Neuzuzügerbegrüssung

Gestern abend gab’s für alle seit der letzten Begrüßung Zugezogenen die sogenannte Neuzuzügerbegrüssung, die auch generell in Schweizer Gemeinden üblich ist. Das Programm dauerte von 18:30 bis 22:40, trotz anderslautenden exakten Zeitangaben auf der Einladung. Unser Gemeindepräsident Lucas Keel, der auch immer sehr schöne News schreibt, führte durch das Programm. Eine aktuelle News ist zum Beispiel über die finanzielle Situation der Gemeinde, was deutlich aufschlußreicher ist als das ständige Gejammere von Magdeburgs Lutz Trümper gegen das Land und den Bund, wobei es dort sowieso immer nur darum ging, wer nun mehr Schulden machen muß.

Sportvereine, Mitwirkungsmöglichkeiten, die drei Kirchgemeinden, die Bildungslandschaft und andere Dinge wurden vorgestellt, also wirklich ein Rundumschlag und natürlich kam auch Bühler nicht zu kurz. Insgesamt waren vielleicht 100 Leute da, bunt gemischte Sitzordnung mit Gemeinde- und Vereinsvertretern und Neuzuzügern. Ich war zufälligerweise den ganzen Abend mit den beiden Vertretern der evangelisch-methodistischen Kirche zugange und hab mich sehr gut mit den beiden über Gott und die Welt Schweiz unterhalten. Ich merke schon, wie ich hier Wurzeln schlage und sich langsam die Begriffe Heimat und Ausland umzukehren beginnen. Warum? Zig Gründe. Aber genauso fehlt mir auf die Frage Warum nicht? eine Antwort.

Nachdem sich die drei Kirchgemeindevertreter powerpoint-klickibuntimäßig vorgestellt hatten, kam dann von Lucas Keel noch der sehr passende Kommentar, daß sich diese drei verschiedenen Kirchen noch vor nicht allzu langer Zeit gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben. Es gibt ja andere Religionen, die das immer noch tun.

Noch ein Nachtrag: hier eine Pressemeldung von infowilplus.ch zur Neuzuzügerbegrüssung.

Feuermelder

Da gehe ich jeden Tag an dem Feuermelder vorbei, aber habe noch nie bewußt wahrgenommen, was auf dem Schild darunter steht. Wenn mir also die Kündigungsfristen irgendwann mal zu lang sein sollten, gibt’s eine schnelle Abkürzung. Es sieht aber ganz und gar nicht danach aus, daß ich das überhaupt mal brauchen könnte 🙂

Elder Statesmen

Zwei sehenswerte Videos zweier sehenswerter älterer Politiker gibt’s heute. Der eine ist im Begriff, ein sogenannter elder statesman zu werden: der ehemalige Präsident Bill Clinton. Auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten hat er eine ganz gute Revue abgeliefert, die natürlich perfekt inszeniert und rhetorisch prima aufgebaut war. Er war mir ja schon zu Amtszeiten sympathisch, aber bei einigen seiner Redehöhepunkte und der dazu passenden Stimmung gab’s durchaus mal Gänsehaut. Inhaltlich war es eigentlich nichts Neues: die Republikaner sind schlecht, wir sind gut. Vom europäischen Standpunkt her versteht sowieso kaum jemand, wie man überhaupt die Republikaner wählen kann und ich mag sie auch nicht. Drei Punkte, die die Demokraten unter Obama veranstaltet haben, finde ich persönlich nicht begrüßenswert: a) die Rettung der Autoindustrie, b) der derzeitige Erdgasboom in den USA durch sogenanntes Fracking und c) die wenigen Investitionen in erneuerbare Energien. b) und c) wurden von Clinton schön verpackt dargestellt, nämlich daß die USA durch die Erdgasförderung die Abhängigkeit vom Ausland reduzieren und daß sich die erneuerbaren Energien in Obamas Amtszeit verdoppelt haben. Bei der Erdgas- und unkonventionellen Ölförderung erreichen die erschlossenen Quellen noch viel schneller das Fördermaximum, um danach abzufallen, und die Nebeneffekte der in den Boden geleiteten Chemikalien sind ganz sicher nicht vernachlässigbar. Das schiebt also nur die nächste Energiekrise etwas hinaus und ist nicht nachhaltig. Und bei den erneuerbaren Energien ist es zwar toll, daß die sich verdoppelt haben, aber wenn man nur bei einem sehr niedrigen Niveau anfängt, ist das auch kein Wunder. Das ganze Video gibt’s hier: http://www.youtube.com/watch?v=uzDhk3BHi6Q. Wie gesagt, die Stimmung ist schon beeindruckend, aber wenn man nur (vermutlich ausgesuchte) Befürworter in der Halle hat, ist das wie bei jedem beliebigen Parteitag, egal welcher Couleur.

