Organspende-Artikel und NZZ, mal wieder

Momentan kocht gerade die Debatte um die Organspende hoch, auch in der Schweiz, gerade weil in Deutschland kürzlich Mißbrauchsfälle bzw. an Wartelisten vorbei vergebene Organe vorgekommen sind. Die Regelungen gleichen sich: sowohl Deutschland als auch die Schweiz haben opt-in, also muß man sich ausdrücklich zur Organspende bekennen und ist ansonsten kein Spender. Meinen ausgefüllten Organspendeausweis trage ich jedenfalls ständig mit mir herum, denn was nach dem Tod passiert, ist mir herzlich (sic!) egal. Es wäre nur schade, wenn da der monetäre Aspekt statt des altruistischen in den Vordergrund träte. Die Wahrscheinlichkeit, zum Organspender zu werden, habe ich aber mit dem Motorradverkauf 2008 deutlich reduziert, denn Kinder ohne Papa sind doof. Blut spenden gehe ich ja außerdem auch nicht wegen des Geldes (wenn es überhaupt welches gibt), sondern weil es mich nicht stört (auch wenn die dicke Kanüle immer wieder Überwindung kostet), ich noch Blutuntersuchungen gratis dazu bekomme und mein Blutdruck damit automatisch vier- bis sechsmal im Jahr gemessen wird und ich meistens noch nette Leute kennenlerne.

Der eigentliche Aufhänger für diesen Beitrag ist allerdings der NZZ-Artikel vom Dienstag gewesen: Nicht wirklich auf Herz und Nieren geprüft. Dabei geht’s mir auch weniger um den Inhalt, sondern mehr um diesen Satz:

Dilemmata kann man bei der Organspende nie umgehen, trotz der ostentativen Vermeidung alles Merkantilen.

So muß Deutsch klingen, auch wenn’s Fremdwörter hat, die ich lange nicht mehr in einer Tageszeitung gesehen habe! Ich mußte den Satz echt zweimal lesen, nicht weil ich ihn nicht verstanden hätte, sondern weil ich einfach nur baff war, das im Politik- und International-Teil zu lesen (nicht im Feuilleton!). Ein Grund mehr für die NZZ, die damit gleich gute Laune am frühen Morgen verbreitet 🙂

Es scheint auch ähnliche Leser wie mich zu geben, denn gestern erschien folgender Leserbrief zu einem Artikel vom 30.07.2012: Mozarts «Zauberflöte» mit Nikolaus Harnoncourt als Eröffnungspremiere in Salzburg:

Papagenos Apostroph

Zur Besprechung von Mozarts «Zauberflöte» an den Salzburger Festspielen (NZZ 30. 7. 12) hat die NZZ ein Bild abgedruckt von Papageno neben einem Lieferwagen, der die gut sichtbare Aufschrift trägt: «Papageno’s Singvögel Delikatessen». Dieser Regie-Einfall mag ja ein Gag eigener Sorte und speziellen Geschmacks sein. Und möglicherweise wurde beim Wort «Papageno’s» ein eher metaphorisch gedachter sogenannter Deppenapostroph verwendet, was aber meiner Meinung nach nun doch etwas zu weit ginge.

Wohl ist Papageno bekanntlich nicht gerade der Allergebildetste, aber derart apostrophierend blossstellen hätte man ihn ja schon aus generalpräventiven Gründen nicht müssen. Ich meine damit die irritierende Wirkung auf unsere Jugend, welche immer weniger zwischen englischem Genitiv-Apostroph und unserer (mit ganz wenigen Ausnahmen) gänzlich ohne Apostroph auskommenden Regelung unterscheiden kann. Wären deshalb die Salzburger Festspieler nicht besser beim «apostrophenlosen», aber trotzdem allgemein verständlichen «Papagenos Singvögel usw.» geblieben?

Dafür gab es heute auch den ersten Tippfehler im Artikel “Militäretat kommt glimpflich davon” (NZZ 09.08.2012, Seite 6):

Zwar sind im Zuge der Sparmassnahmen auch deren Gehälter gekürzt wurden.

Irgendwie macht es bei mir immer pling beim (noch nicht mal aktiven) Lesen, so als ob da ein Fehler in der Matrix wäre. Das kann nervig sein, denn sogar doppelte Leerzeichen fallen mir da störend auf.

Last.fm nicht mehr gratis :-(

Als vor drei Jahren die Ankündigung von last.fm kam, daß der Streaming-Radio-Dienst außerhalb USA, UK und Deutschland kostenpflichtig würde, kam mir nie in den Sinn, daß mich das ja mal treffen könnte. Aber die merken doch tatsächlich, daß ich mich nicht im deutschen Adreßbereich befinde und dementsprechend bekomme ich die Meldung, daß meine kostenlose Probephase abgelaufen sei. Technisch kein Wunder, aber zumindest weiß ich jetzt, warum. Da muß ich mir wohl was Neues suchen, zum Beispiel Jango.

