Noch ‘ne Karte

Was das Geld angeht, geht’s hier echt schnell und es erscheint mir von den technischen Maßnahmen her sicherer als in Deutschland. Die PIN der Maestro-Karte ist sechsstellig, was den Suchraum gleich mal deutlich vergrößert. Man kann sie am Bankomaten selbst ändern (Nein, ich nehme nicht mein Geburtsdatum. Nein, auch nicht rückwärts.). Beim Einloggen ins E-Banking der SGKB gibt’s zusätzlich zu Benutzername/Paßwort noch bei jedem Login eine SMS aufs Handy, deren Code man eingeben muß. Allerdings gibt’s dann keine weiteren Sicherheitsmaßnahmen, wenn man eine Überweisung tätigen möchte, vermutlich nur bei größeren Summen (TAN/iTAN).

Zusätzlich gibt es noch einen Service E-Rechnung, an dem so gut wie alle Rechnungssteller teilnehmen. Wenn man also eine Rechnung beispielsweise von der Versicherung bekommt, stellt die Versicherung diese Rechnung gleich elektronisch in meinem E-Banking bereit, so daß ich nur noch überprüfen und freigeben muß. Praktisch. Bei SEPA-Überweisungen bin ich noch nicht ganz sicher, ob und wo die Gebühren anfallen. Bisher habe ich für Testüberweisungen kleiner Beträge noch nichts gezahlt und der Kurs war ungefähr der jeweilige Tageskurs CHF/EUR.

Nespresso-Maschinen überall

Bei verschiedenen Terminen auf dem Bühler-Gelände ist mir aufgefallen, daß in jeder Kaffeepausenecke eine Nespresso-Maschine herumsteht, mit einem entsprechenden Vorrat an Nespressokapseln. Bei uns in der Teeküche ebenfalls. Der Kaffee daraus scheint wohl wirklich gut zu sein und natürlich verdient Nestlé daran ein Heidengeld. Damit haben die tatsächlich eine Cash Cow gefunden, denn an den Kapseln oder den Pads verdienen sie sich dumm und dämlich, während die Maschinen recht günstig verkauft werden. Eigentlich ist das also dasselbe Geschäftsmodell wie mit den Druckern (günstig) und den Patronen/Tonern (teuer). Da bleibe ich doch schon aus Prinzip lieber beim Hantieren mit dem Kaffeepulver, wobei ein Espresso/Cappuccino am Tag sowieso nicht viel ist. Momentan mangels eigener Wohnung und eigener Kaffeemaschine sowieso eher Null.

Meine zweite Wohnungsbesichtigung war nichts Besonderes. Die Lage in der Oberen Waldhofstraße ist sehr ruhig. Prinzipiell ist das Gebäude das, was wohl in Deutschland ein Plattenbau wäre, aber eben in Hanglage und nur mit drei Geschossen, eher am Rand eines größeren Gebiets solcher Bauten. Direkt am Wald, Balkon mit teilweiser Aussicht, sehr ruhig. Wie das mit der Waschmaschine läuft, weiß ich jetzt auch: im Keller gibt es einen Wäscheraum mit zwei Maschinen (Miele ;-). Daneben hängt ein Waschplan, welcher Mieter an welchem Tag mit Waschen dran ist. Ganz einfach also und dafür gibt’s keine Maschinen in den Wohnungen, aber auch keine eigenen Maschinen der Mieter. Zwischen Arbeit und Wohnung lägen dann allerdings auch etliche Höhenmeter.

Die Eintrittskarte

Erstaunlich schnell ging die Bestellung und Lieferung des Halbtax-Abos der SBB. Halber Preis für nahezu alle Fahrten im öffentlichen Verkehr in der Schweiz (und in Liechtenstein). Das ist zwar nicht ganz so genial wie das GA, aber schon mal ein guter Anfang, um günstig rumzukommen. Eine transparente Plastikkarte in diesem Format hatte ich auch noch nie. Außerdem gilt das Halbtax auch in der 1. Klasse, im Gegensatz zu Deutschland, wo es ja die Bahncard 50 First gibt.

