehmen. Beispielsweise für um die 3000 EUR plus Nebenkosten von Hamburg nach Melbourne, in etwa 40 Tagen: Frachtschiffreisen Pfeiffer. Das fiel mir gerade ein, als am Sonntag auf SF2 Australia (der Film) lief. Und das Beste daran war, er war in HD und der Tonkanal war wählbar zwischen der häßlichen deutsch-synchronisierten Fassung und der perfekten englischen Originalfassung. Ansonsten hätte ich den Film auch nicht geschaut. Hugh Jackman hat nicht ganz so stark genuschelt wie seinerzeit Jake Gyllenhaal oder Heath Ledger in Brokeback Mountain, und Nicole Kidman war schon immer gut zu verstehen. 90% des Films wurden wohl bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang gedreht, anders sind die schönen Schatten und schillernden Farben gar nicht zu erklären.

Ich richte mal einen Appell an die deutschen Sender: Zweikanalton ist doch nun wirklich nicht zuviel verlangt, das gibt’s technisch schon seit Jahrzehnten. Wer möchte und kann, sollte bitte die Wahl haben zwischen den Sprachfassungen. Gilt auch für den Schweizer Tatort 🙂

Hamburg-Tagesausflug

Auf Kundenbesuch in Hamburg. Wie komme ich hin? Mit dem Nachtzug, der Zürich-Hamburg fährt. Nach einem gemütlichen Kurzaufenthalt in der SBB-Lounge in Zürich bin ich eingestiegen und hab mich gleich ins Bett gelegt. Die Zugbegleiterin kannte mich schon, aber bisher hatte ich immer meine Fahrkarte bei der Deutschen Bahn gebucht, diesmal aber bei der SBB. Also mußte ich meine Halbtax-Karte zeigen und sie meinte nach einem kritischen Blick auf das dortige Foto mit einem Lächeln, daß es in echt hübscher wäre. Nuja, nach einer ereignislosen Fahrt, bis auf die 70minütige Verspätung, weil wir den Nachtzug aus Paris zwischendurch noch angekoppelt haben (welcher Verspätung hatte), gab’s dann morgens Frühstück (wieder dieselbe Zugbegleiterin) und ich bin in Hamburg erstmal ein paar Meter gelaufen.

Später ging es vom Bahnhof zum Kunden, wir haben uns dort zu dritt getroffen, haben den Termin absolviert und sind hinterher wieder getrennter Wege gegangen, d.h. zum Bahnhof oder zum Flughafen. Die Zeit zwischen Termin und Rückflug habe ich noch für eine Stadtbesichtigung genutzt und ich muß sagen, daß mir Hamburg so auf den ersten Blick sehr gut gefällt. Klar, die HafenCity ist ein nobles und hochmodernes Wohngebiet und absolut vergleichbar mit Aker Brygge (Oslo) oder Melbourne Docklands (Australien, inkl. Waterfront City): alles sind ehemals industriell genutzte Hafengebiete, die jetzt in Wohn-, Erholungs- und Shoppinggebiete umgewandelt werden. In Oslo steht auch die Oper im Hafen, in Melbourne etliche Sportstadien und in Hamburg wird da gerade die Elbphilharmonie als hochmodernes Konzerthaus errichtet, wobei der große Konzertsaal mit 2150 Plätzen etwas größer als der des Leipziger Gewandhaussaals mit etwa 1700 Plätzen ist. Allerdings sind beide Säle ähnlich gestaltet (mit weinbergartig ansteigenden Besucherrängen um das Orchester herum angeordnet).

Bei einer der Brücken, die ich zwischendurch gesehen habe, kam mir irgendwas bekannt vor. Nach kurzem Nachdenken ist mir dann eingefallen, daß ich mich genau mit dieser Brücke und den umliegenden Straßen im Rahmen des letzten Winter- oder Frühjahrsrätsels der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung beschäftigt hatte. Da ging es um Meere, Entdecker und Seefahrt im Allgemeinen und an dieser Brücke gibt es Standfiguren von Vasco da Gama und Christopher Columbus. Später war ich noch in der Magellanstraße, und in der HafenCity gibt’s noch weitere solche Straßen- und Platznamen.

Nach einer kurzen S-Bahn-Fahrt ging es abends zurück mit AirBerlin 8456, leicht verspätet wegen schlechtem Wetter, und in Zürich-Flughafen hat es sich gerächt, daß die SBB einfach sehr pünktlich fahren, denn der Zug ist mir genau vor der Nase weggefahren. Trotzdem fährt bis nach Mitternacht noch was Richtung St. Gallen im Halbstundentakt, da hat sich das nicht enorm auf meine Schlafzeit ausgewirkt.

