Komische Partei

Das Manifest der Kommunistischen Partei im früh beginnenden Staatsbürgerkundeunterricht.
Das Manifest der Kommunistischen Partei im früh beginnenden Staatsbürgerkundeunterricht.
Was macht man bei -12°C und bedecktem Himmel? Hängemattenvorlesevormittag. Dabei gilt es, bei der Literatur sorgfältig abzuwägen. Zwischen Clausewitz’ “Vom Kriege” und Marx’ “Das Kapitel” stand einfach das von Tilde verlangte handlichste Buch und Lotte hat als dessen Titel “Manifest der Komischen Partei” vorgelesen. Woher weiss sie nur, was ein Freudscher Versprecher ist?

Sirenenalarm

Heut mittag war ich doch ob des plötzlich weitläufig ertönenden Sirenengeheuls etwas irritiert, wurde aber dann schnell über den alljährlichen Sirenentest aufgeklärt. Es hätte mich auch schwer gewundert, wenn Punkt 13:30 Uhr tatsächlich irgendwo etwas gewesen wäre. Ich glaube, die kriegserfahrene Generation bekommt bei solchen Geräuschen ganz andere Assoziationen. Meine bisher letzten Evakuierungen war ein Probealarm bei BT irgendwann 2005/2006 und dann die weiträumige Evakuierung an einem meiner ersten Arbeitstage an der Uni Magdeburg im Herbst 2006, als in der Nähe eine Fliegerbombe gefunden worden war, die abtransportiert werden musste und später gesprengt wurde. Aber alte Bomben sind hierzulande glücklicherweise eher dünn gesät.

Nachtrag einen Tag später: Wäre ich beim Frühstück in der NZZ bis zum Ende des ersten Teils vorgedrungen, wäre ich vorgewarnt gewesen.

Farbenlehre

Im September hat’s Bundestagswahlen (in Deutschland). Mal abgesehen davon, dass ich dann aus dem Ausland (bzw. aus meiner Heimat) Briefwahl machen kann, wird sich meiner Meinung nach an dem Namen des Bundeskanzlers nicht viel ändern. Der Meinung ist auch Hans-Hermann Tiedje in der NZZ, ein persönlicher Berater vom alten Helmut. Genauso nüchtern könnte auch mal in der deutschen Presse berichtet werden. Ein aktueller Artikel im Tagesspiegel zeichnet da ein etwas anderes Bild. Bei der TAZ geht’s dann auch noch um die Grünen, die ein Schwarz-Grün nicht ausschliessen. Ich find’s eh komisch, von vornherein zu sagen “mit denen nicht” oder “nur mit denen”. Dann doch eher merkelpragmatisch “egal, mit wem, Hauptsache ich” (obwohl’s mit den Linken wohl trotzdem nicht ginge). Tja, sie ist halt alternativlos, was aber über absolute Qualitäten nichts aussagt, sondern nur, dass niemand besser ist. Nach gut 60 Jahren Demokratie können auch einige Parteien mal Abnutzungserscheinungen zeitigen, so dass dann weniger Inhalt, sondern lieber mehr Verpackung geliefert wird. Mein Lieblings-Online-Magazin seit vielen Jahren, Telepolis, hat dazu z.B. diesen Artikel. Noch etwas länger ein Interview mit Thomas Rietzschel, witzigerweise einem Ex-Redaktor (von mir aus auch mit eu (Redakteur)) der FAZ und Autor des Buches Die Stunde der Dilettanten.

Ulrich Schmid über Sternchen Rainer Brüderle

Mein erfrischender Lieblings-Deutschlandkorrespondent der NZZ, Ulrich Schmid, sorgte heute mal wieder für Erheiterung beim Frühstück, da er im Artikel Brüderle beschäftigt Medien und Politik (NZZ 29.01.2013) im Abschnitt “Aufblähung” Folgendes schreibt:

Die vom Feminismus der siebziger und achtziger Jahre eingeleitete Sexismus-Debatte ist neu entbrannt und wird mit Sicherheit noch eine Weile weiterschwelen. Praktisch durchs Band weg wird dabei aber übersehen, dass der «Stern» wahrlich keine emanzipativen Ansichten hegte, als er seine gut abgehangene Story publizierte. Das offen sexistische Blatt, das auch noch eine Titelgeschichte über Waldameisen mit einer nackten Frau auf der Front bewerben würde, hat ganz einfach Kasse machen wollen. Darauf darf man verweisen, und einige Medien taten es auch, schüchtern genug. Die Apologeten Brüderles allerdings zogen es vor, die berechtigte Kritik an einem gesellschaftlichen Missstand feierlich zum neuen Puritanismus hochzustilisieren, so, wie es etwa die «Welt» tat.