Jetzt auch krankenversichert

Mein Kollege hatte heute morgen im Zuge der Neukundenwerbung meine Daten an seine Krankenkasse weitergegeben, die mich ein paar Stunden später angerufen und gleich für heute 17:30 zum Vertragsabschluß einbestellt hat. Die Grundversicherung ist hier obligatorisch, wird allerdings zu 100% vom Versicherten bezahlt, ist trotzdem nicht gehaltsabhängig, sondern als Kopfpauschale angelegt. Sie ist hauptsächlich vom Wohnort des Versicherten abhängig und vermutlich vom Geburtsjahr, denn das sind die einzigen Parameter, die in die Berechnung einfließen. Außerdem ist man generell das, was man in Deutschland “privatversichert” nennt, bekommt also vom Arzt eine Rechnung, die man dann der Kasse einreicht. Im Sinne der Kostentransparenz und der Gleichbehandlung aller Versicherten finde ich das gut.

Dazu gibt es eine sogenannte Franchise (bitte französisch aussprechen, klingt auch viel besser als das englische “fräntscheiß”), was nichts anderes als eine Selbstbeteiligung ist, die über das Jahr zum Tragen kommt. Wenn man beispielweise eine Franchise von 1.000 CHF festgelegt hat, zahlt man alle Arztrechnungen, bis man in Summe diesen Betrag erreicht hat. Danach zahlt man nur noch von jeder Rechnung 10% bis zu einer maximalen Summe von weiteren 700 CHF. Also zahlt man einen ziemlich niedrigen Beitrag (bei mir etwa 400 CHF pro Monat) und hat dann unter Umständen das Risiko, im Jahr maximal 1.700 CHF zusätzlich noch zu zahlen. Die Franchise kann man weiter reduzieren, aber dann natürlich mit deutlich erhöhten Prämien, wie üblich in der Versicherungswirtschaft.

Im Prinzip ist die KV hier umgekehrt wie bei den Wahltarifen einiger deutscher Krankenversicherungen: dort zahlt man ganz normal seine Beiträge entsprechend dem gesetzlichen Beitragssatz, bekommt aber in bestimmten Tarifen bei Schadensfreiheit eine Rückerstattung. Die Vermittlerin bei der KV heute war ganz erstaunt, daß ich als neu Zugezogener genau wußte, was ich wollte und wie das System funktioniert. Daraufhin meinte ich nur “na, ich kann doch lesen”. Immerhin habe ich den Tonfall getroffen und verschmitzt gelächelt, das hätte auch nach hinten losgehen können. Jedenfalls ging es alles ganz fix, wie immer, wenn man nicht zur Beratung, sondern zum Vertragsabschluß mit allen Informationen kommt.

Übrigens habe ich vergessen, meinen Ankunftsartikel zu veröffentlichen. Den hatte ich seltsamerweise nur als Entwurf gespeichert.

Doch kein Bodensee

Da ich den Bodensee gestern sowieso schon gesehen habe, bin ich heute wegen des unbeständigen Wetters nur eine kleine Runde über die Dörfer gefahren. Dabei bin ich am Hauptsitz von ALDI Suisse in Schwarzenbach vorbeigekommen. Jetzt trockne ich noch ein paar meiner Klamotten.

Das mit dem Lächeln muß ich noch mal üben. Aber gegenüber unter der Brücke hat gerade jemand Akkordeon gespielt, das hat mich abgelenkt. An dieser Stelle könnte man übrigens auch im Sommer baden gehen. Zwischendurch gab’s Schafe und zum Tagesabschluß gab’s dann noch einen ordentlichen Regenbogen.

Regenbogen über Niederuzwil

Laptop-Klonierung

Nachdem ich die ganze Woche versucht habe, meine Arbeitsumgebung (Windows, Exchange) halbwegs erträglich zu machen, kam mir gestern abend doch noch die schnelle Erleuchtung. Anfangs hatte ich einfach Virtualbox installiert auf dem Arbeitslaptop, und darin dann mit verschiedenen Systemen experimentiert. Bei Gentoo ging irgendwie die Installation nicht, also habe ich kurzerhand ein Debian aufgesetzt. Allerdings fand ich den Paketmanager, die verschiedenen Distributionsversionen (lenny, squeeze, etc.) und das ganze Drumherum nicht toll. Insbesondere, als ich meine speziellen Anforderungen wie Vim-R-Plugin mit tmux und R umsetzen wollte, kam ich in die Paketverwaltungs-, Abhängigkeits- und Versionshölle von Debian. Zwar hatte ich es nach einer Weile doch hinbekommen, aber angenehm fand ich das nicht.

