Weißwurstäquator vs. Röstigraben

Im St. Galler Tagblatt habe ich vorhin einen Artikel über eine Frau gelesen, die aus der Französischschweiz in die Deutschschweiz gezogen ist. Da wurde der Röstigraben erwähnt, den mir die Kollegen dann auch gleich passend erklären konnten, da einer aus der Französischschweiz kommt und der andere aus der Deutschschweiz. Er ist nicht nur eine sprachliche Grenze, sondern inzwischen auch eine starke kulturelle und politische Grenze, die sich beispielsweise ganz klar im Abstimmungsverhalten bei Volksabstimmungen äußert. Auf Französisch nennt sich das ganze barrière de röstis, also ist es da schon kein Graben mehr, sondern eher ein Zaun oder eine Mauer. Diese Barriere scheint also so ähnlich zu sein wie der deutsche Weißwurstäquator. Der Freistaat Bayern macht ja auch immer gerne sein eigenes Ding, was man ja schon an der CSU sieht.

Übrigens gehen SEPA-Überweisungen vom deutschen aufs Schweizer Konto und umgekehrt deutlich schneller als Inlandsüberweisungen in Deutschland, wie ich festgestellt habe. Außerdem ist die Formel1 im Schweizer Fernsehen viel angenehmer zu sehen, weil der Kommentator nicht so neunmalklug besserwisserisch daherkommt wie die RTL-Pappnasen Waßer/Danner.

Bei Amazon kann man einige Sachen wie z.B. Bücher auch in Deutschland versandkostenfrei in die Schweiz bestellen. Was daran witzig ist: beim Warenkorb wird ein “Geschenkgutschein” angezeigt, der ungefähr die Mehrwertsteuererstattung beträgt. Eine Schweizer Landkarte, die ich bestellt habe, hat laut Amazon-Preis 12,90 EUR gekostet. Auf der Rechnung steht nur der Nettopreis von 12,06 EUR (also die 12,90 EUR brutto abzüglich der enthaltenen 7% MwSt. auf Bücher). Bezahlt habe ich am Ende nur 10,32 EUR, also 20% weniger als der ursprüngliche Preis. Das wird wohl nicht bei allen Sachen gehen, aber interessant ist es schon.

Mietvertrag da

Ich bin schwer beeindruckt: am Freitagmorgen habe ich mir die von mir angefragte Wohnung im Bäckerweg 08 angeschaut und Interesse bekundet, dann eine Stunde später die Unterlagen per Mail eingeschickt. Zwei Stunden später kam die telefonische Zusage und am Sonnabend hatte ich den Mietvertrag und alles Papierkram (Kaution, Bankverbindung) inklusive portofreiem Rückumschlag in der Post. Das werde ich also morgen ausfüllen und abschicken, dann die Kaution einzahlen und auf die Schlüsselübergabe warten. Wahrscheinlich frühestens am Freitag, wenn da jemand da ist zur Übergabe. Ansonsten dann in der nächsten Woche. Trotzdem, ziemlich schnell.

Die Wohnung ist mit 75m² nicht groß, hat aber angeblich 4,5 Zimmer. Da muß ich nochmal nachzählen, denn mit der Zählweise komme ich nicht ganz klar. immerhin waren es zwei Bäder mit Dusche/WC und Badewanne/WC. Velokeller und Waschkeller gibt’s, letzterer wieder mit ordentlichen Miele-Maschinen. Das könnte betriebswirtschaftlich und auch energietechnisch tatsächlich effizienter sein, als wenn jeder seine eigene Maschine in der Wohnung hat. Man braucht weniger Geräte, die vorhandenen werden besser ausgenutzt und es lohnt sich auch, dafür richtig gute Maschinen zu besorgen, die lange halten. Außerdem entfällt das Installieren von Wasseranschlüssen in jeder Wohnung und man muß beim Umzug auch keine >100kg-Miele-Maschine mitschleppen (lassen). Wer’s braucht, kann sich ja dann doch die Eigentumswohnung oder das Eigenheim anschaffen, aber da zieht man dann üblicherweise auch nicht mehr um.