Vorhänge gratis :-)

Bühler bietet hier ganz offensichtlich die Rundum-Kostenlosversorgung an. Heute standen im Eingangsbereich unseres Gebäudes zwei große Kisten mit Kleidung, Kleinkram, Werbematerial und weiterem Krimskrams herum, zum Gratis-Mitnehmen. Nach einigem Wühlen habe ich mehrere Kilogramm feinsten Stoff zutage gefördert, den ich prima für Vorhänge verwenden kann. Den hätte ich zwar hier am Ort auch im Laden kaufen können, aber wenn ich den gratis bekomme, nehme ich den doch mit. Da kann ich das noch zu kaufende Kinder-Doppelstockbett später besser in eine Höhle verwandeln oder wahlweise einen Tunnel draus bauen.

Jetzt heißt es Nähmaschine frei!, Vorhanghaken habe ich auch noch genügend.

Ferienhausfrage

Es sind die kleinen Details, die das Leben angenehm machen oder mich zum Lachen bringen: als ich vor einigen Tagen den Online-Zugang für die Umsatzdaten meiner Kreditkarte anlegen wollte, mußte ich außer einem Paßwort auch noch mehrere Sicherheitsfragen und deren Antworten eingeben, für den Fall, daß ich mein Paßwort vergessen sollte. Die Sicherheitsfragen waren aus einer Liste von etwa zehn Fragen auszuwählen. Neben den üblichen wie “Mädchenname der Mutter” oder “Erster Freund / erste Freundin” gab es da auch folgende: In welchem Ort steht Ihr Ferienhaus? Das ist mir in Deutschland noch nie als Frage vorgeschlagen worden und das ist schon ein Indiz für den bescheidenen Reichtum hier 🙂

Entsprechend den Empfehlungen von Bruce Schneier tippe ich da sowieso irgendwelchen zufälligen Müll ein, denn sonst ist mein absolut hochsicher gewähltes Paßwort durch ein deutlich leichter zu knackendes System ersetzt und kann mit viel weniger Aufwand und höherer Treffsicherheit in weniger Versuchen umgangen werden. Wenn ich das Paßwort vergesse, rufe ich halt bei der Bank oder wo auch immer an. Das ist zwar dann etwas unpraktisch, aber deutlich sicherer als die “Sicherheitsfrage”, deren Antworten viel einfacher zu erraten sind als das eigentliche Paßwort.

Val Lumnezia

Nachdem meine Eltern am sehr späten Freitagabend die lange Anfahrt hinter sich gebracht hatten, ging es nach Schlaf und Frühstück weiter ins einwöchige Feriendomizil im Val Lumnezia (sehr nahe bei Cache GC3R544). Das Wetter war sehr abwechslungsreich, aber etwa ab Chur wurde es sehr wechselhaft und eigentlich eher feucht, was sich dann auch am Sonntagvormittag weiter bestätigte. Am Sonntagmittag bin ich dann ab Ilanz wieder mit der Rhätischen Bahn und der SBB zurückgefahren, unter anderem direkt durch die Rheinschlucht (Google Images). Die Schönheit des Val Lumnezia war aber auch bei diesem Wetter klar. Der Badesee direkt beim Ferienhaus bietet sich auch bei besserem Wetter an, mit oder ohne Kinder. Bei der Rückfahrt wurde es spätestens ab Altstätten wieder sonnig und deutlich wärmer. Und ich hasse inzwischen das Papierformat der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die ist einfach nur extrem unpraktisch, eigentlich sogar für zu Hause, wenn man einmal das deutlich handlichere Format der NZZ in den Händen hatte. Inhaltlich sind aber beide prima, gerade auch im Vergleich der unterschiedlichen Standpunkte.

Zufall oder nicht?

Wenn’s um Daten und Marketing geht, glaube ich ausbildungsbedingt gar nicht mehr an Zufälle. Gerade eben habe ich zum wiederholten Mal eine Reiseverbindung 1.Klasse mit dem Nachtzug rausgesucht, aber nicht gebucht, wohl aber meinen Bahn-Account genutzt. Passenderweise kam ein paar wenige Minuten später ein 10-EUR-Gutschein für eine Buchung in der 1.Klasse in meine Mailbox geflattert, den ich auch noch prima nutzen kann. Rein technisch ist das ja auch sehr einfach umzusetzen: gucken, was der Kunde in der Vergangenheit an Verbindungen geplant und/oder gebucht hat, und wenn er nach irgendwelchen Kriterien “lohnend” erscheint oder es wahrscheinlich ist, daß er statt 2.Klasse 1.Klasse fahren könnte, dann lockt man ihn halt mit einem Gutschein. Da ich sowieso gebucht hätte, ist das zwar nur eine mitgenommene Subvention (wie das eben bei Subventionen so passiert), aber das weiß ja da keiner.