Gestern abend hatte ich dann die spontane Idee, einfach zu versuchen, meinen funktionierenden Gentoo-Laptop in eine VirtualBox-Maschine zu klonen. Das ging dann tatsächlich sehr einfach: neue Maschine in VirtualBox anlegen, diese mit einem Gentoo-LiveCD-Image booten (oder ein beliebiges anderes System, das dd und sshd hat), dafür sorgen, daß eine IP vorhanden ist und fertig. Der Laptop wurde dann ebenfalls von einem Live-System gebootet (Unetbootin ist sehr komfortabel, um einen USB-Stick dazu zu verwenden) und am Ende war es ein einfaches dd if=/dev/sda | ssh IP-der-virtuellen-Maschine dd of=/dev/sda, um die komplette Festplatte des Laptops auf der Blockebene in die VM zu kopieren. Nach drei Stunden war alles erledigt, dann konnte ich noch die Virtualbox-Guestadditions installieren, die Netzlaufwerke mounten und hatte kurz vor Mitternacht ein wie gewohnt funktionierendes System. Und beim nächsten Rechnerwechsel nehme ich die virtuelle Maschine einfach mit.

Tour nach St. Gallen

Obwohl es heute früh gar nicht richtig hell werden wollte, weil es geregnet hat, bin ich doch nach einem kurzen Einkauf bei ALDI Suisse wie geplant nach St. Gallen geradelt. Das Radwegnetz für die Radwander- und Radfernwege ist bisher sehr gut ausgebaut und exzellent beschildert, da braucht man wirklich keine Karte. Es ist meist abseits der Hauptstraßen geführt, teilweise allerdings mit etwas komischen Routenführungen, nur um ein paar hundert Meter innerorts die Durchgangsstraße zu umgehen. Es waren ungefähr 25km einfache Strecke, mit ein paar Geocaches wurden es noch deutlich mehr, vor allem deutlich mehr Höhenmeter. Beim Gallusfest war am frühen Nachmittag meist der Aufbau für die vielen Kleinbühnen angesagt, so daß noch nicht viel los war. Trotzdem gab es schon viel zu hören und zu sehen und man konnte trotzdem in der Innen-/Altstadt noch treten. Da waren zum Beispiel Pigeons on the Gate zugegen, denen ich eine Weile zugehört habe.

Schon nicht übel, dort zu arbeiten, wo andere Leute Ferien machen. Den Bodensee habe ich auch schon gesehen, auf dem Panoramabild ist er im Hintergrund gut zu sehen.

Die obligatorische Starbucks-Tasse von St. Gallen habe ich mir auch gleich zugelegt, wieder eine mehr in der Sammlung. Die Tassenpreise sind aber genauso utopisch wie die sonstigen Starbucks-Preise. Aber natürlich zahlt man den Markenaufschlag mit.

Noch ein Nachtrag: Hier ein schöner Artikel aus der Süddeutschen, der Autofahrer als genau die Kraftstoffjunkies beschreibt, als die ich sie auch schon öfter charakterisiert habe. Und seit wann kann sich ein Junkie beim Dealer (Tankstelle, Ölkonzern, etc.) darüber ernsthaft beschweren wollen, daß sein Stoff teurer und teurer wird? Für den Dealer gehen ja die billig erreichbaren Vorräte schließlich auch zu Ende.

Hier noch die Aussicht

Unser Bürogebäude, in dem wir die oberste Ebene besetzen, hat fünf Stockwerke und wir haben oben eine ordentliche Aussicht. Vom Kopierer aus sieht es so aus wie unten. Von meinem Büro aus ist es nicht ganz so hübsch, aber im Vergleich zum Büro an der OvGU in Magdeburg ist es immer noch um Größenordnungen besser. Vor allem ist keine vierspurige B1 mit Ampelkreuzung vor dem Bürofenster, d.h. man kann auch mal das Fenster offenlassen. Am Mittwoch ist jetzt noch eine Wohnungsbesichtigung in der Oberen Waldhofstraße reingerutscht.