Alles Gute zum Muttertag! Das ist eine echte Konstanzer Regenrose.

Ausflug nach Kreuzlingen/Konstanz

Wie geplant, bin ich heute zum Bodensee gefahren, allerdings wegen des ganztägigen Regenwetters doch mit dem Zug und nicht mit dem Rad. In Kreuzlingen bin ich ausgestiegen und dann den Rest bis nach Konstanz gelaufen, das sind ja nur ein paar Meter. Von der ehemaligen Grenze sieht man außer den noch operierenden Zollstationen für die Fahrzeuge innerhalb des Stadtgebiets gar nichts mehr. Wenn man nicht mit Schildern darauf hingewiesen würde, würde man es auch kaum bemerken. Allerdings ist beim Publikumszuspruch dann doch der Unterschied zwischen den beiden Nachbarstädten auszumachen. In Konstanz war es trotz des miesen Wetters rammelvoll. In Kreuzlingen war es absolut ruhig, bis auf die Autoschlangen, die sich nach Konstanz angestellt hatten.

Interessant ist in diesem Zusammenhang das Konzept der Mehrwertsteuererstattung. In Konstanz bieten das sehr viele Läden an. Man füllt an der Kasse einen Ausfuhrschein aus, auf dem man bestätigt, daß man die Ware ins Nicht-EU-Ausland (Schweiz) auszuführen gedenkt. Am Zoll läßt man sich dies bestätigen. Wenn man dann das nächste Mal im deutschen Laden ist, kann man sich mit diesem Beleg die deutsche Mehrwertsteuer auszahlen lassen. Einigen Läden scheint man die Belege auch per Post schicken zu können und die erstatten den Betrag per Überweisung. Bis 300 CHF Ausfuhrwert scheint das auch alles problemlos zu sein, darüber muß man dann die 7,6% Schweizer Mehrwertsteuer zahlen. Aber auch das sind noch einige Prozente weniger. Natürlich sind aber die Preise beispielsweise im direkt hinter der Grenze gelegenen Lago Konstanz (Shoppingcenter) auch irgendwie gefühlt höher als sonst in Deutschland. Bei Standardartikeln wie Ortliebtaschen könnte sich das aber doch lohnen, wenn man die nicht sowieso online günstiger kauft.

Fotos gibt’s auch:

Wohnung gefunden, Zusage bekommen

Heute früh hätte ich fast meinen Termin um 08:00 zur Wohnungsbesichtigung im Bäckerweg 08 verschlafen. Gut, daß ich das vermieden habe, denn die Wohnung hat mir zugesagt, ich habe die Unterlagen ausgefüllt und zur Verwaltung geschickt und jetzt kam die Zusage, daß ich ab 01.06. die Wohnung habe. Wenn es klappt, kann ich auch ab nächster Woche schon rein. Die Entfernung zur Arbeit: 320m Luftlinie, also WLAN-Reichweite. Allerdings muß ich um das Privatgelände von Herrn Bühler drumherum, so daß der Weg etwas länger wird.

Übrigens hat das Firmengelände von Bühler sogar Bahnanschluß, wobei eine eingleisige Strecke vom Bahnhof Uzwil direkt auf einer Straßenfahrspur bis zum Gelände führt. Anfangs dachte ich, daß die Strecke stillgelegt sei, aber dem ist nicht so. Regelmäßig werden hier Container entlanggeführt. Die Streckensteigung und die Kurvenradien sind aber schon ziemlich extrem. Das Foto ist von der Dachterrasse am Arbeitsplatz entstanden, Blick auf die östliche Bahnhofstraße.