Das zweite Video, aus deutscher Sicht vielleicht noch interessanter, stammt von einem Hallenser, der 1952 in die Bundesrepublik gegangen ist, dem man aber seine Herkunft sehr schön anhört. Er ist schon (so wie Helmut Schmidt) ein elder statesman. In dem Interview spricht er über seine Erfahrungen als Außenminister und gerade über die aktuelle Krise und Europa im Allgemeinen. Erstmal war mir gar nicht bewußt, daß er ja irgendwann mal in den Westen gegangen sein mußte und wenn er mich als Kind in den Fernsehnachrichten begleitet hat, hatte mich das sowieso weniger interessiert. Und dann ist mir auch nicht klar gewesen, daß er tatsächlich 18 Jahre lang Außenminister war. Das Interview, das die NZZ mit ihm in ihrer (anscheinend monatlichen) Sendung Standpunkte abliefert, ist jedenfalls sehr interessant und wirklich sehenswert, aber im Gegensatz zu Clinton ohne Publikum und daher weniger stimmungsgeladen. Bei der NZZ gibt’s noch mehr davon unter nzz.ch/standpunkte, ansonsten habe ich es auch auf youtube hochgeladen: youtube.com/watch?v=DT_RB2ScJBM. Oh, ja, es geht um Hans-Dietrich Genscher 🙂 Sein bester Spruch ist wohl “Wenn se keine Visionen haben, finden se ‘n Weg nich.” bzw. “Wer nich weiß, wo ‘r hinwill, kommt auch nich an.”

Was die beiden Videos vereint, ist die Aussage “We’re all in this together!” (Clinton) bzw. daß wir alle als Europäer im selben Boot sitzen, wie Genscher sinngemäß meint.

Arbeitssklaven in Weimar

Eins der wenigen Bücher, das mich wirklich berührt hat, ist Der Archipel Gulag (Alexander Solschenizyn). Darin schreibt der Autor, quasi in einer erweiterten Version von Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch, sowohl seine eigenen Erlebnisse in den stalinistischen Straflagern als auch die von anderen Zeugen in einem wirklich erschütternden Bericht auf, wofür er auch den Literaturnobelpreis erhielt. Es gibt wirklich nur wenige Bücher, die ich nicht noch mal lesen würde, aber das ist eins davon, denn diese Erzählung möchte ich nicht noch einmal durchmachen. Schindlers Liste verhält sich zum Archipel so wie die Volksstimme zur NZZ, wenn ich das mal vergleichen sollte. Aber auch nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Was aber insbesondere in Deutschland kaum jemand verinnerlicht, weil es immer durch 1933-1945 überdeckt wird, ist, daß die stalinistischen Lager noch bis zum Tod Stalins 1953 offiziell bestanden. Hat wohl niemanden so richtig gestört, das Land war und ist groß und es war ja eine moralisch überlegene Siegermacht, halt mit einem anderen Diktator an der Spitze. Und das Konzentrationslagersystem wurde schon deutlich vor dem deutschen eingerichtet, es begann unter Lenin und wurde später durch Stalin perfektioniert. Die Verhaftungen waren ähnlich willkürlich wie unter der NS-Herrschaft, allerdings waren es doch eher Arbeitslager als Vernichtungslager, wobei Tote natürlich in Kauf genommen wurden.

Wie komme ich gerade auf den GULag? In der NZZ wurde gerade über eine Ausstellung berichtet, und zwar im Schiller-Museum in Weimar. Schade, daß ich die vermutlich nicht schaffe, aber ich glaube, die Bilder, die sich mir beim Lesen des Buchs eingebrannt haben, reichen aus. Unter genau einer Bedingung würde ich das Buch noch mal lesen: wenn ich es auf Russisch verstehe. Aber das kann noch dauern, erstmal sind wir jetzt noch eine junge Kollegin mehr im Französischkurs.