Aussicht von Büroebene Ich weiß, das Bild ist schief, aber mit dem Nokia-Handy und dessen Menüführung und Bedienung möchte ich mich nicht anfreunden. Immerhin ist die Kamera ganz gut.

Erste Wohnungsbesichtigung

Heute morgen hatte ich in der Säntisstraße die erste Wohnungsbesichtigung. Die Wohnung würde ich nehmen, in Hanglage mit schöner Aussicht, Morgensonne in der Küche, Mittags- bis Abendsonne auf dem Balkon, genug Platz, Kabelinternet und ruhige Lage. Allerdings hört man doch selbst bei der Entfernung noch das Rauschen der Autobahn. Die Bahnlinie ist viel näher, aber die Züge sind sehr leise. Das Formular für Mietinteressenten habe ich ausgefüllt und abgeschickt. Nächste Woche Freitag schaue ich mir die nächste Wohnung im Bäckerweg an.

Gestern abend war ich noch an der Thur unterwegs, um ein paar Dosen zu suchen. Sehr schöne Strecke, gut ausgebaut, gut beschildert und da kann man im Sommer auch mal baden gehen, da der Fluß breit und daher nicht tief ist. Man riecht natürlich schon häufiger, daß das hier eine ländliche Gegend ist, aber irgendwo müssen Fleisch und Getreide ja herkommen.

An einer 45°-Steigung wollte ich dann dummerweise noch einen Gang weiter runterschalten, aber ich war schon im 1.Gang — also ist einer der Schaltzüge aus dem Bajonettverschluß der Rohloff-Ansteuerung gerutscht. Nichts Ernstes, ich bin dann Single-Speed im 11. Gang nach Hause gefahren und werde den Schaltzug heute wieder einfädeln. Als mir das das erste Mal passiert ist, war ich mit Mimi noch ohne Kinder in den Sohlener Bergen bei Schönebeck unterwegs und sie hatte glücklicherweise einen Satz Inbusschlüssel dabei.

Anmeldung, Bankkonto, etc.

Falls ich es noch nicht geschrieben habe: ich war am Montag um 18:20 Uhr beim Gemeindeamt. Die Uhrzeit fand ich schon unvorstellbar spät für eine öffentliche Behörde, noch dazu in einem Dorf mit 12.000 Einwohnern. Jedenfalls haben für die Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung noch einige Unterlagen gefehlt, die ich dann heute nachgereicht habe. Dafür war ich um 08 Uhr beim Fotografen und habe unvermeidbare 30 CHF für 6 Paßfotos zahlen müssen.

Das Eröffnen des Bankkontos ging im Handumdrehen, wie ich es eigentlich auch erwartet hatte. Die SGKB ist eine der Kantonalbanken, die wohl eher wenig spekuliert hatten in der Finanzkrise. Die Bankmitarbeiterin hat mich sogar wiedererkannt, weil ich nach meinem zweiten Bewerbungsgespräch hier (das mit dem unterschriebenen Arbeitsvertrag) vor ein paar Wochen schon bei der Bank war, aber mangels Adresse kein Konto eröffnen konnte. Schweizerdeutsch ist zumindest ein Dialekt, der im Gegensatz zum Machteburjischen die Frauen nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit unattraktiver macht, wenn sie den Mund aufmachen.

Das Dorf ist tagsüber, wenn alle arbeiten oder in der Schule sind, unvorstellbar ruhig. Zur Mittagszeit gibt es überall eine Rush-Hour, dann ist wieder Ruhe. Die Kollegen bezeichnen es sinngemäß als “abends tot”, und alle pendeln jeden Tag hierher. Mir gefällt es jedenfalls bestens, und so tot, wie es alle hinstellen, ist es überhaupt nicht. Ich weiß nicht, wie es hier mit der steuerlichen Entlastung der Pendler aussieht, aber ich finde sowieso, daß man Pendler besteuern und nicht entlasten sollte. Daß das utopisch ist, weiß ich auch. Aber die Anreize, nicht in der Stadt, sondern im Grünen zu wohnen und damit die Zersiedelung und die Verkehrsbelastung zu fördern, sind einfach falsch gesetzt.

Mein dienstliches Halbtax-Abo (die hiesige Bahncard 50) habe ich schon geordert.