Stichwort Betreibungsauszug: das ist prinzipiell die Schweizer Schufa, nur hier als öffentliches Betreibungsamt. Die speichern, wenn man mal “betrieben” wurde, also Schulden aufgelaufen sind und die nicht bezahlt wurden, mit Inkasso etc. Der Vermieter verlangt hier üblicherweise diesen Betreibungsauszug, also habe ich mir den heute bei der Gemeinde geben lassen (17 CHF für einen lächerlichen leeren Datenbankauszug). Witzigerweise beinhaltet der ja nur 11 Tage, also vom Zuzug am 01.05. bis heute. Was das dem Vermieter nutzt, weiß ich nicht, aber bei einer Behörde könnte ich mir gut vorstellen, daß da das Papierkram zum Abheften einfach da sein muß. Der Doktortitel und mein Arbeitgeber dürften auch noch die Zusage beschleunigt haben.

Noch ‘ne Karte

Was das Geld angeht, geht’s hier echt schnell und es erscheint mir von den technischen Maßnahmen her sicherer als in Deutschland. Die PIN der Maestro-Karte ist sechsstellig, was den Suchraum gleich mal deutlich vergrößert. Man kann sie am Bankomaten selbst ändern (Nein, ich nehme nicht mein Geburtsdatum. Nein, auch nicht rückwärts.). Beim Einloggen ins E-Banking der SGKB gibt’s zusätzlich zu Benutzername/Paßwort noch bei jedem Login eine SMS aufs Handy, deren Code man eingeben muß. Allerdings gibt’s dann keine weiteren Sicherheitsmaßnahmen, wenn man eine Überweisung tätigen möchte, vermutlich nur bei größeren Summen (TAN/iTAN).

Zusätzlich gibt es noch einen Service E-Rechnung, an dem so gut wie alle Rechnungssteller teilnehmen. Wenn man also eine Rechnung beispielsweise von der Versicherung bekommt, stellt die Versicherung diese Rechnung gleich elektronisch in meinem E-Banking bereit, so daß ich nur noch überprüfen und freigeben muß. Praktisch. Bei SEPA-Überweisungen bin ich noch nicht ganz sicher, ob und wo die Gebühren anfallen. Bisher habe ich für Testüberweisungen kleiner Beträge noch nichts gezahlt und der Kurs war ungefähr der jeweilige Tageskurs CHF/EUR.

Nespresso-Maschinen überall

Bei verschiedenen Terminen auf dem Bühler-Gelände ist mir aufgefallen, daß in jeder Kaffeepausenecke eine Nespresso-Maschine herumsteht, mit einem entsprechenden Vorrat an Nespressokapseln. Bei uns in der Teeküche ebenfalls. Der Kaffee daraus scheint wohl wirklich gut zu sein und natürlich verdient Nestlé daran ein Heidengeld. Damit haben die tatsächlich eine Cash Cow gefunden, denn an den Kapseln oder den Pads verdienen sie sich dumm und dämlich, während die Maschinen recht günstig verkauft werden. Eigentlich ist das also dasselbe Geschäftsmodell wie mit den Druckern (günstig) und den Patronen/Tonern (teuer). Da bleibe ich doch schon aus Prinzip lieber beim Hantieren mit dem Kaffeepulver, wobei ein Espresso/Cappuccino am Tag sowieso nicht viel ist. Momentan mangels eigener Wohnung und eigener Kaffeemaschine sowieso eher Null.

Meine zweite Wohnungsbesichtigung war nichts Besonderes. Die Lage in der Oberen Waldhofstraße ist sehr ruhig. Prinzipiell ist das Gebäude das, was wohl in Deutschland ein Plattenbau wäre, aber eben in Hanglage und nur mit drei Geschossen, eher am Rand eines größeren Gebiets solcher Bauten. Direkt am Wald, Balkon mit teilweiser Aussicht, sehr ruhig. Wie das mit der Waschmaschine läuft, weiß ich jetzt auch: im Keller gibt es einen Wäscheraum mit zwei Maschinen (Miele ;-). Daneben hängt ein Waschplan, welcher Mieter an welchem Tag mit Waschen dran ist. Ganz einfach also und dafür gibt’s keine Maschinen in den Wohnungen, aber auch keine eigenen Maschinen der Mieter. Zwischen Arbeit und Wohnung lägen dann allerdings auch etliche Höhenmeter.