Vier Nächte, vier Betten, Gott und der Tatort

Morgen geht’s mit dem Swiss-Flieger von ZRH nach Tegel, nachmittags gibt’s einen Termin in Berlin. Samstag dann nach Osnabrück, Sonntag nach Leipzig, Montag nach Koblenz und Dienstag nach dem dienstlichen Termin dort wieder zurück über Düsseldorf und Zürich. Der Lufthansa-Streik (Swiss gehört ja zur Lufthansa) juckt mich nicht direkt, weil es Swiss nicht betrifft.

last.fm habe ich jetzt auch wieder ohne Abo zum Laufen bekommen, denn mein virtueller Linux-Server steht in Deutschland und da war’s ziemlich einfach, last.fm mit Hilfe eines simplen Socks-Proxys (ssh -D 5080 russ@server) und tsocks dahingehend zu täuschen, daß eine deutsche IP-Adresse vorgespiegelt wird, so daß last.fm denkt, ich wäre in Deutschland und damit auch meinen Stream freigibt.

Was ich im Artikel zu Auffahrt/Himmelfahrt schon geschrieben hatte, stand auch noch mal viel schöner geschrieben in der ZEIT No. 35/2012 und ist jetzt auch online: Wo wohnt Gott? Und wozu müssen wir das wissen? (Über den religiösen Analphabetismus der westlichen Gesellschaften. Eine Polemik). Mal gucken, ob ich irgendwo die Bibel als Ebook finde, die sollte ja inzwischen kein Copyright mehr haben.

Den Schweizer Tatort vom vergangenen Wochenende habe ich inzwischen auch gesehen, natürlich im Originalton. Da fand ich ihn auch gar nicht so furchtbar wie den letzten, den ich in der deutsch-deutschen synchronisierten Version gesehen hatte. Und das Beste daran war, daß ich inzwischen bis auf ein paar von Retos Flüchen fast alles in der schweizerdeutschen Version einwandfrei verstehen konnte. Ich gewöhne mich einfach an diese Sprache, und ich mag sie von allen deutschen Dialekten (wenn man sich denn in Gegenwart von Schweizern sie als solchen zu bezeichnen traut) am liebsten.

Paris-Luzern-Uzwil

Am Montag ging’s mit dem vormittäglichen TGV (diesmal Doppelstock / Duplex) wieder dieselbe Strecke retour nach Zürich. Am Gare de Lyon in Paris gab’s irgendwie bewaffnete Polizei mit Schnellfeuergewehren, das fand ich nicht unbedingt erquicklich und habe mich deswegen auch ganz bestimmt nicht sicherer gefühlt. In Zürich bin ich dann Richtung Süden abgebogen, um in Luzern die 12 Cellisten anzuhören und anzuschauen. Gegen Nachmittag war ich also bereits in Luzern und bin überwältigt von der Schönheit der Stadt. Ich hätte ja nicht gedacht, daß Trondheim und Melbourne auf meiner Liste der schönsten Städte mal ernsthaft Konkurrenz bekommen könnten, aber jetzt ist es doch tatsächlich so weit. Ob unten nun ein Fjord ist oder der Vierwaldstättersee, ist eigentlich nebensächlich, nebenan ragen die Berge majestätisch aus dem Wasser, nur die Pfahlhäuser an der Nidelva gibt’s in Luzern nicht und vielleicht auch weniger Möwen, dafür entsprechend blau-grünes klares Wasser, mindestens genausoviel Kultur, Holzbrücken und Holzstege über die Reuss, Bootsfahrten auf dem See und genauso hohe Preise. Klar, Luzern ist halb so groß und schon von daher schwer zu vergleichen, aber da muß ich unbedingt noch mal hin, wenn auf den Bergen rundherum Schnee liegt. Die Stadtmauer habe ich auch angeschaut, bin auf einem der Türme gewesen und habe die atemberaubende Aussicht genossen (nebenan lag auch ein Geocache 🙂 ).