Hamburg hat mich jedenfalls begeistert (bis auf den HSV), die Leute dort auch, allerdings hatte ich lange keine Bettler und gesellschaftlichen Verlierer mehr gesehen. Die Sprache tönt auch irgendwie gut.

Beim Französischkurs sind wir jetzt drei Teilnehmer, es kam noch eine Elisabeth dazu. Bei ihr ist das Problem, daß sie nicht immer auf Englisch antwortet, sondern mit Spanisch ankommt und wir dann alles durcheinanderwürfeln, aber trotzdem merken, daß es da ziemlich viele Ähnlichkeiten gibt. Von meinen VHS-Spanischkursen ist also auch noch was hängengeblieben, aber lange nicht so viel wie beim Französisch.

Kommentierte Fotos:

Hausarbeit macht glücklich :-)

Ein im Aftenposten erschienener Artikel bezieht sich auf eine Studie der Uni Cambridge, die zu dem Schluß kommt, daß Männer, die im Haushalt mithelfen, glücklicher sind. Solche plakativen Schlüsse sind dann die Kernaussagen, auf die jahrelange Forschungsarbeit in einem Zeitungsartikel reduziert wird. Ich mußte jetzt auch schon öfter meine Diss in zwei Sätzen zusammenfassen und beschränke mich dann auch auf eine Ausformulierung des Titels und daß man mit Datenanalyse den Ertrag erhöhen kann. Paßt latürnich gar nicht, aber da kann sich jeder erstmal was drunter vorstellen, bevor ich bei Bedarf in die Details abtauchen kann.

Die Datenlage zu obiger Studie wurde in Norwegen, Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und Großbritannien erhoben. Natürlich wurde im Aftenposten genau auf die norwegische Gleichstellungslage passend insbesondere der Punkt “Männer, die im Haushalt mithelfen, sind glücklicher” hervorgehoben. In der Studie sind auch noch viele andere Resultate enthalten, z.B. daß sich Unternehmen bei der Gleichstellung zurückhalten, solange sie nicht dazu gezwungen werden oder den wirtschaftlichen Wert erkennen. Der Lückenschluß z.B. bei “gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit” vollzieht sich auch im Norden deutlich schneller.

Mir reicht es eigentlich, wenn ich entsprechendes Werkzeug habe, mit dem Kochen, Fensterputzen oder Staubsaugen Spaß macht, dann geht’s fast von ganz allein. Zum Beispiel ein Dyson, mit dem auch die Jungs ihren Spaß haben:

Da fällt mir ein, daß ich im Büro noch etwas gärtnern muß, bis das ein akzeptables Raumklima bekommt. Eigentlich wäre auch eine Serie von Dyson Air Multipliern ziemlich cool, das sind die propellerlosen Ventilatoren, mit denen kann man nämlich tolle Experimente machen: http://www.youtube.com/watch?v=4WNcjkZ6d0w.

De-Facto-Vegetarier

In letzter Zeit bin ich aufgrund des ausufernden Überangebots an Käse zum Quasi-Vegetarier geworden. Guter Käse macht zum Fleisch preislich auch fast keinen Unterschied, und die billigen holländischen Gouda- und Edamer-Sorten vermisse ich überhaupt nicht. Na gut, Harzkäse gibt’s hier nicht, aber der läßt sich auch prima durch andere Sorten ersetzen. Bis ich hier mit allen angebotenen Sorten im Supermarkt durch bin, wird es wohl noch eine Weile dauern. Dann kann ich noch die kleinen Käsereien in der Umgebung abklappern, die ja auch jede Menge Sorten günstig anbieten, insbesondere Variationen vom Thurgauer und Appenzeller.

In Deutschland würde man das untenstehend abgebildete Produkt wohl als Partykäse bezeichnen. Ein großer runder Käselaib wird auf eine mitgelieferte Stange gesteckt und der mitgelieferte Hobel wird eingehängt. Man kann den Hobel dann unter leichtem Druck rotieren und wunderschöne Käseblüten produzieren und die wiederum aufessen. Sehr praktisch. Und: nein, das sind nicht meine Hände. Und: natürlich kommt der Käse aus der Romandie.