Noch ein Panorama

Diesmal in voller Auflösung, Reinzoomen lohnt sich. Es ist zwar etwas diesig im Hintergrund, aber der Bodensee dürfte zu erkennen sein, ebenfalls Friedrichshafen am anderen Bodenseeufer (hey, dieses Wort hat genausoviele Vokale wie Konsonanten). Die größeren Gebäude und Hochhäuser leicht links neben der Bildmitte gehören alle zum Fabrikgelände von Bühler. Ungefähr auf der Trennlinie zwischen den linken beiden Dritteln und dem rechten Drittel dürfte St. Gallen liegen, auch wenn ich mir da nicht ganz sicher bin. Hinter mir liegt der Weiler Eppenberg (auf der wikipedia-Seite gibt’s auch ein ähnliches Panorama) und das entsprechende Restaurant ist auch im Rücken.

Nationalfeiertag

Ich bin immer durcheinandergekommen, ob denn jetzt die Schweizer Flagge ein weißes Kreuz auf rotem Grund oder umgekehrt ist. Dabei weiß ich ja genau, daß sie umgekehrt zum Logo des Roten Kreuzes ist und bei dem steckt ja die Farbe im Namen. Tststs, da braucht man eigentlich keine Eselsbrücke. Letzteres heißt auf Französisch übrigens truc mnémotechnique, das hatten wir neulich im Kurs.

Heute ist jedenfalls der Bundesfeiertag, der auch bundeseinheitlich gefeiert wird, während die meisten anderen Feiertage kantonsabhängig begangen werden. Gestern und schon am Wochenende wurden in der Nachbarschaft die Fahnenmasten geputzt und die Flaggen gewaschen, damit sie heute rausgehängt werden können, wenn sie nicht sowieso ganzjährig draußen sind. Die Jungs haben sich dementsprechend bei Alexandra gleich mit einer entsprechenden Schweizer Grünpflanze für die kulinarische Aufmerksamkeit bedankt und haben selbst einen Enzian im passenden Topf mit nach Hause gebracht. Leckererweise gibt’s auch noch die 1.-August-Weggen in/für groß und klein. Auf vielen Bauernhöfen gibt’s Brunch (sprich ungefähr: brön(t)sch) und Feuerwerk wurde auch überall verkauft. Ist zwar komisch, daß es im Hochsommer Feuerwerk und Böller gibt, aber das kenn ich ja schon aus Australien. Ich bin zwar kein Schweizer, aber das gefällt mir alles prima, überall stecken Schweizer Fähnchen drin.


Hier noch ein interessanter Kommentar aus der NZZ zur Mehrsprachigkeit der Schweiz (offiziell, inoffiziell, gefühlt): http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/christophe-buechi-1.17423224. Ich bin mir auch nicht sicher, ob jetzt die FAZ von der NZZ oder umgekehrt abgeguckt hat, denn der NZZ-Werbespruch “Lektüre für beide Gehirnhälften” erinnert mich doch stark an “Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.” (FAZ). Jedenfalls paßt die NZZ prima zu meinen Ansprüchen, gerade weil ich bei ihrer Lektüre nicht abschalten kann.

Bike-Marathon in der Urlaubszeit

In gut zwei Wochen wird der Stöckli Bike-Marathon Wil stattfinden. 48km, 1400 Höhenmeter, und ich fahre ganz gemütlich mit. Angemeldet bin ich zumindest, und solange ich nicht als Letzter (aber dafür mit Licht, Rohloff und Schutzblechen) ins Ziel komme, geht das in Ordnung.

Der morgige Schweizer Bundesfeiertag wirft auch schon seine Schatten voraus:

Aussicht Wil

Eine kleine Höhenmetersammelrunde, ein paar Täler, Nebenstraßen und 1mm verbremste Bremsbeläge später war ich wieder am Bahnhof Uzwil und habe den mal von der anderen Seite begutachtet. Ab und zu, wenn der Wind günstig steht, kann ich ja sogar die Ansage für die Züge hören, obwohl die nun wirklich nicht laut ist. Das Perron geht auch fast bis auf Höhe der Bühler-Tankstelle, die wiederum fast im Bäckerweg steht. Links im Bild ist der Familienwagen der SBB, die virtuelle Tour mit der Rutsche drin gibt’s auch. In der Bildmitte das Haus, in dem ich wohne.

Vom Geocache GC2RD09 gab’s auch noch ein bißchen Aussicht, aber es sieht trotzdem eher nach Regen aus. Perfekt zum Radfahren. Man sieht: die Nachbarstadt Wil, wie auch hier schon im Detail gezeigt.