Das Konzert im KKL war hochkarätig und teilweise habe ich einfach nur die Augen geschlossen und zugehört. Mangels Vergleich kann ich aber nicht sagen, ob die Akustik des Konzertsaals tatsächlich so gut ist, wie sie immer beworben wird. Die 12 Cellisten haben die üblichen Stücke gespielt, ohne große Überraschungen und ich hatte gar nicht mit zwei Frauen in der Besetzung gerechnet. Die farblichen Unterschiede der Celli fand ich am besten, da war von hellbraun bis dunkelrot alles dabei. Als Zugaben gab es für dieses französische Kulturwochenende passend u.a. La Vie en Rose und Für mich soll’s rote Rosen regnen, denn eine Sängerin hatten sie auch dabei. Das KKL war zwar nicht komplett ausverkauft, aber doch sehr gut gefüllt, die Aussicht von der Terrasse auf den Vierwaldstättersee ebenfalls sehr schön und der Bahnhof liegt direkt daneben, so daß ich als Transferzeit von meinem Aussichtsplatz auf der 4. Galerie bis zum Platz im InterRegio nach Zürich nur fünf Minuten brauchte, ohne zu hetzen. Das war ein sehr würdiger Abschluß dieses Wochenendes. Gegen Mitternacht war ich wieder zu Hause, und sogar um die Uhrzeit waren noch etliche Leute mit der Bahn unterwegs.

Paris, Palais de la Découverte

Am Sonntagmorgen bin ich geocachenderweise zum Invalidendom gezogen, wo ich mich um 10 Uhr mit Frank verabredet hatte. Der kam doch tatsächlich zu spät, da haben vier Jahre in Paris doch Spuren hinterlassen. Zusammen sind wir ins nahegelegene Palais de la Découverte gepilgert, was mit “Haus der Entdeckungen” nur unzureichend umschrieben ist. Darin haben wir uns geschlagene acht (!) Stunden aufgehalten, ohne daß uns langweilig geworden wäre. Wer das Deutsche Museum in München kennt: das Palais in Paris ist mindestens genauso gut. Einerseits gibt es eine dauerhafte Ausstellung mit Exponaten zu Physik, Chemie, Mathematik, Biologie und verwandten Naturwissenschaften. Wie die Franzosen so sind, wird halt fast alles nur auf Französisch erklärt, d.h. wenn man die Sprache nicht beherrscht, ist man aufgeschmissen. Allerdings geht das auch andersrum: wenn man die grundlegenden naturwissenschaftlichen Sachverhalte kennt, kann man sich sehr viel zusammenreimen, was irgendwo geschrieben steht oder gesprochen wird. Jedenfalls habe ich an dem Tag die volle Dröhnung Französisch bekommen und war selber überrascht, wie viel ich verstanden habe.

Neben den ständigen Exponaten gibt es auch tägliche Vorführungen, Präsentationen und Experimente, von denen wir uns fünf angeschaut haben:

  • Electrostatique (statische Elektrizität)
  • Etoiles et Galaxies (Sterne und Galaxien, im Planetarium)
  • Réactions en tout genre (chemische Reaktionen)
  • Changer d’état de -220°C à +100°C (Zustandsänderungen von -220°C bis 100°C)
  • Les supraconducteurs (Supraleiter)

Der erste Vortrag zur Elektrostatik war am besten zu verstehen, weil die junge Frau sehr deutlich und klar gesprochen hat, was man dann von den nächsten drei Vorträgen nicht so ganz behaupten kann. Das tolle “ich-pinkele-an-den-Elektrozaun”-Experiment wurde sinngemäß mit ein paar Kindern nachgestellt: vier Kinder nebeneinander, und am Ende der Reihe eine starke Quelle statischer Elektrizität. Diese Elektrizität verteilt sich dann auf die Kinder, und wer näher dran steht an der Quelle, bekommt beim Anfassen der Erdung entsprechend einen stärkeren Schlag, solange alle voneinander getrennt sind. So weit, so gut. Es war einer dabei, der eine große Klappe hatte, der wurde ganz hinten hingestellt und bekam dann bei der getrennten Entladung kaum eine gewischt. Anders war es dann, als sich alle vier angefaßt hatten und der mit der großen Klappe am Ende wieder mit einer kleinen Entladung gerechnet hatte, die dann aber deutlich größer ausfiel als erwartet. Ansonsten gab es auch noch abstehende Haare aufgrund statischer Aufladung zu sehen.

