Weitere gut 400km später bin ich schon in einer der grösseren Städte im Osten von Island angelangt und campiere zwischen Egilsstadir und Seydisfjördur. In letzterer Hafenstadt kommen die PKW-Fähren von den Färöer-Inseln an. Der Schnee ist auch verschwunden, nur kalt ist es jetzt immer noch. Die Strecke von heute: 403km.
Die Autoelektronik spinnt zunehmends herum. Manchmal zeigt das Thermometer was an, manchmal nicht. Manchmal zeigt die Kilometeranzeige was an, manchmal nicht. Manchmal fängt es beim Bremsen an zu blinken, meistens nicht. Das vordere rechte Radlager hört sich auch ziemlich polterig an. Aber es fährt und heizt, das ist das wichtigste.
Der Morgen begann recht frostig, in der Nähe hatte sich ein weiterer Van von GO Campers postiert, dieser aber mit Standheizung. Die Nacht war sternenklar und wie gewohnt bei etwa -8°C, was aber nicht kalt genug war, um die Luftfeuchtigkeit innen an den Scheiben gefrieren zu lassen. Wegen mangelnder Fotoausrüstung habe ich auch die Eishöhlen ausfallen lassen, was sich sonst wohl angeboten hätte. Die gletscherblauen Eiswürfel hatte ich dann später auch so vor der Nase herumschwimmen. Wenn man jetzt noch wüsste, wie die beim Trabant die gletscherblaue Farbe hinbekommen haben, ohne einen entsprechenden Gletscher im Land…
Kein Schnee mehr, nur kalt und unwirtlich. Das Wandern wird durch die Temperaturen auch gehörig vermiest. Längere Touren wären zwar okay, aber ich müsste ja immer wieder zum Auto zurück. Also mache ich lieber Geocaches und lerne noch was über Vulkanismus und Zeolithe zum Beispiel.
Die Preise an der Zapfsäule und im Supermarkt finde ich immer noch recht günstig. Allerdings ist mir beim Nachrechnen aufgefallen, dass ich für ein Stück Schokokuchen und einen Cappuccino an den Gullfoss-Wasserfällen knapp 15 Franken gelöhnt habe und das ist dann doch happig. Bei Starbucks in Zürich krieg ich für das Geld einen Cappuccino und sogar zwei Stück Schokokuchen. Grad so.
Die Tageszeit sollte hier bestimmt noch um eine weitere Stunde verschoben werden, die Sonne steht etwa gegen 14 Uhr im Zenit, was sich etwas seltsam anfühlt. Aber das ist ja eh Definitions- und dann Gewöhnungssache. Wir könnten ja auch alle nach UTC leben statt nach Lokalzeit.
36% Fett in dem Milcherzeugnis. Von der Konsistenz wie Mascarpone, vom Geschmack wie Créme Fraîche und ansonsten wie norwegisches Rømme.
Die Geröllhalden, die da von den Bergen runterrieseln, sind schon beeindruckend. Kein Wunder, dass die Ringstrasse ab und zu mal dicht ist von diesen Naturgewalten.
Dieser Ort wurde mir von GO Campers empfohlen. Hat 370 Einwohner und einen Geocache 15m hinter mir. War früher auch Ausguck der Briten aufs östliche Meer vor Island.
Hier sollten sich irgendwelche erosiv entstandenen Löcher (Kettles) im Boden finden, aber ich hab nichts gefunden. Dann halt kein Geocache zu diesem Thema. Ich war zum Fotografieren eh schon hinter der Absperrung.
Es wird wieder kälter und verschneiter. Die Berge tragen hier schwarz-weiss-Zebrastreifen.
Auf der menschenleeren Fahrt ist mir das Abendessen eingefallen: Käsefondue, im Auto gekocht. Die zwei Supermärkte in Egilsstadir hab ich nach den Zutaten abgeklappert und bin im Bonus sogar beim Maizena fündig geworden. Alkohol scheint es hier auch nur in kontrollierten Läden und nicht im Supermarkt zu geben, also hab ich Apfelsaft genommen, Möhl gibt’s ja hier nicht. Dass man nicht im geschlossenen Fahrzeug kochen sollte, ist mir auch klar. Aber bei -12°C draussen hab ich keine Lust, mir da irgendwas abzufrieren, nur um Stil- und Sicherheitsnoten einzuheimsen. Also Gaskocher auf dem Beifahrersitz aufgebaut, Lüftung an, Fenster auf, fertig. Bei dem Wetter gehört sich einfach Käsefondue. Ich hab noch massiv Knoblauch übrig, wieso ist der eigentlich immer so billig?