Müll versus Kehricht

Die Müllabfuhr ist sehr pragmatisch geregelt. Erstmal gibt es hier eine andere Mülltrennung, als man es als Deutscher gewohnt ist. Papier und Pappe werden extra in Eigenregie gesammelt und es gibt hier im Kanton monatliche Abfuhrtermine, zu denen man beides jeweils gebündelt draußen an die Straße legt und das dann abgeholt wird. Es stehen also keine überquellenden Container oder blaue Tonnen herum, die auch gern mit anderem Müll gefüllt werden. PET-Flaschen (keine generelle Pfandpflicht) kann man entweder in den normalen Müll oder im Supermarkt in bereitgestellte Container werfen. Wenn man keinen Komposthaufen hat (und sich auch auf dem Balkon keinen anlegen möchte 🙂 ), geht alles andere auch in den normalen Restmüll. Anfangs dachte ich, für den gäbe es hier normale Mülltonnen, aber nein, es gibt ja das Verursacherprinzip, daß jeder den Müll bezahlt, den er selbst produziert. Konsequenterweise sind also die Müllkosten nicht in den Mietnebenkosten enthalten.

Als Deutscher erwarte ich da einfach eine technische Lösung, also zum Beispiel Restmülltonnen mit Chip drin, der bei der Leerung ins Müllfahrzeug ausgelesen wird. So wird’s ja häufig auch gemacht, hinterher kommt dann die Abrechnung. So weit, so fair.

Viel einfacher geht’s natürlich auch. Man kauft hier im Supermarkt entsprechende offizielle Kehrichtsäcke, die die Gebühren für die Müllabfuhr beinhalten. Zum Beispiel kosten 10 Säcke à 35l zusammen 20 CHF, umgerechnet auf eine übliche 120l-Mülltonne sind das also etwa 7 CHF. Nur diese Säcke werden auch von der Müllabfuhr mitgenommen, alles andere wird kurz kontrolliert, ob nicht doch eine Marke draufklebt (früher gab es nur Marken zum Aufkleben, heute gibt’s fertige Säcke und auch Extra-Marken) und dann liegengelassen, wenn es nicht entsprechend “frankiert” ist. Die Säcke gibt’s in verschiedenen Größen und schummeln kann man da nicht. Klar gab es da bei der Systemeinführung Nebenwirkungen, daß die Leute ihren Müll einfach irgendwo im Wald abgeladen haben oder öffentliche Papierkörbe verstopft waren, aber im Großen und Ganzen scheint das System hier in der Gegend zu funktionieren. Und selbst bei kostenloser Entsorgung von Müll, Sperrmüll und Elektrogeräten gibt es noch Leute, die sich nicht zu blöd sind, ihren Fernseher am Feldrand zu entsorgen. Das muß ich nicht verstehen. Der Müll, der hier in der Mülltonne landet, wird vor der Müllverbrennung noch sortiert, eventuell rezykliert und der Rest landet in der Kehrichtverbrennungsanlage. Wer es genauer braucht: NZZ-Artikel von 2009. Müll darf per Gesetz nicht mehr deponiert, sondern muß verbrannt werden.

Kapital, Bildung und Kapitalbildung

In der FAZ von gestern findet sich ein passender Artikel über die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in Europa, inklusive passender Grafik: Deutsche leben günstiger als die meisten Nachbarn. Für Deutschland, Schweiz, England und Norwegen kann ich das ziemlich genau bestätigen, bei den anderen Ländern fehlt noch die Erfahrung im Alltagsbetrieb. Daß die Schweiz noch etwas teurer ist als Norwegen, kann ich ebenfalls bestätigen. Zinsen gibt’s fast keine, da noch ein bißchen Inflation dazu und wir zahlen alle schleichend via finanzieller Repression für die Schuldenlasten. Allerdings gibt’s hier schon seit einiger Zeit negative Inflationsraten, wie ein aktueller Zeitungsartikel der NZZ berichtet.

Dazu noch ein interessanter Artikel bei Telepolis: Wer ist schuld am Krisenausbruch? (Der erste Teil: Ist es schon zu spät?). Eigentlich müßte ich auch Das Kapital vor dem aktuellen Hintergrund noch mal lesen. Als ich das 2005 in England gelesen habe, war es nicht ganz so akut, aber doch interessant, wenn auch manchmal etwas monoton und sich wiederholend geschrieben. Beim Auspacken der Bücherkisten habe ich es jedenfalls in den Händen gehabt. Wenn ich mit Neil Stephenson: Cryptonomicon fertig bin, kommt erstmal Robert Harris: The Fear Index (deutscher Titel: Angst) an die Reihe und dann hab ich wieder Luft für was anderes.