Der zweite Vortrag war eher wie im Kino, nämlich im Planetarium. Das letzte Mal war ich vielleicht vor 20 Jahren im Planetarium und es hat mich überhaupt nicht interessiert. Wenn aber so ein guter Vortrag und so eine gute Präsentation mit Carl-Zeiss-Projektionsoptik damals schon gewesen wäre, wäre ich an Astronomie ganz anders herangegangen und hätte mir beispielsweise auch die Sternbilder, die von Australien aus sichtbar sind, mit ganz anderen Augen anschauen können. Sicher sind die alle irgendwie zusammenphantasiert, aber schon allein die Orientierung, die man am Nachthimmel bekommt, ist es wert, sich damit zu beschäftigen. Die Planeten, die ab und zu sichtbar sind, wurden auch gezeigt, die Ekliptik und die Revolution der Erde wurden sichtbar gemacht, schon alleine dafür hätte sich der Eintritt ins Palais gelohnt.

Im dritten Vortrag ging es um einige chemische Reaktionen, beispielsweise Zucker mit konz. Schwefelsäure oder auch einige anschauliche Farbwechselreaktionen mit verschobenem Reaktionsgleichgewicht. Aber da habe ich irgendwie nur die Hälfte verstanden, weil ich schon mit der Akustik so meine Probleme hatte. Das war halt Pariser Französisch, (sehr) schnell und teilweise undeutlich. Immerhin haben wir uns als “in-der-ersten-Reihe-Sitzende” nicht extrem blamiert, wenn es ums Mitmachen ging.

Der vierte Experimentalvortrag behandelte Aggregatzustandsänderungen und wurde von einem Mann präsentiert, der passenderweise ein T-Shirt mit dem Spruch “May the mass times acceleration be with you!” trug, quasi als obskure Star-Wars-Physik-Referenz. Flüssige Luft wurde gezeigt und genutzt, Wasser gekocht, die unterschiedlichen Siedetemperaturen bei unterschiedlichen Außendrücken veranschaulicht, etc. Alles bekannte Effekte, aber schön vorgestellt und ganz gut zum Lernen der Sprache.

Der fünfte Vortrag war dann der krönende Abschluß, als Stéphanie uns was über Supraleiter erzählt und auch alles gezeigt hat. Der schwebende Magnet ist ja inzwischen bekannt und nachdem sie uns locker-flockig in die Theorie eingeführt hat, kam das alles auch praktisch auf den Experimentiertisch. Hübsch und schwanger war sie auch noch und echt gut zu verstehen. Aber von Supraleitern brauchte sie mich nicht mehr zu überzeugen, die finde ich sowieso interessant.

Nach einer weiteren Wanderung durch Paris (das man wirklich gut erlaufen kann) waren wir irgendwo in Montparnasse in einer Touristenfalle zum Abendessen, wo ich mir das Fondue Suisse gegönnt habe. Lange nicht mehr so voll gewesen, der geschmolzene Emmentaler stopft doch ganz schön, dazu Brot, Kartoffeln und weitere Beilagen. Jedenfalls hatte ich hinterher nach der Wanderung zum Hotel Seitenstechen, weil ich so vollgefressen war.

Beim Herumlaufen in Paris habe ich auch gemerkt, daß ich das Schweizerdeutsch nicht mehr überhören kann, also nicht mehr abschalten und es ignorieren kann, wenn ich es höre. Bei Sprachen, die ich nicht verstehe, geht eine Unterhaltung nebenan einfach an mir vorbei, aber als in Paris beim Crêpe-Essen eine Gruppe Schweizer sich unterhalten hat, war ich sofort aus dem Französisch rausgerissen. Gutes oder schlechtes Zeichen?

Uzwil-Zürich-Paris

Ein schon länger geplantes Kulturwochenende begann für mich am frühen Samstagmorgen. Überflüssigerweise hatte ich wieder den Zug eine halbe Stunde eher gewählt, denn der eigentliche Zug von Uzwil nach Zürich um 06:30 Uhr hätte ja Verspätung haben können, so daß ich dann in Zürich den Anschlußzug (TGV) nach Paris hätte verpassen können. Da bin ich noch zu sehr DB-geschädigt, denn natürlich war ich pünktlich in Zürich und hatte dann massig Wartezeit zu verbringen. Immerhin wurde der TGV schon relativ früh bereitgestellt und ich konnte es mir bequem machen. Die Fahrt ging dann über Basel, Mulhouse, Dijon bis nach Paris Gare de Lyon, in vier Stunden, wobei erst auf der französischen Seite richtig schnell gefahren wurde. 320km/h hatte ich in einem schienengebundenen Fahrzeug bisher noch nicht erlebt, aber sonderlich spektakulär war es auch nicht.