Die Eintrittskarte

Erstaunlich schnell ging die Bestellung und Lieferung des Halbtax-Abos der SBB. Halber Preis für nahezu alle Fahrten im öffentlichen Verkehr in der Schweiz (und in Liechtenstein). Das ist zwar nicht ganz so genial wie das GA, aber schon mal ein guter Anfang, um günstig rumzukommen. Eine transparente Plastikkarte in diesem Format hatte ich auch noch nie. Außerdem gilt das Halbtax auch in der 1. Klasse, im Gegensatz zu Deutschland, wo es ja die Bahncard 50 First gibt.

Jetzt auch krankenversichert

Mein Kollege hatte heute morgen im Zuge der Neukundenwerbung meine Daten an seine Krankenkasse weitergegeben, die mich ein paar Stunden später angerufen und gleich für heute 17:30 zum Vertragsabschluß einbestellt hat. Die Grundversicherung ist hier obligatorisch, wird allerdings zu 100% vom Versicherten bezahlt, ist trotzdem nicht gehaltsabhängig, sondern als Kopfpauschale angelegt. Sie ist hauptsächlich vom Wohnort des Versicherten abhängig und vermutlich vom Geburtsjahr, denn das sind die einzigen Parameter, die in die Berechnung einfließen. Außerdem ist man generell das, was man in Deutschland “privatversichert” nennt, bekommt also vom Arzt eine Rechnung, die man dann der Kasse einreicht. Im Sinne der Kostentransparenz und der Gleichbehandlung aller Versicherten finde ich das gut.

Dazu gibt es eine sogenannte Franchise (bitte französisch aussprechen, klingt auch viel besser als das englische “fräntscheiß”), was nichts anderes als eine Selbstbeteiligung ist, die über das Jahr zum Tragen kommt. Wenn man beispielweise eine Franchise von 1.000 CHF festgelegt hat, zahlt man alle Arztrechnungen, bis man in Summe diesen Betrag erreicht hat. Danach zahlt man nur noch von jeder Rechnung 10% bis zu einer maximalen Summe von weiteren 700 CHF. Also zahlt man einen ziemlich niedrigen Beitrag (bei mir etwa 400 CHF pro Monat) und hat dann unter Umständen das Risiko, im Jahr maximal 1.700 CHF zusätzlich noch zu zahlen. Die Franchise kann man weiter reduzieren, aber dann natürlich mit deutlich erhöhten Prämien, wie üblich in der Versicherungswirtschaft.

Im Prinzip ist die KV hier umgekehrt wie bei den Wahltarifen einiger deutscher Krankenversicherungen: dort zahlt man ganz normal seine Beiträge entsprechend dem gesetzlichen Beitragssatz, bekommt aber in bestimmten Tarifen bei Schadensfreiheit eine Rückerstattung. Die Vermittlerin bei der KV heute war ganz erstaunt, daß ich als neu Zugezogener genau wußte, was ich wollte und wie das System funktioniert. Daraufhin meinte ich nur “na, ich kann doch lesen”. Immerhin habe ich den Tonfall getroffen und verschmitzt gelächelt, das hätte auch nach hinten losgehen können. Jedenfalls ging es alles ganz fix, wie immer, wenn man nicht zur Beratung, sondern zum Vertragsabschluß mit allen Informationen kommt.

Übrigens habe ich vergessen, meinen Ankunftsartikel zu veröffentlichen. Den hatte ich seltsamerweise nur als Entwurf gespeichert.