Kaffee-Kopfschmerzen-Korrelation

Genau ein Kaffee zum Frühstück, regelmässig über Wochen, und schon gibt’s mittägliche Kopfschmerzen als Entzugserscheinungen bei Nicht-Morgenkaffee. In dem Fall gehe ich aber eher von Kausalität statt Korrelation aus. Frische Luft und Kägi-Fret helfen aber ungemein. Ausserdem ist die Alliteration im Titel irgendwie von den Namen der Big-Bang-Theory-Folgen inspiriert: hier die englische Liste (auf Deutsch kann man das allerdings vergessen, genauso wie die synchronisierte Fassung).

Silvesterchlausen in Urnäsch

Das müsste ein wüeschter Chlaus sein.
Das müsste ein wüeschter Chlaus sein.
Eigentlich hatte ich am Samstag meine Fahrradkette wechseln wollen, und wenn die Kette nur das Doppelte vom deutschen Preis gekostet hätte, hätte ich auch eine gekauft. Aber beim dreifachen Preis (knapp 40 EUR) für eine sehr einfache Kette war’s mir dann doch zu dumm. Immerhin konnte ich später meinen Coiffeur zu ungläubigem Staunen hinreissen, da ich noch nie beim professionellen (bezahlten) Haarschneiden gewesen war.

Ein schöner Chlaus.
Ein schöner Chlaus.
Abends ging’s dann nach Urnäsch im Appenzellerland, wo der Brauch des Silvesterchlausens stattfindet (der Link lohnt sich). Kurzfassung: die Männer (vermutlich alle) basteln einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit an Kostümen, Verkleidungen und insbesondere Kopfbedeckungen für diesen Brauch. Von den so durch die Gegend ziehenden Gruppen werden die Neujahrsgrüsse überbracht. Bei uns äusserte sich das so, dass wir in einem proppenvollen Restaurant in Urnäsch sassen und geschätzt etwa 20 solcher Gruppen im Laufe des Abends (mit gegen Mitternacht abnehmender Häufigkeit) ins Restaurant gestürmt kamen, mit ihren Glocken und Schellen einen Höllenlärm veranstalteten, der wiederum drei Gesangsdarbietungen umrahmte. Zwei Hörbeispiele: Schellen und Gesang (die Schellen bitte auf ohrenbetäubende Lautstärke stellen, dann passt es ungefähr).

Für Alpträume zu empfehlen.
Für Alpträume zu empfehlen.
Der Geräuschpegel bei den Schellen und Glocken war jedenfalls in einem geschlossenen Raum ziemlich grenzwertig, aber da sieht man mal, was Kühe auf der Alp das ganze Jahr über ertragen müssen. Gut, bei denen haben die Glocken auch nicht das Volumen eines grossen Mülleimers. Die Band kam die ersten paar Stunden des Abends gar nicht richtig zum Spielen, weil fast ununterbrochen die Chläuse sich die Klinke in die Hand gaben. Es wurde auch vermutet, dass der Bassist der Band ein vom Blick her prototypischer Appenzeller ist, aber ich glaub, das könnte aus meiner Erfahrung auch einfach die typische Bassistenrolle sein. Im Prinzip wie John Deacon von Queen, der hat auch immer ziemlich teilnahmslos gespielt — man merkt halt nicht, wenn er da ist, aber man merkt, wenn er fehlt.

Noch ein wüeschter Chlaus.
Noch ein wüeschter Chlaus.
Das zwischen dem Getöse und dem Gesang servierte Menu war ausserdem auch sehr lecker, nur die Bedienung kam halt öfter nicht durch die Schuppel (Gruppe Chläuse) durch. Bei Laktoseintoleranz geht Rivella eigentlich gar nicht (enthält Milchserum, also die eiweissfreie Molke), schon gar nicht mehr als zwei Liter am Abend 🙂 Nuja, war jedenfalls ein sehr gelungener Brauchtumsabend.

Dreikönigskonzert in Degersheim

Probe am Freitagabend (nur Handykamera)
Probe am Freitagabend (nur Handykamera)
Gestern fand das Dreikönigskonzert in der katholischen Kirche in Degersheim statt (Link zur Vorankündigung in der Wiler Zeitung). Ich hoffe, dass ich in zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr das Durchschnittsalter der Besucher senke. Das Programm war aus meiner Sicht ziemlich durchwachsen, auch wenn sich da durchaus aus den Biographien der Komponisten Zusammenhänge ergeben. Mit dem Siegfried-Idyll von Wagner musste ich mich jedenfalls erstmal anfreunden, aber das ist gelungen. Bei den Geburtsjahren der Komponisten gibt’s aber durchaus Diskrepanzen zur offiziellen Geschichtsschreibung 🙂 Und obwohl ich vorher eine Velotour nach Degersheim gemacht hatte, stand ich am Freitagabend zur Probe erstmal vor der evangelisch-reformierten anstelle der katholischen Kirche. Aber ich war nicht der Einzige.
Vor dem Konzert am Samstagnachmittag
Vor dem Konzert am Samstagnachmittag

Das Konzertprogramm
Das Konzertprogramm