In Paris bin ich gegen 11:30 angekommen und dann gleich mit Frank weiter Richtung Fontainebleau gefahren, was etwa 60-70km südöstlich von Paris liegt und wo wir uns hauptsächlich das Schloss Fontainebleau angeschaut haben. Das Schloß gilt als der erste Renaissancebau auf französischem Boden und wurde von den verschiedenen Ludwigs und anderen Königen mehrfach umgebaut, was man drin auch gesehen hat. Inzwischen ist es Weltkulturerbe und vor allem der Park außenrum ist ebenfalls sehr schön und weitläufig. Die verschiedenen Innenräume waren zwar auch sehr interessant, aber irgendwie hat es mich manchmal ganz schön erschlagen mit den vielen Ornamenten, Verzierungen, Wandteppichen und hierarchisch abgestuften Raumbezeichnungen. Immerhin konnte ich darüber mit Frank gut lästern. Je näher man mit den Räumen dem jeweiligen Herrscher kam, desto weniger Leute hatten zu diesen Räumen Zutritt. Besonders schön fand ich die riesige Bibliothek und einen der langen Säle sowie den Tanzsaal. Bei letzterem dachte ich beim Betreten nur, “nanu, der Parkett-Fußboden sieht aus wie in einer Turnhalle” und dann stand da “Ballsaal”, inklusive Orchesterempore mit guter Aussicht. Ich möchte ja nicht unbedingt wissen, wie stickig und warm das damals gewesen sein muß bei Kerzenbeleuchtung und anderer Körperhygiene.

Klar, das Referenzschloß ist immer noch Versailles, aber das ist auch nur noch etwas größer und von Touristen überlaufener. Nach der Rückfahrt sind wir noch etwas durch Paris “spaziert” (das waren insgesamt wohl etwa 50km zu Fuß am Wochenende), wo es auch nicht mehr so drückend heiß war wie noch ein paar Tage vorher. Abendstimmung, Crêpes, tote Mäuse in der Metro, nebenbei Frank als ein wandelndes Lexikon und gegen 23 Uhr bin ich erschöpft ins Bett gefallen. Man merkt auch deutlich, daß Paris eigentlich eine Stunde Zeitverschiebung haben müßte.

Hier die kommentierten Fotos:

Blutspende, wie üblich

Rein formal bin ich natürlich hier beim Schweizer Blutspendedienst wieder Erstspender, aber ansonsten läuft es bis auf ein paar Details ganz genauso, wie ich das gewohnt bin. Die Registrierung hat etwas länger gedauert, der Hb-Wert wird durch In-den-Finger-Pieksen (statt Ins-Ohrläppchen-Pieksen) ermittelt, Temperatur wird nicht gemessen, Blutdruck war 129/81, die ärztliche Untersuchung wird normalerweise verkürzt, wenn man entweder kein Erstspender ist oder keine “falschen” Antworten angekreuzt hat. Die Ärzte kamen vom Kantonsspital St. Gallen, wo auch eine stationäre Spendestelle wäre, zu der ich alle drei Monate hinfahren dürfte. Nach der Arztuntersuchung gibt’s bei Stelle Nummer 5 (ist alles prima durchnumeriert) einen blauen Plastekorb, in dem alles drin ist, was gebraucht wird, inklusive Toblerone für hinterher. Die hab ich dann aber sowieso an die nächstbeste Person verschenkt. Es war erstaunlich gut gefüllt, alle 20 Liegen waren belegt, und die Samariter, an die die Spender nach der Spende übergeben wurden, waren sehr besorgt oder bei den Temperaturen einfach übervorsichtig, daß niemand zusammenklappt. Den Gemeindesaal habe ich bei der Gelegenheit auch gleich von innen gesehen. Die Nadel ist genauso dick wie gewohnt, die Blutmenge ist auch dieselbe, und der 400m-Heimweg war der absolut kürzeste, aber auch anstrengendste (Höhenmeter!), den ich bisher vom Blutspenden nach Hause hatte. Mal sehen, ob ich immer noch dieselbe Blutgruppe habe, wenn mein Blutspendeausweis mit der Post kommt. Für mich als Erstspender gab es außerdem noch eine ganz ordentlich helle LED-Taschenlampe.

Gut durchnumerierte Stationen.

Das Blutspendezubehör.

(und hier noch der Link zum Bild mit der Nadel)